Drei Pässe auf einen Streich

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Menglun nach Mengla, weitestgehend bedeckt, 1700 Höhenmeter, 95 km

Heute wird geradelt, von früh bis spät. Zum Sonnenaufgang schlürfen wir bereits unsere Nudelsuppen, denn die 1700 Höhenmeter, die heute vor uns liegen, brauchen Zeit!

Obwohl mit Martin, Harald und Emmerich gleich die Hälfte der Gruppe noch arg mit der Verdauung zu kämpfen hat, strampeln wir uns allesamt Tapfer von Gipfel zu Gipfel. Drei Pässe sind heute zu erklimmen, einer vor, und zwei nach dem Mittag.

Wie erhofft ist es heute wieder bewölkt, das spielt uns in die Karten. Außerdem ist die Strecke sowieso recht schattig und führt über weite Strecken durch tropische Wälder, in denen große Bäume und riesige Farne stehen, und in denen Zikaden zu Hause sind, die in der Lage sind, einen unglaublich lauten und schrillen Pfeifton von sich zu geben. Ab und an können wir durch die Bäume hindurch wunderschöne Blicke in das umliegende Bergland erhaschen.

Die letzte Abfahrt des Tages, vom dritten Pass fast bis zum Hotel ist heute besonders süß! Man merkt schon, das man etwas geleistet hat, nach solch einem Radeltag.

Wegen der drei Magenverstimmungen sind wir heute etwas dezimiert beim Abendessen – aber Xiao Ding, Xiao Luo und die kleine Wen Wen leisten uns Gesellschaft und es schmeckt mal wieder vorzüglich. Ein von Xiao Luo selbst produzierter Maisschnaps darf danach natürlich nicht fehlen und wir sitzen noch ein Weilchen zusammen und klönen – morgen nachmittag werden uns die drei verlassen und wieder zurück nach Hause fahren, das tut jetzt schon ein bisschen weh.


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Von Holländern und Göttern

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Tainan ist eine der größten Städte Taiwans. Sie wurde im 17. Jahrhundert von den Niederländern gegründet und war lange Zeit die Hauptstadt der Insel, bis sie im 19. Jahrhundert nach Taipei verlegt wurde.

Wir gehen den Tag heute gemütlich an. Um 10 Uhr fahren wir los, Wei Xin bringt uns zum Fort Zeelandia (Fort Anping), einer alten Festung der Holländer aus dem 17. Jahrhundert. Nur noch ein Stück der Originalmauer steht noch, der Rest der Festung wurde nachgebaut. Als nächstes besuchen wir den auch von den Holländern erbauten Fort Provintia, der heute als Chihkan Lou bekannt ist. Dieser Fort sieht eher aus wie eine tempelähnliche Anlage, einen Fort hatte ich mir anders vorgestellt. Trotzdem ist die Anlage recht nett.

Hier verlässt uns Wei Xin und wir gehen zu Fuß auf Tempeltour. Rudi führt uns zu verschiedenen Tempeln der Stadt, u.a. dem Tempel der großen Himmelskaiserin (Great Queen of Heaven Tempel) und den Konfuziustempel. Andere Tempel auf unserer Tempeltour haben heute leider geschlossen.

Unsere kleine Rundtour endet im Kaufhaus Hayashi. Dieses wurde im Dezember 1932 während der japanischen Besatzung eröffnet. Das Kaufhaus ist nobel und teuer, aber schön anzuschauen. Die schöne Teedose mit schwarzem oder grünen Tee, die schön als Deko in meine Küche passen würde, kostete ca. 30 €, das war mir dann doch irgendwie zu teuer, auch wenn der Tee vermutlich sehr exquisit ist. Im Restaurant im 5. Stock des Kaufhauses essen wir zu Mittag. Die meisten von uns probieren Danzai, eine Spezialität aus Tainan. Danzai, das sind sind Nudeln in einer Brühe mit mit Schweinehack und Shrimps.

Nachdem wir noch etwas durch das Kaufhaus gebummelt sind, führt uns Rudi wieder ins Hotel, danach haben wir frei. Hans geht Kaffee trinken, Ina und ich holen uns einen Kaffee bei 7 Eleven gleich um die Ecke, Renate und Werner gehen noch etwas bummeln.

