Mashang

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

22 Uhr und ich warte auf Gepäck und Räder, der LKW ist heute morgen zeitgleich mit uns in Fengjie gestartet und lässt noch immer auf sich warten, etwa 250km für den ganzen Tag, das kann vorkommen. Wir sind die Strecke mit dem Luftkissenboot in knapp 4 Stunden gefahren. Der Yangzi ist nach wie vor der schnellste Transportweg in dieser Gegend. Mit Bau des Damms können die Hochseefrachter mittlerweile bis nach Chongqing fahren, der Fluss gewinnt also eher an Bedeutung als dass er verliert. Ein Zehntel der Menschheit lebt am Yangzi, das muss man sich mal vorstellen. Am Langen Fluss.

Der Gepäckfahrer hat jetzt schon ein paarmal „mashang“ gesagt, das ist immer ein schlechtes Zeichen (wörtlich: er „sitzt auf dem Pferd“ und galoppiert mental schon um die Ecke, das kann wirklich alles heißen). Aber eigentlich muss er sich gar nicht beeilen, denn hier ist alles höchst entspannt. Das Wetter hat sein kurzes Tief überwunden und einige unserer Häupter glühen rot, die Wetterwechsel können einen aber auch überfordern. Den Yangzi haben wir heute durchpflügt, langsame öffentliche Verbindungen sind mittlerweile unberechenbar und kaum noch zu bekommen, die drei großen Schluchten sind nur so vorbeigesaust. War schön und auch gut so. Die Schluchtenlandschaften der letzten Woche kann das ohnehin nicht übertreffen, bei weitem nicht.

Jetzt sind wir in Xin Zigui, dem „Neuen Zigui.“ Das alte Zigui hatte einiges zu bieten (Minister Qu Yuan vom Staate Chu hatte hier sein Zuhause, er ist der Grund für die weltweit beliebten Drachenbootrennen). Das neue Zigui ist eine Retortenstadt, erst ein paar Jahre alt. Sie sieht aber schon ordentlich verwohnt aus. Der Grund für neu und alt liegt in Sichtweite: der Drei-Schluchten-Staudamm, mächtig und alles ersäufend.

Die alte Stadt liegt unter Wasser, die Anwohnerschaft wurde hierher umgesiedelt, man kommt sich etwas fehl am Platz vor wie wahrscheinlich auch die Bevölkerung. Den Damm selbst werden wir uns morgen anschauen. Es ist bei diesem Projekt nicht alles so schwarz-weiß wie man das bei uns gerne sieht. Die Umsiedlungsprojekte und einiges mehr gehören natürlich auf die schwarze Seite, aber wer glaubt dass hier alle mit gebeugten Häuptern rumlaufen, der sollte mal in diese Retortenstädte kommen. Schief oder nicht, desorientiert oder nicht, der erste Eindruck vermittelt ein wie immer typisch chinesisches, pragmatisches, belustigtes Lebensgefühl.

Dieses Lebensgefühl fängt übrigens „Still Life“ von Jia Zhangke ein (immerhin Goldener Löwe in Venedig). Langsam, dokumentarisch zeigt der Film die Umwälzung und den erzwungenen Neuanfang während des Dammbaus. Der Film spielt in Fengjie, wo wir gestern waren, und wo die Altstadt mittlerweile auch unter Wasser steht
.
Das Gepäck ist gerade gekommen. Die Zeit haben wir uns beim Mahjong vertrieben, nach einem wie immer vorzüglichen Abendessen, in einem netten Hinterzimmer, mit Hilfe der Belegschaft.

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Genuß

Auf dem Dach der Welt, vom 14.04. – 09.05.2011

Die letzte gemeinsame Etappe, und wir genießen es. Das Wetter spielt mit und der letzte 800 Meter Anstieg erscheint harmlos, nach dem, was wir in Tibet gefahren sind.

Und im Dulikhel Mountain Resort feiern wir bei einer Flasche Moet & Chardon Abschied und meinen 30.000sten Rad-Kilometer in der VR China, den ich irgendwo vorgestern unter meine Reifen gebracht habe.

Das Leben ist schön!


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Endlich!

