Am Ende gab es Tee

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Wehmütig schauen wir auf die Räder auf Wei Xins Auto, als wir nach dem Frühstück unsere Koffer rausbringen. Drei Wochen Radfahren liegen hinter uns und plötzlich ist alles vorbei. Zu der Wehmut kommt aber auch die Vorfreude auf zuhause. Drei Wochen sind immer so der Punkt. Es war schön, aber jetzt will man auch wieder heim.

Wei Xin bringt uns nach Taichung. Dort steigen wir in den Zug, der uns nach Taipei bringen wird. Die Fahrt mit der Taiwan High Speed Rail dauert nur 50 Minuten, mit dem Auto wäre man etwa zweieinhalb Stunden unterwegs. Mit Geschwindigkeiten von knapp 300 km/h rast der Zug durch das Land. Der Zug ist der japanische Shinkansen. Die Gleise, das hatte uns Wei Xin schon vor ein paar Tagen erklärt, stammen von den Europäern. Sicher nicht von den Deutschen, denke ich mir. Einmal im Leben Shinkansen fahren, ein Traum. DIe Züge fahren in raschem Takt und sind pünktlich, sehr pünktlich. Die Sitze im Zug sind angenehm breit, und man hat extrem viel Beinfreiheit. Die Deutsche Bahn kann sich hier in Sachen Pünktlichkeit, Takt und Beinfreiheit ein Beispiel nehmen.

In Taipei angekommen ist unser erstes Ziel der 505 m hohe Taipei 101. Dieser Besichtigungspunkt fiel zu Beginn der Reise wegen Taifunwarnung aus. Heute klappt es. Es ist bewölkt, aber wir können das Wetter nicht ändern. Immerhin ist der Turm geöffnet. DIe Schlange für die Eintrittskarten ist extrem lang – es ist Samstag. Wir kaufen die Karten am Automaten, was uns viel Wartezeit spart, und können so rasch in Richtung des Aufzugs gehen. Nach 20 Minuten Wartezeit sind auch wir endlich in den Aufzug, der uns in den 89. Stock bringen wird. Der Aufzug erreicht eine Geschwindigkeit von 1010 m/min, in Sekundenschnelle sind wir oben. Der Aufzug nach unten fährt nur mit 600 m/min. Die Sicht ist wegen des schlechten Wetters mäßig, die Anzeige unten im Ticketbereich behauptet, die Sicht Beträge 50-70%. Immerhin.

Danach fahren wir weiter in das Teeanbaugebiet von Taipei. Eine Seilbahn führt uns nach oben. Von der Seilbahn aus hätte man einen tollen Blick haben können, wenn was Wetter besser gewesen wäre. Als wir oben sind, fängt es noch an zu regnen. Wir suchen Schutz in einem Teehaus und trinken grünen Tee. Wer sich jetzt wie ich schöne Teeplantagen mit Teeverkostung und Teeverkauf vorgestellt hat, wird enttäuscht sein. Es war touristisch erschlossen, am Straßenrand kann man alles kaufen: gegrillte Würste, marinierter Tofu, Eis, Getränke.

Im Hotel spendiert uns Wei Xin noch einen Absacker in Form eines 58%igen Schnaps, Hans spendiert noch Bier, aber die meisten von uns waren vom Schnaps schon bedient. Er war gut, aber zog richtig rein.

Noch eine Nacht hier, einen Tag, dann, bald, hat uns Deutschland wieder.

Rudi, Wei Xin, Amao. Ich danke euch allen drei für diese herrliche Reise. Auch durch euch werden die Eindrücke und die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, unvergesslich bleiben.

Auf der laotischen Nord-Süd-Ader

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Luang Namtha nach Muang Xay, recht sonnig, etwa 120 km

Wer den Norden von Laos kennenlernen möchte, wird nicht um sie herumkommen: Die Bundesstraße 13, die von der chinesischen Grenze bei Boten bis zur Hauptsdt Vientiane führt.

Nachdem wir heute das schöne Luang Namtha verlassen, müssen wir erst einmal 38 km „rückwärts“ fahren, als in die Richtung, aus der wir kamen. Dann aber biegen wir ab nach Süden; und zwar auf besagte Bundesstraße 13. Da diese Straße Zentrallaos mit China verbindet, sind hier relativ viele chinesische Autos unterwegs: LKW und SUVs mit Yunnan-Kennzeichen überholen uns in regelmäßigen Abständen. Zwar sind gerade die Lastwagen natürlich etwas nervig. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, dass diese Straße eine der Hauptverkehrswege des Landes ist, kann man nur staunen, wie gering das Verkehrsaufkommen ist.

