Good morning Vietnam!

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Heute ist Dieters Geburtstag. Der 75! Ich kann nur hoffen mit 75 noch so Fit zu sein wie er. Geschenke hatte er sich verbeten und wollte nur Glückwünsche. Eine Kleinigkeit hat er aber dennoch bekommen.

Nach dem Frühstück machten wir zusammen mit Manager Wang einen Rundgang im Garten der Anlage. Dort wurden seltene Pflanzen der Region gezüchtet und es gab mehrere Ausstellungsgebäude zur lokalen Flora und Fauna. Alles mit viel Engagement erstellt. Nach der Besichtigung ging nes dann los mit dem Bus in Richtung Grenze. Da die Grenze nicht rund um die Uhr auf hat und es 94 km bis dorthin sind, entschieden wir uns für einen Transfer.

An der Grenze angelangt, gingen wir mit unserem Gepäck unter Führung von Manager Wang in die Zollabfertigungshalle, während seine Angestellten unsere Räder draußen bewachten. Dieter ging als erster durch die Kontrollen. Als Matthias an der Reihe war, wollten sie ihn nicht aus China raus lassen, da aus unerfindlichen Gründen Sein vietnamesisches Visum erst am 16.03. also erst einen Tag später gültig war. Wir verglichen unsere Visa und stellten fest, dass 3 Visa den 15.03. und zwei Visa den 16.03. als Einreisetag angaben. Es wurde der Chef der Zollbehörde geholt und der bestätigte, dass nur drei von uns ausreisen durften und zwei bis morgen warten müssten. Zusammen mit Manager Wang erklärten wir ihm, dass wir eine Gruppe seien und nur zusammen ausreisen würden. Wir baten ihn es nochmals zu prüfen, ob es nicht doch ginge. Ich sagte ihm, dass alle unsere Buchungen in Vietnam hinfällig würden, wenn wir einen Tag später ausreisten. Außerdem befand sich Dieter bereits im Niemandsland zwischen den beiden Grenzen und wartete auf uns. Der Zollchef versprach uns mal rüber zu gehen mit unseren Pässen und mit den vietnamesischen zu sprechen. Als er nach einer halben Stunde wieder kam, reckte er den Daumen in die Luft und wir konnten aufatmen. Wir gingen durch die Kontrollen und holten anschließend unter Aufsicht unser Räder ins Niemandsland. Mit den Rädern und unserem Gepäck liefen wir nun über die Brücke zwischen beiden Ländern auf die Vietnamesische Grenze zu. Dort wurden Matthias und Anja erst einmal aussortiert und mussten ein schriftliches Statement abgeben, warum sie einen Tag früher einreisen wollten. Mit den Statements wurde ständig hin und her gerannt um es auch ja von allen Seiten wasserdicht absegnen zu lassen. Aber schließlich war alles geregelt und wir konnten einreisen.

Vietnam empfing uns mit Freudentränen. Und nicht zu knapp. Der anfängliche Nieselregen hatte sich mittlerweile zu einem heftigen Regen entwickelt. Duong, unser vietnamesischer Führer, empfing uns und wir folgten ihm auf den Rädern zu einem kleinen Restaurant wo wir ziemlich durchnässt unsere erste Begegnung mit der schmackhaften vietnamesischen Küche hatte. Duong meinte, in Sapa oben werde es bestimmt nicht regnen. Leider irrte er.

Wir entschieden uns den 27 km Aufstieg mit 1200 Höhenmetern dann doch lieber mit dem Auto zu machen. Und gelangten nach einer 45 Stunde Fahrt nach Sapa. Die Franzosen hatten während ihrer Kolonialzeit Sapa zum Kurort ausgebaut, was man noch immer am europäischen Flair des Ortes erkennt. Nach dem Einchecken machten wir im Regen eine kurzen Rundgang durch den Ort mit dem Ziel Geld zu wechseln. Die Bank hatte aber leider geschlossen und die beiden Geldautomaten, von denen einer kaputt war, nahmen nur Kreditkarte. Also mussten wir fürs Abendessen nochmal Duong anpumpen und uns bis morgen gedulden. Das Abendessen war dann besonders stilvoll mit Kerzenlicht und Rotwein zu Ehren Dieters Geburtstag. Das hatte er sich gewünscht. Wir tranken sowohl Bordeaux als auch einen Vietnamesischen Rotwein, der nicht schlecht war. Auch hier merkt man noch immer den Einfluss der Franzosen.


