Fahrradfreundliches Xining

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Vom Kloster Kumbum nach Datong, 77 km, 355 Höhenmeter, kühl aber trocken

Xining hat das Zeug, zur radfreundlichsten Stadt Chinas gekürt zu werden. Zumindest kenne ich keinen anderen Ort, der ein so langes und gut ausgebautes Netz an Radwegen hat wie die Hauptstadt Qinghais.

Von unserem nass-kalten Übernachtungsort Huangzhong rollen wir also wieder durch den Technologiepark und befinden uns schon auf dem Radweg nach Xining. Zuerst nehmen wir die ausgeschilderte „Nanchuan Line“, durch die Parks, das Wäldchen und am Bauernmarkt vorbei, wir erkennen sogar einige Spaziergänger von gestern wieder. Eine Wandergruppe ist mit Kameras bewaffnet unterwegs und freut sich sichtlich und lautstark über Ausländer auf dem Fahrrad, und der Warnruf „Vorsicht Rückwärtsgeher“ kommt nahezu genauso häufig wie die Warnung vor den kleinen etwas dummen Hunden.

In Xining wechseln wir auf den Ost-West-Radweg, der uns an skurrile Orte wie ein grünes Flussufer mit Saxophonspieler inmitten der Baustellen der Stadt führt. Nur für das Museum für Tibetische Medizin müssen wir auf die Straße zurück. Ein 618 Meter langes Tangkha, das das gesamte Obergeschoss einnimmt, zeigt die Geschichte und Kultur Tibets, quasi so etwas wie eine sehr detaillierte Bibeldarstellung, denke ich mir, und ist äußerst beeindruckend. Das kommt also dabei heraus, wenn nach 23 Jahren Vorbereitung 400 Künstler noch vier Jahre lang gemeinsam an einem Bild malen.

„Wir wollten doch Landschaft fotografieren und jetzt knipsen wir Radwege“, meint Ruth, als der Radweg tatsächlich auch hier weitergeht, bis nach Datong. Man stelle sich das so vor: rechts und links vom Fluss ist Baustelle, oder quasi nichts vorhanden, aber der Radweg ist schon angelegt. Mal radeln wir durch angepflanzte Haine, in denen die Anwohner mit Zelten picknicken, mal gibt das Brachland den Blick frei auf die Schwerindustrie und Kraftwerke in den Vororten Datongs. Schafherden sind wir auch begegnet.

Kurz bevor es langweilig wird, geht es in die Kleinstadt Datong. Wir kommen in einem neuen modernen Gebiet mit Malls und unzähligen Restaurants unter, in denen die Leute uns versichern, vor uns noch nie Ausländer hier angetroffen zu haben. Ruth und Thomas bekommen sogar von ein paar mutigen Kindern ein Eis geschenkt. Chinesische Kleinstädte sind immer wieder für Überraschungen gut. Fast alle Lokale bieten Feuertopf an, und ich habe die Qual der Wahl. Das ausschlaggebende Argument ist schließlich der Ausschank von Alkohol, den es in den muslimisch geführten Restaurants nicht gibt. Es ist Wochenende und die Kinder spielen noch spät auf der Straße. Welch ein Unterschied zum gestrigen Örtchen, in dem nach Abfahrt der Touristenbusse schon sehr früh die Bürgersteige hochgeklappt wurden.


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