Alle Mann an Bord?

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Jetzt hätten wir beinahe Andreas vergessen. Ganz gefangen von Aufbruchsstimmung und Verladeaktion waren wir einfach ohne ihn zum Anleger gezogen. Beim Einsteigen haben wir es dann doch bemerkt und gleich jemand losgeschickt. Aber da kam er schon, ganz gelassen seine 1,97 m die Rampe herunterschiebend.

Wir fahren heute für einige Stunden mit zwei Booten den Nam Ou hinunter, den größten Binnenfluss von Laos. Übernachten werden wir in Muang Ngoi, einem kleinen Dorf zwischen Karstfelsen, dass nur mit dem Boot zu erreichen ist und sich mittlerweile zu einem beliebten Ziel bei Backpackern entwickelt hat. Am folgenden Tag müssen wir dann nochmal kurz ins Boot, bevor wir uns wieder auf die Räder schwingen können.

Unsere beiden Bootsführer machen noch kurz halt in ihrem Heimatdorf und wir nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Spaziergang durchs Dorf. Einige Gebäude sind noch recht neu und auch der Tempel scheint erst vor kurzem einen neuen Anstrich bekommen zu haben. Die Malereien, die die Wände neben dem Eingang schmücken, zeigen Szenen aus dem Leben Buddhas und kommen teilweise ziemlich modern daher. Später gibt es noch einen kleinen Einblick in die laotische Handwerkskunst als wir gegen Ende der Fahrt einem Seidenweberdorf einen Besuch abstatten. Laos ist bekannt für seine Seidenweberei und die Pflege traditioneller Webtechniken und man begegnet den entsprechenden Produkten nicht nur auf Märkten und in Geschäften, sondern auf Schritt und Tritt im laotischen Alltag.

Fürs Mittagessen legen wir an einem sandigen Uferstreifen an und Phet richtet uns ein buntes Mahl. Wir haben extra schwarzen Klebereis besorgt (eigentlich hat er aber eher eine rote Farbe), der gesüßt und in ein Bambusröhrchen gepfropft wird. Damit wollen wir Alfons langsam an den Klebereis gewöhnen. Und siehe da, es funktioniert – ein bisschen Zucker, eine hübsche Verpackung und schon schwinden die Vorbehalte.


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Feiertag

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Ich hatte gestern ganz vergessen zu erwähnen, dass Sabine Geburtstag hat. Ein Hoch auf Sabine! Da wir gestern in einem kleinen Nest an der Straße nach Oudomxai übernachtet haben, hatten wir eine bunte chinesische Geburtstagstorte schon in Luang Namtha besorgt und dann in unserer Kühlbox mitgeschmuggelt. Die gab es zum Frühstück, gemeinsam mit Instantkaffee und scharfer laotischer Nudelsuppe – ein guter Grundstein für einen unvergesslichen Geburtstag.

Heute haben auch die laotischen Kinder davon Wind bekommen – sie säumen zu Hunderten die Strecke und alle wollen Sabine die Hand schütteln. Da sie das natürlich nicht alleine schaffen kann, helfen wir alle ein bisschen mit. Dafür haben wir uns auch eine extra lange Strecke ausgesucht – es geht über 100 km immer entlang am Ufer des Nam Phak, der bei Muang Khua in den Nam Ou fließt, auf dem wir am folgenden Tag unsere erste Bootsfahrt starten wollen. Am Abzweig in die abgelegene nördliche Provinzhauptstadt Phongsali schickt sogar die UN ein Fahrzeug zur Begrüßung vorbei. Wir machen kurz Mittag und strampeln weiter mit einem guten 20er Schnitt. Mittlerweile haben wir die Reisfelder mit den Speicherhäuschen, die wie kleine Wohnhütten aussehen schon eine Weile hinter uns gelassen und die Berge sind enger zusammengerückt. Ab und zu begegnet uns nur noch die eine oder andere der saisonalen Brücken, die hier in der Trockenzeit behelfsmäßig den Fluss überspannen.