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Zu Gast bei Manager Wang

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Da ich von meinem Kollegen Frank wusste, dass es auf der Etappe von Yuanyang nach Manhao eine Großbaustelle gibt, habe ich in Manhao angerufen um mich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Man sagte mir, keine Chance da durchzukommen, alles muss über Mengzi ausweichen. Also rief ich unseren Gepäckfahrer an und bestellte einen zweiten Transporter für unsere Räder. Wir fuhren also mit dem Auto etwa anderthalb Stunden nach Mengzi. Mengzi ist ein (Selbst-) Verwaltungszentrum der Hani-Minorität. Wie sich herausstellte, war unser Busfahrer aus Menzi und war furchtbar stolz darauf, uns seine Stadt zu zeigen. Da unsere Räder in dem langsamen Transporter noch eine Weile brauchen würden bis sie in Mengzi einträfen, ließen wir uns von Herrn Duan seine Stadt ein wenig zeigen. Er zeigte uns das Kreisverwaltungszentrum, das recht pompös angelegt in einer gepflegten Parkanlage angesiedelt war.

Um unsere Kräfte für das Radfahren wieder aufzutanken, empfahl uns Herr Duan die Reisnudelsuppe von Mengzi zu kosten, die besonders gut sei. Er hatte recht! Für nur 10 Yuan pro Person bekamen wir jeder eine riesige Schüssel mit Brühe. Auf einer Platte waren für jeden eine ganze Reihe Zutaten angerichtet. Fleischscheiben, diverse Gemüse und Kräuter und Tofu. Die Nudeln kamen in einer extra Schüssel. Herr Duan zeigte uns wie man die Zutaten in die Brühe geben mussten und in welcher Reihenfolge. Das war wirklich die herausragende Nudelsuppe der bisherigen Reise.

Nach dieser Stärkung machten wir uns mit den Räder auf den Weg. Ich dachte, da wir bereits auf fast 1500 m Höhe waren und Manhao auf knapp 300 m liegt, dass wir nur bergab fahren müssten. Doch weit gefehlt. Es ging die ganze Zeit auf und ab. Die höchste Stelle war 1734 m. erst nach etwa 30 km kam dann die eigentliche Abfahrt. Und das alles auf einer Pflasterstraße. Das machte es nicht einfacher. Aber schließlich kamen wir an und tranken erst einmal das traditionelle Schmutzbier.

In Manhao begrüßte uns Manager Wang, der sich rührend um uns kümmerte. Die Unterkunft war einfach aber sauber. Manager Wang hatte für uns sogar das Abendessen bereits vorbestellt. Als er dann mit einer großen Kanne ankam, dachten wir alle er wolle uns Tee einschenken und hielten ihm bereitwillig unsere Gläser hin. Zu unserer Überraschung war es aber Schnaps, mit dem er mit jedem anstoßen wollte und verlangte, dass wir ihn nach chinesischer Sitte Ex austrinken sollten. Die ersten zwei, drei Gläser machten wir brav mit, bis es uns doch zu viel wurde. Vor allem kamen plötzlich der Chefkoch und seine Hilfsköche und wollten auch alle mit uns anstoßen. Als die Belegschaft merkte, dass sie uns nicht mehr zum Schnaps trinken verleiten konnte, ließen sie uns endlich in Ruhe essen.


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Reisterrassen soweit das Auge reicht

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Um 05:30 Uhr klingelte der Wecker. Um 06:30 Uhr waren wir bereits auf dem Weg. Es ging mit dem Bus zu den Reisterrassen von Yuanyang. Unterwegs erfuhren wir, dass wir für den Sonnenaufgang zu spät dran waren. Denn dann hätten wir bereits um 04:00 Uhr losfahren müssen. Nun, dann halt ohne Sonnenaufgang. Es war trotzdem beeindruckend. Nach rund zwei Stunden Fahrt kamen wir an den Reisterrassen an. Reisterrassen soweit das Auge reicht. Und nicht nur in diesem Tal sondern in der ganzen Gegend. Wirklich enorm, was die Menschen hier in Handarbeit geschaffen haben.