Angesichts des beständig starken Wirtschaftswachstums fragt man sich dann, ob die Straßen vielleicht eines Tages durch neue Autos und weitere LKW verstopft sein werden? Etwas Hoffnung gibt in dieser Frage die Tatsache, dass parallel zu der Straße fleißig an einer Eisenbahnlinie gebaut wird, die China mit Vientiane verbinden soll. Das wird dann in Zukunft sicherlich für Entlastung sorgen, sodass die Tour hoffentlich noch viele Jahre auf dieser Route stattfinden werden kann! Unterwegs treffen wir immer wieder auf die noch im Bau befindende Eisenbahnlinie – bis 2023 soll das Großprojekt fertig gestellt sein.

Wir fahren heute satte 120 km und erklimmen einen höheren Pass, von dem es schöne Aussichten in das grüne laotische Hügelland gibt. In den ärmlichen Khmer-Dörfern winken uns – wie so typisch in Laos – unzählige Kinder am Straßenrand zu, und allenthalben hört man ein enthusiastisches „Sabaideeeee!“ aus Kinderkehlen („hallo“ auf laotisch), das wir ebenso enthusiastisch erwidern.

Recht K.O., aber glücklich, kommen wir um 16 Uhr im Hotel an. Wir sind gut durchgekommen heute und gönnen uns ein Schmutzbier im lauschigen Innenhof des Hotels.

Rundtour im Tal von Luang Namtha

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Tagesausflug im Tal von Luang Namtha, bedeckt und später sonnig, etwa 20 km

Unsere Rundtour im Tal von Luang Lamtha hält, was sie verspricht: Wir haben schöne Blicke über die fruchtbare Ebene und lernen einiges über die Kultur und Lebensweise der Laoten. Wir besuchen die recht neue, zehn Jahre alte, begehbare Stupa, sowie eine alte Stupa, die von den Amerikanern im „geheimen Krieg“ zerbombt wurde. Dann besuchen wir ein Dorf der Akha (eine tibeto-burmesische Ethnie), und schauen einigen alten laotischen Frauen beim Weben von schön gemusterten Röcken über die Schulter. Durch die Reisfelder geht es dann zurück nach Luang Namtha.

In der Tradition des Weltreiseblogs sollen die Eindrücke dieses Tages hier als „Bilderbuch-Blog“ zusammengefasst werden.

Morgen heißt es wieder früh aufzustehen, dann steht nämlich die zweite Königsetappe der Tour an. Auf dem Weg nach Muang Xay erwarten uns 120 km und 1400 Höhenmeter… aber auch schönste Landschaft!

Bummelfahrt um den See

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Als Bummeltour um den See wurde Rudi unsere heutige Etappe um den Sonne-Mond-See beschrieben. Die Alternative wären 60 km und 900 Hm gewesen, und dazu hatten die meisten von uns nach der gestrigen Tour keine Lust. Wir wollten es gemütlich angehen lassen und den See genießen. So entscheiden wir uns für eine gemütliche, etwa 30 km lange Tour – dachten wir. Insgesamt waren es dann doch 32 km und knapp 900 Hm.

Wir besichtigen zuerst den Wenwu-Tempel, der direkt neben unserem Hotel liegt. Für mich ist das definitiv der schönste Tempel, den wir in diesen drei Wochen besichtigt haben. Dann starten wir zu unserer letzten Fahrradtour. Der Weg führt immer am See entlang, der Blick auf den See ist aber meist durch Bäume und Sträucher versperrt. Unsere als flach gedachte Strecke stellte sich schnell als sehr hügelig heraus, es ist ein ständiges Auf und Ab. Nach wenigen Kilometern geht die Straße unter einer Seilbahn hindurch, wir können von unten die bunten Kabinen sehen. Wo sie wohl hinführt? Dann, einige Kurven später fahren wir an der Station der Seilbahn vorbei. Wir halten an. „Seilbahn!“ rufen wir Rudi zu, der etwas nach uns kommt. Er ist sofort einverstanden und ruft Wei Xin an, der mit dem Begleitfahrzeug schon weitergefahren ist. Als Wei Xin kommt überlassen wir die Räder lassen in seiner Obhut und freuen uns auf eine Fahrt auf den Gipfel einer der Berge, die den Sonne-Mond-See umgeben. Wir statten uns aus mit Getränken und etwas zum Überziehen, dann kaufen wir die Tickets.