Die Straße auf der wir unterwegs sind, wurde bereits 1968 von den Chinesen gebaut, um einen Verbindungsweg zur vietnamesischen Seite zu schaffen. Für die letzten 70 km und die Brücke über den Nam Ou hat es dann doch nicht mehr ganz gereicht und der Verkehr hält sich in Grenzen. Die Ränder wuchern schon ein bisschen auf die Straße hinaus, aber sie ist noch in ziemlich gutem Zustand und wir erreichen noch vor dem Abend problemlos unser Ziel.


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Dem Cowboyhut hinterher in die Berge

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Heute gibt es nach einem kurzen Abstecher zum Markt endlich mal wieder ein paar saftige Anstiege und wir dürfen bis auf 1100 m hinaufklettern. Obwohl, so dramatisch ist es dann gar nicht, eher im Gegenteil – das reinste Genussradeln. Wir sind die ganze Zeit unterwegs auf nagelneuer Straße und es geht bei moderater Steigung über unsere zwei Pässe. Die Strecke ist nicht zu lang, es bieten sich herrliche Ausblicke in die Berglandschaft, zwischendurch gibt es ein Picknick am Straßenrand und gegen Ende eine ausgedehnte Abfahrt.

Da strahlt auch Phet, unser Guide wie ein Honigkuchenpferd unter seinem Cowboyhut. Er ist 26 und war früher 7 Jahre lang Mönch. Jetzt ist er seit einem Jahr verheiratet und seine Frau bekommt bald ein Kind. Es ist das erste Mal, dass er mit einer Gruppe von China by Bike unterwegs ist und er hat nach eigener Aussage bisher höchstens Radtouren von 30 km Länge gemacht. Wir waren am Anfang etwas skeptisch, ob er bei den langen Etappen mithalten könnte, aber abgesehen davon, dass er einen etwas unregelmäßigen Rhythmus fährt, gibt er sich keine Blöße und wuchtet sich tapfer die Berge nach oben.

Der Fahrer unseres Begleitfahrzeuges wiederum ist der längste Laote, den wir jemals gesehen haben. Wenn er sich auf dem Dach seines kleinen LKW platziert, hat er den ultimativen Ausblick und weiß immer, in welcher Serpentine sich gerade die letzten Nachzügler befinden. Am hinteren Rand seiner Ladefläche stehen immer Obst- und Kekspackungen bereit, sowie eine große Kiste mit Eis für unsere Wasserflaschen. Außerdem hat er gleich noch seine Freundin mitgebracht, damit ihm nicht langweilig wird, wenn er uns immer den ganzen Tag hinterherzuckeln muss.

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An der Strecke

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Touralltag: 8:30 Uhr Frühstück, es ist bedeckt bzw. neblig und reichlich kühl – 9:30 Uhr Abfahrt, es ist immer noch kühl – 10:30 Uhr die Sonne kommt raus, es wird warm – 11 Uhr wir bekommen das erste Mal Hunger (außer Alfons, der eigentlich immer Hunger hat) und essen Obst – 11:30 Uhr es wird heiß – 12 Uhr alle fragen, wann denn jetzt die Mittagspause kommt – der erste Reiseleiter fragt den zweiten Reiseleiter, wann jetzt die Mittagspause kommt – 13 Uhr es gibt Mittag – das dauert dann immer eine Weile, aber irgendwann geht’s wieder weiter, man kommt ein bisschen schwer in Schwung, aber irgendwann doch, spätestens dann, wenn die Sonne sich langsam senkt und es wieder kühler wird. Nach der Ankunft gibt es meistens ein Feierabendbierchen, dann auch bald Abendessen oder was die Zeit sonst noch so hergibt.