Unsere Räder wurden separat hier hoch gebracht und warteten ein paar Kilometer entfernt auf uns. Auf dem Weg dort hin, kamen wir durch ein Dorf der Hani-Nationalität. Hier war heute Markt, deshalb ging hier verkehrsmäßig nichts mehr. Wir standen mitten auf dem Markt im Stau. Eine prima Gelegenheit sich den Markt etwas näher anzuschauen. Die Marktfrauen saßen alle in ihren Festtagstrachten an ihren Ständen, denn wie wir erfuhren, war heute das Gesangsfest der Hani.

Später nahmen wir unsere Räder in Empfang und machten uns auf den Weg zurück nach Yuanyang. Edith leistete Dieter Gesellschaft, dessen Rad ja noch kaputt war und so fuhren die beiden mit dem Bus zurück. Unterwegs kamen wir an einem Dorfplatz vorbei auf dem bereits die Vorbereitung für das Gesangsfest getroffen wurden, inklusive Soundcheck. Wir lauschten eine Weile und machten uns dann an die lange Abfahrt bei schönstem Wetter.

Der Nachmittag stand dann im Zeichen der Radreparaturen. Der Radreparateur hatte wie versprochen ein neues Laufrad besorgt, allerdings nur mit 6 statt 8 Ritzeln und mit Schraub- anstelle von Kassettenkranz. Da ich keine Wahl hatte, baute ich das Laufrad ein. Das Rad fuhr wieder aber man muss jetzt beim Schalten sehr aufpassen, sonst fällt die Kette hinten runter. Bei Matthias war bei den ganzen Buckelpistenabfahrten eine Speiche gebrochen und das Hinterrad hatte eine ordentliche Acht. Da ich keine Ersatzspeichen auftreiben konnte lief ich zu dem Radschrauber zurück und fragte, ob er noch das kaputte Laufrad hat. Aus diesem schraubte ich 4 Speichen raus und nahm sie mir als Ersatzspeichen mit. Beim Zentrieren hatte ich so meine Schwierigkeiten. Ich hatte es schon soweit, dass es nur noch leicht eierte, dann ritt mich der Perfektionismus und ich hab es nur schlimmer gemacht. Also bin ich wieder hin zum Radschrauber und fragte ihn, ob er mit das Hinterrad zentrieren könne. Wenn sich die Chinesen nicht sowieso schon duzen würden, hätte ich ihm spätestens jetzt das Du angeboten. Er lachte sich kaputt als ich mit dem Rad ankam und mit ein paar Handgriffen war das Hinterrad dann zentriert. Er wollte nicht einmal Geld dafür. Die nächste Etappe kann also kommen.


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Ins Tal des Roten Flusses

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Nach einer kräftigenden Nudelsuppe zum Frühstück hatten wir einen Fototermin. Die Idee dazu kam von Edith und Dieter. Die beiden hatten traditionelle chinesische Gewänder in ihrem Kleiderschrank gefunden. Sie fragten uns, ob wir auch solche Gewänder im Schrank hätten und schon war der Fototermin beschlossen. Wir sammelten uns also herausgeputzt im Hof. Anja meinte: „Na passt doch, zuhause ist ja auch Karneval“. Ein älterer chinesischer Herr, der ganz erpicht darauf war uns zu fotografieren, bekam die Gelegenheit gleich öfter als ihm wohl lieb war. Er musste auch gleich mit allen unseren Kameras Fotos machen.

Wir fuhren los und das Wetter strahlte. In den vergangen Tagen war es nicht immer so. Morgens war es immer noch ziemlich frisch als wir losfuhren und klarte dann auf. Aber heute war es von vornherein sonnig und warm.