Wir hätten die Infografiken besser lesen sollen. Nix war es mit Berggipfel. Die Fahrt dauerte etwa 5 Minuten und endete in einem Freizeitpark, für den man extra Eintritt hätte bezahlen sollen. Wir kaufen uns ein Eis, schauen uns noch die Shops an und fahren dann wieder zurück. Von der Gondel aus hatten wir aber einen schönen Ausblick auf den See und die Umgebung und das ist vermutlich auch der eigentliche Sinn der Seilbahn. Erschöpft von den vielen Höhenmetern, die wir eben zurückgelegt haben, müssen wir uns bei Wei Xin erst einmal stärken und fahren dann weiter auf unserer Sightseeing-Tour rund um den Sonne-Mond-See.

Es bleibt hügelig, wir fahren weiter auf und ab. Beim Xuanzang-Tempel machen wir Halt und schauen uns den Tempel an. Xuan Zang, erklärt uns Rudi, war ein buddhistischer Pilgermönch der um 600 die Seidenstraße und Indien bereiste und so den Buddhismus verbreitete. Nach der Besichtigung ist es schon halb 2, Hunger haben wir eigentlich keinen, denn wir haben uns mit Wei Xins Bananen und Snickers gut verpflegt. Aber uns gelüstet alle nach einem Kaffee. Unser Ziel ist die amerikanische Kaffeekette, die etwa 2 km von unserem Hotel entfernt ist. Wir umrunden weiter den See, immer noch geht es auf und ab, jetzt aber immer das Ziel vor unserem inneren Auge.

Nach dem Kaffee erklimmen wir noch die letzten Höhenmeter zu unserem Hotel – die letzen Höhenmeter dieser Tour. Die Räder werden zurückmontiert und auf Wei Xins Auto gepackt. Wir sind schon etwas wehmütig, die Räder wieder zurückgeben zu müssen. Jetzt haben wir noch zwei Tage, dann fliegen wir zurück nach Deutschland.

Jetzt aber die Frage: wieviele Kilometer waren es insgesamt? Ich habe die Touren mit Komoot mitgetrackt. Vor allem die Höhenmeter unterscheiden sich von denen bei Garmin (ich habe mehr). Aber laut meiner App waren es für 14 Tage Radfahren etwa 880 km und 10000 Hm. Dazu kommen noch die Spaziergänge in den Nationalparks Kenting und im Alishan.

Als kleinen Nachtrag muss ich zugeben, dass die Höhenmeterangabe weiter oben im Text sich auf die heutigen Gesamthöhenmeter, also inklusive Seilbahn, beziehen. In Wahrheit waren es heute nur 360Hm.

Im Hotel können wir unsere neuen Zimmer beziehen. Wir hausen jetzt nicht mehr unter, sondern über der Lobby, die Zimmer sind jetzt hoffentlich leiser. Ina und ich gehen nochmal auf Fototour in den Wenwu-Tempel, dann duschen, dann Abendessen. Für das Abendessen hatte Wei Xin eine Superidee und brachte Pizza für alle mit. Wir wir uns darauf gefreut haben. Nach drei Wochen Reis und Stäbchen ist der erste Biss in eine leckere, fette Pizza ein herrliches Gefühl. Wir alle mögen das asiatische Essen, ich finde das Essen mit Stäbchen auch sehr praktisch. Aber wir sind eben doch alle Europäer.

Jetzt noch Kofferpacken, morgen früh ist die Rückfahrt nach Taipei. Anstatt Bummeltour um den See ist High Speed Train nach Taipei angesagt.

Die schönste Abfahrt

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute steht die Königsetappe an. 106 km und 900 Hm.

Nach dem bescheidenen Frühstück bringt uns der Shuttlebus des Hotels zu unseren Rädern. Wei Xins Auto ist auf dem großen Parkplatz sofort zu erkennen. Wir laden unser Gepäck ins Auto, holen die Räder vom Dach und fahren los. Jetzt, am Morgen ist es noch recht frisch, und bevor wir losfahren ziehen sich alle noch etwas über. Erst einmal geht es etwa 20 km lang bergauf, vom Alishan Nationalpark geht die Strecke in den Yushan Nationalpark. Von 2200 m Höhe fahren wir auf 2600 m Höhe. Die Straße ist schön zu fahren, die Steigung angenehm, der Autoverkehr hält sich in Grenzen. Und die Aussicht, die ist grandios.

