Knittelverse am Langen Fluss

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

In der Nacht hat es ausgiebig geregnet und es wurde eine passende Kulisse für unsere Wanderung durch die Tigersprungschlucht geschaffen – unten wälzt der Yangzi seine braune Fluten durch das Tal und oben hüllen sich die Fünftausender in dramatische Wolkengebilde.
Wir starten etwas spät und unkoordiniert und sind vor allem froh, dass der Regen doch noch aufgehört hat. Schnell lassen wir die Masse der Touristen am Eingang hinter uns und verschwinden bergaufwärts. „Der Chinese an sich“, wie unser Pensionär Frank zu sagen pflegt, „hat es ja nicht so mit dem Wandern“. Auch deshalb ist der obere Pfad durch die Schlucht eine feine Sache, für die es sich ein wenig Schweiß vergießen lohnt. Keine Betonwege, keine Souvenirstände, keine Megaphone, dafür ein paar Mütterchen am Wege, die Obst verkaufen, um die Toilette mit der besten Aussicht wetteifern und auch das eine oder andere Tütchen Gras in petto haben.
Das braucht man aber gar nicht – um high zu werden genügt eigentlich auch schon die Aussicht. Entsprechend gut ist auch die Stimmung unterwegs und es wird fleißig gesungen. Deutsches Liedgut hallt von den Talwänden wider und an besonders erhabenen Passagen wird auch heute wieder nach Kräften aus dem Faust rezitiert. Schließlich breitet Frank auch noch seine botanischen Kenntnisse vor uns aus, so dass wir der Fülle an Eindrücken kaum noch Herr zu werden vermögen und uns böse verbummeln. Erst kurz vor Einbruch der Dämmerung und kurz nach Beginn des nächsten Regens erreichen wir unsere Unterkunft am anderen Ende der Schlucht, so dass wir gar nicht mehr anständig auf der Terrasse relaxen können.


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