Die Stecke kann man wohl als die Königsetappe auf der chinesischen Seite bezeichnen. Die ersten 35 km ging es fast nur bergauf. Als wir es über den letzten Pass geschafft hatten ging es für über 40 km nur noch bergab. Landschaftlich sehr schön, allerdings auf sehr holpriger Piste. Leider zum Verhängnis von Dieter. Er kam mit dem Hinterrad in ein derart fieses Schlagloch, dass das Hinterrad eine gewaltige 8 davon trug und sofort blockierte. Von diesem abrupten ungewollten Bremsmanöver wurde er vom Rad gerissen. Glücklicherweise erlitt er nur Schürfwunden. An Radfahren war allerdings nicht mehr zu denken, denn das Rad war hin. Wir stoppten den nächsten vorbeikommenden Bus und schickten Dieter zusammen mit seinem kaputten Rad schon einmal vor ins Hotel in Yuanyang. Als wir dort eintrafen, hatte Dieter bereits eine Gastronomie mit Außenbewirtung entdeckt, wie geschaffen für unser Schmutzbier.

Problematischer gestaltete sich allerdings die Reparatur des Rades. Yuanyang hat, wie ich mittlerweile weiß, kein Fahrradgeschäft. Es gibt einen Fahrradreparateur, aber der wollte mich anfangs nicht bedienen. Erst nach Intervention einer Chinesin erklärte er sich bereit eine neue Felge zu besorgen. Morgen Nachmittag soll ich das reparierte Hinterrad dann abholen. Bin mal gespannt! Fortsetzung folgt morgen….


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Zu Besuch bei den Yi

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Unser heutiger Tagesausflug führte uns in ein Dorf einer der 55 Minoritäten Chinas. Wir besuchten ein Dorf der Yi-Nationalität. Auf dem Weg dort hin fuhren wir entlang der Steinmetzstraße Jianshuis. Zwar war dies ein recht staubiges Unterfangen, aber doch recht spannend einmal zu sehen, wie all die steinernen Skulpturen, Gedenktafeln, Grabsteine usw. entstehen.

Nach etwa anderthalb Stunden Radfahren kamen wir in Tuanshan, dem Yi-Dorf, an. Das Dorf wurde um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert erbaut. Ende der Qingdynastie während der Regierungsperiode von Kaiser Guangxu. Dies war der Vorgänger von Puyi dem Letzten Kaiser (manche kennen ja vielleicht den Film „Der letzte Kaiser“). Kaiser Guangxu war ebenfalls ein von der Kaiserin Witwe Cixi eingesetzter Kind-Kaiser. Als dieser im Zuge seiner Volljährigkeit mittels Reformen politische Eigenständigkeit erlangen wollte, die berühmte 100 Tage Reform (länger dauerte die nicht), setzte ihn die Kaiserin Witwe Cixi im Kaiserpalast gefangen. Als die Kaiserin Witwe ihr eigenes Ende nahen sah, ließ sie kurzerhand Kaiser Guangxu vergiften und setzte den kleinen Puyi als Kaiser ein.

Also in dieser Zeit entstand das Dorf Tuanshan. Besonders gefiel uns, dass es keines von diesen Museumsdörfern ist, in dem einem falsche Folklore vorgegaukelt wird. Nur die Verkaufsstände und der zu entrichtende Eintritt deuteten auf Tourismus hin Das Dorf war kaum besucht, so dass wir beinahe die einzigen Besucher waren. Das Dorf ist noch heute in seiner ursprünglichen historischen Substanz erhalten und wird von Leuten der Yi Nationalität bewohnt und bewirtschaftet. Zwar stehen einige Gebäude, wie das Anwesen des ehemaligen Dorfvorstehers leer und sind quasi nur noch Museum, doch wirkt das ganze Dorf noch sehr authentisch.

Auf dem Rückweg kamen wir noch an zwei historischen Brücken vorbei, einer kleinen und einer großen. Die kleine Brücke war mehr ein Zufallsprodukt. Eine für den Bach, über den sie führte viel zu pompöse Brücke. Ich vermute, die hat einer unserer Reiseleiter gefunden weil er sich auf der Suche nach der großen Brücke verfahren hat.


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Fahrt nach Jianshui

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Beim gestrigen Radtag hatte ich vergessen meinen Nacken mit Sonnencreme einzuschmieren. Jetzt kann ich es mit jedem „Redneck“ aufnehmen. Eine Rückleuchte brauche ich auch nicht mehr am Rad. Ich leuchte auf Kilometer. Um meine Pein nicht noch ins unerträgliche zu steigern, habe ich mir ein T-Shirt an den Helm gehängt und radele jetzt als „Lawrence von Yunan“ durchs Land. Die Begeisterungsstürme der Einheimischen kann ich jetzt nicht mehr so richtig deuten. Gilt sie unserer Langnasen-Truppe insgesamt, die mit dem Fahrrad durch China radelt, obwohl sie sich doch ein Taxi leisten könnte? Oder gilt sie meiner albernen Kopfbedeckung? Egal, Hauptsache wir werden bejubelt.