Zum Abendessen gehen wir in ein Restaurant, in dem es hauptsächlich Frisiertes gibt. Gegen 8 soll es hier richtig voll werden, sagt Rudi. Dieses Restaurant würde gerne zum Vorglühen genutzt. Und tatsächlich: die Herrschaften am Tisch neben uns, größtenteils in Anzug, hatten außer Bier noch genügend Hochprozentiges auf dem Tisch stehen. Um ehrlich zu sein, wir haben schon besser gegessen, aber das Essen war billig. Klar, wenn es eher als Vorglühkneipe dient als als Restaurant. Aber das Chili-Hähnchen war lecker und schön scharf. Rudi hatte außer Chili-Hähnchen, Schweinefleisch, Gemüse und Tofu auch Schweinefuß bestellt. Uns konnte er damit nicht locken, aber wenn er und Wei Xin es gerne essen – bitteschön. Leider stellte sich heraus, dass es heute keinen Schweinefuß gibt. Schade. Rudi hätte ihn gerne gegessen und ich gerne gesehen, wie so etwas hier aussieht. Aber uns bleiben ja noch ein paar Tage.

Auf dem Rückweg zum Hotel kaufen Rudi und Wei Xin noch eine Art Bubble-Tea. Dann gehen alle auf ihre Zimmer, wir müssen morgen früh raus. Um 6:35 Uhr Uhr, werden wir hufescharrend vor dem Frühstücksraum stehen, der um 6:40 Uhr aufmacht. Um 7:32 Uhr fährt unser Zug nach Chiayi, wo wir in eine Schmalspurbahn umsteigen,die uns auf den Alishan bringen wird. Ich freu‘ mich schon.

Im botanischen Garten

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Ganlanba nach Menglun, bedeckt, 43 km

Etwas lädiert vom letzten Abend radeln wir heute eine Recht kurze Strecke nach Menglun.

Gestartet wird trotzdem früh, denn wir möchten am Nachmittag noch den botanischen Garten besichtigen. Auf neu gebauter Straße (vor zwei Jahren musste ich mit meiner Gruppe hier noch durch matschige Baustellen fahren) kommen wir gut voran und fahren durch saftig grüne Hügellandschaft, in der Ananas und Kautschuk kultiviert wird. Das Wetter ist angenehm kühl und wir hoffen, dass es morgen auf unserer ersten Königsetappe auch so wird.

Die Besichtigung des botanischen Gartens von Menglun ist wie immer sehr schön – besonders der wilde Teil im tropischen Wald gefällt uns gut. Hier mögen die Bilder eine bessere Sprache sprechen.


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Tag der offenen Tür

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Jinghong nach Ganlanba, heiß und sonnig den Mekong entlang, 30 km

In Jinghong, der Hauptstadt der Volksgruppe der Dai (verwandt mit den Thai die ursprünglich aus chinesischem Gebiet stammen), trifft sich unsere Truppe: Wir sind drei Weiterfahrer der Tour Mythos Mekong, die schon 5 Wochen Schwerstarbeit im Hochgebirge hinter sich haben, und drei Frischlinge aus Deutschland und den USA, die sich der eingespielten Gemeinschaft anschließen.

Inklusive mir sind wir also zu siebt, und haben vor, uns in den nächsten drei Wochen durch China, Laos und Thailand zu schlagen – drei Länder auf einen Streich! Ehe wir uns versehen, sind wir mittendrin im Geschehen:

Von Jinghong führt uns eine Straße entlang des mächtigen Mekong direkt nach Ganlanba, einem Museumsdorf der Dai. Die Etappe ist kurz und relativ flach, mittags sind wir schon in unserer Unterkunft. Während wir am Nachmittag noch die für Touris aufbereitete Minoritäten-Show zu sehen bekommen, werden wir am Abend Zeuge der wahrhaftig gelebten Kultur:

Heute wird nämlich kaimenjie 开门节 gefeiert, der „Tag der offenen Tür“ (korrekter übersetzt wohl eher „Tag der sich öffnenden Türen“). Der Tag beendet eine dreimonatige Fastenzeit, in der es allerdings weniger um‘s nicht-essen, sondern eher um sexuelle Enthaltsamkeit und das nicht-feiern von Festen geht. Während der ein Teil des Fastenbrechens dann wohl doch hinter verschlossenen Türen stattfindet, ist ein anderer Teil ein Festessen, an dem ohne Maß getrunken wird.