Danach geht es etwa 60 km lang bergab. Wir sehen den Yushan mit seinen knapp 4000 m über dem Nebelmeer hervorschauen. Wie schon auf dem Weg bergauf, ist jede Aussicht auf das Tal und die Berge schöner als die andere. Irgendwann sehe ich ein, dass ich nicht überall halten kann. Das Aussortieren der Bilder wird dann um so schwerer.

Wir genießen die Abfahrt. Wir müssen jedoch etwas aufpassen, die Kurven sind teilweise eng und noch nass vom Nebel. Die Strecke bergab führt durch mehrere Tunnel, die meisten davon gut befahrbar. Zwei davon jedoch sind stockdunkel. Keine Beleuchtung, keine Reflektoren an den Wänden oder im Boden eingelassen. Da helfen auch unsere Lichter an den Rädern nicht viel. Der erste Tunnel ist einigermaßen gut zu fahren, man kann bei der Einfahrt in den Tunnel schon das Ende sehen. Hier heißt es, gerade aus fahren, einfach dem Licht entgegen und hoffen, dass kein Schlagloch kommt. Der zweite unbeleuchtete Tunnel macht im Tunnel eine Linkskurve. Diese wird zum Glück mit Reflektoren angezeigt. Aber in der Kurve und danach ist es stockdunkler, man sieht mehr oder weniger nichts. Ina und ich, die wegen der vielen Fotostopps die letzen der Gruppe sind, steigen vom Rad und tasten uns langsam durch die Kurve. Dann fahren wir, immer die schwach sichtbare gelbe Mittellinie im Blick, langsam gerade aus in Richtung Tunnelausgang. Zum Glück waren beide Tunnel eben und ohne Schlaglöcher!

Dann sind wir unten, und plötzlich haben wir Gegenwind. Jetzt sind die Schwergewichte der Gruppe jetzt eindeutig von Vorteil. Kleine, leichte Frauen wie Renate und ich kämpfen trotz dass es bergab geht gegen den Wind. Unser Gewicht gibt uns nicht das Tempo um bergab dem Wind etwas entgegensetzen zu können.

Im Tal hier wird hauptsächlich Gemüse angebaut: Kohl, Tomaten, Bohnen. Es ist warm, wir ziehen unsere Armlinge und WIndbreaker aus. Nach insgesamt 70 km machen wir Mittagspause. Wir halten in einem kleinen Straßenlokal und essen Nudelsuppe. Wie immer wird erst einmal mit Chili und Sojasoße nachgewürzt. Wir müssen ja schließlich an unseren Salzhaushalt denken.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis die Straße einen Rechtsknick macht und wir unsere zweite große Steigung des Tages haben. Wir erklimmen noch einmal 400 Hm, dass teilweise durch ein legales Drogenanbaugebiet führt, nämlich an Betelnusspalmen vorbei. Dann sind wir am Sonne-Mond-See angekommen. Unser Hotel liegt auf einem Berg, was uns noch einmal etwa 200 Hm beschert. Vor dem Hotel genießen wir uns wohlverdientes Schmutzbier. Im Hintergrund ist der See, dahinter Berge mit einem schönen Sonnenuntergang.

Wir beziehen unsere Zimmer. Das Hotel ist in den Hang hineingebaut, und unsere Zimmer sind im unteren Stockwerk mit Aussicht zum Parkplatz, der ein Stockwerk über uns liegt. Vor allem Ina und Hans haben die A-Karte gezogen. Ihre Zimmer liegen direkt unter dem Eingang des Hotels. Die beiden hören alles: das Rollen der Koffer, das Trampel der Menschen, die das Hotel betreten, die beiden streiken zu Recht. Rudi verhandelt mit den Damen an der Rezeption und siehe da, morgen sollen wir neue Zimmer im 1. OG bekommen.

Nach dem Duschen treffen wir uns zum Abendessen, das wir heute im Hotelrestaurant einnehmen. Ich muss zugeben, wir haben auf dieser Reise schon deutlich besser gegessen. Und nachdem wir die letzten beiden Abende frittierte Bananen hatten, war heute unser großer Wunsch: Bananen zum Nachtisch. Es gab keine, auch keinen Pflaumenlikör. Enttäuscht und ohne Nachtisch verlassen wir das Restaurant und erholen uns von der langen, aber wunderschönen Strecke heute.

Rüber nach Laos!