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

Heute hatten wir den Wettereinbruch, den wir uns lange erhofft hatten. Das Image als Schönwetterradler wurde uns nämlich langsam sehr lästig, daher heute: 20 Grad runter, kalter prasselnder Regen, oh wie fein. Der Temperatursturz kam unvorbereitet, das Hauptgepäck war ganz woanders und wir waren bestens auf stickige Hitze vorbereitet. Zum Glück mussten wir anfangs nur bergauf und kalt wurde uns nicht dabei. Nach über gut tausend Höhenmetern (davon die Hälfte allein in dieser seltsamen Stadt Wushan), auf der Passhöhe, haben wir dann beschlossen, uns den Rest der Strecke transportieren zu lassen. Die ganze Höhe für nichts und wieder nichts. Es war einfach zu kalt und zu nass. Gewärmt haben wir uns zwei Stunden lang in einem kleinen Laden, vor ein paar Briketts Kohle und bei einer Packung Instantnudeln (ok und bei ein paar kleinen Fläschchen Baijiu). Pat und Patachon haben uns dann nach Fengjie chauffiert, das muss ihr erster Ausflug in die große Stadt gewesen sein, herzig.

Dabei hatten wir alles gegeben, Wushan mit einem Feuerwerg beglückt von dem es noch lange sprechen wird, aber vielleicht war das schon Hochmut und Hochmut kommt vor dem Fall. Den Regengöttern haben wir dann abends schleunigst Lieder gesungen, in der schummrigen Karaoke-Bar unseres Hotels.

Einen Track kann ich heute nicht liefern, irgendwie musste ich ein paarmal hin-und herflitzen, irgendwie war alles chaotisch und ging kreuz und quer. Aber lustig!

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Schußfahrt ins Glück!

Auf dem Dach der Welt, vom 14.04. – 09.05.2011

Ein kleiner Anstieg noch. 80 Höhenmeter. Dann haben wir die Bergspitze erreicht. Es geht bergab! Heute erst einmal 2.600 Höhenmeter. Ohne Gegensteigung! (na ja, fast).

Da, ein Baum! Ein Busch! Blumen! Rhododendron, rot und weiss! Und was prickelt da in unseren Lungen? Ist das der Geschmack von Sauerstoff?

Kurzum, wir genießen es, im freien Fall in Richtung Nepal zu rollen. Kurz vor der Grenze dann Zhangmu, und siehe da, der Grenzort, ehemals verrufen, hat sich gemausert! Ein gutes Dutzend herzeigbare Hotels, sogar eine schicke Jugendherberge, und unzählige Restaurants, die nach leckerem Essen ausschauen. Beim nächsten Mal werden wir wohl in Zhangmu, nicht in Nylam übernachten.

Die Ausreise aus Tibet gestaltet sich leider nicht so problemlos. Der chinesische Zoll macht sich ein Vergnügen daraus, das Gepäck zu untersuchen. Der Tibet Lonely Planet wird konfisziert (nicht schade darum) und eine Seite des Trescher Tibet Führers muss daran glauben (ich hatte das Manuskript vor der Veröffentlichung gegengelesen und hätte die Seite gerne auch draußen gehabt, es ging um die unendliche Weisheit des Dalai Lamas). Trotzdem, das ist Schikane, und so bestätigt man unnötigerweise das Klischee der oppressiven Besatzungsmacht.

In Nepal begrüßt uns dann mit Baskar ein ausgezeichneter lokaler Reiseleiter und wir machen auf den letzten 15 Kilometern die Erfahrung, was es heißt, von einem autokratischen reichen Land in ein pseudo-demokratisches armes Land zu fahren: Die Straßen werden schlechter und die Leute ärmer. So rumpeln wir in Richtung Last Resort, unserer Übernachtungsstation, warten eine Stunde bei gutem Bier, bis sich eine Gruppe von Israelis eine Brücke heruntergestürzt hat (das Last Resort hat ein spektakuläres 160 m Bungee Jumping, sehr empfehlenswert, habe ich vor drei Jahren einmal ausprobiert) und sitzen dann bei einer Flasche Wein und wärmen uns. Wir haben es geschafft!


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Abschied von Bus Lee

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

Xiao Li, der unseren Begleitbus gefahren hat, ist gestern nach Xi’an zurückgefahren, wo er sehnsüchtig von Frau und Kind erwartet wird. Er ist ein netter, ruhiger Mensch. Wir haben ihn in Anlehnung an einen großen Kämpfer „Bus Lee“ getauft, diesen Scherz würde er selber aber nicht verstehen. Bruce Lee heißt ja eigentlich Li Xiaolong (kleiner Drache Li), auf Mandarin, das Kantonesische lasse ich mal weg. Mit englischen Namen, noch dazu die ihrer eigenen Helden, tun sich Festlandchinesen schwer, das Namedropping unter Cineasten läuft hier nicht so geschmeidig wie anderswo. Jacky Chan heißt Chen Long (Drache Chen), Maggie Cheung heißt Zhang Manyu (Grazile Jade Zhang), Stephen Chow heißt Zhou Xingchi (Schnell wie der Blitz Zhou) usw.usf. Gespräche über den Zustand des neuen deutschen Films sucht man in China vergebens, man unterhält sich aber gerne über deutschen Fußball, vor allem mit Taxifahrern. Auch hier sollte man vorbereitet sein und die chinesischen Namen unserer Helden kennen: Lamu, Mule, Shiweiyinsitaige.

