Grünes Land

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

95 Kilometer von Xianghuangqing nach Shangdu bei leichtem Rückenwind, Wolken, dann Regen und angenehmen 22 Grad, 316 Höhenmeter.

Wer China als Umwelt zerstörende Industriemacht mit rauchenden Dreckschleudern kennt, der kann hier in der Inneren Mongolei leicht widerlegt werden. Natürlich gibt es sie auch noch, die Industriemoloche, in denen das Atmen schwer fällt, aber spätestens seit 2008, seit dem Jahr der Olympischen Spiele hat ein Umdenken eingesetzt. Das haben wir in den ersten Städten und Städtchen schon gesehen, im Stadtverkehr setzt man auf Elektrokarren und E-Bikes und in einigen Städten sind Motorräder verboten, so dass alle lautlos auf ihren schicken Elektroflitzern durch die Straßen huschen.

Hier im Norden, wo immer der Wind weht, entstehen die größten Windparks der Welt, heute fahren wir fast den ganzen Tag durch „grüne Landschaften“, zum einen hat die Wüste ein Ende und es wechselt Grasland mit Landwirtschaft, zum anderen haben wir heute mehrere große Windkraftanlagen gesehen mit mehreren hundert Windrädern, die sich fleißig im Wind drehten, der uns heute gut anschob und uns gestern kräftig ins Gesicht geblasen hat.

Erstmals brauchen wir heute auch nicht auf ein ordentliches Mittag verzichten, die letzten beiden Tage gab es einfach keine Orte auf der Strecke und so haben wir auf Cupnoodles und Kekse zurückgegriffen, heute gibt es ein kleines Restaurant mit freundlicher Bedienung und einfachen und leckeren Gerichten.

Trotz des einsetzenden Regens sind die letzten 50 Kilometer ein Kinderspiel und nach zwei Stunden sind wir in Shangdou, das Hotel ist leicht schmuddelig, aber es gelingt mir dann doch noch ein saubereres Zimmer aufzutreiben und dann steht einem Mittagsschlaf nichts mehr im Wege, während draußen der Regen ans Fenster klopft.

Martina und Wolfgang hatten trotz des Regens einen Erkundungsspaziergang vorgenommen und ich verlasse mich auf Martinas Restauranttipp. Der erweist sich als Volltreffer, das Lammfleisch mit Zwiebeln war grandios, die Schweinerippchen super zart und der Spinat genial einfach mit Knoblauch und Sojasoße. Während des Essens saß ich fast nackt im Lokal, denn zwei Läden weiter war der Schneider, der währenddessen meinen Reißverschluss reparierte. Auf dem Rückweg ins Hotel regnet es immer noch. Soll es doch, Hauptsache, morgen ist es wieder etwas besser.


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Immer wieder der Wind

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

123 Kilometer von Sonnidbanner nach Xinghuangqing, 525 Höhenmeter durch die Grassteppe bei windigen 25 Grad und wenig Sonne.

Vom Wind hängt alles ab. Als wir heute Morgen das Hotel verlassen pfeift es wieder heftig aus der falschen Richtung. Manchmal, wenn die Straße einen Knick macht kommen wir nur mit 11 km/h vorwärts.

Wir stoppen noch einmal auf dem kleinen Markt, um ein bisschen Obst für den Tag zu tanken, denn auch heute werden wir unterwegs auf keine einzige Ortschaft stoßen.

Dafür sind wir nicht mehr auf der langweiligen Autobahn, sondern auf einer winzigen Nebenstraße fast ohne Verkehr. Und auch die Landschaft verändert sich, es wird ein wenig grüner und hügeliger. Dazu scheinen wir auch endgültig der Hitze entkommen zu sein, es ist leicht bedeckt und, Dank dem Wind, angenehm kühl.

Da in der Steppe wieder etwas mehr wächst sehen wir auch wieder große Viehherden, vor allem Pferde, Kühe und Schafe, allerdings wohnen die Bauern in weit verstreuten Häusern, Jurten sieht man nicht mehr.

