Der tatarische Hundertwasser

Tag 52, 49 km von Zelenodolsk nach Kasan, entlang der Wolga. Von Oliver Schmidt.

Eingequetscht zwischen dem Gleisbett der Transsibirischen Eisenbahn und der träge dahinfließenden Wolga windet sich ein schmaler Pfad durch Gartenanlagen und Wochenendhäuschen, dem wir, froh der Magistrale erneut entronnen zu sein, gleich hinter Zelenodolsk folgen.

Ländliche Idylle, mit einem Hauch Bitumen, der von den Bahnschwellen herüberweht, möchte man meinen, doch dann das: eine Art metaphysische Riesenskulptur, der farbenprächtige Tempel der Religionen.

Staroje Arakchino heißt das Dorf und Ildar Khanow der Künstler, der den Bauauftrag des Panoptikums der Sakralarchitekturen im Traum erhalten hatte.

Am nächsten Morgen ging es los und fast 20 Jahre später ist es zu einem imposanten Ensemble der Weltreligionen ausgewachsen. Kuppeln, Türmchen und Zinnen, Minarette und Zwiebelhauben schrauben sich in allen Farben und Formen in den Himmel empor. Überall Kreuze und Halbmonde, Davidsterne und verspielte ägyptische Mosaike. Stände dieses Objekt in Europa, wäre es längst eine Touristenattraktion, doch hier in einem kleinen Dorf an der Wolga kurz vor dem Ural hat die wundersame Bauskulptur nicht mehr Besucherverkehr als das kleine Geschäft schräg gegenüber.

Und die Botschaft ? Gott, gleich in welcher Religion, ist Einer.

Kasan ist nun schnell erreicht. Die kulturelle Vielfalt der Metropole prägt das Stadtbild und begeistert. Hier koexistieren heute friedlich russisch-orthodoxe und muslimische Bevölkerungsgruppen. Selbst im Kasaner Kreml herrscht Einigkeit und Friede: neben dem Regierungsgebäude steht die Maria Kathedrale und die Kul Sharif Mosche, die größte in Russland.

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