Nachholbedarf

Das Blaue China, 16.10. bis 07.11.2016

Stadtbesichtigung in Hangzhou per Rad bei bewölktem Himmel und etwa 18°C

So reizend unser Hotel in Hangzhou auch ist, so lieblos ist das Frühstück. Es gibt Mantou (gedämpfte Brötchen), Reissuppe und Eier. Das war uns etwas zu öde. Denn wir sind verwöhnt und wollen es bleiben. Also fuhren wir mit den Rädern in Richtung Stadt auf der Suche nach etwas besserem.

Auf dem Weg zum Frühstück ist es dann passiert: Unsere erste Panne. Bisher lief alles so glatt – nicht mal ein Platten – dass es fast schon unheimlich war. Irgendwie musste ja noch etwas passieren, wir hatten quasi Nachholbedarf. Bei Renates Fahrrad blockierte das Hinterrad und die Kette ließ sich nicht mehr richtig drehen. Grund war ein Kettenanriss. Wir setzten ein Kettenschloss ein und das Rad lief wieder. Dafür hatten wir uns nun aber ein Premium-Frühstück verdient. Wenige Minuten später fanden wir es auch. Ein kleines Café direkt am Westsee, das einen prima Kaffee macht und dazu ein paar leckere Frühstückssnacks.

Von dort war es dann nicht mehr weit zu den Bootsanlegern für die Schifffahrt auf die Insel mit den vier Binnenseen. Diese Insel ist eine sehr schön gestaltete Parkanlage mit den vier Seen in ihrer Mitte, die flächenmäßig den größten Teil der Insel ausmachen. Wir spazierten einmal drum herum und bewunderten dabei die drei kleinen Pagoden, die neben der Insel im See stehen, denn die sind das Wahrzeichen des Sees und von Hangzhou. Der Westsee ist in ganz China bekannt für seine anmutigen Szenerien und ist sogar mehrfach kopiert worden. Angeblich gibt es in China mittlerweile 36 Westseen. Bereits in der Song-Zeit 960 – 1279 war Hangzhou als eine Art Kurort für die Schönen und Reichen des Chinesischen Reiches bekannt. Und das alles wegen des Westsees.

2002 habe ich einmal hier an der Hangzhouer Universität ein halbes Jahr unterrichtet. Zu jener Zeit hatte ich direkt gegenüber der Uni einen Lieblings-Maultaschen Laden. Da der sowieso in der Richtung unseres nächsten Zieles lag, fuhren wir mal dort vorbei um zu sehen, ob es den Laden noch gibt. Es gab ihn und die Jiaozi schmeckten so lecker wie eh und je. Der Chef erinnerte sich sogar angeblich noch an mich. Aber das war sicher nur die chinesische Höflichkeit.

Die Jiaozi gaben uns genug Kraft für die weitere Strecke, denn nun ging es in die umliegenden Berge zum Drachenbrunnen Dorf, dem Chinas berühmtester Tee, der Longjing Tee, seinen Namen verdankt. Die Fahrt dort hin geht überwiegend bergauf, aber zur Entschädigung für die Anstrengungen durch sehr grüne und schöne Landschaft. Kurz bevor wir das Drachenbrunnen Dorf erreichten, passierte es schon wieder: Eine Panne. Und zwar am gleichen Rad wir am Morgen. Nur, dass der Schaden diesmal irreparabel war, zumindest für uns unterwegs. Das Schaltauge war gebrochen und das Schaltwerk hin in den Speichen verkeilt. Es half nichts, wir mussten ein Taxi rufen und das Rad samt Fahrer zum Radladen bringen lassen. Eigentlich war es ja Renates Fahrrad, aber Joachim erklärte sich bereit mit dem Taxi zum Radladen zu fahren. Wir anderen radelten dann mit den verbliebenen Rädern ebenfalls zum Radladen. Das war also das abrupte Ende unseres heutigen Radausfluges. Glücklicherweise waren wir sowieso fast durch und wären von hier aus sowieso zum Radladen geradelt. Von Hangzhou aus werden die Räder wieder in unserer Lager nach Kunming geschickt. In Xiamen, der nächsten Station, bekommen wir neue Räder. Ich hoffe, dass wir dort keine solchen Probleme haben werden. Und das Wetter könnte sich ruhig auch noch steigern, da sind wir uns alle einig. Aber Xiamen liegt ja ein großes Stück weiter südlich, gleich gegenüber Taiwan, da stehen die Chancen ziemlich gut.


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