Nach der Hälfte der Strecke macht die Straße einen Knick um 30 Grad und wir drehen in den Wind und nun sieht es ganz anders aus, wir fliegen die kleinen Hügel und Berge hinauf und hinunter bis am Horizont die ersten Gebäude einer kleinen Stadt auftauchen. Xinghuangqing ist eine reine Retortenstadt, nur neue und moderne Gebäude und die Straße durch den Ort flankiert mit hunderten Lampen. Im ersten Hotel werden wir abgewiesen, Ausländer dürfen nicht beherbergt werden und im zweiten Hotel kommt dann recht schnell die Polizei und zieht sich Passkopien. So liegt der Gedanke nahe, dass der Wohlstand der Stadt aus strategisch wichtiger Quelle kommt, möglicherweise der Rüstungsindustrie.

Das Abendessen ist wieder lecker und wir wandeln noch einmal die Hauptstraße entlang. Auf dem überdimensionierten Platz gibt es eine gigantische Skulptur mit drei Pferden, davor eine riesiger Bildschirm auf dem eine Gala des chinesischen Fernsehens läuft. Niemand interessiert sich dafür. Dafür wurden Lautsprecherboxen aufgestellt und auf der einen Seite wird Tango getanzt und auf der anderen Seite machen 50 Frauen im fortgeschrittenen Alter Popgymnastik. Obwohl wir immer noch in der Wüste sind ist der Platz eingefasst mit Blumen und in ein paar Jahren werden die frisch gepflanzten Bäume an heißen Sommertagen kühlen Schatten spenden.


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Autobahn durch den Jurassic Park

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

124 Kilometer von Erlian nach Sonnidbanner, 399 Höhenmeter auf der Autobahn durch die Wüste, 28 Grad bei Sonne und wechselnden Winden.

Im Grenzort ist noch viel geplant, denn gerade im Außenviertel wird gebaut wie wild, neue Wohnviertel und Gewerbeanlagen entstehen hier. Dann sind wir wieder in der Wüste, allerdings in der Luxuswüste auf der Autobahn mit wenig Verkehr und chinesischem Flüsterasphalt. Links und rechst ein skurriles Bild, Windräder und Dinosaurier in der weiten Landschaft. Vor ein paar Jahren hat man im Rahmen eines Kunstprojektes an die 200 lebensgroße Sauriernachbildungen in die Wüste gesetzt, vor dem Hintergrund eines Windparks. Prähistorie und saubere Zukunft in einer Landschaft. Beeindruckt fahren wir durch die Gegend, der Jurassic Park erstreckt sich fast über 10 Kilometer.

Dann sind wir auf einsamer Autobahn mitten in der Wüste, zu sehen gibt es nicht viel und der Wind kreiselt ein wenig, manchmal geht es ganz flott vorwärts, meist aber kämpfen wir mit Kantenwind von schräg vorne. Glücklicherweise ist es nicht mehr so heiß wie an den Vortagen. Einzige Abwechslung sind ein paar Motorradfahrer, die gerade auf einer Tour durch die Grassteppe der Inneren Mongolei sind und mit uns ein wenig plauschen. Unser Mittag ist recht einfach, wir haben uns gestern eine Thermoskanne besorgt und gießen uns Cupnoodles auf, dazu gibt es Obst und Gurken und Kekse, danach kann es gestärkt weiter gehen.

Gegen 17 Uhr taucht dann unser Zielort auf. Bei der Einfahrt entdecke ich noch einen kleinen Tempel, der um eine alte (aber renovierte) Pagode errichtet wird. Im hinteren Gebäude bekommen die Buddhafiguren gerade mit der Sprühpistole die Haare blau gefärbt und im vorderen Tempel läuft eine buddhistische Zeremonie des Nonnenordens.

Abends finden wir ein sehr schönes kleines Lokal mit leckerem Essen, leider sind wir nur zu viert mit dem Fahrer, so dass ich immer nur eine begrenzte Auswahl an Gerichten ordern kann. Es ist immer der Vorteil einer großen Gruppe in China essen zu gehen, weil man dann die Speisekarte einmal hoch und runter bestellen kann.