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Grenzübertritt von China nach Laos, dann Fahrt nach Luang Namtha, heiß und sonnig, 39 km

Ein bisschen spannender als gewöhnlich wird unser Grenzübertritt von China nach Laos dadurch, dass Emmerich‘s Visum schon vor fünf Tagen abgelaufen ist. Irgendwas muss da bei der Kommunikation mit der Schweizer Visaagentur schiefgegangen sein – statt dem benötigten 45-Tage-Visum hat er nur 30 Tage bekommen, war aber nun schon 35 Tage da. Dies fällt dem freundlichen Grenzbeamten, der unsere Pässe kontrolliert, natürlich auf, und wir werden ins Grenzpolizeibüro gebeten, damit der Fall untersucht werden kann. Auch für mich ist die Situation neu, und während wir dort sitzen und warten, malen wir uns die schlimmstmöglichen Szenarien aus: Muss eine hohe Strafe gezahlt werden? Müssen wir stundenlang warten und kommen deshalb heute nicht mehr nach Luang Namtha? Drohen eventuell sogar nervenaufreibende Telefonate ins Ausland oder mit der Botschaft? Nachdem man uns mit diesen Gedanken etwa 45 min zappeln gelassen hat, kommt dann die erleichternde Botschaft: Da Emmerich zum ersten Mal in China war und weniger als 10 Tage überzogen hat, sieht man von jeglichen Bestrafungen ab. Puh! Also schnell den Ausreisestempel geholt, rüber zum laotischen Grenzposten gefahren, dort das Visa on arrival bekommen und dann sind wir endlich in Laos. Der Rest der Gruppe hat auch ein Weilchen für die Formalitäten gebraucht, und so haben wir insgesamt auch kaum Zeit verloren.

Empfangen werden wir in Laos von unserer neuen Begleitcrew, bestehend aus Ming, unserem lokalen Guide, und Kham, dem Fahrer des geräumigen Begleitautos. Das erste Stück durch Laos werden wir im Auto gefahren – hier bauen die Chinesen große Hotels und Spielcasinos, und die Straße ist staubig und von großen LKW befahren. Dann aber nehmen wir unserer Räder in Empfang, stärken uns mit einer ersten laotisch Reisnudelsuppe und ab geht‘s in Richtung Luang Namtha.

Die Einfahrt ins paradiesische Tal von Luang Namtha ist auch für mich als Guide immer wieder toll. Saftig grüne Reisfelder erstrecken sich über eine weite Ebene, die von bewaldeten Bergen umgeben ist. Wir freuen uns schon darauf, morgen das Tal auf einem entspannten Tagesausflug zu erkunden.


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Abschiede, Heimreise und Statistik

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Statistik der ersten zwei Etappen von Mythos Mekong: Die oberen Schluchten des Mekong und Entlang der Teestraße

Heute vor fünf Wochen habe ich mich auf den Weg nach Yunnan gemacht. Jetzt sitze ich zu Hause, um viele Bekanntschaften, Erfahrungen und Erlebnisse reicher. Sortiere Unterlagen, sichere Fotos und schaue, ob Haralds nächster Blog schon online ist.

In knapp fünf Wochen haben wir unglaublich viel gesehen. Die verschneiten 6.000er Gipfel der Meili Snow Mountains, Reisfelder, Teeplantagen und sämtliche dazwischenliegenden Klimazonen bis hin zum tropischen Urwald mit seinen wilden Elefanten. Dafür liebe ich Yunnan. Wir sind verschiedenen Mentalitäten und einer unglaublichen Gastfreundschaft begegnet. Haben Grenzen getestet und in Emmerich unseren Meister gefunden… alle Widrigkeiten überwunden… keine Nudelsuppe ausgelassen und uns durch die chinesische Küche probiert, zwei Geburtstage gefeiert und jede Menge Spaß gehabt. Abgesehen von den vielen Eindrücken… hier die Statistik:

1.721 gefahrene Radkilometer
19.208 Höhenmeter
knapp über 4.000 m Höhe geradelt
mit 2.079 HM einen unerwarteten Radtag gehabt

… wir sind ja nicht nur geradelt, sondern haben mindestens diese Orte besichtigt: Yuantong Tempel und Cuihu Park in Kunming, Songzanlin Kloster in Shangrila, Balagezhong Scenic Area, Dongzhulin Kloster mit Sandmandala unterwegs, Feilai Kloster und Aussichtsplattform am Meili Snow Mountain bei Deqin, Schwarzstumpfnasenaffen bei Tacheng, Steinschatzberg bei Shaxi, Drei Pagoden von Dali, daoistische Klöster am Weibaoshan, Teeplantagen bei Chabolan Yuan, Wild Elephant Valley bei Sanchahe, die Große Pagode und den Nachtmarkt von Jinghong. 

