Die Stadt im Nebel

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

…So heißt Sapa in einem bekannten vietnamesischen Popsong… und so präsentierte es sich uns heute Morgen. Sichtweite betrug etwa 100 m. Ursprünglich war eine Fuß-Wanderung durch die Minoritätendörfer mit einem Ausblick über das Tal geplant. Nach dem Frühstück saßen wir alle gemeinsam in der Lobby, schauten uns gegenseitig an, schauten aus dem Fenster, schauten uns wieder an und schüttelten den Kopf. Also gut, verschieben wir unser Vorhaben auf später. Wir entschlossen uns um zwei wiederzutreffen um einen neuen Versuch zu wagen. Der Nebel blieb, genau wie unsere Unlust das Tal zu erkunden. Asche über unser Haupt! Aber hey! Wer die Auffahrt nach Sapa schafft, der hat sich auch einen Ruhetag verdient. Also beschlossen wir gemeinsam einen Kaffee trinken zu gehen. So liefen wir im Nieselregen los und ließen uns an einem Café am Dorfsee nieder. Der Kaffee wurde schnell kalt und uns ging es nicht anders. So wurde für den Nachmittag auch das gemeinsame Programm gestrichen und man versuchte sich selbst zu unterhalten.

Abends hatte Duong ein besonderes Lokal ausgesucht, in dem sich keine Touristen verlaufen, auch wenn es fast mitten in Sapa liegt. Hier wird Feuertopf gegessen: Fondue auf asiatisch. Das Essen war hervorragend, inklusive etwas zähem Pferdefleisch und Schweinespeck. Nur als die einheimischen Hmong zur Unterhaltung einen Regentanz aufführten, bekamen wir etwas Panik und tranken lieber noch 2 Runden Reisschnaps auf sonnige Tage. Bisher hatten wir echt Glück mit dem Wetter. Sapa zählen wir jetzt mal nicht mit… Wenn sein schlechtes Wetter schon in der vietnamesischen Popmusik besungen wird, können wir da auch nicht mehr viel machen.

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Goodbye „Mixian“, Hello „Pho“

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Morgens nach einem einfachen Nudelsuppen Frühstück wollte uns Herr Wang noch seine Gartenanlage zeigen. Eigentlich wollten wir zeitig los, da wir wussten, was uns am Nachmittag in Vietnam erwartet: Der steile Weg hoch nach Sapa! Aber wir wollten mal nicht so sein und taten unsere Pflicht als freundliche Gäste. Herr Wang seinerseits verstand es als seine Pflicht das Bewusstsein für Natur und Umwelt seiner Gäste zu stärken. Gegen so ein nobles Argument waren wir ja sowieso machtlos. Wir erwarteten einen kleinen Garten in dem er uns seine Fruchtbäumchen und Blumen vorstellen würde und wir etwas verkrampft nicken und aufgesetzt grinsen würden. Sein „Garten“ war jedoch, wenn man seinen Worten Glauben schenken kann, eine Zuchtstelle für seltene und bedrohte Pflanzenarten. Die Pflanzen und Insekten Ausstellungen waren recht sehenswert und seine Erklärungen gaben einen interessanten Einblick in die hiesige Fauna und Flora. Nichtsdestotrotz wollten wir endlich aufbrechen, da Grenzübergänge immer ungewiss und schwer einschätzbar sind. Dazu kam, dass Claudias Vietnam Visum erst einen Tag später gültig war. Aber es gibt ja immer Wege hier. Sackgassen kennt man nicht!

Die ersten 95 km bis zum Grenzposten ließen wir uns mit Bus fahren, da die Öffnungszeiten der Grenze etwas unbestimmt sind und die Masochisten unter uns es kaum erwarten konnten die Berge von Sapa zu bezwingen. Nachdem hilfsbereite Grenzbeamte die Problematik mit dem Pass geklärt hatten, konnten wir unsere Räder und Gepäck über den Roten Fluss schieben und waren in Südostasien angekommen. Das machte sich sofort bemerkbar: die Leute grüßten uns Fahrradfahrer mit einem freundlichen „Hello!“, der Duft, der in Luft lag ,änderte sich und 3 bis 4-stöckige Reihenhäuser zierten die Straßenufer. Duong (Gesprochen: „Hsöng“), unser vietnamesischer Reiseleiter nahm uns in Empfang und ich verstand außer „Pho“ hier kein Wort mehr. Auch wenn ich mich nicht mehr verständigen kann merkte ich sofort, dass ich meiner Heimat in Thailand ein ganzes Stückchen näher kam.