Ab 21:30 Uhr werden im Städtchen die Bürgersteige hochgeklappt und es ist totenstill in der Nacht, fast zu still, um gut schlafen zu können.


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Formel I an der Grenze

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Grenzübertritt von Zamin Ud in der Mongolei nach Erlian in China, vielleicht 2 km auf dem Rad, Spaziergang in dem Städtchen.

Im letzten Jahr war der Grenzübertritt ein Abenteuer der besonderen Art gewesen. Da man die Grenze nicht zu Fuß oder per Rad überqueren darf, muss man ein Fahrzeug anmieten, welches eine Lizenz für den Grenzbetrieb besitzt. Das sind einmal vollgestopfte Busse, in die man kein Fahrrad hinein bekommt und zum anderen im Grenzort zugelassene Jeeps russischer oder auch japanischer Bauart. Einen tieferen Sinn besitzt die Regel nur, wenn man sie als eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme betrachtet. Die Folge ist, dass die Plätze in den Jeeps einzeln verkauft werden und wegen der großen Zahl an Grenzgängern pro Tag ein großer Andrang entsteht und jeder Jeepfahrer will natürlich effizient arbeiten und so schnell wie möglich durchkommen.

Im letzten Jahr hatten wir daher ein absolutes Verkehrs- und Drängelchaos wahrnehmen können, mit Jeeps, dicht an dich gedrängt, die gnadenlos um die nächste Lücke und die nächsten 10 cm vorwärts kämpften.

Aufgrund dieser Erfahrung brachen wir heute gleich um 6.30 Uhr auf, luden die Räder auf den Jeep und erwarteten nun, in Richtung Grenze zu fahren. Doch es ging erst einmal in die falsche Richtung, auf eine Art verdreckten Parkplatz, wo sich unser Jeep neben drei anderen aufstellte. In der nächsten halben Stunde erschienen dann immer mehr Jeeps und stellten sich in einer Reihe nebeneinander auf. Genau um 7.20 Uhr rief dann die zum Jeep gehörende Beifahrerin ein Kommando an den Fahrer, der knallte den Gang rein und gab Vollgas, ebenso ging es bei den anderen Fahrzeugen. Das erste Nadelöhr, den Eingang zum Parkplatz passierten wir noch in der Poolposition, dann auf der Straße in Richtung des ersten Grenzpostens verloren wir ein paar Positionen gegen die japanischen Jeeps, die natürlich schneller waren. Dann ging es rechts in die Prärie, dort stand irgendwo ein Grenzsoldat mit ein paar Zetteln in der Hand. Über die Piste jagend, ohne auf teure Stoßdämpfer Rücksicht nehmen zu müssen, kämpfte sich der UAS-Jeep wieder etwas nach vorne, während der Fahrt ergatterte der Fahrer einen Zettel aus der Hand des Postens und wieder ging es auf die Straße zurück…..nur noch 800 Meter bis zum Tor und vor uns nur wenige Fahrzeuge. Dann kommt die Einfahrt in die Boxengasse, wo überholen nicht mehr möglich ist und die Fahrzeuge kommen zum Stehen. Dicht wird zusammen gerückt, die Fahrzeuge stehen Stoßstange an Stoßstange, ohne einen Millimeter Platz dazwischen. Unser Jeep läuft auf Platz 11 von vielleicht 45 Fahrzeugen im Pulk ein, kein schlechtes Resultat. Und den richtigen Stress, der sich hier in ein paar Stunden abspielt, den haben wir gut umgangen.

Alles andere läuft dann im Vergleich zum letzten Jahr zivilisiert ab, es werden immer mal wieder drei oder vier Fahrzeuge durchgewunken. Zwischendrin üben sich die Fahrer im Ringkampf, auch hier ist unser Fahrer nicht übel und drückt nach einigen Minuten seinen Gegner in den Sand. Danach klopfen sich alle den Staub aus der Jeans und klopfen sich freundschaftlich auf die Schulter. Dann kommt die mongolische Grenze, wir tragen das Gepäck durch Gebäude und werden ohne Probleme ausgestempelt, dann geht es auf die chinesische Seite und wir werden genauso ohne Probleme wieder eingestempelt und haben es damit nach China geschafft!