In Xishuangbanna gehen die „Oberen Schluchten des Mekong“ und „Entlang der Teestraße“ zu Ende. Wir machen letzte Stadtrundgänge und werden von Xiao Luo und Xiao Ding zum Abschiedsessen in ein Dai-Restaurant eingeladen. Erst verabschieden wir Wilfried, am nächsten Tag trete auch ich den langen Heimweg an.

Für unsere drei Jungs Emmerich, Harald und Klaus ist die Reise noch lange nicht zu Ende, sie folgen dem Mekong bis zur Mündung in Vietnam. Karl übernimmt die Gruppe und hat drei neue Radfahrer mitgebracht.

Euch allen: es war toll mit Euch, gute Weiterreise!

Neues vom Nebelberg

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Mit Sauerstoffflaschen bewaffnet haben wir uns in dunkler Nacht durch die tiefen schwarzen Wälder bis zum GIpfel vorgearbeitet um pünktlich um 6:19 Uhr den spektakulären Sonnenaufgang auf dem Alishan zu erleben. Ein Abenteuer ohne Gleichen. So hätte Hans unser morgendliches Erlebnis geschrieben … So war‘s aber wirklich:

Kurz vor 4:30 Uhr werden wir vom Hotel geweckt. Zehn Minuten später treffen wir uns marschbereit unten im in der Lobby des Hotels. Zur Zugstation sind es nur wenige Meter, und obwohl man mindestens 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges die Fahrkarten kaufen muss, müssen wir noch zehn Minuten warten bis der kleine Bahnhof öffnet und wir unsere Fahrkarten zum Gipfel des Alishan kaufen können. Jetzt heißt es nur noch auf den Zug warten, der soll laut Fahrplan um 5:10 Uhr. Es wird 5:09 Uhr, und wir dürfen immer noch nicht auf den Bahnsteig. Um 5:14 Uhr kommt ein Zug, er ist übervoll, und fährt ohne zu halten an der Station vorbei. Uns bleibt also nichts anderes übrig als auf den nächsten Zug zu warten. Hier sind dann wenigstens noch genügend Sitzplätze für uns frei.

Es ist schon hell als wir oben ankommen, aber die Sonne ist zum Glück noch nicht über den Bergen aufgegangen. Die Aussichtsplattform direkt an der Bahnstation ist voller Touristen. Wir entscheiden uns deshalb, auf die zweite, weniger frequentierte Aussichtspattform zu gehen, sie ist 500 m entfernt. Die Berge sind im Nebel gehüllt, aber langsam wird es hell über den Gipfel des Yushan, dem mit 3952 m Höhe höchsten Berg Taiwans. Dann geht alles ganz schnell. Erst ragt die Sonne nur wenige Zentimeter über den Gipfel des Yushan, plötzlich steht sie hoch oben am Himmel. Mit der Sonne kommt leider auch der Nebel nach oben, der schön erträumte Sonnenaufgang wurde zu Milchsuppe. Zu Fuß gehen wir zurück zum Hotel, nur Ina hat die Geduld oben zu warten, bis sich der Nebel verzogen hat und wird mit einem herrlichen Ausblick belohnt.

Jetzt gehen wir erst einmal frühstücken. Wir sind hungrig und freuen uns auf einen heißen Kaffee und heißen Tee und ein leckeres Frühstück. Entsprechend groß ist die Enttäuschung. Das Frühstück ist so bescheiden wie das Hotel. Das chinesische Frühstück schmeckt fad das groß angekündigte amerikanische Buffet besteht aus schrecklich schmeckender Marmelade, Erdnussbutter, seltsam aussehender Butter und Toast. Als Besteck gab es Stäbchen und chinesische Löffel. Also bestreichen wir den Toast mit Stäbchen, was bleibt uns auch anderes übrig. Der Kaffee schmeckt als wäre er noch von gestern übrig. Und wenn sogar Rudi auf Toast umsteigt sagt das viel über die Qualität des chinesischen Frühstücks aus. Auch Werner packt irgendwann einen Müsliriegel und eine Dose Mr. Brown Kaffee aus.