Wer schon einmal in China war, wird wissen, wie schwierig es ist, bei so einem Anlass ungeschoren davonzukommen. Als wir uns zu der lustigen Runde gesellen, gibt es kein Entrinnen mehr. Reihum werden wir nun zum Trinken aufgefordert, und um das Gesicht des Gegenübers zu wahren, gilt es natürlich stets, das Glas zu lehren. Dabei bereitet uns vor allem eine Dame aus Sichuan enorme Probleme, indem sie uns unermüdlich zuprostet und einen Becher Schnaps nach dem Anderen leeren lässt. Positiv zu vermerken ist, dass die Kommunikation nach ein paar Gläsern Schnaps und Bier auch ohne Gemeinsame Sprache richtig lebhaft wird und erstaunlich gut funktioniert! Es geht lustig zu und es wird auf beiden Seiten viel gelacht – so in etwa ist das kaimen – Fest wohl gedacht.

Später fallen wir ins Bett und schlafen wie Steine.


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Buddhas bescheidene Behausung

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Laut Programm sollte heute eigentlich ein Auto-Transfer nach Tainan sein. Zu unserer aller Freude gibt es aber eine Planänderung und wir dürfen ein paar Stunden Rad fahren. In der Nacht hatte es geregnet, es ist teilweise recht windig. Ich weiß nicht, ob das die Ausläufers des Taifuns sind, der in Japan wütet. Mal kommt der Wind von hinten, dann trifft einen wieder eine Böe von direkt von vorne. Regenwolken begleiten uns, aber größtenteils ist es trocken.

Nach etwa 80 ebenen Kilometern lädt Wei Xin, der seit gestern Abend wieder bei uns ist, die Räder aufs Auto und wir fahren zu unserem heutigen Besichtigungsziel, dem größten buddhistischen Kloster Taiwans, dem Fo Guang Shan (Buddhas Berg des Lichtes). Das Kloster liegt auf einem Berg, etwa 350 Mönche und Nonnen leben hier. Dem Kloster angegliedert ist ein großes Buddha-Museum mit einer 146 m hohen Buddha-Statue.

Müde fahren wir nach der Besichtigung weiter zu unserem eigentlichen Ziel, nach Tainan. Wir beziehen das Hotel, duschen, dann geht es auf zum Abendessen. Das Mittagessen fiel heute mehr oder weniger aus, es bestand aus Kaffee und frisch gepresstem Obstsaft, im Kloster aßen wir noch eine Kleinigkeit, aber richtig viel war es nicht. Eigentlich müssten wir alle richtig Hunger haben, aber ich bin zu müde und beschließe, dass Schmutzbier und Abendessen doch überbewertet wird. Auch Hans bleibt im Hotel. Morgen ist auch noch ein Tag für Taiwanesisches Essen.

An der Südspitze

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Heute ist Ruhetag. Das bedeutet, einmal wieder zwei Nächte in einem Hotel zu sein und den Koffer mal wieder richtig auszupacken. Dazu gehört der Aha-Effekt, wenn man entdeckt, dass man noch ein Paar frische Socken oder ein bis jetzt noch ungetragenes T-Shirt hat. Man kann ausschlafen und die Zeit nutzen, um das Gelände zu inspizieren.

Unsere Abfahrt heute verzögert sich etwas, für Hugo wurde ein Leihrad bestellt, das noch nicht da ist – seinen Platten hat Amao gestern doch nicht mehr geflickt. Das Rad, das geliefert wird, hat schon bessere Zeiten gesehen, deshalb nimmt es Rudi und gibt Hugo sein Rad. Dann fahren wir los zum Kenting Nationalpark. Die Region um Kenting, lese ich im Internet, soll der einzige tropische Ort im sonst subtropischen Taiwan sein. Wir erklimmen erst mal einige Höhenmeter, bis wir oben am Eingang des Nationalparks sind. Wir bezahlen den Eintritt und sind gespannt, was uns erwartet. 2-3 Stunden, sagt die Infotafel am Eingang, dauert der Rundweg. Der Park enthält verschiedenste Arten von Pflanzen. Es gibt tropische Blumen, Farne, Bananen, viele faszinierende Bäume, aber auch verschiedene Landschaftsformen und Affen gibt es hier. Im Aussichtsturm, der einen tollen Blick über die Region bietet, gibt es Softeis. Rudi ist der erste, der sich eins kauft, gefolgt von Renate und Hugo. Ich bin skeptisch. Softeis in einem asiatischen Land? Was da wohl mein Magen und Darm dazu sagen werden? Rudi aber ist optimistisch und sagt, wir sind jetzt schon so lange hier, wir sollten uns inzwischen daran gewöhnt haben. Ich weiß jetzt nicht, ob er es ernst gemeint, oder sich das Eis nur schön geredet hat. 🙂 Egal, wie die Auswirkungen auf das Eis sein werden: lecker war es.