In Erlian werden wir dann aus dem Jeep geworfen und treffen nach einer halben Stunde auch auf unseren neuen Fahrer, Herrn Zhang und dann geht es erst einmal ins Hotel. Doch dort wollen wir nicht lange verweilen und uns natürlich erst einmal im „neuen“ Land umsehen und staunen.

Kommt man nämlich über die Grenze, dann erwartet einen der Kulturschock. Saubere Straßen, moderne Gebäude, Grünanlagen, ein paar Bäume und keine Löcher auf den Straßen und Gehwegen. Wir wandeln in der Gluthitze durchs Städtchen und staunen und der Rest des Tages ist Schlemmen. Zuerst finden wir ein Cafe mit gutem Kaffee, dann essen wir unser erstes chinesisches Mahl zu Mittag: Tofu mit hundertjährigen Eiern, sauer-scharfe Kartoffeln, chinesische Klopfgurke und frittierte Bohnen. Alles mehr als lecker und ich fühle mich fast wie zu Hause.

Während Martina und Wolfgang dann noch weiter durchs Städtchen spazieren, schreibe ich meine Berichte und dann treffen wir uns wieder zum Abendessen, welches wieder genauso lecker ist, die Pfunde, die wir in Russland und der Mongolei verloren haben, werden hier wohl recht bald wiederkommen.


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Bis zur letzten Grenze

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

38 Kilometer von unserem Camp nach Zamin Ud bis zur mongolisch-chinesischen Grenze, alles sandige Piste, 111 Höhenmeter bei sehr sonnigen 32 Grad.

Um halb sechs war ich noch einmal vor dem Zelt, um „nach den Pferden zu sehen“, wie es der mongolische Nomade ausdrückt. Die Sterne verblassten schon am Himmel und am Horizont erschien ein goldener Streifen, obwohl es noch eine knappe Stunde bis zum Sonnenaufgang ist. Es ist angenehm kühl und eigentlich verspüre ich Lust, mich sofort aufs Rad zu setzen und in den Sonnenaufgang zu radeln. Doch bis zum Frühstück dauert es noch eine Weile und aus dem Bus, wo es sich der Fahrer bequem gemacht hat, ertönen die Geräusche eines gesunden Schlafes.

Um 8 Uhr als wir dann aufbrechen ist es immer noch angenehm und so stört die üble, versandete Piste nicht zu arg. Auch haben wir einen leichten Wind der immer mal wieder dreht und angenehm erfrischt. Heute haben wir nur noch tiefste Wiese, stellenweise gibt es kaum noch trockenes Gesträuch, von Mensch und Tier ist weit und breit nichts zu sehen. Davon ausgenommen sind dicke, gefährlich anmutende Grillen und die kleinen Echsen, die flink davonjagen, wenn man ihnen zu Nahe kommt.

Als wir uns dann einen sandigen Hügel hinauf gearbeitet haben, erscheinen am Horizont die ersten Umrisse von Gebäuden der Grenzstadt und ein großer Windpark, der sich wohl schon auf der chinesischen Seite befindet. Inzwischen ist es richtig heiß geworden und auch wenn das Ziel schon in Sicht ist, sind immer noch 18 Kilometer zu radeln und diese haben es in sich. Kaum noch ein Stück der Piste ist nicht versandet und sobald man den Lenker ein wenig bewegt, schert das Hinterrad aus und man muss absteigen und aus dem Sandloch schieben, denn anfahren ist ebenfalls nicht möglich.

Die LKW Fahrer sind recht rücksichtsvoll und suchen meist die wind abgewandte Seite, um an uns vorbei zu düsen, inzwischen knallt die Sonne richtig heftig und dann ist es sehr unangenehm, wenn man dazu noch einmal komplett eingestaubt wird.

Am frühen Nachmittag erreichen wir dann den Stadtrand oder besser den Rand der Siedlung und suchen uns ein Lokal im Zentrum für unser letztes mongolisches Mittagessen. Der Nachmittag bleibt dann, um die Klamotten und den Körper zu entstauben, auf der anderen Seite der Grenze geht es zwar weiter durch die Wüste, aber wir rechnen mit chinesischem „Flüsterasphalt“ und nach drei Nächten in der Wüste tut ein wenig Körperpflege gut, damit die Haare wieder kämmbar werden.