Einige Impressionen von der Strecke: tagsüber Wasser, mittags Softdrinks, abends Bier –laotische Straßenrestaurants haben eine biergartenähnliche Aura und sind mit Pin-Ups tapeziert – neben der Strecke findet die Reisernte statt – ein Mädchen der Hmong führt ihre Tracht vor – Alfons führt sich selbst auf der Waage vor, um seine Ansprüche auf das Abendessen zu bekräftigen – Manfred nutzt alles, was er finden kann, um sein Rad zu tunen

Laos ist ein junges Land. Was deshalb besonders auffällt, sind die vielen Kinder, die einem am Straßenrand begegnen. Je weiter man sich von den Hauptstraßen entfernt, desto wilder werden die Reaktionen auf Fahrradtouristen – kreischen, quieken, Haare raufen, die Hand des Fahrradtouristen abklatschen, die eigene Hand in den Mund stecken, auf der Stelle springen, unkontrolliert hin und her laufen. Als wir an einer Dorfschule vorbeiradeln, kann Günther als ehemaliger Lehrer nicht widerstehen und gibt ein paar Gratislektionen in Deutsch und Mathe. Das Interesse ist überwältigend und Günther begeistert von so viel Lernbereitschaft.

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Wandertag

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Eigentlich besteht heute die Möglichkeit, einen Ruhetag einzuschieben. Dazu hat aber niemand Lust und wir entschließen uns, wenigstens die Hälfte des Tages bei einer kleinen Wanderung zu verbringen. Zur thematischen Auswahl stehen: Bergdörfer, Urwald oder Aussicht. Die Wahl fällt mit großer Mehrheit auf Urwald. Wir werden direkt von unseren Bungalows auf das Begleitfahrzeug verladen und rollen am Flughafen vorbei Richtung Süden. Unterwegs sammeln wir noch schnell unser Mittagessen ein, das die Frau unseres laotischen Guides zubereitet hat, sowie einen weiteren Begleiter, der noch zusätzlich etwas Fisch und Büffelfleisch grillen soll.

Gleich zu Beginn der Wanderung wird unser Gleichgewichtssinn bei einer Bachüberquerung auf Baumstämmen auf eine erste Probe gestellt. Diese meistern wir, wenn auch mit miserablen Haltungsnoten. Es wird nicht die letzte Brücke gewesen sein, aber mit jeder geht es ein klein wenig besser. Langsam nimmt uns der Dschungel in sich auf. Wir folgen einem schmalen Bachlauf und das Licht fällt in schmalen Bündeln durch das Blätterdach. Nach einer Weile erreichen wir unseren Rastplatz, der leider auch bei den hiesigen Blutegeln sehr beliebt ist. Deshalb heißt es, Hosenbeine in die Socken! Auch wenn man damit ein wenig plump daherkommt. Unser Guide erklärt uns, dass die ganzen Tiger, Bären und Leoparden, die wir gerade nicht sehen, uns bereits mindestens zehnmal aus allen denkbaren Himmelsrichtungen taxiert haben. Da unsere Aufmerksamkeit momentan von den Blutegeln in Anspruch genommen wird, fühlen wir uns nicht allzu sehr beobachtet und setzen unseren Weg fort.

Der führt uns langsam aus dem Tal heraus in trocknere Gefilde, um doch noch in den Genuss eines Ausblicks zu kommen. Oben treffen wir auf eine Akha-Frau, die mit ihren drei Enkeln im Wald Nüsse sammelt und uns ermuntert Fotos zu machen. Die Akha sind ein südostasiatisches Bergvolk und in China unter dem Namen Hani bekannt. Wir sehen uns auch noch die winzige Hütte an, die sie vorübergehend bewohnt und deren auffälligster Einrichtungsgegenstand eine alte Flinte ist. Wieder unten im Tal bei den Blutegeln wird uns das Mittagessen auf Bananenblättern angerichtet – gegrillter Fisch und Büffelfleisch, Bambus mit Schweinefleisch, etwas Kohl, Tomatendip und natürlich der notorische Klebereis. Der Nachmittag steht dann im Zeichen der Entspannung.