Wei Xin sagt, es würde sich hier um ein staatliches Hotel handeln. Das wirft irgendwie kein gutes Licht auf die taiwanische Regierung. Die Wände sind extrem dünn, in den Zimmern hört man Geräusche der Nachbarzimmer, die man besser nicht hören möchte. Die Wände scheinen nur als Sichtschutz zwischen den Zimmern zu dienen. Im Bad ist Schimmel, die Matratzen gleichen wieder einem Holzbrett. Als ich gestern die Balkon Tür öffnete und das Fliegengitter zu Seite schieben wollte, fiel es aus der Halterung und wäre fast zwei Stockwerke tiefer im Garten gelandet wenn das Balkongeländer nicht so hoch gewesen wäre. Aber die Zimmer sonst sind sauber und ordentlich, nur etwas lieblos.

Wir ruhen uns ein paar Stunden aus und machen dann eine kleine Wanderung im Nationalpark. Die Sonne verschwindet, es zieht Nebel auf. Der Wald wirkt jetzt mystisch, wie ein Märchenwald. Hier sehen Bäume, die bis zu 3000 Jahre alt sind, auch ein paar Tempel entdecken wir. Es ist ein netter Spaziergang, der im Coffee Shop des Alishan House endet. In dem 1913 von den Japanern erbauten Luxushotel trinken wir einen Kaffee um uns etwas aufzuwärmen. Unser Mittagessen sozusagen. Obwohl das Café des Hotels eigentlich schon geöffnet hat, müssen wir noch ½ Stunde warten, bis der Kaffeeautomat vorbereitet und startklar ist. Wir schauen uns solange im Hotel etwas um. Der Kaffee ist gut, Rudi und Wei Xin gönnen sich noch leckere Waffeln. Kurz vor 15 Uhr sind wir wieder in unserm bescheidenen Alishan Gou Hotel, in dem es nur abends heißes Wasser gibt. Wir haben jetzt noch zwei Stunden Zeit. Punkt 17 Uhr werden wir dann startklar in der Dusche stehen um vor dem Abendessen noch den Schweiß des Waldes abduschen zu können.

Zum Abendessen wollen wir in dem netten Lokal gehen, in dem wir gestern schon waren. Das Essen war gut, die Leute freundlich. Vor allem die frittierten Bananen, die wir zum Nachtisch bestellt hatten, haben es uns angetan. Zugegeben, ich glaube sie haben es vor allem mir angetan. Bei diesem Nachtisch bestehe ich auf Wiederholung.

Ein letztes Mal tönt die Muschelpfeife

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Mengla nach Mohan, heiter bis wolkig, recht heiß, 58 km

Wen Wen, die süße kleine Tochter unserer Begleitfahrer hat eine Muschelkette um den Hals mit einer Pfeife dran. In den letzten Tagen hat es sich etabliert, dass sie damit immer zum Aufbruch mahnt. Nach jeder Pause, wenn es heißt, sich frisch gestärkt durch Obst und Kekse wieder auf die Drahtesel zu schwingen, bläst Wen Wen das Signal. Ein schöne Ritual, dass ihr und uns gleichermaßen Spaß macht.

Recht gut erholt von den gestrigen Strapazen starten wir heute den Tag – alle haben wieder Lust auf das Frühstück – ein gutes Zeichen! Unterwegs haben wir Spaß auf einer schön federnden Hängebrücke und schauen den Kautschukbauern beim Abfüllen des weißen Kautschuksaftes zu: Kanister um Kanister bringen die Bauern zu dieser Jahreszeit die weiße Flüssigkeit in die Abfüllstationen, in denen mit Hilfe eines modernen Messgeräts die Reinheit des Kautschuks bestimmt wird und verzeichnet wird, wer wieviel Liter abgegeben hat.

Auch heute tutet es wieder regelmäßig aus dem Auto, wenn es Zeit wird, weiter zu radeln. Und am Nachmittag, nach einem letzten gemeinsamen Essen mit unserer goldigen Begleitfahrerfamilie, die sich mal wieder herzallerliebst um uns gekümmert haben, tutet es dann zum letzten Mal: Da wir morgen über die Grenze nach Laos gehen, verabschiedet sich die Chinesische Begleitcrew heute von uns. Wen Wen bläst diesmal zu Ihrem eigenen Aufbruch, es soll wieder zurück nach Hause gehen, zu Ihren Großelterm, ihrem älteren Bruder und ihren Freunden.

