Von Kirchen und Wein am Mekong

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Von Deqin nach Cizhong, 70 km, davon etwa 1.500 m Abstieg und meist am Mekong entlang

Die Grillen zirpen, nebenan rauscht der Bach, und auch die anderen Gäste aus Dali verabschieden sich langsam in ihre Betten. Wir sind angenehm satt und haben ausgiebig vom Rotwein gekostet, den wir den Missionaren aus der 1880er Jahren zu verdanken haben.

Heute früh hingen die Wolken tief, auf der steilen Abfahrt Richtung Mekong hat es noch geregnet. Am Mekong wird es dann besser, ein Panorama jagt das nächste. Was ist die berühmte erste Biegung des Jangste schon gegen jene Wendungen, die der Mekong hier nimmt. Gegen halb drei kommen wir in Cizhong an. Der kleine Ort ist bekannt für seine katholiche Kirche, die während der Tibetmission in den 1880er Jahren von französischen Jesuiten hier aufgebaut wurde. Wir unterhalten uns mit einem der beiden Pfarrer. „Wir halten hier unsere Sonntagsmesse mal auf Chinesisch und mal auf Tibetisch. Denn einer unserer Pfarrer kommt aus Tibet.“ erzählt er. Ein Gehalt bekommen sie nicht. Sie sind von den Spenden der 600-Seelen-Gemeinde abhängig. „Sonnatgs ist die Kirche voll, etwa 100 Gläubige kommen hierher“. Der Rest muss auf dem Feld arbeiten oder ist anderswo beschäftigt. Ein ganz guter Schnitt, wie ich finde. Ganz in der Nähe gibt es noch vier andere Kirchen, die die Pfarrer bedienen müssen. Auch in China herrscht ein Mangel an Nachwuchspriestern. Eine Haushälterin haben sie nicht, Rente gibt es keine, also arbeitet der hiesige Pfarrer so lange es geht. Ich frage nach Messdienern. Die kenne er, habe aber keine. Ich erzähle, dass in Deutschland die Pfarrer oft Freundinnen haben, heimlich natürlich. Er lacht, ja, natürlich sei das in China auch so, genauso heimlich. Aber in der Stadt sei es einfacher, in einem kleinen Dorf eher unüblich.

Nach dem Rundgang durch die Kirche finden wir uns bald wieder in unserer Herberge ein. Wir haben schöne Holzzimmer im Obergeschoss, davor eine kleine Dachterrasse, auf der wir unsere Wäsche trocknen. Das Abendessen stammt wieder aus dem Gemüsegarten hinter dem Haus, der Weinberg ist etwas weiter entfernt. Der Wein schmeckt etwas ungewöhnlich, aber nicht schlecht. Schließlich sitzen wir zu zehnt am Tisch. Zu uns sechst gesellen sich unsere Fahrer Xiao Luo und Xiao Ding, ihre Tochter WenWen und die etwa gleichaltrige Tochter des Hauses, die froh ist, eine Spielkameradin gefunden zu haben. Nebenan sitzen ein paar Gäste aus Dali, die sich ihr Abendessen selbst gekocht haben. Bei Wein und Schnaps wird es gesellig, so lässt es sich leben. Unser Dank gilt hier den Missionaren, die mit der Religion auch den Weinanbau in diese Gegend gebracht haben.

Abendessen bei den katholischen Gastgebern:

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