Gestern haben wir die offizielle Mitte des Reichs der Mitte durchquert (man schießt sich damit in der Volksrepublik selber ins Bein, die Westgebiete können rein geographisch nicht mit eingerechnet sein). Ein schönes Gefühl, an diesem Punkt zu stehen, drei Provinzen laufen hier zusammen, Shaanxi, Hubei und Chongqing. Ein schönes Gefühl aber vor allem, weil es die Passhöhe war und es danach nur noch bergab ging, und wie! Top 5 meiner persönlichen Abfahrten, da hat mein hochgeschätzter Kollege Oli G. nicht übertrieben (vielen Dank Oli für Deine Materialen, das macht alles viel einfacher für mich!). Es ging 30km bergab, auf neuem Asphalt, weit ausholend eine Höhenstraße entlang, man konnte es laufen lassen. Dazu fantastische Natur und kaum Verkehr. Die Temperaturen steigen allmählich und stauen sich in den Tälern, die werden immer enger, die Berge schwitzen und dampfen je tiefer wir kommen.

Jetzt sind wir in Wushan, einer steilen Stadt am Zusammenfluss des Yangzi und des Daning, pro Schritt macht man hier einen halben Höhenmeter. Die Lobby unseres Hotels ist im siebten Stock. Wushan liegt im Gebiet der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing, welche im Zuge des Dammbau-Projekts aus der Provinz Sichuan ausgegliedert wurde. Seitdem ist sie von der Einwohnerzahl her die größte Stadt der Welt, mit weit über 30 Millionen Einwohnern – auf rein administrativer Ebene, es gibt bei diesen Rankings ja viele verschiedene Richtwerte. Das Zentrum Chongqing ist von hier noch hunderte Kilometer entfernt und diese Ecke ist noch ruhig und beschaulich, die Landschaft wirklich berauschend. Schon mit dem Rad sind wir den Daning entlanggefahren, heute mit dem Boot weiter, durch die „drei kleinen Schluchten“, die viel schöner sind als die großen. Und außerdem den Madu-Fluss, einen Seitenarm des Daning hinein, in die „kleinen kleinen Schluchten.“ Ein fauler, fotogener Tag.


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Das Loch am Ende der Welt

Auf dem Dach der Welt, vom 14.04. – 09.05.2011

Wir haben den Tiefpunft erreicht! Erst einmal buchstäblich, denn seit einer Woche sind wir zum ersten Mal wieder unter 4.000 Metern Höhe. Aber auch, was das Hotel angeht. Ach, was sage ich, die Absteige. In meinen mehr als 20 Jahren in Asien bin ich schon in vielen Löchern abgestiegen, aber das sogenannte Guesthouse in Nyalam toppt alles. Überhaupt Nylam: Hier muss jeder durch und Zhangmu, die Grenzstadt, hat einen noch schlechteren Ruf (zu unrecht, wie sich herausstellen wird). Also wird hier abgezockt, was das Zeug hält: Hotel oder Restaurant hingestellt und dann langsam aber profitabel verrotten lassen. Bevor jetzt der Einwand kommt, das liegt an den Chinesen, die in Tibet nur den Profit sehen: Nylam ist fest in tibetischer Hand, die Abzockerei ist höchst lokal.

Das bringt mich zu unserem tibetischen lokalen Reiseführer. Aufmerksame Leser werden sich gewundert haben, warum er im Blog nicht auftaucht. Er ist auch real höchst abwesend. Alle Versuche, ihn dazu bewegen, sich mal beim Essen zu uns zu setzen, schlagen fehl, alle tiefer gehenden Fragen haben ein beredtes Schweigen zur Folge. Meist ist er schlicht und ergreifend nicht da.

Immerhin, er ist stolz, ein Tibeter zu sein. Und bringt es noch nicht einmal fertig, einfache tibetische Sitten und Bräuche zu erklären.

