Goldene Woche, Tag 5

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Freizeit in Dali, Transfer nach Kunming

Diese Feiertagswoche schafft uns, wir sind genervt. Am 1. Oktober, dem chinesischen Nationalfeiertag, startet eine Woche Urlaub für alle (die nicht im Dienstleistungssektor tätig sind). Das ganze Land ist unterwegs, die Städte sind überfüllt, auf den Straßen herrscht das reine Chaos. Einkaufen, durch die Fußgängerzone quetschen, mit dem Bus fahren, alles dauert mindestens doppelt so lange wie übich. Wir sind schon geübt im Warten, aber irgendwann reicht es.

Der Tag in Dali fing ganz verheißungsvoll an, mit einem Regenbogen. Bis ein Uhr war Freizeit angesagt. Die meisten haben einen Bummel über den lokalen Markt unternommen, der von Hühnerkralle bis gerupftem Huhn alles hergibt, was man an den Feiertagen brauchen könnte. Dem Shoppingwahn (unendlich viele kleine Geschäfte mit unendlich vielem Krimskrams – wovon ich keine Bilder gemacht habe) hatten wir uns schon in Lijiang hingegeben und waren diesmal immun.

Ein Uhr, unser Abholer zum Busbahnhof steht im Stau. Kein Wunder, denn wer ein teures Auto fährt, hat anschienend auch die Lizenz zum Anhalten, Ausladen, Parken und Schwatzen auch noch in der engsten Gasse dazu gekauft. Manch ein „Sonntagsfahrer“ hat vielleicht im Gewühl die Übersicht und Nerven verloren und muss sich erst einmal erholen. Das gilt für die Innenstädte genauso wie für Landstraßen und Autobahnauf- und abfahrten… In diesem Jahr sind so viele private PKW unterwegs wie nie zuvor, und in gleichem Maße ist die Zahl der Unfälle und liegengebliebenen Autos gestiegen. Die Frage nach Parkplätzen, der Feinstaubbelastung, dem Energieverbrauch und der Personensicherheit etc. bereitet sicherlich einigen Planern Kopfzerbrechen. Ich staune auch, wieviele Polizisten das Land auftreiben kann, denn gefühlt an jeder Kreuzung versucht ein trillerpfeifender Uniformierter, Herr bzw. Frau der Verkehrslage zu werden. Ohne diesen Einsatz wären wir wohl immernoch irgendwo zwischen Dali und Kunming.

Wir erreichen den Busbahnhof nur wenige Minuten nach der regulären Abfahrt, der Bus hat aber auf uns gewartet. Für die knappen 400 km in die Provinzhauptstadt haben wir heute über acht Stunden gebraucht – was noch ganz akzeptabel war, denn einige Tage zuvor sollen die Reisenden elf Stunden und länger gebraucht haben.

Rastplatz, ich steige aus dem Bus und zucke zusammen. Zwanzig Zentimeter vor meinem Gesicht verkündet ein Megafon, wo die Toiletten sind und dass jeder Bus maximal zwanzig Minuten Parkenzeit hat… ein Ritual, das bei jedem ankommenden Fahrzeug mit gleichbleibender Lautstärke wiederholt wird, bis alle Passagiere ausgestiegen sind. Man könnte noch die eine oder andere Szene der Goldenen Woche beschreiben. Letztendlich sind wir alle zwar hundemüde und genervt, aber wohlbehalten in Kunming angekommen.

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