Vor dem Anstieg mussten wir natürlich nochmal Energie auftanken. Da kam unsere erste Schüssel Pho wie gerufen. Es gibt vermutlich kein Gericht auf der Welt das so verwurzelt ist. Pho ist das kulinarische Nationalsymbol Vietnams… und was für eins! Mixian in China sind nicht schlecht, Eiernudelsuppen in Thailand schlage ich auch niemals ab. Aber Pho ist sowohl die einfachste als auch die vollkommenste Form einer Nudelsuppe. Vorausgesetzt man steht auf frischen Koriander und Minze.

1450 Höhenmeter… jetzt könnt ihr kommen! In solchen Momenten bin ich immer besonders froh, dass ich als Reiseleiter bei den Letzten mitfahren muss. Gegen Ruth (die immer noch ziemlich angeschlagen war) und Claudia hätte ich keine Chance gehabt. Auf halber Strecke meldete sich eine Stimme in meinem Kopf. Es war meine asiatische Seite die sich immer mehr in den Vordergrund drängte: „Warum tust Du Dir das an? Hinten fährt das Begleitfahrzeug mit und du mühst dich hier ab. Schmeiß das Fahrrad da rein, entspann Dich und genieß die Aussicht!“. Immerhin haben es alle von uns bis über 1000 Meter geschafft. Als die ersten bei 1043 m das Handtuch schmissen und den Bus bestiegen, war ich ihnen endlos dankbar und ließ mich in das Sitzpolster fallen. Fünf von uns wollten jedoch weiterfahren. Als wir mit dem Bus oben ankamen, wartete Claudia bereits. Auch Ruth ließ nicht lange auf sich warten. Als dann der Rest auch mit ihren Rädern und kaltem Schweiß auf der Stirn vor dem Hotel stand meldete sich mein europäischer Ehrgeiz zurück: „Ich hätte jetzt auch als einer von denen sein können, die es hier hoch geschafft haben.“ Claudia übernahm die Rechnung für das Schmutzbier und allerspätestens jetzt konnte ihr die kleine Verzögerung keiner mehr übel nehmen.

Nun ist erst mal Entspannung Touri-Style angesagt mit allem, was das Touristenherz begehrt: französische Backereien, indischen Restaurants, Massagesalons, Outdoorläden und You-buy-someting-from-me-ok? -Rufe von Hmongfrauen, die einem ihre gestickten Tücher und Kissenbezüge andrehen wollen. Der Boom Sapas in den letzten 10 Jahren ist unglaublich. Der ehemalige französische Kurort, welcher fast in Vergessenheit geraten ist, mutierte zu einer ausgewachsenen Backpackermetropole. Lonely Planet hat hier mal wieder ganze Arbeit geleistet.


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Eine geht noch… eine Abfahrt geht noch rein!

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Seit Andreas Tour vor knapp 2 Monaten hat sich hier nicht viel getan. Die Strecke entlang des Flusses wird immer noch bebaut. Daher wählten wir lieber den Weg über Mengzi nach Manhao. Die Strecke klang ganz nett und tendenziell in Richtung Flussufer geht es ja bergab. Wir ließen uns bis Mengzi fahren, wo wir unseren Proviant mit Erbsenkekses und Konsorten nochmal auffüllten. Ich schätzte die Etappe eher entspannt ein, da wir ja von 1600 m auf ca. 250 m kommen sollten. Ruth sah das ähnlich und entschied sich mitzufahren. Ab Mengzi ging es allerdings noch eine ganze Weile bergauf, bis wir auf knapp vor 1900 m endlich die Abfahrt antreten konnten. Aber was für eine Abfahrt das war. Wir hatten ja jetzt schon einige Pisten runter ins Tal, aber mit solch einer Straße habe ich nicht gerechnet: der Belag war durchgehend aus kleinen Betonpflastern, die aber gut zu befahren waren. Und die Strecke war ein Traum von einer Straße: kaum Autos, wundervolle Landschaften und einer Strecke, die die schönsten Bergzüge im Tal entlang führt. Die Etappe war für mich ein eindeutiges Highlight. Allerdings habe ich das Gefühl, dass nicht jeder aus der Gruppe meine Vorliebe für Talfahrten teilen kann. Ich weiß nicht, ob die original geplante Strecke entlang des Flusses das toppen kann. Nur möchte ich mich bei Ruth nochmal entschuldigen! Mit einem Anstieg von 800 m habe ich heute nicht gerechnet. Einmal oben angekommen schaute ich jedoch ins Tal hinab wo sich die Straße in kunstvollen Serpentinen den Hang hinab wandte. Ich dachte nur: „Ja… hier möchte ich runter!!“ und fühlte mich wie ein kleiner Junge vor der Bescherung an Weihnachten.