Den Vogel schießt er dann heute ab. Während Sabine, Heinz und ich in ziemlichen Verschlägen nächtigen, pickt er sich zielsicher das einzig akzeptable Zimmer raus.

Morgen wird er sich mit den Worten verabschieden: Now my duty is over. Eine Pflicht. Als Tibeter wäre ich ja so erpicht wie möglich, meine Kultur den Besuchern nahezubringen. Schade! Der Mann arbeitet auf jeden Fall zum letzten Mal für uns.

Aber es gab auch noch das eine oder andere Highlight heute. Die Fahrt auf den letzten, immerhin 5.120 Meter hohen Pass. Die erste atemberaubende Abfahrt (36 km/h Durchschnitt), die dann jäh vom Gegenwind gestoppt wird. (12,5 km/h bei durchschnittlich 5 Prozent Gefälle).  Und von außen sieht unser Guesthouse gar nicht so schlecht aus.


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Tam Biet Vietnam!

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Endlich ausschlafen! Keine Treffzeit zum Frühstück, kein Programm, kein gar nichts! Last Minute Shopping und nochmal tief die Atmosphäre einatmen, dass noch solange wie möglich, was davon übrig bleibt. Um 17 Uhr ist Abfahrt und Abschied von Asien. Nun geht’s zurück zum Schwarzbrot, zum Gauda, zum Italiener, zur Familie, zur Arbeit, zum Alltag. Für die Meisten von uns zumindest. Ich werde mich in Bangkok abseilen und meine Eltern überraschen, die hoffentlich nicht diesen Blog gelesen haben.

In diesem Sinne melde ich mich hiermit ab vom Dienst in Asien und danke all denjenigen, die diesen Blog mit verfolgt haben. Ein dickes Dankschön auch an meine super netten Teilnehmer für ihre Nachsicht, Einsicht, Übersicht und Vorsicht und ich wünsche allen einen guten Einstieg in den Alltag. Vielleicht sieht man sich ja bald schon wieder auf einem schwarz-roten Drahtesel durch die Landschaften Asiens.
Dac Biet, Zaijian, Auf Wiedersehen!

Update: Eine vietnameische Freundin musste mich korrigieren: „Dac Biet“ heißt besonders „Tam Biet“; heißt auf wiedersehen. Aber so hat es mir eine Rezeptionistin buchstabiert. Vielleicht wollte sie sagen, dass wir eine besondere Gruppe waren =P

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Vernunft und Heiße Quellen

Auf dem Dach der Welt, vom 14.04. – 09.05.2011

Unser Hotel hat einen unschlagbaren Vorteil: Es hat den Blick auf den Mt. Everest. Das weiss man auch im Management und verlangt ein Heidengeld für die Übernachtung und überlässt den Schuppen dann sich selbst.

Derweil hustet Heinz ganze Wände durch und Sabine, die studierte Pharmazeutin zieht die chemische Notbremse. Ein Breitbandantibiotikum soll den Boden bereiten, aber es braucht noch mehr: Wärme.

Also halten wir Kriegsrat und ich ziehe die unschlagbare Trumphkarte: 80 km entfernt gibt es ein Hotel mit heißen Quellen. Der Schlachtplan ist folgender: Wir gönnen Beinen und Lungen eine Pause, sparen uns eine Übernachtung am Basecamp und nehmen das Begleitfahrzeug bis nach Tsamda, wo besagtes Hotel mit den heißen Quellen liegt. Dann wärmen wir uns auf, überbrücken noch eine Etappe mit dem Fahrzeug, um dann den letzten Pass gemeinsam anzugehen, die Abfahrt mitzunehmen und dann zwei Tage früher in Nepal zu sein, um subtropische Luft zu schnuppern. In Tibet braucht es manchmal Vernunftentscheidungen, und wir sind uns glücklicherweise einig. Kein Mensch braucht eine Lungenentzündung auf 5.000 Meter Höhe!

Zuvor fahren wir aber noch zum Mt. Everest Basecamp, verschießen ein gutes Dutzend virtuelle Filmrollen, erfreuen uns an dem Anblick des wolkenfreien Berges und beachten auch das Schild: „Beware of resting mountaineers“. Ruhig liegen die verschiedenen Basecamps in der Sonne, die besagten Bergsteiger sind wohl auf dem Berg oder in der Koje. Immerhin sechs Wochen dauert eine durchschnittliche Gipfelbesteigung. Sechs Wochen, in denen es hoch und runter geht, mit verschiedenen Camps auf stetig steigender Höhe, wie ich seit der Lektüre von Jon Krakauers Bericht „In luftigen Höhen“ weiss. Was sind wird doch für Weicheier!