Den Pfeifton zum letzten Mal zu hören, macht uns alle schon etwas traurig. Für unsere drei Mythos- Mekong-Reisenden geht damit ein fünfwöchiges Kapitel zu Ende, in denen sie die drei richtig ins Herz geschlossen haben.

Morgen beginnt dafür ein neues Abenteuer – von den Teilnehmern ist bisher noch niemand zuvor in Laos gewesen, und wir sind gespannt, was uns dort erwartet!


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Auf den Nebelberg

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute fahren wir Zug! Kurz nach 7 Uhr verlassen wir unser Hotel und machen uns auf auf den Weg zum nur wenige hundert Meter entfernten Bahnhof. Wir fahren zuerst nach Chiayi. Dort steigen wir nach einem kurzen Aufenthalt um in die Schmalspurbahn, die uns in einer dreistündigen Fahrt auf den über 2000 m hohen Alishan bringt. Die Bahn schlängelt sich den Berg entlang nach oben, fährt durch 49 Tunnel und über 77 Brücken, fährt durch mehrere Vegetationszonen hindurch. Wir fahren vorbei an Ananasplantagen, später kommen Bananen und Palmen. Ab ca. 1000 m Höhe wächst Tee. Man sieht deutlich, wie sich die Vegetation ändert, der Bambus wird dünner, aus Bambus werden Nadelbäume. Stellenweise könnte man meinen, man fährt durch den Schwarzwald. Nebel kommt auf. Die Zugstrecke, lese ich auf https://www.taiwantourismus.de, ist 72 km lang und „ist eine der drei übrig gebliebenen Hochlandeisenbahnen der Welt. Die Japaner haben diese Eisenbahnlinie gebaut, um Holz aus den Wäldern zu befördern. Von der ungefähr 30 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Stadt Chiayi steigt die Eisenbahn auf über 2000 Meter über dem Meeresspiegel in die Berge hinein. Es gibt 49 Tunnel, 77 Brücken und unzählige wunderschöne Aussichten entlang der Strecke. Wegen des steilen Anstiegs muss der Zug im Zickzack hochfahren, was die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.“

Der Zug fährt nicht schnell, und wir sind alle von der vorbeiziehenden Landschaft begeistert. Die Strecke ist dicht bewaldet, aber an manchen Stellen lichtet sich der Urwald und wir haben einen herrlichen Blick ins Tal. Für schöne Bilder mußte man nur schnell genug sein und die Kamera gerückt halten. Oft jedoch waren wir zu langsam und wir haben anstatt eine schönen Blick ins Tal den Tunnel von innen fotografiert. Im Hotel beginnt dann also das große Löschen. wird also jetzt das große Löschen.

Der Zug zuckelt vor sich hin. Langsam legt sich die Faszination. Wir bekommen Hunger und das gemütliche Wackeln des Zugs hat etwas einschläferndes. Eine Nudelsuppe wäre jetzt gut. Oder Kaffee. „Einen Vanilla Latte von Mr. Brown“ schwärmt Ina. Am besten beides.

Oben holt Wei Xin uns ab, und wir fahren noch ein paar Kilometer bis zum Eingang des Nationalparks. Nachdem wir unseren Eintritt bezahlt haben, parkt Wei Xin das Auto auf dem großen Parkplatz. Durch die Räder auf dem Dach, ist das Auto in der Menge leicht zu erkennen. Die Stimmung hier oben ist mystisch. Nebel kommt auf und verzieht sich so schnell wieder, wie er gekommen ist. Es ist kalt hier oben in 2000 m Höhe, alle ziehen sich etwas über. Wir essen eine Kleinigkeit zu Mittag und bummeln dann noch etwas durch die Touristen-Läden. Rudi und ich kaufen uns Tee aus dem Gebiet des Alishans und bekommen eine kleine Teezeremonie geboten um den Tee zu probieren. Dann steigen wir in den Shuttle-Bus, der uns zum Hotel bringt, denn im Nationalpark dürfen keine Privatautos fahren.

Nachher um 17 Uhr treffen wir uns wieder und spazieren in die kleine Touristenstation zu einem frühen Abendessen. Morgen früh werden wir um halb 5 geweckt, um 5 fährt der Zug zum Gipfel, kurz nach 6 ist Sonnenaufgang. Wir müssen also früh raus. Wir sollten uns mal erkundigen, welche der Götter hier für das Wetter verantwortlich ist und ein paar Räucherstäbchen anzünden.