Fish and Schnäps

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Von Kunming über den Steinwald nach Chengjiang an den Fuxian See, knapp 170 Bus-Kilometer, Wetter: warm, trocken, diesig

Nach dem Frühstück bringt uns unser Fahrer (heute sind wir noch ein letztes Mal motorisiert unterwegs) in den Steinwald knapp 60 km östlich von Kunming. In langen Errosionsprozessen haben sich hier scharfkantige und tiefe Karstformationen gebildet. Auf gepflasterten Wegen quetschen wir uns durch gerade schulterbreite Felsspalten, steigen steile Treppen auf und ab und entfernen uns Schritt für Schritt von den Touristenmassen die den Eingangsbereich in Beschlag nehmen. Kurze Zeit später sind wir fast alleine in dem weitläufigen Felsenlabyrinth unterwegs. Zwischen den bizarren Formationen weisen Hinweisschilder immer wieder auf mehr, weniger oder auch gar nicht erkennbare Tierfiguren hin, die die Erosion in den Felsen hinterlassen hat. Nicht alle sind so klar auszumachen, wie zum Beispiel die Silhouette eines Elefanten, aber die Formationen und die ganze Stimmung im Steinwald regen die Fantasie an. Unser Fazit trotz der saftigen Eintrittspreise: ein absolut sehenswertes Naturwunder!

Nach der Besichtigung fahren wir nach Chengjiang an den Fuxianhu, wo morgen dann endgültig unsere Radtour beginnt. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, machen wir einen Abstecher ans naheliegende Seeufer. Wir beobachten kurz einige Freizeitangler in der Abenddämmerung. Das diesige Wetter und die Uferanlage, die ihre besten Tage hinter sich hat, enttäuschen uns aber etwas und wir ziehen weiter auf der Suche nach einem Restaurant. Herr Chen, unser Fahrer hat mir auf der Fahrt hierher Tongguo Yü (was soviel heißt wie Kupfertopffisch), eine lokale Spezialität empfohlen, für die die Kunminger Bevölkerung an Wochenenden schon einmal die knapp 60 Kilometer lange Anreise in Kauf nimmt. Wir haben es nicht mehr ganz so weit und werden an einer Kreuzung in der Nähe des Hotels fündig. Ein kleines Grüppchen Chinesen bekommt grade einen Fischtopf vorbereitet. Das Ganze ähnelt im Grunde dem berühmten Feuertopf der Sezchuan-Küche. Also eine Art Fondue mit einer scharfen, prickelnd-betäubenden (das schafft die Kombination aus Chillies und Szechuanpfeffer) tiefroten Brühe. Anblick und Geruch überzeugen, sodass Klaus und Udo gleich in die Küche abkommandiert werden um uns einen Fisch aus dem Bassin auszusuchen. Gekonnt zerlegt der Chef des Hauses den zweieinhalb Pfünder und wir schauen gespannt zu, wie aus verschiedensten Zutaten eine Brühe entsteht, in der dann der Fisch und später verschiedene Gemüsesorten landen.

Das Problem mit allen Feuertöpfen ist, dass sie zum einen unheimlich gut schmecken, aber gleichzeitig auch ungeheuer scharf sind. Wir finden uns also bald in einem Dilemma wieder aus dem, wie so häufig wenn es Feuertopf gibt, nur kühles Bier heraushilft. Und Schnaps, denkt sich Bernd, als er die in großen Behältern aufgereihten Aufgesetzten des Restaurantbesitzers ausmacht. Gemeinsam mit dem Chef des Hauses hat er sich schnell einmal durch das Angebot genippt und kehrt mit einem besonderen Schmankerl an unseren Tisch zurück. Insgesamt ein Feuer-/Kupfer-/was auch immer –Topf Abend aus dem Lehrbuch – hoffentlich ohne Folgen für die ersten knapp 90 Kilometer unserer Radtour, die morgen auf uns warten…

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