Gegen halb 2 verlassenen wir den Park, der Hunger treibt uns zurück in die Stadt. Werner wünscht sich ein schönes kleines Lokal am Meer, wo man gemütlich draußen im Schatten sitzen kann. Das war Wunschdenken, wir finden leider keins. Die Asiaten haben es nicht so mit draußen sitzen. Wir entdecken aber einen sehr leckeren Thai, das Essen hat eine angenehme Schärfe und schmeckt bedeutend besser als das, was wir gestern Abend gegessen haben. Hier werden wir heute Abend wieder hingehen!

Nach dem Essen trennen wir uns. Hans hatte sich schon vor dem Mittagessen verabschiedet, jetzt gehen Ina, Renate, Werner und ich in einer amerikanischen Kaffee-Kette noch einen Kaffee trinken. Wir sitzen gemütlich draußen im Schatten. Nicht am Meer, stattdessen an der Hauptstraße, und beobachten die vorbeifahrenden Autos. Auffällig ist, wieviel neue und vor allem teure Autos auf Taiwans Straßen unterwegs sind. Viele BMW und Mercedes der Oberklasse, VW, Lexus, und vor allem Porsche. So viele Porsche wie hier sieht man in Deutschland nicht. Kleinwagen gibt es kaum, wenn dann ist es ein Mini. Nur heute verirrte sich ein kleiner Nissan Micra nach Keting.

Wir überlegen gerade, ob wir aufbrechen sollen, als Manuela mit ihrer Familie an uns vorbeiläuft. „Oh, you are from Germany? I love Germany. My German name is Manuela“ sagt sie. Sie ist Englischlehrerin, kann außer Englisch noch etwas Deutsch und Japanisch. Ein Wirbelsturm von Frau. „I love Taiwan, Taiwan is so great“. Wir stimmen zu, dass Taiwan wirklich great ist. Manuela ist begeistert von Renates Chinesisch-Kenntnissen. Und überhaupt: hier auf Deutsche und Österreicher zu treffen. So great! Sie stellt uns ihre Familie vor „this is my mother, my sister, my nethew“. Sie zeigt Bilder ihres Vaters, bei einem Urlaub auf Hawaii, der so handsome ist, „he‘s a boss. He loves my mother. He is rich. I am rich. I am happy, I am so happy every day“ sagt sie strahlend. Und unser Werner, er ist auch so handsome, „you must be rich to have such a wife“ Werner weiß gar nicht richtig, wie ihm geschieht. So überflutet mit Komplimenten wurde er vermutlich schon lange nicht mehr.

Jetzt ruhen wir alle noch etwas aus, bis wir gegen 18 Uhr zum Abendessen gehen. Schließlich ist heute Ruhetag.

Heute wird es bestimmt nicht kalt

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Sanchahe nach Jinghong, 42 km, 360 HM

Eine Tasse Kaffee auf der Terrasse mit Blick auf den Urwald. Das darf man sich auf der Teestraße auch mal gönnen. Denn direkt hinter der Herberge beginnt der Regenwald, in dem morgens üblicherweise dichter Nebel hängt. Wir starten mit einer späten Nudelsuppe um neun Uhr, und bei der Abfahrt um zehn Uhr hat sich der Nebel weitgehend gelichtet. Es wird warm, und wir verbringen unsere letzten Obstpausen im Urwald, bevor es hinunter geht nach Jinghong und an den Mekong. „Heute wird es bestimmt nicht kalt“ war Emmerichs Vorhersage, und er sollte recht behalten. Temperaturen und Vegetation sind tropisch, es blühen Frangipani, Strelizien, Hibiskus und viele andere Arten, und die Luftfeuchtigkeit hat merklich zugenommen.

