Im Dorf der Kopfjäger

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Am Morgen stehen unsere Räder startklar vor dem Hotel – frisch gerichtet, alles durchgecheckt. Amao hat am Abend noch hervorragende Arbeit geleistet.

Nachdem zum Frühstück wieder Kaffee und Tee serviert wird, auch wenn es nur Instant-Tüten-Kaffee ist, sind wir glücklich und starten mit unseren frisch gerichteten Rädern. Die ersten 30 km sind flach. Wir fahren der Küste entlang, die Sonne sticht. Wenn mal kein Auto kommt, kann man die Brandung des Pazifiks hören. Dann macht die Straße einen Rechtsknick und es geht hoch in die Berge. Auf einer Strecke von etwa 14 km erklimmen wir ca. 450 Hm. DIe Steigung ist gut zu fahren, die Straße auch, wenn nur die vielen Autos und LKWs wären. Oben kommt uns eine große Gruppe Radfahrer inklusive zweier Giant-Begleitfahrzeugen entgegen. Sie machen das Daumen-Hoch-Zeichen und winken uns zu. Einer davon ruft mir gegen Ende der Steigung zu „you are almost there!“ Oben angekommen, ziehen wir uns erst einmal etwas über, es ist kühl hier oben, und wir sind völlig durchgeschwitzt. Zum Glück hat sich die Sonne schon am Anfang der Einfahrt in den Berg verzogen. Und jetzt geht es wieder bergab. Mittagessen, wir kommen!

Nach etwa 13 km gabelt sich die Straße und wir essen in einem kleinen Restaurant zu Mittag. Die meisten von uns wählen die sauer-scharfe Maultaschensuppe. Sie schmeckt herrlich, auch wenn wir wieder mit Sojasoße nachwürzen, um unseren Salzhaushalt aufzufüllen. Jetzt sind es nur noch 8 km weiter bergab, bis wir am Ziel der heutigen Etappe sind.

Im kleinen Örtchen Xuhai ist unser Hotel. Wir befinden uns immer noch im Gebiet der Paiwan. Die Paiwan, erzählt Rudi, wurden vom Westen der Insel durch die chinesischen Einwanderer an die Ostküste zurückgedrängt. Früher waren die Paiwan recht gefürchtet, denn sie hatten den Ruf als Kopfjäger. Wenn sie von ihren Streifzügen nachhause kamen, brachten sie die Köpfe der getöteten Feinde mit, die dann an Steinsäulen aufgehängt wurden. Nur gut, dass sich das geändert hat.

Unser B&B ist klein und schnuckelig. „Legales Bed and Breakfast“ steht auf dem Schild vor dem Haus. Leider gibt es keinen Aufzug, wir stöhnen. Schon wieder die schweren Koffer die Treppe hochtragen. Aber Amao ist so hilfsbereit und unsere Koffer hoch. Die meisten auf jeden Fall. Ihm gebührt heute unser großer Dank!

Zum Abendessen fahren wir ein kurzes Stück ans Meer und essen dort in einem Restaurant zu Abend. Vor dem Restaurant sind kleine Aquarien mit Fischen, ein Fischrestaurant also. Für mich als nicht Fisch-Esser ist die Auswahl heute nicht besonders groß, aber ich werde trotzdem satt und das Essen ist gut. Rudi bestellt drei Portionen Fisch. Fischbällchen, Fischallerlei mit Mayonaise, Als letztes wird uns ein Schnapper (Seehühnchen) serviert. Der Fisch wird uns in seiner voller Größe auf dem Stövchen, mit den nicht mehr vorhandenen Augen schaut er mich an. Er wurde gegart in einem Sud aus Ingwer und allerlei fremdartigen Gewürzen. Die anderen sagen, er hätte hervorragend geschmeckt.

Zum Glück waren wir mit dem Abendessen recht früh dran. Das Küchenpersonal ist aber jetzt schon etwas hektisch, denn es sind zwei Busse zum Essen angekündigt. Diese kommen, als wir gerade gegessen haben. Das Restaurant füllte sich mit Menschen, es wird laut. Der erste Bus mit ca 50-60 Personen fand im Restaurant noch genügend Platz. Wir sehen zu, dass wir bezahlen und hier verschwinden. Jetzt wird jede Unterhaltung unmöglich. Der zweite Bus kam, als wir gerade das Lokal verlassen. Jetzt wird es hier richtig kuschelig, der Lärmpegel steigt vermutlich ins Unendliche.Kommentar von Hans: Schlimmer als bei der Lufthansa mit Doppelbuchung. Nix wie weg hier.

Als wir wieder im Hotel sind, ist es noch nicht einmal 19 Uhr. Wir kaufen im lokalen Lebensmittelgeschäft noch einen Absacker, den wir in unserem B&B trinken. Den haben wir auch nötig, den vor unserem B&B steht ein Bus. Wenn die alle hier untergebracht sind, kann die Nacht laut werden.

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