An der Südspitze

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute ist Ruhetag. Das bedeutet, einmal wieder zwei Nächte in einem Hotel zu sein und den Koffer mal wieder richtig auszupacken. Dazu gehört der Aha-Effekt, wenn man entdeckt, dass man noch ein Paar frische Socken oder ein bis jetzt noch ungetragenes T-Shirt hat. Man kann ausschlafen und die Zeit nutzen, um das Gelände zu inspizieren.

Unsere Abfahrt heute verzögert sich etwas, für Hugo wurde ein Leihrad bestellt, das noch nicht da ist – seinen Platten hat Amao gestern doch nicht mehr geflickt. Das Rad, das geliefert wird, hat schon bessere Zeiten gesehen, deshalb nimmt es Rudi und gibt Hugo sein Rad. Dann fahren wir los zum Kenting Nationalpark. Die Region um Kenting, lese ich im Internet, soll der einzige tropische Ort im sonst subtropischen Taiwan sein. Wir erklimmen erst mal einige Höhenmeter, bis wir oben am Eingang des Nationalparks sind. Wir bezahlen den Eintritt und sind gespannt, was uns erwartet. 2-3 Stunden, sagt die Infotafel am Eingang, dauert der Rundweg. Der Park enthält verschiedenste Arten von Pflanzen. Es gibt tropische Blumen, Farne, Bananen, viele faszinierende Bäume, aber auch verschiedene Landschaftsformen und Affen gibt es hier. Im Aussichtsturm, der einen tollen Blick über die Region bietet, gibt es Softeis. Rudi ist der erste, der sich eins kauft, gefolgt von Renate und Hugo. Ich bin skeptisch. Softeis in einem asiatischen Land? Was da wohl mein Magen und Darm dazu sagen werden? Rudi aber ist optimistisch und sagt, wir sind jetzt schon so lange hier, wir sollten uns inzwischen daran gewöhnt haben. Ich weiß jetzt nicht, ob er es ernst gemeint, oder sich das Eis nur schön geredet hat. 🙂 Egal, wie die Auswirkungen auf das Eis sein werden: lecker war es.

Gegen halb 2 verlassenen wir den Park, der Hunger treibt uns zurück in die Stadt. Werner wünscht sich ein schönes kleines Lokal am Meer, wo man gemütlich draußen im Schatten sitzen kann. Das war Wunschdenken, wir finden leider keins. Die Asiaten haben es nicht so mit draußen sitzen. Wir entdecken aber einen sehr leckeren Thai, das Essen hat eine angenehme Schärfe und schmeckt bedeutend besser als das, was wir gestern Abend gegessen haben. Hier werden wir heute Abend wieder hingehen!

Nach dem Essen trennen wir uns. Hans hatte sich schon vor dem Mittagessen verabschiedet, jetzt gehen Ina, Renate, Werner und ich in einer amerikanischen Kaffee-Kette noch einen Kaffee trinken. Wir sitzen gemütlich draußen im Schatten. Nicht am Meer, stattdessen an der Hauptstraße, und beobachten die vorbeifahrenden Autos. Auffällig ist, wieviel neue und vor allem teure Autos auf Taiwans Straßen unterwegs sind. Viele BMW und Mercedes der Oberklasse, VW, Lexus, und vor allem Porsche. So viele Porsche wie hier sieht man in Deutschland nicht. Kleinwagen gibt es kaum, wenn dann ist es ein Mini. Nur heute verirrte sich ein kleiner Nissan Micra nach Keting.

Wir überlegen gerade, ob wir aufbrechen sollen, als Manuela mit ihrer Familie an uns vorbeiläuft. „Oh, you are from Germany? I love Germany. My German name is Manuela“ sagt sie. Sie ist Englischlehrerin, kann außer Englisch noch etwas Deutsch und Japanisch. Ein Wirbelsturm von Frau. „I love Taiwan, Taiwan is so great“. Wir stimmen zu, dass Taiwan wirklich great ist. Manuela ist begeistert von Renates Chinesisch-Kenntnissen. Und überhaupt: hier auf Deutsche und Österreicher zu treffen. So great! Sie stellt uns ihre Familie vor „this is my mother, my sister, my nethew“. Sie zeigt Bilder ihres Vaters, bei einem Urlaub auf Hawaii, der so handsome ist, „he‘s a boss. He loves my mother. He is rich. I am rich. I am happy, I am so happy every day“ sagt sie strahlend. Und unser Werner, er ist auch so handsome, „you must be rich to have such a wife“ Werner weiß gar nicht richtig, wie ihm geschieht. So überflutet mit Komplimenten wurde er vermutlich schon lange nicht mehr.

Jetzt ruhen wir alle noch etwas aus, bis wir gegen 18 Uhr zum Abendessen gehen. Schließlich ist heute Ruhetag.

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