Suche nach den Thangka-Malern

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Ruhe- und Besichtigungstag in Tongren, der Heimat der Thangka-Maler

Heute sind wir fünf Kilometer spaziert und 16 Kilometer Rad gefahren, das kann man also getrost als Ruhetag gelten lassen.

Das Städtchen Tongren besteht aus einer Neustadt und dem älteren Ortskern, in dem auch unser erstes Ziel, das Kloster Rongwu liegt. Wir laufen zunächst vorbei an Hochhausbaustellen, dann folgen fast nur noch kleine Geschäfte, vor allem Fleischereien, Bäckereien und Devotionalienläden, die den nahen Tempel ankündigen. Rongwu ist groß und hat vor einiger Zeit sicher viele Mönche beherbergt. Ich würde gern wissen, wie viele es heute sind, ich schätze einige hundert, aber Chinesisch wird hier nicht gesprochen und das Tibetische beherrsche ich leider nicht. So beobachten wir die vielen Gläubigen, die recht schnell um die Hallen laufen und Gebetsmühlen drehen. Die Hallen sind reich geschmückt mit gemalten und bestickten Bildern, auch die Ornamentik ist hier vielfältiger als in anderen Klöstern, immerhin ist Tongren die Heimat der Thangka-Maler.

Wir haben auch das Glück, die Übergabe eines buddhistischen Rollenbildes an das Kloster zu beobachten. Abgebildet ist eine grüne Tara, die der junge Künstler in gut drei Monaten fertig gestellt hat. Zwei Mönche hängen es mit Hilfe einer wackeligen Leiter an einen vorher diskutierten Ort. „Das sind sicherlich keine Handwerkermönche“ ist Thomas Kommentar dazu.

Am Nachmittag wollen wir uns die Malerwerkstätte selbst anschauen und schwingen uns auf die Räder. In den Dörfern arbeiten Schreiner an großen Balken, wahrscheinlich für die kleinen Klöster, die gerade geschlossen sind. Auch das Untere Wutun-Kloster ist Baustelle, nur die vielen Stupas vor dem Eingang leuchten in frischer Farbe. Ein Arbeiter klopft für uns die Besitzerin einer Thangka-Ausstellung heraus, und wir bekommen schon einen kleinen Eindruck von den kunstvollen Bildern.

Erst im Oberen Wutun-Kloster finden wir einen Künstler bei der Arbeit, der uns bereitwillig Auskunft gibt. „Es gibt Thangkas in der Grundfarbe rot, dann die schwarz-goldenen und die farbigen. Zusätzlich gibt es Thangkas aus reinem Gold, in die die Struktur teils geritzt, teils gezeichnet wird“. Die Farben bestehen aus Pulver, das der Künstler erst aus Naturmaterialien zerstößelt und dann anrührt. Die goldene Farbe wird aus echtem Goldpulver gewonnen, weshalb die schwarz-goldenen Bilder besonders kostbar sind. Auf seiner gespannten Leinwand sind schon die Konturen eines Buddhabildes zu sehen. Allein das Vorzeichnen dauert in diesem Fall vier Monate. „Zuerst zeichne ich vor, dann stelle ich die Farben her und male die „Heiligenscheine“, Wolken und die restlichen Farbflächen aus, und dann beginnt die eigentlich Arbeit, das Nachziehen der Konturen der Figuren mit ganz feinen Pinselstrichen, ganz zum Schluss das Gesicht“, erzählt er weiter. Dabei muss er sich an strenge Regeln bei Proportionen, Positionen und Farbgebung halten, die er am Anfang seiner Karriere morgens und abends im Kloster gelernt hat.

Angefangen hat er mit sieben Jahren. Die Malerei selbst wird in der Familie gelehrt, der Beruf von Vater zu Sohn weitergegeben, obwohl heute auch Frauen Thangkamalerin werden dürfen. Das 40 Jahre alte Thangka seines Großvaters wirkt übrigens genauso frisch wie seine eigenen neueren Thangkas. Das große Bild, an dem er gerade arbeitet, ist eine Bestellung, wird zwei bis drei Jahre Arbeit bedeuten und einmal etwa 600.000 Yuan kosten. Sofern alles gut läuft, denn der kleinste Fehler in einem der Herstellungsschritte würde das ganze Thangka zunichte machen. Es ist kein einziges Thangka auf den Bildern zu sehen? Stimmt, im Tempel ist Fotografieren verboten und bei dem Maler habe ich das vor lauter Fragen und Gucken schlichtweg vergessen.


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