Das wäre dann zumindest für Heinz und mich auch das Stichwort, denn die folgende Autofahrt stellt höchste Anforderungen an Hinterbacken und vorgelagerte Teile. Wir sind uns einig: Mit dem Fahrrad ist diese Strecke nicht zu schaffen. Mit dem Auto schafft sie einen. Aber was für eine Kulisse! Immer wieder tauchen die schneebedeckten Berge hinter der für tibetische Verhältnisse fast schon lieblichen Landschaft auf. Yakherden grasen auf den spärlichen Wiesen. In den wenigen Dörfern ist ein Auto eine kleine Sensation.

Und dann haben wir plötzlich wieder Asphalt unter den Reifen. Ein paar wenige Kilometer noch, dann liegen wir in einer Thermalquelle und lassen es uns gut gehen. Nebenan vergnügen sich die Schönen und die Reichen des nahe gelegenen Ortes im warmen Wasser. Der Sonnenuntergang bietet dann den Blick auf vier Achttausender: Everest, Makalu, Cho Oyo und Lotse. Den fünften, den Shishapangma, werden wir morgen sehen!


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Meister Zhang

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

In Ankang habe ich noch mit Volker telefoniert (im Sonnenbad, während er sich gerade mit Nudelsuppe gegen tibetischen Frost versucht hat). Synergieeffekte nutzen, Kommunikation auf die Spitze treiben. Volker hat die Drei Schluchten-Tour geplant und natürlich musste ich lobhudeln und ihm sagen, wie schön die Strecke doch ist. Aber es ist ja die Wahrheit. Jedenfalls meinte er, sie würde noch schöner. Und siehe da, sie ward noch schöner, heute.

Es wird immer grüner und immer fruchtbarer, Teeplantagen, Reisfelder, Gemüsebeete. Eingebettet in eine Berglandschaft, die markant aber nicht mehr so schroff ist wie noch vor ein paar Tagen. Die jungen Bambustriebe werden derzeit ausgelesen, die schmecken lecker und sind gesund. Dazu hatten wir wieder güldenes Wetter, mittags sehr heiß, aber wer wollte sich da beschweren. Es war immerhin unsere Königsetappe, fast 125km und meist bergan, trotzdem waren beim Abendessen alle begeistert (oft kommt das ja Tage später, wenn man sich wieder erholt hat). Jetzt in Zhenping, einer aufgeregten kleinen Stadt, Massen von neugierigen Kindern scharwenzeln um uns herum und freuen sich besonders über unsere kleine Feuerwerkeinlage auf dem Stadtplatz, das böllerte um halbzehn in die Luft hinaus, die Polizei stand dabei und hat sich auch gefreut.

Sehr beeindruckend war die Begegnung mit Zhang Xuefeng, Maler und Kaligraph. Albin und Matthias waren zufällig in dessen Klause gerollt, versteckt im Nichts am Wegesrand, wahrscheinlich durch den kleinen Pavillon angelockt, der hier gerade im Bau ist. Zhang Xuefeng lebt wie die alten daoistischen Meister zurückgezogen in der Natur, einfach und bescheiden, wie bei den Vorbildern verschwindet der Mensch in seinen Bildern in einer gewaltigen Landschaft, ganz klein und ganz vergänglich. Meister Zhang hat uns zwei seiner Bilder geschenkt und wollte beim besten Willen nichts dafür. Er hat uns durch sein kleines Bauprojekt geführt, seine kleinen wunderschönen Gemälde gezeigt und dabei gestrahlt.


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Die Oase im Chaos

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Das Überqueren von Straßen in Hanoi will geübt sein. Es hält hier keiner für Fußgänger an, aber direkt überfahren wird man natürlich auch nicht. Die Regeln sind: Nicht trödeln aber auch nicht überhasten. Der Rest ergibt sich von selbst. Gemeinsam spazierten wir zum Literaturtempel. Erbaut im Jahre 1070 gilt er als einer der wichtigsten Konfuziustempel außerhalb Chinas. Eigentlich Paradox, dass die Vietnamesen über die Geschichte hinweg so verfeindet mit den Chinesen waren und doch einen so starken Chinesischen Einfluss haben… wie etwa der Konfuzianismus. Etwa 100 Jahre nach der Befreiung von China Mitte des zehnten Jahrhunderts, übernahm man die chinesische Religion und betete nun einen Chinesen an. Selbst die Könige führten den Kowtow aus vor der Statue Konfuzius.