Kurz vor unserem Ziel trafen wir wieder auf die alte Strecke und uns wurde klar, warum wir von Mengzi gestartet sind. Wie Chinesen halt sind wäre die Strecke natürlich auch während dem Bau passierbar gewesen… Spaß hätte es allerdings nicht gemacht. Als wir vor dem letzten Anstieg standen und den Hang hinauf blickten, auf dem unser Hotel lag, schwand die letzte Motivation aus jedem von uns. So ein besch…eidener Abschluss, nach so einer schönen Strecke.

Im Hotel angekommen, nahm uns Manager Wang persönlich in Empfang und hatte bereits kühles Bier lagern lassen. Der Mann weiß anscheinend, nach langjähriger Erfahrung mit unseren Touren, was wir nach der Ankunft brauchen. Auch das Abendessen war bereits vorbestellt. Ich war natürlich ein wenig enttäuscht, dass mir meine Lieblingstätigkeit genommen wurde, war aber auch froh, mal nicht die Verantwortung über das Abendmahl zu haben. Denn meiner Meinung nach hängt die Wertung eines Tages, ob dieser erfolgreich war oder nicht auch im Wesentlichen vom Abendessen ab… nach dem Motto Ende gut alles gut. Aber Herr Wang Verstand was von seinem Handwerk und tischte üppig und gut auf. Selbstverständlich durfte der Anstoß mit einem Gläschen hauseigenem Gebräu auf die Chinesisch-Schweiz-Deutsche Freundschaft nicht fehlen.


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Reistreppen machen müde

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Heute ging es wieder hoch zu den Reisterrassen, an die Stelle, wo die ganzen Desktop Hintergrundbilder für Windows herkommen. Wir ließen unsere Räder hochbringen und schickten uns hinterher. Oben angekommen breitete sich eine surreale Landschaft von skuril geformten Reisfeldern vor unserem Auge aus. Es waren zwar alle von dem Anblick begeistert, doch der Entdeckungsenthusiasmus blieb heute aus. Ruth war recht angeschlagen (und die Schaukelfahrt den Berg hinauf, machte alles nicht besser). Der Rest gab sich ebenfalls mit den erstbesten Ausblickspunkten zufrieden. Ich schieb es mal auf das schwüle Wetter im Tal. So fuhren wir ein kleines Stückchen den Berghang entlang um noch die ein oder andere Aufnahme von sich im Wasser der Terrassen suhlendem Wasserbüffel zu machen und begaben uns schleppend auf die Heimreise. Eigentlich hatte ich versprochen uns über die Baustelle hinweg zu transportieren um nicht wieder voll gepudert unten anzukommen. Leider ließ sich kein Transport organisieren. So schickten wir Ruth, für die heute definitiv kein Radfahren mehr drin war und Karin, die lieber ihre Bremsen schonen wollte mit dem chinesischen Brotauto zurück zum Hotel und wir Übriggebliebenen machten uns fertig für unsere Abfahrt… schon wieder 40 km nur bergab. Ich seufzte. Auch wenn die Abfahrt recht ermüdend war gab sie nochmal genügend Möglichkeiten für gute Level AAAA Fotostops.

Wollen wir hoffen, dass bis morgen wieder alle fit sind.


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Skifahren in Yunnan

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Anfangs kam ich mir heute vor wie Frodo und die Gefährten bei der trostlosen Reise durch Mordor: Entlang der ersten Kilometer ging es steil bergan und wir kamen an Kohlewerken vorbei, die die eigentlich recht schöne Landschaft in ein düsteres Moloch verwandelte. Die Straße war gefüllt mit quietschenden, qualmenden und zischenden LKW beladen mit Steinkohle, die das Bild noch verstärkten. Schnell aber verdünnte sich der Verkehr und wir kletterten dem Himmel entgegen.