Wir sind wieder am Mekong angekommen, dessen steile karge Schluchten wir am Oberlauf bewundert haben. Der Fluss ist hier klarer und um einiges breiter, fließt aber immer noch mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Laos und Thailand. Am einen Ufer wird geangelt, am anderen Ufer kann man Gaozhuang bestaunen. Vor zehn Jahren wurde der Grundstein gelegt, heute ist er fast fertig, der neue Stadtteil im Stil der Thai-Architektur. Hochhäuser, Hotels, Büros und ein Nachtmarkt, der sich am Flussufer und um die Große Pagode von Jinghong erstreckt. Am Tag ist hier nicht viel los, als wir eine kleine Spritztour durch die Stadt unternehmen. Aber am Abend werden überall Stände aufgebaut. Wir probieren uns durch die gebratenen Jiaozi, die scharfen kalten Teigrollen, trauen uns aber nicht an die vielen verlockenden Fleisch- und Fischspieße heran, wer weiß, wie lange die hier schon liegen. Vom Gewitterregen überrascht unterbrechen wir die Snacktour und trinken das überfällige Schmutzbier in einem Restaurant in der Nähe der Pagode. Eigentlich wollten wir früh im Hotel zurück sein und Karl und die neue Gruppe begrüßen. Aber ihr Flieger musste wegen des Gewitters nach Kunming umkehren, also bleibt uns noch Zeit für Nachspeisen wie frittierte Teigrolle mit süßer Kondensmilch und frisch zubereitetes Eis mit Mango, Rosinen und getrockneten Früchten.

Karl und seine Gruppe treffen irgendwann gegen elf Uhr am Abend ein. Gemeinsam mit Emmerich, Harald und Klaus werden sie übermorgen den Mekong weiter flussabwärts fahren, und das Goldene Dreieck erkunden, während Wilfried und ich den Heimweg antreten. Ich bin etwas wehmütig, aber froh, dass die lange Radtour für mich in diesem schönen und entspannten Teil Chinas endet. Hier die heutigen Eindrücke. 

PS: Der letzte Tag und die Statistik folgen natürlich noch.

Es gibt keinen Tee auf Taiwan

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Schon früh um vier fingen die Hähne der Hahnenfarm, die gegenüber unseres Hotels liegt, an zu krähen. Der Hahn des Nachbars will auch mitreden und mischt sich mit heißerer Stimme in das Gekrähe ein. Um 5:30 Uhr verlassen die ersten Gäste des Hotels das Hotel mit dem Motorrad und machen dabei einen Riesenlärm. Nur um 15 Minuten später wieder mit dem selben Riesenlärm wieder zurückzukommen.

Ab sieben Uhr gibt es Frühstück, und schon um sechs dringen dir Gerüche aus der Küche in mein Zimmer. Neben einem chinesischen Frühstück gibt es noch halb gefrorenes Toastbrot, Erdnussbutter und chinesische Schokocreme. Der Toaster gib schon während der ersten beiden Brote den Geist auf. Zu trinken gibt es Sojamilch und Instantkaffee in Tüten. „Wo ist der Tee?“ frage ich, als ich zum Frühstück komme. „Gibt es keinen, nur Kaffee“ gibt Hans zur Auskunft. Also, ich weiß nicht. Wir sind hier in Taiwan, das sich für das richtige China hält, und zum Frühstück gibt es nicht einmal Tee. Wir nennen es teelos in Xuhai.

Die Strecke heute ist kurz, so dass wir erst um 9 Uhr losfahren. Am Anfang fahren wir entlang einer schmalen Straße, direkt am Pazifik entlang. Die Straße ist schön zu fahren, es gibt wenig Verkehr. Nach etwa 15 km geht die Straße ins Landesinnere und wir erklimmen erst mal einen Anstieg. Danach geht es hügelig weiter bergab. Nach etwa 40 km sind wir wieder zurück am Pazifik. In dem kleinen Örtchen findet gerade ein Wettbewerb im Wellenreiten statt. Wir schauen ein bisschen zu, leider können wir nicht viel erkennen, die Wellenreiter sind zu weit draußen. Das Meer jedoch ist beeindruckend, die Wellen sind hoch, und die Farbe des Wassers türkisblau.