Am Abend heißt es dann Abschied nehmen von Mugi, unserer Organisatorin, Köchin und gute Laune Fee von „Mongolei-Reise“. Wir hoffen, dass wir die „Transmongolia“ Tour im nächsten Jahr wieder fahren und beraten sogar noch eine weitere Radtour hier in der Mongolei. Allerdings nicht hier unten im Süden in der Wüste, sondern in den grünen Steppen und Bergen des Nordens bis hin zu alten Hauptstadt des mongolischen Großreiches- Kharakorum.

Auch verabschiedet sich Carola wieder von uns, sie will zurück nach Ulaan Baatar und dort ein Schulprojekt ankurbeln, wir wünschen ihr dabei viel Glück. Unser Abschlussessen gerät viel zu groß, eigentlich hätte nur der dicke Salat gereicht und die Hauptmahlzeit hätten wir auslassen können. Abschließend ziehen wir noch in die Bar, auf ein paar Biere und eine Flasche Wein: Gute Fahrt Carola! Tschüß und Danke an Mugi!


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Sandmeer und „Nichtvielmehr“

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Von Wüstencamp zu Wüstencamp durch die Gobi, 71 km auf der Piste, 316 Höhenmeter bei sonnigen bis zu 35 Grad.

Heute geht es den ganzen tag nur auf abwechslungsreicher Piste durch die trockenen Landschaft der Gobi. Zwar fehlt es an schönen Sanddünen, aber im letzten Winter wurde dafür auf den Fahrspuren ein wenig zu viel gestreut, vielleicht. Jedenfalls gibt es immer wieder lange, sandige Stellen, die die Konzentration auf die drei Meter vor dem Fahrrad bündeln, eine falsche Lenkbewegung und man kommt mächtig ins „Schwimmen“. Wo die Piste nicht sandig ist, da findet sich dann häufig „Wellblech“, also jener Holperuntergrund, der durch das Zusammenschieben des Untergrundes durch die Autoreifen entsteht und der jedem Wüstenfahrer ein Horror ist, angeblich muss man mit mehr als 55 km/h drüberblasen, damit man sozusagen über die Bodenwellen fliegt, aber das ist mit den Fahrrädern natürlich nicht zu schaffen und so schüttelt man sich das Gehirn weich. Dann gibt es noch die geplante Fortführung der Straße, aber auch hier gibt es entweder „Wellblech“ oder die Spur ist so grob geschottert, dass es kaum einen Unterschied macht. Auch sieht man keinerlei Arbeiten an der Straße und es hat sich auch seit letztem Jahr nichts bewegt, so dass, falls das Projekt überhaupt weitergeführt wird, mit einer Fertigstellung einer durchgehenden asphaltierten Straße von Ulaan Baatar bis zur chinesischen Grenze nicht vor 2015 zu rechnen ist. So bleiben in diesem Jahr als zwei Stücken Piste auf der Strecke übrig, einmal von Choir nach Sainjand ca. 180 Kilometer und dann noch einmal 175 Kilometer von Sainjand bis zu chinesischen Grenze. Auch gut zu wissen für Tourenradler ist, dass es zwischen Sainjand und der chinesischen Grenze keine Möglichkeit gibt, um Lebensmittel nachzufüllen, Wasser könnte man vielleicht an einer der wenigen Jurten bekommen, aber auch nur in kleinen Mengen und nicht in der besten Qualität.

