Kleine Goldfische im Haifischbecken

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Fähre nach Hongkong. Stadtspaziergang. Wetter wieder besser.

Mit der Fähre verließen wir heute „das eigentliche China“ und reisten ein nach Hongkong. Die Ausreise gestaltete sich bürokratisch, wie man es von China gewohnt ist: „Bitte hier warten…“ „Bitte Koffer hier hinstellen…“ „Bitte anstellen…“ „Bitte einen Moment noch…“ „Bitte nicht weggehen…“. Und alles völlig unnötig. Denn außer uns waren nur ca. 20 weitere Passagiere hier, die in das „westliche China“ wollten. Aber es soll ja alles seine Ordnung haben. Nach einem kurzen Sitzstreik von mir ging es dann aber bald los. Wir düsten mit ca. 60 km/h aus dem Delta des Perlflusses in Richtung chinesischem Meer. Nach etwa 2 Stunden kamen die ersten Hochhäuser in den Blick und wir konnten in Kowloon (Neun-Drachen) an Land gehen.

Eigentlich sind wir nach unseren Stationen auf dieser Tour ja lange keine Landeier mehr: Shanghai, Xiamen, Guangzhou. Man sollte meinen wir sind mittlerweile Großstädte gewohnt. Auch wenn Hongkong weniger Einwohner als all die aufgezählten Städte hat ist man einfach nicht vorbereitet auf die Hochhausschluchten von Hongkong Central. Zugegeben hatte ich mich ein wenig verloren gefühlt hier. Man verliert ein wenig die Orientierung, wenn der Horizont nur der kleine Himmelsschlitz hunderte von Metern über einem ist. Ich bin ja in Bangkok aufgewachsen und fühle mich in der einzigen thailändischen Metropole ganz wohl. Allerdings kommt das nur durch jahrelanges Kennenlernen, das Nachvollziehen und Akzeptieren der Ecken und Kanten. Bei jedem Besuch fühle ich mich aufs Neue verloren und brauche meist 2-3 Tage bis man sich wieder als ein funktionierendes Teil dieses riesen Stadtsystems fühlt. Hongkong ist quasi die Essenz der Urbanität. So haben sich die Science-Fiction Autoren der 50er das Leben im 21. Jahrhundert vorgestellt. Ein Mix aus architektonisch feuchten Träumen und Städteplaners Nachtmare… Dazwischen verstecken sich vereinzelt noch alte Kolonialgebäude, die an anderer Stelle geradezu pompös wirken würden, in Hongkong aber zu kleinen Puppenhäusern reduziert werden.

Der Plan war, dass wir uns das nächtliche Lichtermeer vom allüberschauenden Peak anschauen wollten. Nur hatten wir doch ein wenig Panik, als wir die Schlange für die Bergbahn sahen. Wenn wir heute noch hoch wollen würden, müssten wir wohl auf das Abendessen verzichten. Vermutlich wäre es nicht ganz so schlimm gewesen. Aber auf ein 1-2 stündiges Anstellen hatte ich mich nicht eingestellt. So fuhren wir mit der berühmten Star-Ferry auf das Festland zurück und betrachteten das Lichtermeer von der Uferpromenade aus.

Auch Abendessen ist als eine große Gruppe in Hongkong nicht ganz einfach. Die meisten Restaurants beschränken sich auf Grund der hohen Mieten, anders als in Festland-China, auf das Erdgeschoss. Und da war leider selten für uns alle Platz. Aber das ist ja immer noch Hongkong Kowloon hier. Letztendlich dreht sich hier alles ums Essen… Irgendwann findet man schon irgendwas.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentare sind geschlossen.