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Das Land des Klebereises

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Wir haben ungefähr 300 m unterhalb der chinesisch-laotischen Grenze übernachtet und wollen heute die Seiten, die Uhrzeit und das Geld wechseln. Beim Geld werden wir leider übers Ohr gehauen – China verabschiedet uns also quasi mit einem kleinen Tritt in den Hintern. Der Grenzübertritt und die Zeitumstellung (in China tickt alles nach Peking, deshalb minus 1 h) laufen dagegen reibungslos ab, obwohl ein etwas übereifriger Zollbeamter meint, doch noch unsere Koffer durchsuchen zu müssen. Das macht er gleich mitten auf der Straße und hinter uns stauen sich die Autos, bis ihm sein Kollege bedeutet, dass es jetzt auch mal wieder gut sei. Er guckt noch schnell ein paar Pässe durch, um das Gesicht zu wahren und lässt uns dann ziehen.

Keine zehn Meter weiter nimmt uns unser laotischer Guide Son Phet samt Begleitfahrzeug in Empfang. Das Gepäck wird umgeladen, ein Stückchen Niemandsland, eine kleine Einreisegebühr und schon können wir unsere Fahrt in Laos fortsetzen. Lan Xang, ein historischer Vorläufer des heutigen Laos war das Reich der ‚Millionen Elefanten‘. Davon soll man heute nicht mehr so viele zu sehen bekommen, aber das Bier soll gut sein, haben wir gehört. Das erste was uns auffällt, ist die Grenzstation – auf chinesischer Seite ein Flughafenterminal, auf laotischer Seite eine Baracke, worin sich symbolisch die Kräfteverhältnisse widerspiegeln. Laos ist ländlich geprägt und hat noch eine eher schwache Infrastruktur. Davon merken wir allerdings noch nicht viel, da wir auf der bestens ausgebauten Verbindungsstrecke zwischen China und Thailand dahinsegeln. Unser Guide ist selbst auch mit dem Rad angerückt und strampelt fleißig voran, sodass wir die mittellange Strecke nach Luang Namtha schnell hinter uns gebracht haben.

Vor der Ankunft machen wir aber noch einen Stopp im Boatlanding Guesthouse, das am Ufer des Namtha äußerst idyllisch gelegen ist. Das wird heute nur etwas durch das Qieken der Schweine getrübt, die hier gerade verwogen werden. Es gibt laotischen Kaffee, Fruchtshakes und verschiedene laotische Spezialitäten mit Klebereis. Und natürlich das eine oder andere Beer Lao. Ein guter Einstand. Jetzt nur noch ein paar Kilometer geradeaus und wir können es uns in unseren Bungalows gemütlich machen.


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Den Elefanten entgegen

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Mengla, die Stadt in der wir gerade übernachtet haben, hatte uns schon gestern bei der Ankunft mit einer ziemlich lebendig und modern wirkenden Innenstadt empfangen. Wir haben allerdings nicht mehr überprüfen können, ob sich das nicht doch am Ende nur auf ein paar wenige Straßenzüge beschränkt. Als wir nun heute morgen die Stadt verlassen, verabschiedet uns zur linken Hand der anscheinend ebenfalls noch recht neue Sitz der hiesigen Kreisregierung, der pompös auf einer kleinen Anhöhe prangt und von dort auf die zahlreichen Hotelneubauten herabschaut, die sich um die Ausfallstraße Richtung laotische Grenze scharen. Man hat hier offenbar Großes im Sinn.