Auf dem Gipfel unserer Etappe bei 2000 m Höhe gab es endlich die verdiente Mittagspause. Dann ging es nur noch 42 km bergab. 42 km! Einige Teilnehmer seufzten. Wie kann man nur bei Abfahrten seufzen? Radfahrer sind schon eine seltsame Spezies! Ich für meinen Teil fand es allerdings eines der spannendsten Strecken, die ich gefahren bin. Die Straßenverhältnisse waren zwar weit davon entfernt optimal zu sein, aber das gab der Strecke die nötige Herausforderung. So mieden auch die meisten Fahrzeuge die Strecke und fuhren lieber die Autobahn oder wählten andere Straßen. Wir holperten an Reisterrassen vorbei und malerischem Gebirge, welches im Dunst in der Ferne verschwindet. Sobald die Landschaft anfing sich zu wiederholen wird man wieder aufs Neue überrascht: das Klima änderte sich nach und nach und mit ihr die Vegetation um einen herum. Von den gemäßigten Temperaturen rollte man durch die Subtropen hinein in den tropischen Urwald. Wo es oben noch recht kühl war und man sich fast ärgerte, keine Jacke mitgenommen zu haben, mochte man unten sich das T-Shirt vom Leibe reißen und in einen kalten See springen. Das einzige Gewässer in Sicht war jedoch der Rote Fluss, der sich nun neben uns befand. Allerdings wollte da keiner von uns wirklich rein mit der Fischzucht die da betrieben wird und der einhergehenden Brise von verwesenden Wassertierchen. Um es aber nochmal auf den Punkt zu bringen: diese Strecke ist zum Radfahren geschaffen. Auch wenn Dieter es auf der letzten Tour nicht bis nach unten geschafft hat. Aber es ist halt wie Skifahren: Nicht alle kommen unten heil an.

Das Abendessen hier war mal wieder so gut und üppig, dass ich mich wohl etwas übernommen habe und der Hocker beim Abendbier unter mir zusammenbrach. Da wollen wir nur hoffen, dass mein Rad nicht das gleiche tut.


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Museumsdorf und die neue Frisur

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Endlich mal ein Tag mit einem entspannterem Programm. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Tag mit 30 km Fahrradfahren inklusive Museumsdorf- und Tempelbesuch so bezeichne. Nach einer Fahrt durch ein Steinmetzdorf, was sich auf die Herstellung von Grabsteinen spezialisiert, die natürlich nur für Urnen gedacht sind, da lediglich das Kremieren von Verstorbenen erlaubt ist. Das ist eigentlich völlig gegenläufig mit der chinesischen Tradition der Ahnenverehrung. Aber für diesen ganzen Kulte und Rituale hat die KP China ja sowieso nicht viel über.

Eingepudert vom Stein- und Straßenstaub kamen wir nach ca. 19 km an dem „Museumsdorf“ Tuanshan an. Was der Aufmachung und äußeren Erscheinung nach zu urteilen eher wie ein Antik-China-Disneyland wirkte entpuppte sich aber als ein interessanter und persönlicher Einblick in die Lebensweise und Geschichte der Yi-Völker in diesem Dorf. Eine nette Bewohnerin (natürlich Han-Chinesischer Abstammung) führte uns durch das Dorf. Es war alles andere als leer und inszeniert. Die Häuser sind zum Großteil noch bewohnt und die wichtigsten Gebäude sind für die Öffentlichkeit zugänglich. So kann man die Häuser der ehemaligen Reichen und Schönen des Dorfes begutachten und sehen was aus ihnen nach der Umverteilung durch den Kommunismus geworden ist. Das Gemach des Sohnes in einem der größeren Häuser ist zum Beispiel in einen Hühnerstall umfunktioniert worden. Das Dorf galt früher als sehr kultiviert und hat seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts eine Schule. Der finanzielle und kulturelle Standard der damaligen Zeit drückt sich auch heute noch in den 4 Frauen im Dorf aus, die immer noch mit gebundenen Füßen durch die Dorfgassen humpeln haben. Eine Klasse aus der Wuhan Kunst Universität war auch anwesend und versuchten den Zauber der vergangenen Zeit festzuhalten. Um dem Cliché zu bedienen spielten beim Mittagessen an unserem Nachbartisch die Mädchen fleißig Mah-Jongg. Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Abstecher beim Huanglong Tempel und der „Doppel Drachen Brücke“, an der zu viele Touristen waren und wir unser Pflichtfoto machten und lieber schnell geflüchtet sind.