Wir fahren weiter, jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Kenting, unserem heutigen Ziel. An einem Aussichtspunkt, oben auf den Klippen, machen wir noch eine kurze Pause, füllen unsere Wasserflaschen auf, machen Bilder und fahren dann weiter. Die anderen sind schon weg, Ina und ich brauchen meist etwas länger für unsere Bilder, dann fahren wir den anderen hinterher. In einer Kurve hält Ina plötzlich an. Eine Rollerfahrerin auf der Gegenfahrbahn war – zum Glück ohne Roller – in den Wassergraben gestürzt. Wie sie das geschafft hat, ist uns ein Rätsel. Ina steigt vom Rad, hilft den beiden Begleitern der Rollerfahrerin, sie aus dem Graben zu ziehen. Dann richten sie den halb im Graben hängenden Roller wieder auf. Die Frage, ob alles ok sei, wird bejaht und wir fahren weiter.

Kurz vor Kenting machen wir noch einen Abstecher an den südlichsten Punkt Taiwans. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen, aber da gewesen sein muss man schon. Jetzt sind es noch 7 km bis nach Kenting. Es ist schon halb 2, wir haben Hunger, aber diese 7 km schaffen wir auch noch. Der Hunger und die Aussicht auf das Schmutzbier treiben uns an. Kurz vor dem Ziel hat dann Hugo schon wieder einen Platten. Amao wird ihn am Abend noch flicken.

Weil unsere Zimmer im Kenting Youth Activity Center noch nicht fertig sind, gehen wir erst einmal lecker Nudelsuppe essen und trinken unser wohlverdientes Schmutzbier. Als Hunger und Bierdurst gesättigt sind, stellt sich eine allgemeine Zufriedenheit ein. Wir haben es schon gut hier!

Als wir zum Hotel zurückkommen, sind unsere Zimmer fast fertig, wir müssen nur noch etwas warten, dann endlich gibt es eine heiße Dusche.

Kenting ist ein Badeort. Direkt am Hotel ist ein kleiner Kiesstrand, nicht weit entfernt ein Sandstrand. Der Ort ist voller Touristen, entsprechend sind auch die Preise. Aber endlich können wir im Pazifik baden. Wobei – Baden ist zu viel gesagt. Bei den Wellen traut sich keiner richtig rein. Aber die Füße reinhängen, das muss schon sein.

Nach dem Abendessen in einem netten Restaurant schlendern wir noch etwas über den überfüllten und lauten Nachtmarkt und beenden so den Tag.

Ins Tal der wilden Elefanten

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Puwen nach Sanchahe, 65 km, 750 HM

Die Karaoke-Session der chinesischen Hotelgäste nach dem Motto „Nicht schön, aber laut“ war heute Nacht um zwei Uhr beendet. Etwas schlaftrunken gehen wir heute zum Markt, um zu frühstücken. Xiao Luo kennt eine Bude, in der es handgemachte Nudeln, Migan oder auch Juanfen genannt, gibt. Der Teig wird flüssig ganz dünn auf ein rundes Blech gegossen, kurz getrocknet, als Ganzes abgenommen, gerollt oder gefaltet und in Stücke geschnitten. Darauf wird eine Kelle Suppe gegeben und die üblichen Nudelsuppenzutaten. Schmeckt ganz gut. Nach dem Essen gehen wir noch über den Markt und ich bin froh, dass ich schon satt bin, angesichts der weiteren Leckereien.

Heute stehen nicht sehr viele Radkilometer auf dem Programm. Der Morgenneben hängt noch in den Wäldern, als wir den etwa 30 km langen Anstieg beginnen. Dieser Teil Yunnans gehört schon zum tropischen Regenwald (obwohl die wissenschaftlichen Definitionen da auseinander gehen), und die Lichtstimmung ist toll. So schrauben wir uns immer weiter hinauf, der Anstieg ist moderat, es regnet nicht, und die Bäume spenden viel Schatten. Oben angekommen haben wir Aussicht auf die letzten Teeplantagen und bewaldete Hügelketten, die endlos scheinen. Als wir gegen halb zwei am Zielort, eine Herberge im Tal der wilden Elefanten, ankommen, ist es richtig heiß geworden.