Mugi zaubert uns wieder einen leckeren Salat zum Mitag und da wir gestern gut vorangekommen sind, können wir heute eine längere Pause in der größten Hitze machen. Die Temperatur ist hier in der Gobi immer schwer zu schätzen. Das Thermometer des Busses zeigt irgendetwas von 39 oder 40 Grad an, wenn der Wind jedoch an der Schattenseite des Busses entlangbläst, möchte ich kaum auf 30 Grad tippen und ähnlich ist es in der Sonne, solange ein Lüftchen aus irgendeiner Richtung pfeift ist es erträglich, wenn dieser wegbleibt, dann scheint man die Luft schneiden zu können. Ich persönlich bin kein Wüstenfan, mir liegen eher die Gebirge und das grüne Hochland, aber Martina zum Beispiel, gefällt es hier sehr gut. Sie würde am liebsten noch ein paar Tage länger hier bleiben, während ich auf die angenehme Kühle in den Bergen des Wutaishan, noch 500 Kilometer weiter südlich freue.

Am Nachmittag sind wir dann bis auf 40 Kilometer an den Grenzort heran und finden ein schönes Plätzchen für unsere letzte Nacht im Zelt. Zwar haben wir heute keine Kamele oder Pferde als Gäste, aber wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang. Auch ist die Eisenbahn weit genug entfernt, so dass wir das Rattern nicht hören können und so genießen wir die Stille und die Sterne, die am Himmel immer heller zu leuchten beginnen.


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Das Ende des schwarzen Bandes

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

107 Kilometer auf tollem Asphalt und Piste durch die Wüste vom Camp bei Chamrin bis in ein weites Tal, 559 Höhenmeter bei sonnigen 30 Grad und wechselnden Windchen.

Das nette Jurtencamp mit den Sonnenblumen bleibt langsam zurück und wir machen einen Schnitt durch die Wüste, um wieder auf die Hauptstraße zu kommen. Die Spur vom letzten Jahr war kaum noch zu finden, dient uns aber als Navigationshilfe. Am meisten fürchte ich, dass wir uns hier beim Querfeldeinfahren ordentlich die Mäntel und Schläuche zerstechen. Aber wir haben Glück und erreichen alsbald bessere Piste und kommen auch der Asphaltstraße immer näher. Die 15 km durch die Landschaft in der morgendlichen Kühle sind sehr abwechslungsreich, mal ist es fast schon steppig, dann kommen trockene Hügel und dann schroffes Vulkangestein. So in der morgendlichen Frische beginne ich die Wüste fast richtig zu mögen. Noch angenehmer wird es ein paar Kilometer weiter, denn wir sind auf der Straße zurück. Verkehr gibt es fast überhaupt nicht und die Asphaltspur, die es im letzten Jahr noch nicht gab hat eine mehr als gute Decke, die Chinesen sind keine schlechten Straßenbauer. Doch nach 80 Kilometern scheint den mongolischen Auftraggebern das Geld ausgegangen zu sein, denn dann ist unvermittelt Schluss mit der schönen schwarzen Asphaltdecke, auf der uns ein leichter Wind von hinten gut die leichten Hügel hoch und runter geschoben hat. Aber die Piste ist meist gar nicht zu schlecht und so kommen wir heute noch ein gutes Stück vorwärts. Als wir eine Hügelkette überqueren, breitet sich vor uns ein weites Tal aus, unten gibt es sogar ein paar Tümpel, um die sich die Pferde, Kamel und Kuhherden streiten. Wir beschließen in dieser schönen Landschaft zu übernachten und finden auch einen ebenen Platz, weit genug von der Straße entfernt. Ganz an den Tümpel wollen wir nicht, denn dort gibt es sicher hinreichend Mücken, die nur auf gut genährte Europäer warten, um sie des Abends zu vernaschen. Während wir unsere Zelte aufbauen beäugt uns mit neugieriger Vorsicht eine Gruppe von Kamelen, als diese sich nach Hause verzogen haben kommen ein paar Pferde gucken, aber kurz vor Sonnenuntergang traben auch dies nach Hause.

Wir haben noch eine 2,5 Liter Flasche mit gekühltem Bier, die wir zu dem leckeren Essen von Mugi genießen. In der Hitze habe ich meine Kühlsocke wieder ausgepackt; das funktioniert wunderbar, meine Trinkflasche steckt in der nassen Socke und je stärker die Sonne ballert, desto kühler wird mein Getränk in der Flasche. So schafft man es an einem heißen tag auch ohne Kühlschrank jederzeit ein erfrischendes Getränk mit einer Temperatur von ca. 18 Grad zu haben, so aller 1,5 Stunden muss man die Socke wieder anfeuchten, und so haben wir es auch am Abend mit dem Bier gemacht. Prost!


