Neues vom Nebelberg

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Mit Sauerstoffflaschen bewaffnet haben wir uns in dunkler Nacht durch die tiefen schwarzen Wälder bis zum GIpfel vorgearbeitet um pünktlich um 6:19 Uhr den spektakulären Sonnenaufgang auf dem Alishan zu erleben. Ein Abenteuer ohne Gleichen. So hätte Hans unser morgendliches Erlebnis geschrieben … So war‘s aber wirklich:

Kurz vor 4:30 Uhr werden wir vom Hotel geweckt. Zehn Minuten später treffen wir uns marschbereit unten im in der Lobby des Hotels. Zur Zugstation sind es nur wenige Meter, und obwohl man mindestens 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges die Fahrkarten kaufen muss, müssen wir noch zehn Minuten warten bis der kleine Bahnhof öffnet und wir unsere Fahrkarten zum Gipfel des Alishan kaufen können. Jetzt heißt es nur noch auf den Zug warten, der soll laut Fahrplan um 5:10 Uhr. Es wird 5:09 Uhr, und wir dürfen immer noch nicht auf den Bahnsteig. Um 5:14 Uhr kommt ein Zug, er ist übervoll, und fährt ohne zu halten an der Station vorbei. Uns bleibt also nichts anderes übrig als auf den nächsten Zug zu warten. Hier sind dann wenigstens noch genügend Sitzplätze für uns frei.

Es ist schon hell als wir oben ankommen, aber die Sonne ist zum Glück noch nicht über den Bergen aufgegangen. Die Aussichtsplattform direkt an der Bahnstation ist voller Touristen. Wir entscheiden uns deshalb, auf die zweite, weniger frequentierte Aussichtspattform zu gehen, sie ist 500 m entfernt. Die Berge sind im Nebel gehüllt, aber langsam wird es hell über den Gipfel des Yushan, dem mit 3952 m Höhe höchsten Berg Taiwans. Dann geht alles ganz schnell. Erst ragt die Sonne nur wenige Zentimeter über den Gipfel des Yushan, plötzlich steht sie hoch oben am Himmel. Mit der Sonne kommt leider auch der Nebel nach oben, der schön erträumte Sonnenaufgang wurde zu Milchsuppe. Zu Fuß gehen wir zurück zum Hotel, nur Ina hat die Geduld oben zu warten, bis sich der Nebel verzogen hat und wird mit einem herrlichen Ausblick belohnt.

Jetzt gehen wir erst einmal frühstücken. Wir sind hungrig und freuen uns auf einen heißen Kaffee und heißen Tee und ein leckeres Frühstück. Entsprechend groß ist die Enttäuschung. Das Frühstück ist so bescheiden wie das Hotel. Das chinesische Frühstück schmeckt fad das groß angekündigte amerikanische Buffet besteht aus schrecklich schmeckender Marmelade, Erdnussbutter, seltsam aussehender Butter und Toast. Als Besteck gab es Stäbchen und chinesische Löffel. Also bestreichen wir den Toast mit Stäbchen, was bleibt uns auch anderes übrig. Der Kaffee schmeckt als wäre er noch von gestern übrig. Und wenn sogar Rudi auf Toast umsteigt sagt das viel über die Qualität des chinesischen Frühstücks aus. Auch Werner packt irgendwann einen Müsliriegel und eine Dose Mr. Brown Kaffee aus.

Wei Xin sagt, es würde sich hier um ein staatliches Hotel handeln. Das wirft irgendwie kein gutes Licht auf die taiwanische Regierung. Die Wände sind extrem dünn, in den Zimmern hört man Geräusche der Nachbarzimmer, die man besser nicht hören möchte. Die Wände scheinen nur als Sichtschutz zwischen den Zimmern zu dienen. Im Bad ist Schimmel, die Matratzen gleichen wieder einem Holzbrett. Als ich gestern die Balkon Tür öffnete und das Fliegengitter zu Seite schieben wollte, fiel es aus der Halterung und wäre fast zwei Stockwerke tiefer im Garten gelandet wenn das Balkongeländer nicht so hoch gewesen wäre. Aber die Zimmer sonst sind sauber und ordentlich, nur etwas lieblos.

Wir ruhen uns ein paar Stunden aus und machen dann eine kleine Wanderung im Nationalpark. Die Sonne verschwindet, es zieht Nebel auf. Der Wald wirkt jetzt mystisch, wie ein Märchenwald. Hier sehen Bäume, die bis zu 3000 Jahre alt sind, auch ein paar Tempel entdecken wir. Es ist ein netter Spaziergang, der im Coffee Shop des Alishan House endet. In dem 1913 von den Japanern erbauten Luxushotel trinken wir einen Kaffee um uns etwas aufzuwärmen. Unser Mittagessen sozusagen. Obwohl das Café des Hotels eigentlich schon geöffnet hat, müssen wir noch ½ Stunde warten, bis der Kaffeeautomat vorbereitet und startklar ist. Wir schauen uns solange im Hotel etwas um. Der Kaffee ist gut, Rudi und Wei Xin gönnen sich noch leckere Waffeln. Kurz vor 15 Uhr sind wir wieder in unserm bescheidenen Alishan Gou Hotel, in dem es nur abends heißes Wasser gibt. Wir haben jetzt noch zwei Stunden Zeit. Punkt 17 Uhr werden wir dann startklar in der Dusche stehen um vor dem Abendessen noch den Schweiß des Waldes abduschen zu können.

Zum Abendessen wollen wir in dem netten Lokal gehen, in dem wir gestern schon waren. Das Essen war gut, die Leute freundlich. Vor allem die frittierten Bananen, die wir zum Nachtisch bestellt hatten, haben es uns angetan. Zugegeben, ich glaube sie haben es vor allem mir angetan. Bei diesem Nachtisch bestehe ich auf Wiederholung.

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