Die Anlage war gut restauriert, ohne überzogen zu wirken und man hatte eine ruhige Auszeit von den stressigen Straßen draußen. Der wichtigste Teil der Anlage bildet der Dritte Hof mit den Namenstafeln der Absolventen der Universität zwischen 1442 und 1779, die ehrenvoll auf dem Rücken von Schildkröten getragen werden und um den See der Himmlischen Klarheit aufgestellt sind.

Anschließend gingen wir durch das Botschaftsviertel zu Onkel Ho, wohlwissend dass wir ihn heute nicht zugesicht bekommen würden. Denn abgesehen vom Wochenende sind Montag und Freitag für ihn zusätzlich Ruhetage. Trotz dem verlängerten Wochenende möchte man nicht die Plätze mit ihm tauschen. Immerzu muss er wieder hübsch gemacht werden, um sich der Masse zu präsentieren. Dabei wollte er doch kremiert und über die Reisfelder verstreut werden. Auch die Vereinigung des Landes, für die er sein Leben lang gekämpft hatte, hat er nicht mehr mitbekommen.

Mit leichtem Magenknurren stiegen wir ins Taxi um wieder zur Altstadt zurückzufahren. Schließlich wirkten die Straßen hier etwas leer und eine Auswahl an Essmöglichkeiten hatte man nicht. Wir quetschen uns in 2 Taxen und stellten fest, dass der Zähler ziemlich willkürlich zählte. Angekommen am Ziel waren es eigentlich Deutsche-Taxi Preise, die wir hätten zahlen sollen. Panisch rief ich Duong an, der meine Befürchtung bestätigte. Statt 400000 zahlten wir 100000 und überließen den Fahrer sich selbst. Zum anderen Taxi kam ich allerdings zu spät. 500000 haben sie für die kurze Strecke abtreten müssen. Aber der Fahrer hielt bewusst an einer abgelegenen Stelle und drängte die Gruppe zum möglichst schnellen Bezahlen und Verschwinden.

Zwischen Schuhläden fanden wir einen einladenden Bun Cha Imbiss. Bun sind runde Reisnudeln (anders als die platten Pho) und Cha ist Grillen (in diesem Fall gegrilltes Schweinefleisch). Entsprechend gut gestärkt konnte die Shoppingtour beginnen. Das Stadtleben mit Cafés und den Abermillionen von Läden machte uns alle mehr an, als das historische Museum zu besichtigen.

Angedacht war ein Abschlussessen im netten kleinen Innenhof des Hanoi Garden. Als wir ankamen aber weigerte sich die Bedienung einen Tisch im Freien aufzustellen da es regnen könnte. Na klar könnte es regen! Wir sind im Tropengebiet! Na und? Gegen Schweigen und betretenem freundlichem Lächeln komme ich aber nicht an… dann halt doch drinnen. Mit dem Essen lag ich hier aber auf der sicheren Seite. Was soll man auch bei Schweinefleisch süß-sauer, Huhn mit Cashew, etc. groß falsch machen? Anschließend ging es zum letzten Programmpunkt unserer Reise: das Wasserpuppentheater. Der Name ist eigentlich selbsterklärend. Es gibt eine Bühne, die über einem größeren Wasserbecken aufgebaut ist. Begleitet von einem vietnamesisch klassischem Orchester, tanzen die Holzpuppen, gelenkt von Stangen und Seilzügen, über die Wasseroberfläche. Die Akte zeigten Episoden aus der vietnamesischen Geschichte und Legenden, z.B. wie der Drache sich aus dem Erdboden erhob und Hanoi entstand.

Zum Abschluss kehrten wir wieder im Bia Hoi ein. Nichts geht über ein kühles frisch gezapftes Bier mit leckeren Erdnüssen. Diese feierliche Atmosphäre nutzte ich um die Bia Hoi Medaille als Auszeichnung für unsere Trinkfreudigkeit auszuhändigen.

Der Badmintonclub am Nebentisch bemerkte gleich, dass wir was zu feierten hatten und ließ die Chance nicht nehmen auf ein paar Bier mit uns anzustoßen… auf Ex versteht sich! Als Reiseleiter übernimmt man natürlich auch hier die Verantwortung und trinkt stellvertretend für die, die noch geradelaufend ins Hotel gehen wollen.

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