Den Nachmittag hatten alle nochmal für sich um das nette Städtchen zu erkunden. Zum Abendessen präsentierten uns Sabine, Ruth und Claudia stolz ihren neuen Haarschnitt, den sie für insgesamt ca. 3€ bekommen haben. Sehr schick die Damen!


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Schlafen wie die Kaiser

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Talfahrten waren heute die Devise. Anscheinend ist es nicht jedermanns Ding ungebremst eine 10 km Abfahrt runter zu brettern. Ich hatte allerdings meinen Spaß. Meine Waden hatten auch mit gelacht, als sie sich endlich eine Pause gönnen durften. Die Steigungen waren wesentlich entspannter als erwartet. Natürlich hatte man (ich zumindest… die Schweizer natürlich nicht!) trotzdem zu kämpfen. Täler, Dörfer und Müllhalden schossen an einem vorbei. Da die Möglichkeiten für das Mittagessen eher rar waren heute, entschieden wir uns mit Obst und Keksen einzudecken um zwischen drin uns mit leichter Kost zu stärken. Zusätzlich hatten wir ja noch den 6 Kilo Schmalzzopf (ungelogen!), den wir bei der Einfahrt nach Tonghai gekauft hatten. Vielen Dank an Sabine, dass sie das Monstrum von Teig, Honig und Sonnenblumenkernen mit sich schleppte. Das wäre alles natürlich kein Problem gewesen, hätten wir ein vernünftiges Frühstück gehabt. Leider bekamen wir heute Morgen im Hotel nur etwa die Hälfte der bestellten Gerichte. Dazu kam, dass der Kaffee sich ordentlich verspätete und nur ein Teil der Gruppe wirklich wach die Etappe antreten konnte. Der Mangel an Energie nagte an den Kräften vieler von uns. Als wir endlich an unserem Ziel ankamen wurden wir allerdings mehr als belohnt. Unsere heutige Bleibe, das Zhujia Hua Yuan ist ein altes Domizil von Angehörigen des Adels der ehemaligen Qing Dynastie, erbaut im Jahre 1907. Selbst Domizil klingt fast etwas untertrieben. Der Komplex umfasst 17 Höfe, in denen einige zum Museum, andere zur Unterkunft und wiederum andere zum privaten Gebrauch eingerichtet wurden. So muss sich wohl auch ein Chinese fühlen, wenn er/sie mal im Schloss Neuschwanstein übernachten darf. Auch die Inneneinrichtung überzeugte. Kaiserliche Himmelbetten und Schminktisch mit Ornamenten verleihen ein authentisches Flair. Lediglich der Fernseher mit Kabelanschluss bringt einen wieder zurück in die heutige Zeit. Aber man kann ja auch die chinesischen TV-Geschichtsserien im Hintergrund laufen lassen.

Als Neuling hier in der Stadt fiel es mir schwer ein Restaurant für das Abendessen auszusuchen. Schließlich setzten wir uns draußen in eine Gasse, nett überdacht in einem Separee im Freien (Das klingt jetzt komplizierter als es ist). Wie ausgehungerte Hunde stürzten wir uns auf die Gerichte. Es war mal wieder eine Völlerei. Dieses Mal aber wenigstens verdient. Als krönenden Abschluss gab es noch Verdauungshilfe in Form von selbstgebrannten Maisschnaps. Entgegen einiger Befürchtungen konnten wir nach einem halben Liter x-prozentigem noch alle sehen.

Angeheiterte Ausländer sehen die Einheimischen hier gerne. So wurden wir prompt vom Personal für einen unmittelbaren Fototermin gebucht… auch am Ladenschild wurde posiert. Man versprach uns das Bild im Laden aufzuhängen… wehe wenn nicht! Stolz wird man uns präsentieren: „Schaut euch diese Ausländer auf dem Bild an! Wie dicht die alle sind! Und das nur von einem halben Liter! Das hätte mein Cousin alleine geschafft!“ (oder so ähnlich).