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Shambala und das Zentrum der Energie

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

18 Kilometer von Sainjand bis zum Camp, dann Ausflug mit Bus und Rad zum Kloster Chamrin und zum „Energiezentrum“, 44 Höhenmeter bei sonnigen 30 Grad.

Heute geht es nur 18 Kilometer aus der Stadt heraus bis in ein sehr schönes Jurtencamp. Die Piste dorthin ist recht sandig und gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage, aber wir sehen dafür im Camp die ersten „richtigen“ Blumen. In der Wüste findet man im Moment noch ein wenig blühenden Knoblauch und ein paar unscheinbare Blüten, aber die Wege im Camp sind mit leuchtenden Sonnenblumen gesäumt.

Wir verschnaufen ein wenig und nach dem Mittag geht es weiter, zum Energiezentrum der Mongolei. das ist kein geheimes atomares oder solares Entewicklungsprogramm, sondern der spirituell wichtigste Punkt im Land. Ein bekannte Mönch und Dichter hat hier in der Wüste vor über hundert Jahren ein Kloster errichtet, um die Kraft dieses Fleckens Erde wissend. In den vorsozialistischen Zeiten gab es hier 500 Mönche, heute lernen und meditieren hier wieder 50 Mönche und ein Nonnenkloster ist im entstehen. Mit Unterstützung einer Bergbaufirma wird hier kräftig gebaut und schwere Maschinen ebenen den Boden für weitere Tempel, ein prachtvoller Stupa wurde gerade eröffnet. Ab und zu kommt ein Fahrzeug mit Pilgern an, die ein wenig Spenden und dafür von einem alten Mönch ins Gebet mit einbezogen werden. Das mittendrin sein Handy klingelt und er ein paar Dinge telefonisch regelt scheint niemanden zu stören, vielleicht war es ja auch die direkte Hotline zu Buddha.

Zwei Kilometer vom Kloster entfernt befindet sich der Shamabala Komplex. Shambala ist eine sagenhafte Stadt im tibetisch-buddhistischen Mythos. Von dort aus soll sich irgendwann der Buddha wieder in diese Welt begeben und den Menschen den Weg zeigen. Verarbeitet wurde die Geschichte literarisch in Hiltons „Verlorenem Horizont“. Im Komplex umgeben 108 kleine Stupas das Energiefeld und wir tanken hier gut auf für die nächsten Tage. Egal ob real oder erfunden, die Anlage wirkt beeindruckend in der kargen und schroffen Landschaft.

Wir sehen uns dann noch ein paar Meditationshöhlen und versteinerte Bäume aus der Gobi an und kehren zurück zum Lager, vom vielen Energietanken trotzdem recht hungrig, erstmalig in der Geschichte unserer Radtour fragen wir einen Nachschlag an Teigtaschen an, den wir auch bekommen.

In der Nacht leuchten die Sterne wieder besonders intensiv, auf dem Weg zur Toilette verweile ich noch eine ganze halbe Stunde und bestaune den Morgenstern, der so hell leuchtet, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe.


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Ein bisschen Zivilisation

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

87 Kilometer durch die Wüste, wieder 40 km Asphalt, 175 hm bei sonnigen 28 Grad vom Zeltlager nach Sainjand.

Nun haben wir drei Nächte in der Wüste und Halbwüste verbracht und noch nicht einmal die Hälfte geschafft und es macht sich langsam der verwöhnte Europäer bemerkbar, zumindest bei mir, ich brauche wieder einmal eine Dusche und eine Haarwäsche, mit der neuen „Langhaarfrisur“ reicht ausklopfen nicht mehr. Doch es ist Land in Sicht, einen Tagesritt am Horizont liegt die kleine Stadt Sainjand und dort haben wir eine Hotelübernachtung mit Dusche, ob warm oder kalt, das ist bei den Temperaturen recht egal.

