Radeln mit Tiefdruck

Südlich der Wolken, vom 02. bis 23.07.2016

Zwei Tage bei (fast) perfektem Radelwetter von Shigu nach Shaxi

Zwanzig Jahre machen wir die Tour „Südlich der Wolken“ inzwischen. Für mich ist es das fünfte Mal, dass ich die Tour als Reiseleiter begleite. Die ersten zwei Mal noch auf der ursprünglichen Route, von Dali um den Erhai, weiter nach Binchuan, zum Hühnerfußberg, nach Xiangyun und dann über Weishan zurück nach Dali. Modderstraßen, Kopfsteinpflaster und heruntergekommene Hotels. Yunnan war tiefste Provinz, und die Infrastruktur, vor allem die touristische, steckte noch in den Kinderschuhen. Heute ist Yunnan die Sommerdestination für erholungssüchtige Chinesen, wir rollen meist auf Flüsterasphalt und die Hotels sind nicht nur sauber, sondern schick, in der Regel im lokalen Stil.

Auf dem Weg nach Shigu sind wir an der neugebauten Autobahn nach Lijiang vorbei gefahren. Heute begleitet sie uns noch ein Stück, während wir fast autofrei auf der alten Straße radeln.

Vorher haben wir aber noch der Gedenkstätte für die geglückte Überquerung des Yangzi durch die kommunistischen Truppen auf dem langen Marsch die Aufwartung gemacht.

Dazu spielt die Naxi-Musik, ein Stück nach dem anderen, eins so gleich wie das nächste. Aber irgendwie originell.

Angekommen in Jianchuan, unserer Übernachtungsstation entdecken wir ein nettes Straßenrestaurant.

Der Chef scheint sympathisch und schlägt mir nach der Bestellung neckisch mit dem Rechnungsblock auf den Arsch. Scheint schwul zu sein, sage ich der Gruppe. Als er dann Martin auf seinem Handy das Bild eines erigierten Penis zeigt, ist die Sache klar. Mitten in der Schwulenszene gelandet. In einer traditionellen chinesischen Kleinstadt. Eberhard bemerkt später spasshalber, dass er schon ein wenig enttäuscht sei, dass er als einziger Mann der Gruppe nicht angemacht wurde.

Zum Abschluss des Tages plündern wir dann den lokalen Super-Supermarkt und stoßen auf ein paar interessante Plakate.

Der nächste Tag beginnt dann mit einer strammen Nudelsuppe, die beste der Tour, und dann schaffen wir es sogar, mit den Rädern den Steinschatzberg, eine Ansammlung buddhistischer Höhlenklöster, zu besichtigen. Angenehm erschöpft erreichen wir dann Shaxi, kuscheln uns die das wie immer äußerst gemütliche Hotel Laomadian ein und genießen die Ruhe dieser alten historischen Residenz.

Nur mich sticht bei meinem abendlichen Spaziergang der Hafer und ich gerate in eine kleine Adhoc-Party.

Ach ja, der Blogtitel: Drei Platten in zwei Tagen, alles Vorderrad, und auf dem Schlussabschnitt nach Shaxi sinnflutartiger Regen, der uns in Begleitfahrzeug trieb.

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