Hiermit erteile ich auch gleich die verantwortungsvolle Aufgabe an den folgenden Reiseleiter dieser Tour, dass er doch bitte überprüfen soll ob wir auch wie versprochen nun mit halboffenen Augenliedern und leicht roter Birne (ich zumindest) die Ladentheke zieren.


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Petrus ist der neue Klassenfeind!

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Nach einem einfachen Frühstück wollten wir pünktlich um 9 abdüsen. Alle waren heiß endlich Fahrrad zu fahren, selbst Karin und Renate, die dank chinesischer Wunderheilmittel wieder dabei waren und relativ fit aussahen. Leider war unser Gepäcktransporter der Meinung, die Spannung noch etwas hinauszuzögern und ließ uns noch ein wenig warten.

Als dieser endlich eintraf, bekam ich einen kleinen Schock. Ich hatte für das Gepäck einen kleinen Transporter erwartet. Stattdessen kam ein kleiner PKW in dem drei Leute drin saßen, die Gepäck für neun Reisende mitnehmen wollten plus ein Reserverad. Aber wie es sich herausstellte unterschätzte ich mal wieder die chinesische Transportkunst. Kein Land packt und transportiert effektiver als China. Ich baute das Rad auseinander und die Sachen wurden aufgeladen. Nach ca. 20 min war das Wunder vollbracht: Drei Leute + 9 große Reisetaschen + ein Fahrrad waren in einem kleinen Auto, dass nicht viel größer als ein Golf war untergebracht… Hut ab! Das soll mal einer nachmachen.

Kurz vor 10 ging es dann endlich los. Endlich durften wir nun den Fuxian See in seiner vollen Pracht genießen. Nicht nur diesen, denn unser Weg führte auch ein großes Stück an den angeschlossenen Xingyun See (See der Sterne und Wolken.. Hach, diese Poesie!) entlang. Entlang des Sees befinden sich viele riesige Hotelanlagen im Bau. Vor allem weil sich hier Level AAAA (was auf deutsche Noten umgerechnet etwa einer 1++++ entspricht) Aussichtspunkte befinden. Die Strände sind übersähet mit dem, was für Chinesische Touristen einen perfekten Strand ausmacht: Fischrestaurants und jede Menge bunte Tretboote. Was die Idylle etwas trübte war allerdings, dass uns die ganze Etappe ein recht zügiger Gegenwind entgegen kam. Das nächste Mal werde ich im Tempel in Kunming beim Beten (in 4 Himmelsrichtungen) etwas länger in Richtung Norden beten, damit vielleicht mehr Unterstützung aus der Richtung kommt. Vielleicht war Petrus auch einfach nur beleidigt, dass ich Guanyin anbetete und er völlig vernachlässigt wurde.

Zum Mittagessen am See durfte natürlich nicht der Karpfen aus den Seen fehlen – umgerechnet 3 Euro das Kilo ist ein guter Deal. Trotz guter Stärkung und ausgedehnter Pause ging es nur zäh voran. Vor allem, weil Petrus immer noch beleidigt war und ich viel zu viel Gepäck dabei hatte. Ja… lacht nur, wenn ihr jetzt das Höhenprofil sieht und Euch Euren Teil dazu denkt. Aber ich gebe ja zu, dass ich nach diesem Winter in Berlin ziemlich außer Übung bin. (Danke nochmal René für das Angebot mir was abzunehmen. Aber wie sieht das denn aus, wenn der Reiseleiter seine Sachen von den Teilnehmern schleppen lässt!)

Erst Spät trafen wir in Tonghai, der ehemaligen südlichen Grenze der Yuan-Dynastie, bekannt heute insbesondere für ihre lange Tradition der Herstellung von silbernen Handkunstwerken, ein. Leider hatten wir nicht besonders viel Zeit zum erkunden, da das Schmutzbier rief und es uns in die Fressgasse zog. In Yunnan muss man eigentlich mindestens einmal „grilliert“ haben, sonst hat man auf jeden Fall eine wichtige Komponente der kulinarischen Welt hier verpasst.

