Soviel Schlaf wie sonst nie

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Gestern Abend sah ich noch die Attraktion für uns Touristen in Ruisui: die Müllabfuhr. Ina und ich hatten es in Taipei schon gesehen, dort ist es wegen der größeren Menschenmassen spektakulärer. An fünf Tagen die Woche kommt sie, immer abends. Zwei Fahrzeuge, eines für Restmüll, eines für Recycling. Man hört sie schon von Weitem, in Endlosschleife wird Tekla Bądarzewskas Gebet einer Jungfrau aus den Lautsprechern der Wagen gespielt. Die Leute stehen schon vor ihren Häusern oder rennen schnell auf die Straße. Hier werden keine Mülltonnen geleert, jeder wirft seinen Müllbeutel selber in den Wagen. Wenn man die Nachbarn kennenlernen will gibt es wohl keine bessere Gelegenheit als die Müllabfuhr

Wir haben einen Fahrerwechsel auf der Tour. Wei Xin verlässt uns für ein paar Tage, jetzt fährt Amao das Begleitfahrzeug. Er ist ein junger, sympathischer Mann, sehr zuvorkommend. Sein Englisch ist besser als das von Wei Xin, man kann sich besser mit ihm unterhalten. Aus Frauensicht gesehen: Wei Xin sieht auf eine natürliche Weise sehr muskulös und durchtrainiert aus, ohne wie ein Muskelprotz zu wirken. Amao ist nicht ganz so muskulös, Renate würde sagen, „so wie er ausschaut, isst er sicherlich gerne“. Wobei, richtig dick ist er auch nicht.

Damit mich keiner falsch versteht: Auch Wei Xin ist ein sehr sympathischer und angenehmer junger Mann, aber eben völlig anders, etwas ruhiger vielleicht. Hans fragte uns Frauen, ob wir schon sein Gewicht, seine Muskelmasse und sein Trainingsprogramm herausgefunden hätten. … Ich meine, wir können ja nicht gleich am ersten Tag mit der Tür ins Haus fallen 🙂

Also, mit neuem Fahrer und neuem Fahrzeug starten wir heute in Richtung Berge. Wir überqueren wieder das breite und fast ausgetrocknete Flussbett des Xiugulan-Flusses. Etwa 50 km geht es eben durch das East Rift Valley. Unsere Straße schlängelt sich durch Reisfelder, die Gipfel der Berge links und rechts sind von Wolken verdeckt. Es ist bewölkt, so dass die Temperatur zum fahren angenehm ist.

Nach ca. 50 km, im Örtchen Fuli, machen wir eine frühe Mittagspause. Wir finden ein nettes Restaurant. Eine kleine, zierliche Frau betreibt den Laden, sie kocht hervorragend. Der Großteil von uns isst Jiaozi, also die chinesischen Teigtaschen, Hugo und Rudi eine Nudelsuppe, die auch sehr lecker aussieht. Ich muss gestehen, als Schwabe bin ich es ja gewohnt, Maultaschen mit Kartoffelsalat zu essen, aber Maultaschen in Sojasoße mit Knoblauch zu tunken, dazu Sambal Oelek, das ist schon auch lecker. Und dazu natürlich Kaffee von Mr. Brown.

Ina und ich fragen die Wirtin, ob wir sie in ihrer Küche fotografieren dürfen. Sie stimmt erfreut zu, will aber auch gleich ein Bild mit uns beiden machen.

Ab jetzt beginnt der Aufstieg in die Berge, der sich über etwa 15 km hinzieht. Die Landschaft ist wieder traumhaft schön. Wir fahren vorbei an tiefen Schluchten, der Berg ist durch die vielen Kurven gut befahrbar. Unterwegs hat Ina einen Platten und konnte froh sein, dass das Begleitfahrzeug noch hinten war, so konnte ihr schnell geholfen werden. Ich bin gespannt, bis jetzt hat noch nie ein geflickter Platten beim ersten Mal geholfen. Noch hält die Luft…

Die letzten Kilometer zu unserer Unterkunft geht es mit atemberaubendem Blick auf die Berge wieder etwas hinunter ins Tal. Untergebracht sind wir heute in einem Gästehaus der Ami, einer Gruppe der taiwanischen Urbevölkerung. Als wir zum Abendessen in deren Restaurant gehen – wir sind die einzigen Gäste – werden uns neben einer Schüssel Reis noch zwei Gemüsegerichte und ein Teller mit Zwiebelfleisch serviert, dazu Kohlrabisuppe. Wir schauen erst die auf dem Tisch stehenden Teller an, dann uns und fragen uns schließlich, wann Nachschub kommt. Immerhin sind wir mit unserem Fahrer acht hungrige Leute mit 73 km und gute 800 Hm in den Beinen. Den Nachschub müssen wir extra bezahlen, im Übernachtungspreis war nur dieses eher enthaltsame Abendessen enthalten. Ohne Getränke wohlgemerkt. Getränke können sie uns keine anbieten. Damit wir doch zu unserem verspäteten Schmutzbier kommen, fuhr Amao für uns ins nächste Dorf. Er ist unser Held, wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.

Jetzt sind wir mitten in Nirgendwo, Abendessen war schon um 17 Uhr und Rudi will uns keinen chinesischen Kulturvortrag halten sondern empfiehlt stattdessen deutsches Fernsehen im Hotel-TV. Aber wie sagte Renate heute morgen: So viel Schlaf wie hier bekommt man sonst nie. Deshalb. Gut‘s Nächtle 🙂

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