Die Strecke ist faszinierend. Wir fahren durch wilde Täler, vorbei an kleinen Seen und vielen Dörfern. Immer wieder machen wir Obst- und Keks-Pausen und genießen die Landschaft. Auch heute haben wir wieder einige Höhenmeter zu überwinden. Zu allem Überfluss weht uns ein stetiger Wind entgegen. Da macht Bergauffahren doch erst richtig Spaß.

Aber auch heute kommen wir wieder zufrieden, wenn auch recht abgekämpft am Hotel in Jianshui an. Und was für ein Hotel das ist. Wir übernachten nicht, wir residieren. Unser Hotel ist eine historische Gartenanlage einer wohlhabenden Familie und ist dementsprechend prachtvoll. Auch die Zimmer sind schön im klassisch-chinesischen Stil eingerichtet. Super, dass wir hier zwei Nächte bleiben! Auf diese angenehme Überraschung trinken wir erst einmal ein von Kollege Jan eingeführtes „Schmutzbier“. Nicht das Bier ist schmutzig, sondern wir. Verschwitzt, verstaubt und ölige Streifen von der Kette am Bein. Anschließend wird erstmal geduscht und das Ambiente der Anlage genossen, bevor es zum Abendessen geht.


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Moslemdorf und Chinakohl

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Nach einem deftigen chinesischen Frühstück fuhren wir los. Zuerst immer entlang des Sees durch kleine Fischerdörfer, später auch durch neu entstehende Ferienanlagen und später wieder entlang an malerischen Kanälen durch kleine Dörfer. Anfangs war es noch frisch aber die Sonne setzte sich durch und ab der Mittagszeit war es schön sonnig und warm. Ein schöner Radeltag. Am späten Nachmittag dann mussten wir einige Kilometer bergan. So kurz vor Ende der Etappe ist die Motivation zu solchen Gipfelstürmen nicht mehr allzu hoch. Aber was blieb uns anderes übrig. Zu unserer Überraschung tat sich auf der Passhöhe dann ein wunderbarer Blick auf den Ort Nagu auf. Das überragende Gebäude des Ortes war eine recht große Moschee. Spontan entschlossen wir uns den Ort näher unter die Lupe zu nehmen. Also fuhren wir ins Tal hinunter. Kaum hatten wir uns die Hälfte des Weges hinunter rollen lassen, bereute ich es schon ein wenig, denn das alles wieder hoch zu radeln war nicht sehr verlockend. Aber im Ort machten wir die Entdeckung, dass alle Frauen mit Kopftüchern bekleidet waren. Ich fragte während unserer Obstpause im Ort nach und erfuhr, dass der Ort mehrheitlich von der muslimischen Hui-Minorität bewohnt war. Neben der Moschee befand sich auch eine große Koranschule. Außerdem verriet uns die Obstverkäuferin, dass wir nicht unbedingt hoch auf die Schnellstraße zurück mussten, sondern über die Dörfer im Tal bis nach Tonghai fahren konnten. Zur Zeit ist Chinakohl-Ernte hier. Überall wurde der Kohl geerntet und für den Versand fertig gemacht. Solche Mengen Chinakohl hatten wir bis heute alle noch nicht gesehen.


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Steinwald

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Meine Nacht war kurz. Erst mühte ich mich ab, den Blog zu schreiben. Als ich gegen 02:00 Uhr feststellen musste, dass ich gar keine Verbindung ins Internet herstellen konnte (warum auch immer, gestern ging es noch) ging ich ein wenig frustriert ins Bett. Nur um eine Dreiviertelstunde später wieder wach geklingelt zu werden. Es waren die Fahrradtransporteure, die uns unsere neuen Räder brachten. Sie waren die ganze Nacht gefahren und eben schon da. Als dann die richtigen Räder abgeladen und die falschen Räder aufgeladen waren legte ich mich wieder hin. Der Wecker klingelte dann schon wieder um 07:00 Uhr. Welch Freude. Ich aktivierte sofort die Snooze-Taste an meinem Handy und dankte dem himmlischen Jadekaiser dafür, dass mein Handy eine solch angenehme Funktion hat. 10 Minuten später stand ich dann aber doch auf.