Ich hatte mir vorgenommen, weniger zu rauchen auf dieser Tour, was mir bisher auch ganz gut gelungen ist. Das Essen in den Grillrestaurants hier macht dies allerdings wieder mehr als wett. Vier bis fünf Restaurants nebeneinander grillen alle um die Wette und verbreiten einen Qualm von verbranntem Chili, Kreuzkümmel, Lamm- und Hühnerfußfett und überhaupt allem, was in die glühenden Kohlen fällt. Meine Lunge fühlt sich nun an, als hätte ich eine Schachtel Honghe (Roter Fluss) geraucht. Dabei ist meine Schachtel doch noch fast voll.

Hüstelnd freue mich auf die morgige Abfahrt und ärger mich gleichzeitig, dass es ja doch immer noch bergauf gehen muss… Scheiß Rohrzange und Schlüsselset! Warum können die nicht aus gehärtetem Kunststoff sein? Das wär doch mal eine Marktlücke!


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Verdorbener Kuchen und Luxusharem

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Heute Morgen trudelten die schlechten Nachrichten ein: Unser Hotel am See in Chengjiang ist leider überbucht und wir müssen auf eines in der Stadt ausweichen; Renate und Karin hatten gestern irgendetwas im Essen nicht vertragen und waren nicht wirklich einsatzfähig, um es vorsichtig auszudrücken. Das wir heute noch kein Fahrradfahren mussten, war für sie wohl Glück im Unglück, denn eine Busfahrt in der Verfassung ist auch nicht viel angenehmer. Dennoch schlugen sich beide tapfer und traten die mehrstündige Busfahrt zum Steinwald und anschließend nach Chengjiang an.

Zwei Stunden und geschätzte 293 Schlag- und Hüpflöcher später trafen wir im Steinwald ein. Als erstes haut einen der Eintrittspreis von umgerechnet etwa knapp 20 Euro vom Hocker. Die haben einen Knall die Chinesen! Aber offenbar haben wir einen größeren und nahmen unsere Eintrittskarten entgegen. Der Finanzschock war jedoch schnell verdaut, als man die Massen von Touristen sah, die alle mindestens einen gleich großen Knall hatten und sich durch den Eingangsbereich quetschten. Angeführt von vermutlich Han-Chinesen verkleidet als Hani Minoritäten drängelten sich alle die Wege entlang. Im Nachhinein hatten wir gesehen, dass es die Trachten aus zum Vermieten gab. Das gab natürlich einen Minuspunkt für mich, dass ich nicht auch entsprechend gekleidet die kleine Wanderung leitete. Gleich hinter dem Eingang bogen wir in einen kleinen Weg ein und stellten fest, dass wir innerhalb von 3 Sekunden von im Meer voller Touristen schwimmend uns plötzlich vollkommen alleine im Ozean der Karstberge befanden. Die Wege waren gut ausgebaut und reichten von gemütlichen Spazierwegen zu steilen und rutschigen Treppen a la Angkor Wat. Etwas unübersichtlich war es allerdings und man verlor sich schnell zwischen den Felsen.

Nach einem ausgedehntem Mittagessen ging es wieder weiter mit dem Bus. Wir merkten alle, dass das so nicht weiter geht: diese Völlerei und dann sich faul in den Bus setzen. Es wird Zeit, dass wir uns endlich auf die Räder schwingen und unsere Festmahle „verdienen“.

Chengjiang liegt an dem riesigen Fuxian See. Mit einer durchschnittlichen Tiefe von ca. 150 m ist er der tiefste See Yunnans. Leider hat man uns jedoch einen näheren Blick bisher verwehrt, da wir unsere Zelte in der Stadt aufschlagen mussten. Das Hotel ist sauber und macht auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck. Der zweite Blick jedoch enthüllt sein wahres Gesicht. Außer Tee und Wasser auf den Zimmern gibt es hier auch Boxershorts, Damenschlüpfer und Pariser (Danke Sabine für die neue Vokabel) auf den Zimmern. Man hat wirklich an alles gedacht! Das Hotel ist umzingelt von drei KTVs (Karaoke-Bars), in denen sicher nicht nur Lieder gesungen werden. So ein feines Dreisterne Hotel mitten in so einer unspektakulären Stadt ist natürlich ein geeignetes Liebesnest für Wohlhabendere aus Kunming und Umgebung, was auch die BMWs und Benze auf dem Parkplatz erklären. Also stellten wir uns darauf ein, dass die Nachtruhe hier etwas unruhiger ausfallen wird.