Uns erwartet heute nur ein Minipass gleich nach den ersten Kilometern, der uns nach der gestrigen Leistung nur ein müdes Gähnen entlocken kann. Dafür schlägt hier oben die Defekthexe zu und nimmt uns ein Weilchen in Anspruch, sodass Manfred, der davon nichts mitbekommen hatte, trotz Magenverstimmung auf und davon ist. Glücklicherweise verfehlt er unseren Mittagshalt nur knapp und wir können ihn noch rechtzeitig zur Umkehr bewegen. Wir speisen auf einem Hügelchen mit ein paar Häusern und einem kleinen Straßenrestaurant. Auf der einen Seite die alte Straße, in der Mitte die neue Autobahn und auf der anderen Seite unser Restaurant. Es befindet sich gerade hier eine schwarze Auffahrt zur Autobahn, mit der man die Mautstelle umgehen kann und über die wir zu unserem Essen gelangen. Während wir unseren gebratenen Reis schaufeln, dürfen wir mit ansehen, wie ein Straßenbautrupp anrückt, um die inoffizielle Auffahrt dicht zu machen. Zum Glück dauert das noch ein bisschen und wir kommen problemlos wieder auf unsere Straße, um unsere Fahrt fortzusetzen. So langsam rückt Laos näher, wir kommen weiter nach Süden und es wird immer wärmer. Die Straße führt weiter durch eine fantastische Landschaft mit Reisfeldern, Palmen und Bananenplantagen, kurz vor der Grenzstadt Mohan wechseln wir immer wieder hin und her zwischen der Autobahn und der alten Straße, es gibt noch ein wenig Baustelle und einen kleinen Umweg, aber schließlich erreichen wir Mohan, dass uns mit einer Prozession aus Steinelefanten empfängt. Laos, das Land der tausend Elefanten, wartet auf der anderen Seite der Grenze.


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Berge, Berge, Berge

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Die Königsetappe steht auf dem Programm. 95 Kilometer und 1765 Höhenmeter. Das wird spannend. Es ist noch bedeckt und etwas kühl heute morgen, also steht der nächsten Nudelsuppe nichts entgegen. Etwas verspätet brechen wir dann auf und rollen uns langsam ein. Einige Kilometer leichtes Auf und Ab durch ein schmales Flusstal. Dann, hinter einer Brücke, beginnt der erste der drei großen Anstiege, die uns heute erwarten. Wir schrauben uns langsam durch den tropischen Bergurwald nach oben und das Feld zieht sich auseinander. Die Beine sind schon ein wenig schwerer geworden, als wir die erste Passhöhe erreichen, aber dafür meint es die Sonne jetzt wieder gut mit uns. Was sich in der Spitzengruppe abspielt, können wir hier im hinteren Drittel des Feldes nur erahnen. Alfons, unser Schlosser scheint das Feld nach Belieben zu dominieren und presst die letzten Öltropfen aus der Kette. Deswegen hat er auch immer am meisten Hunger. Wieder im Tal machen wir also eine Pause bei gebratenem Reis und rechnen unsere Chancen aus, noch vor Einbruch der Dunkelheit unser Ziel zu erreichen. Das Ergebnis ist umstritten, aber vorsichtig optimistisch und wir entschließen uns, es ohne motorisierte Unterstützung zu versuchen. Der nächste Anstieg entwickelt sich zu einer zähen Angelegenheit, wenn auch in schöner Umgebung – durch schattige Wälder geht es auf einer einsamen Straße langsam aber stetig dem zweiten Pass entgegen. Normalerweise sind die Straßenränder in China von einer mehr oder weniger dicken grauen, braunen oder roten Staubschicht überzogen. Hier dagegen sammeln sich langsam die Blätter auf der Straße und an den Rändern blühen Blumenteppiche – ein ziemlich ungewohnter Anblick. Das liegt an der neuen Autobahn, die jetzt unten durch das Tal führt und fast den ganzen Verkehr absaugt. Von hoch oben können wir ab und zu auf sie herabblicken und freuen uns, dass sie uns Lärm und Staub vom Leibe hält. Der zweite Pass ist endlich geschafft, wir liegen noch gut im Rennen und der dritte Berg ist dann gar nicht mehr ganz so hoch und fast schon ein Kinderspiel. Zum Abschluss gibt es dann noch eine schöne lange Abfahrt und abends ein feines Essen und natürlich ein wohlverdientes Bier.


