Müssen brennen zweimal…

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

Ankunftstage in Yibin, warm, feucht und feurig

Yibin ist eine der wichtigsten Städte Chinas. Davon merkt man zwar nichts und auch die Bewohner tragen eine unaufgeregte Nochalance auf. Understatement ist das Thema, Yibin ist eine chinesische Kleinstadt von 4,47 Millionen Einwohnern, Stand 2010.

Wäre da nicht der Yangzi. Der hier bis zum Zusammenfluss mit dem Min-Fluss noch Goldsandfluss heißt. Danach dann auch nicht Yangzi, sondern schlicht „Langer Fluss“ 长江. Yangzi ist, in sämtlichen Schreibweisen, ein Spleen der unkundigen Langnasen, die wohl, so will es die Legende, vor langer Zeit einen Bauern bei Shanghai gefragt hatten, wie dieser große Fluss denn nun hieße. Vielleicht irgendwo im Delta, aber nicht im fernen Sichuan.

Aber Yibin ist nun einmal wichtig, weil hier der nicht weniger wichtige Min-Fluss, der das fruchtbare Sichuanbecken entwässert und auch so manche Geschichte erzählen kann, in den Langen Fluss (aka Yangzi) fließt und letzterer damit schiffbar wird.

Da kann man als Yibiner schon mal stolz sein.

Siehe oben.

Hier beginnt sie also, unsere Erkundungstour von Yibin nach Kunming, soweit möglich dem Yangzi folgend. Also dem Jinshajiang. Vulgo: Goldsandfluss. Hildegard und Werner, Tochter und Vater, die ich schon von unserer gemeinsamen Tour durch Nepal kennen, schweben überpünktlich aus Beijing ein, so pünktlich, dass sich der Stau auf dem Weg zum Flughafen tatsächlich auswirkt und unser bewährtes Team, die Begleitbusfahrer Xiao Ding und Xiao Luo, China-By-Bike-Urgesteine und meine Wenigkeit den beiden anderen eine Eingewöhnungszeit am Flughafen spendieren.

Aber: Das Wetter ist schön, angenehme 25 Grad, die Sonne scheint und die Laune ist gut.

Nach einem grandiosen Nachtmahl machen wir uns dann heute auf eine Stadterkundung zu Fuß und mit den Rädern. Am Vormittag geht es zuerst zum zentralen historischen Gebäude in der alten Stadtmitte, von dem ich immer noch nicht weiss, ob es nun ein Trommel- oder Glockenturm ist, da die durchaus sehenswerte historische Ausstellung zwar die Geschichte der Stadt vom Urschleim bis heute nachzeichnet, aber leider kein Wort über das Gebäude verliert.

Auch egal, denken wir uns und laufen zum Fluss, also dem mit den vielen Namen. Andächtig blicken wir von der Brücke auf’s Wasser und laufen dann durch die alte Hafengegend, tatsächlich eine der wenigen Straßenzüge, die noch einige alte Gebäude aufweisen können. Auf der einen Seite Karaokebars, auf der anderen Massagesalons, deren Matronen ähnlich alt sind wie die Gebäude und wohl, zumindest theoretisch im horizontalen Gewerbe tätig sein könnten. Vorstellen möchte man sich das nicht, oder höchstens als Szene in einer der „Piraten der Karibik“-Folgen, mit Jonny Depp als unfreiwilliger Freier.

Immerhin: Wir entdecken ein simples, aber nettes Teehaus, eine Tradition aus Sichuan, die glücklicherweise wohl nie aussterben wird, kauen eine gute Stunde an unserem Grüntee, besichtigen ein altes und durchaus eindrucksvolles Gildehaus, spazieren durch den Volkspark, essen frisch geschabte Nudeln in Suppe. Nach einer kleinen Pause im Hotel richten wir dann die Räder her und drehen eine Runde: Zum Zusammenfluss von Min-Fluss und Yangzi und in zwei Fahrradläden.

Ein kurzes Fachgespräch über Radrouten nach Kunming, und schon ist es Zeit für das Abendessen.

Das, wie könnte es anders sein, ein Sichuan-Feuertopf in der Mandarinvariante ist ->鸳鸯锅.

Wer diesen schon einmal gegessen hat, weiss, wie es sich anfühlt, wenn ein Stück Sichuanpfeffer im Rachen stecken bleibt und man unglücklicherweise gleichzeitig einatmet. Meine Nebenhöhlenentzündung ist seitdem auf jeden Fall Geschichte.

Abschließend zum Titel des heutigen Blogs: Man hat ja immer mindestens zweimal was davon, vom Feuertopf und vom Pfeffer.

Wer es nicht verstanden hat, frage Gustav Knut!

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