Harald verschwindet wie ein Wirbelwind im Zimmer um zu waschen. Wir tun es ihm gleich. Beim Mittagessen läuft der Schweiß, man möchte sich kaum bewegen. Oder aber doch, denn jede Art von Fahrtwind tut gut. Wir haben beschlossen, noch ins nahe Schutzgebiet zu gehen, wo es wilde Elefanten gibt. „Die Tiere kommen auch manchmal hierher zur Herberge und fressen das Gemüse“, erzählt die Chefin des Hauses. Aber in den letzten Tagen seien sie fern geblieben. Man muss schon Glück haben, die Dickhäuter zu sehen. Wir radeln also ein paar Kilometer zum Nordeingang des Wild Elephant Valley, um unsere Chancen ein wenig zu erhöhen. Und … wir hatten Glück. Schon am Eingang bekommen wir die Info, dass gerade ein paar Elefanten aufgetaucht sind. Wir düsen im Eilschritt anderthalb Kilometer den Baumwipfelpfad entlang, sind wieder schweißgebadet, aber glücklich. 14 wilde Elefanten aus nächster Nähe am Wasserloch zu beobachten, was will man mehr.

PS: In dieser Gegend leben etwa 80 wilde Elefanten. Das Schutzgebiet hat zwar Zäune, was die Tiere aber nicht an der Wanderung hindert. Manchmal wird sogar die Autobahn gesperrt, wenn die Elefanten queren wollen. Wasserlöcher, wie die Stelle, auf die wir heute geschaut haben, sind feste Anlaufstellen, die die Tiere häufig, aber nicht täglich und nicht zur gleichen Zeit aufsuchen.


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Plattentag

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Die Zimmer hier in der Donghe Farm sind keine Vier-Sterne-Zimmer, aber sie sind sauber und mit einem Fliegengitter am Balkon versehen, was schon mal völlig ausreichend ist. Es gibt Wasser, Teebeutel und Instantkaffee auf den Zimmern. Seit kurzem gibt es hier sogar WLAN. Nur die Matratzen sind extrem hart, sie fühlen sich an wie ein mit einer Wolldecke überzogenen Holzbrett. Ohne Abhilfe, war mir schnell klar als ich ins Bett ging, tun mir am nächsten Tag sämtliche Knochen weh. Also nutze ich die Bettdecke des zweiten Betts als zusätzliche Matratzenauflage und kriege die Nacht gut rum.

Die nächste Überraschung kommt beim Frühstück. Die Köchin tischt gebratene Eier auf, Gemüse, eine süßliche Glutenpampe und Congee, chinesischer Reisbrei. Es ist vermutlich das einfachste, aber auch fadeste Essen, das ich je gegessen habe. Reis wird ohne Salz so lange in Wasser gekocht, bis er extrem weich ist und sich fast aufgelöst hat. Man kann dann Süßes wie z.B. Marmelade oder auch Salziges dazu essen. Außerdem gibt es noch gedämpfte Hefebrötchen, leicht süß im Geschmack. Tee oder Kaffee – Fehlanzeige. Renate holt für sich und Werner den Instantkaffee aus dem Zimmer und will die Wirtin um heißes Wasser bitten. Ina und ich ziehen uns zurück und trinken den Kaffee auf dem Zimmer. Wer weiß, vielleicht kriegt Renate im Restaurant nicht einmal heißes Wasser …

Die Radtour heute beginnt mit einer 20 km langen Abfahrt. Husch sausen wir ins Tal – bis Renate den ersten Platten hat. Amao wechselt den Schlauch, durchsucht den Mantel nach Scherben o.ä., findet aber nichts. Neuer Schlauch rein, aufpumpen, fertig. Als wir geraden weiterfahren wollten fällt uns auf, dass auch Ina einen Platten hat. Dabei hatte ihr Amao noch vor der Abfahrt einen neuen Schlauch spendiert, weil ihr Rad nach dem gestrigen Platten auch wieder keine Luft hatte. Langsam hat reicht es Amao vermutlich. Ina bekommt nur Luft nachgefüllt, in etwa 1 km machen wir eh Pause. Wir fahren weiter, als wir unten ankommen vermissen wir Renate. Dann sehen wir sie, ihr Fahrrad schiebend. Ihr Vorderrad hat schon nach dieser kurzen Strecke wieder keine Luft mehr.