Auf der Piste stauben uns die LKW heute ordentlich ein und es wird langsam immer wärmer, wenn die Sonne nach oben gestiegen ist. Auch sind wir nun richtig in der Wüste, links und rechts der Piste nur noch stacheliges Kraut, das wir wegen der Durchstiche im Mantel fürchten. heute morgen haben wir nach Rückkehr auf die Piste noch einmal ordentlich geprüft und wieder ein gutes Dutzend Dornen entfernt, bevor sie sich durch den Mantel zum Schlauch durcharbeiten können.

Nach 45 Kilometern dann die Erlösung: Hier fängt der Asphalt wieder an, an der gleichen Stelle wie im letzten Jahr, dabei war ich damals so optimistisch, dass der Straßenbau noch ein gutes Stück vorankommen könnte. Nun macht auch die Wüste wieder Spaß, wenn der schwarze Asphalt unter dem Rad dahinfliegt und man keine Angst vor Dornen haben braucht.

Am Nachmittag erscheinen dann die ersten Häuser der kleinen Stadt. Etwas besonderes gibt es nicht zu sehen, aber es gibt eben ein mäßiges Hotel mit Dusche. In Haaren und Kleidung steckt die halbe Wüste, ein wunder, dass sich dort überhaupt noch Sand und Staub befinden. Eine Internetverbindung gibt es nicht, aber ich kann wenigstens ein wenig schreiben und meine Bilder sortieren. Dann geht es ab in ein schönes Restaurant mit einem ausführlichen Abendessen und eiskaltem Bier, auch ein tolle Errungenschaft der modernen Welt, die man erst in der Wüste richtig schätzen lernen kann.


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Bis zum Anschlag

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

95 Kilometer durch Wüste und Staub, natürlich alles Piste, von Camp zu Camp, lasche 249 Höhenmeter, dafür Gegenwind bei 28 Grad.

Am Ende kommen wir heute gerade einmal auf einen Schnitt von 14 km/h, doch wir sind gut gerädert. Dabei war es mit 28 Grad nicht einmal richtig heiß, aber 28 Grad im Schatten sind etwas anderes, wenn sich in der näheren Umgebung von 300 Kilometern kein einziger Baum uns Strauch befindet. Schon vom Morgen an hatten wir einen mittleren Gegenwind und die Piste ist ab und zu recht sandig. Zwar wird mit ziemlichem Aufwand an der neuen Straße gearbeitet, aber eine Fertigstellung ist in diesem und im nächsten Jahr nicht in Sicht. Immer mal wieder kann man oben auf der neuen schon verfestigten Straßengrundierung fahren, aber aller 800 Meter muss man dann wieder runter von der Straße in den Sand und das ist mehr als nervig. Auch werden wir gut eingestaubt von den LKW, die natürlich mindestens zu 50% auf der falschen Seite vorbeirauschen und eine dicke Staubfahne hinter sich herziehen.

Und heute Morgen hatten wir gleich zum Auftakt unseren ersten Plattfuß, die Ursache war allerdings nicht das Dornengestrüpp, dass sich hier als fast einzige Vegetation noch hält, sondern ein dünner Stahldraht von einem der zerfledderten Autoreifen, die überall am Pistenrand herumliegen. Der Plattfuß vom Dornenzeugs, auf Mongolisch „Uhfs“ genannt und unseren Radlern vom letzten Jahr noch grauenvoll in den Ohren, dieser Plattfuß folgt erst am späten Nachmittag bei mir. Glücklicherweise prüfen wir alle Räder und Mäntel schnell nach weiteren Dornen, keine vergebliche Mühe, denn bei unseren kurzen Abstecher zur Mittagspause auf einen kleinen Hügel hat jeder von uns Unmengen aufgesammelt, die wir nun mit Mühe wieder herauspulen, bevor sie sich in den nächsten Stunden und Tagen durchs „unplattbare“ Keflar schieben.

Was gibt’s heute außer Staub und Dreck noch zu berichten, Mugi hat mittags wieder einen tollen Salat gezaubert und abends einen leckeren Reis mit Gemüse und Tofu. Vom Wodka brauchen wir nur einen winzigen Schluck, da es an Bettschwere nicht mangelt.


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