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Nudelfrühstück

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Heute ist es nun soweit und es gibt unser erstes Nudelsuppenfrühstück auf den Fliesen vor dem Supermarkt – ein Schälchen mit Reisnudeln, darauf gibt die Köchin eine kleine Kelle Hackfleisch und eine große Kelle Hühnerbrühe, dann noch ein Spiegelei und den Rest kann jeder nach eigenem Geschmack hinzufügen. Ein bisschen Lauch und Koriander, etwas sauer oder salzig eingelegtes Gemüse, Chillis frisch oder getrocknet, Salz, Glutamat, Essig und Sojasauce. In der Nacht hat es geregnet und es ist noch etwas kühl und so wärmt die Suppe gut von innen und gibt Kraft bis zum ersten Pass.

Die Strecke ist einfach heute, 20 km hoch, 20 km runter und oben auf dem ‚Ananasberg‘ ein Obststand. Unterwegs gibt’s für uns chinesisches Landleben in Reinkultur – Bananenplantagen ohne Ende, dazwischen Fischteiche und Gemüsebeete, Garküchen, Motorräder, Trecker, kleine Kinder auf dem Schulweg, zwei Streithähne und faule Hunde, die am Straßenrand dösen.

Am Nachmittag erwartet uns in Menglun der größte botanische Garten Chinas mit einer riesigen Auswahl an tropischen Pflanzen. Ein wahres Fest für die Augen und was bei uns zuhause als Zimmerpflanze auf dem Fensterbrett steht, wächst uns hier in dreifacher Höhe über den Kopf. Der Garten liegt auf einer Insel in einem Zufluss des Mekong, ist sehr gut gepflegt und man kann hier problemlos einen ganzen Nachmittag verbringen.


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Im Land der zwölftausend Obstsorten

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Pünktlich zum Start unserer Tour hat auch Andreas, unser Längster, sein passendes Rad abbekommen – custommade in China, noch schnell über Nacht zusammengebacken. Mit seinen über 1,90m wird er uns hier auch nicht so leicht verloren gehen. Wir verlassen Jinghong in östlicher Richtung und überqueren den Mekong, dem wir flussabwärts für knapp 30 km bis nach Ganlanba folgen. Alle fühlen sich unterfordert. Aber keine Angst, es kommen schon noch genug Berge! Heute rollen wir gemütlich bei schönstem Sonnenschein am gemächlich dahin fließenden Mekong entlang. Die ethnische Minderheit der Dai hat hier in Xishuangbanna ihren autonomen Bezirk und in Ganlanba ihren Themenpark. Den nehmen wir uns am Nachmittag vor und rollen umher zwischen Stelzenhäusern, Tempeln, Palmen und bunten Trachtenverkaufsständen. Günther lädt sich auf eine Hochzeit ein und die anderen durchstreifen nach Lust und Laune den Park. Glücklicherweise hat man das größte Tagesgeschäft schon hinter sich gebracht und wir können uns in aller Ruhe eine Kokosnuss knacken lassen. Überhaupt befinden wir uns hier in einem tropischen Früchteparadies, die Bananen werden einem regelrecht hinterher geworfen, es gibt frische Ananas und Papaya, Mango, Tamarinde, Maracuja – hinter jeder zweiten Ecke lauert ein neuer Früchtestand. Dort machen wir auch die Bekanntschaft mit der sogenannten ‚Eierfrucht‘ (lucuma nervosa) – außen grüngelb, innen eigelb, schmeckt wie eine Mischung aus Ei und Mango. Hmmm. Der Renner war aber bisher die geköpfte Maracuja zum Auslöffeln.


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