Während wir unser zweites Frühstück zu uns nehmen – Amao hatte uns gedämpfte Hefebrötchen mit Fleisch- und Bambusfüllung besorgt ,sie waren noch warm. Also, während wir aßen, mühte sich Amao erst mit Renates, dann mit Inas Vorderrad ab. Der Mantel wurde innen, außen, seitlich, an jeder erdenklichen Stelle gründlich durchsucht, das Felgenband abgetastet. Nichts. Auch der Mantel sah nicht abgefahren aus. Er flickte den Schlauch, tauschte ihn dann aus, er ist ratlos. Hoffentlich hält das.

Tat es nicht, zumindest nicht bei Ina. Kurz nachdem wir den Rastplatz verlassen hatten, steht sie wieder winkend am Straßenrand. Amao hält an, wir packen Ina ins Auto und ihr Fahrrad aufs Dach. Bis zur Mittagspause muss sie im Auto mitfahren, dann hat Amao Zeit, sich darum zu kümmern.

Nach etwa 25 km erreichen wir wieder die Küste. Wir fahren die Straße bergab, vor uns eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Pazifikküste. Das Wasser ist verlockend türkis. Gerne währe ich einfach gerade aus weiter gefahren und wie über eine Schanze in den Pazifik gesprungen. Aber die Straße macht eine Rechtskurve, der ich folgen muss.

Nach etwa 50 km machen wir Mittagspause. Es gibt eine leckere Nudelsuppe, Maultaschen, Nudeln mit Hackfleischsoße. Während wir essen, kümmert sich Amao um Inas Rad, damit sie weiterfahren kann. Er isst dann, wenn wir weitergefahren sind.

Noch etwa 30 km und wir sind am Ziel. Die Straße verläuft weiter immer dem Pazifik entlang. Sie ist gut befahrbar, teilweise ist viel Verkehr. Plötzlich, wir sind gerade an einer Ampel losgefahren, dröhnen hinter uns Motoren auf, laut. In überhöhtem Tempo rasen sieben, acht, neun Porsche in kräftigen Farben an uns vorbei: hellblau, dunkelblau, grün, einer sogar neongelb. Dann noch welche und noch mal. Auch hier gibt es anscheinend eine Poser-Szene.

Der Himmel ist heute bewölkt, was die Temperatur angenehm macht. Wir waren schnell, schon gegen 15 Uhr sind wir im Hotel. Unser Schmutzbier ist heute ein japanisches, dazu dürfen wir Zimtäpfel probieren, die Amao extra für uns gekauft hat. Wir hatten diese seltsam aussehenden Früchte überall an Verkaufsständen am Straßenrand gesehen und waren neugierig. Das wollten wir unbedingt probieren.

Wir sind hier in der Region der Paiwan, eines der indigenen Völker Taiwans. Sie sind, genauso wie die Ami, nicht matriarchalisch aufgestellt. Das Abendessen im mehr oder weniger einzigen Restaurant in dem kleinen Örtchen, war aber sehr schmackhaft. Als wir gerade aufbrechen wollen um zum Hotel zurückzukehren, fängt es an zu regnen. Wir versüßen uns die Wartezeit mit Bier. Leider verpassen wir durch das Bier, dass es aufgehört hat zu regnen und müssen einen weiteren Regenguss abwarten, bevor wir aufbrechen können.

Wie schon die Tage davor, hat auch dieses Hotel Hot Springs. Die Wassertemperatur der Quellen beträgt knapp 36 °C. Ein paar von uns genießen das warme Wasser in den Pools des hübsch, im japanischen Stil, angelegten Garten. Hübsch sind von außen auch die Bungalows anzusehen, in denen die Einzelzimmer untergebracht sind. Hübsch auch auf den ersten Blick von innen – auch sie im japanischen Stil. Der zweite Blick ist Ernüchterung. Das Zimmer wirkt stellenweise wie ein Provisorium, das Wasser tröpfelt nur aus der Dusche, es kommt höchstens lauwarm. Die Betten sind wieder extrem hart, dünne Matratzen liegen einem großen Holzblock. Heute Nacht habe ich nur eine sehr dünne zweite Bettdecke, die ich als zusätzliche Matratze nutzen kann.