Ein Bus brachte uns zum berühmten Steinwald, etwa 100 km entfernt von Kunming. Wenn man dort ankommt ist man erst mal etwas geschockt von den Menschenmassen, die sich dort am Eingang auf einer Stelle tummeln, um jeder von jedem ein Foto mit der Inschrift „Shilin“ (Steinwald) im Hintergrund zu schießen. Ist man aber erst mal am Japanese Corner vorüber und dringt in die Eingeweide des Steinwaldes vor, kann man himmlische Ruhe und phantastische Steinlandschaften entdecken. Wir begannen sogar, wie die Chinesen es auch gerne machen, den ausgefallenen Felsgebilden Namen zu geben. Besonders kreativ war Matthias, so dass ich insgeheim vermute, dass er chinesische Vorfahren hat ohne es zu wissen.

Nach unserem relativ späten Mittagessen fuhren wir wieder mit dem Bus weiter nach Chengjiang am Fuxian-See, wo wir für die heutige Nacht wohnen. Wir sind die einzigen Gäste in einem Hotel mit bestimmt 100 Zimmern. Den restlichen Spätnachmittag stellten wir die neuen Räder ein, damit es morgen früh gleich losgehen kann.

Das Abendessen nahmen wir in einem kleinen traditionellen Fischrestaurant ein. Der Fisch wurde extra für uns gefangen und sofort zubereitet. Der war so frisch, dass er fast wieder aus der Schüssel hüpfte.

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Tagesausflug in Kunming

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Frisch ausgeruht ging es heute mit dem Rad zum Yuantong Tempel. Dieser aus der Tang-Dynastie stammende Tempel ist recht außergewöhnlich, denn er gleicht mehr einem Palast als einem Tempel. Aber das Leben im Yuantongsi ist sehr rege und wir konnten einen kleinen Einblick in den buddhistischen Alltag gewinnen. Anschließend ging es in den in Fußnähe gelegenen Cuihu Park. Eigentlich erwarteten wir dort Tanz und Musik ähnlich wie am gestrigen Abend. Doch was wir vorfanden, erinnerte eher an eine Szene aus Hitchcocks „Die Vögel“. Hunderte oder gar Tausende von Möven trieben sich auf den Seen. Und an der nächsten Ecke probte ein kleines Rentnerorchester chinesische klassische Melodien. Nach einer kleinen Stärkung in einem Baozi-Restaurant statteten wir der Westpagode einen Besuch ab. Die Ostpagode war leider schon geschlossen. Also kehrten wir erst einmal ins Hotel zurück um uns fürs Abendessen ein wenig frisch zu machen.

In der Zwischenzeit erhielt ich die Nachricht, dass wir neue Räder aus Jinghong geliefert bekommen würden. Das war natürlich eine freudige Nachricht, nicht die ganze Tour mit den Damenrädern fahren zu müssen. Gegen 19:30 Uhr machten wir uns auf, um im buddhistisch-vegetarischen Restaurant zu essen. Leider mussten wir feststellen, dass das Restaurant bereits um 20:30 Uhr schließt, deshalb ließ man uns nicht mehr ein. Also doch Fleisch. Auf dem Rückweg in Richtung Hotel fanden wir dann ein nettes kleines Restaurant, in dem der Chef nicht nur alle deutschen National-Fußballer aufzählen konnte und zu berichten wusste, dass Frau Merkel ein ganz schöner Drachen sei, sondern auch noch eine gute Küche bot. Da fühlten wir uns doch gleich zuhause. Auch die Biergläser hatten nicht wie am Vorabend nur Fingerhutgröße mit deren Inhalt man sich eben mal die Lippen benetzen konnte. Zur guten Laune trug dann zusätzlich bei, dass die Schnapsgläser mit „Medizinschnaps“ (nur der besseren Verdauung halber) nicht unwesentlich kleiner waren als die Biergläser. Zum Glück müssen wir morgen noch nicht ernsthaft Radfahren.


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