Nun, wie bereitet man sich auf so eine Nacht am besten vor? Natürlich mit Yunnans Hirsenbräu. Damit sind auch 3 KTVs als Nachbarn zu bewältigen.

…nur die armen Renate und Karin. Wir werden sehen, was der morgige Tag bringt.


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Schwimmen auf Asphalt

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Hach Kunming… Irgendwie bist Du schon wie die meisten chinesischen Großstädte: Betonblöcke, riesige Baustellen, bunte Leuchtreklame, surrende Elektroroller, Geschäfte, Geschäfte und Geschäfte. Aber irgendwie bist Du es auch nicht: gelassen, wohl temperiert, eine angenehme Brise weht. Ja hier könnte ich bleiben. Kunming bringt die ganzen Vorteile von den chinesischen Städten mit sich lässt aber die meisten Nachteile aus.

Als Nr. 1 auf dem Tagesprogramm stand eigentlich Wielands Geburtstag.
Als vorbildlicher Reiseleiter wollte ich ihn natürlich nach dem Frühstück mit einem Kuchen überraschen. Aber durch perfekt abgestimmtes Timing hatte ich Frühstück um 8:30 angesagt, ohne zu wissen, dass alle Bäckereien der Stadt erst um 9:00 aufmachen. So kam ich um 9:20 zurück zum Hotel um festzustellen, dass alle Teilnehmer sich bereits wieder auf die Zimmer begeben haben, mit dem Hintergedanken, was für ein verschlafenen und verantwortungsunbewussten Reiseleiter sie doch erwischt haben. Nun gut… Verschieben wir also erst einmal das mit dem Kuchen.

Heute durften wir endlich unsere Räder besteigen und eine ausgedehntere Testfahrt durch Kunming machen. Die meisten von uns sind hier das erste Mal in China und mussten sich erst einmal an den Verkehr hier gewöhnen. Autos, Motorroller, Fahrräder, Menschen kommen von vorne, hinten, links, rechts… aber das alles in einem derart entspanntem Tempo, dass man in Ruhe wie in Zeitlupe in einem John Woo Action Film hier ausweichen, dort durch schlüpfen, da noch mit hinterher ziehen kann. Im Grunde genommen ist es wie Schwimmen durch den Strom. Ich kenne ja chinesischen Stadtverkehr und Kunming ist im Vergleich zu den meisten tatsächlich mindestens einen Gang runter geschaltet.

Unser erstes Ziel war der Yuantong Tempel. Ursprünglich aus dem Ende des 8. Jahrhundert wurde er öfter restauriert und ausgebaut. Der Legende nach wurde er erbaut um zwei Drachen, die früher in den Felshöhlen hausten einzufangen. Im hinteren Bereich gibt es eine Pagode, die von Thailand gestiftet wurde. Das ließ natürlich mein patriotisches Herz wieder höher schlagen.

Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen bei der Gelegenheit Avalokiteschvara oder auch kruz Guanyin, die Göttin der Barmherzigkeit genannt um gutes Wetter und einer spannenden Reise zu bitten. Schließlich ist der Großteil der Chinesen auch nur an den buddhistischen Gottheiten interessiert, wenn was für sie bei rauskommen könnte: gute Noten, erfolgreiche Geschäfte. Das Nirvana haben die meisten längst abgeschrieben.

Anschließend machten wir einen Spaziergang durch den Cuihu (Grüner Teich) Park. Was als ein entspanntes Teetrinken und geruhsames Schlendern durch den Park angedacht war transformierte sich zu einem Open Air Festival mit geschätzten 15 Bühnen: Tanzgruppen, Gesangsgruppen, Musikanten… Alle gaben sie ihr Bestes. Leider war das Gelände etwas eng und wer sein Gehör nicht multitaskisch auf mindestens drei Kanäle aufteilen konnte, der bekam nur einen Matsch aus Rhythmus und Melodien mit. Aber an Spektakel hat es natürlich nicht gefehlt.

Nach einem Abstecher beim Fahrradladen, wo ich mich ordentlich ausrüstete ging es erstmal wieder zurück zum Hotel zum Entspannen. Das Abendessen war gewohnt außergewöhnlich gut und wir kamen abends im Hotel endlich zu meinem Kuchen. Ein gelungener Abschluss eines gelungenen Tages.

In diesem Sinne: Nochmal Alles Gute Wieland!


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