Auf eine Runde Tee – oder so ähnlich…

An den Hängen des Himalaya, 14.03. bis 07.04.2013

Leichte Wanderung rund im Balthali mit Verkostung

Ruhetag auf unserem Adlerhorst ist angesagt. Beziehungsweise eine kleine Wanderung durch die Terrassenfelder. Das sind jetzt keine Reisterrassen wie zuweilen in China oder Vietnam, die vom Tal bis zum Gipfelgrad reichen. Aber trotzdem eine Arbeit von Generationen, die sich mühsam mit einfachem Werkzeug in die Hänge gegraben haben. Im Sommerhalbjahr wächst hier Reis auf Naßfeldern, im trockenen Winter wird Weizen, Kartoffeln und Gemüse angebaut.

Unsere Wanderung führt uns auf den nächsten Grad zu einem Bergdorf, das vor allem von der ethnischen Gruppe der Tamang bewohnt wird. Die Häuser sind einfach, aber mit Liebe zum Detail gebaut. Kunstvolle Holzschnitzereien schmücken die Fenster der aus Lehm und Stein gebauten Bauernhäuser. Alte Frauen grinsen uns rauchend an. Arbeitende Männer sehen wir selten. Dafür tragen drei Frauen 50-Kilogramm-Zementsäcke die steilen Hänge hoch.

Nach einer guten Stunde erreichen wir die Durchgangsstraße, die hier im Gewand einer Sandpiste daherkommt, auf der sich ein schnaufender Überlandbus entlangquält. Sozialer Anlaufpunkt des Straßendorfes ist ein kleines Teehaus in der Mitte der Ortschaft. Davor verkauft eine junge Frau Mandarinen (sehr lecker!) und bereitet ein ausgezeichnetes Chatpati zu. Dazu nimmt man Puffreis, trockene Instantnudeln, getrocknete Erbsen, Chilli, Korianderblätter, Zitronensaft und Öl, mischt das in einem Plastikeimer und serviert das leckere Gemisch auf einem Zeitungspapier (die Ausgabe von gestern!). Gegessen wird mit kleinen Pappstücken, die als Löffel dienen. Daran können wir uns durchaus gewöhnen und werden die nächsten Tage danach Ausschau halten. Chatpati ist sozusagen der Kartoffelsalat Nepals, es gibt das Gericht überall, und jeder bereitet es ein wenig anders zu.

Damit das Ganze nicht zu trocken ausfällt, gibt es Schwarztee mit Nelken und dann noch das lokale „Bier“, Zsang genannt. Ähnlich wie das gleichnamige tibetische Pendant wird es aus Getreide (meist Gerste oder Hirse) gebraut. Schmeckt wie Limonade ohne Zucker, wirkt wie ein Schnaps. Die lokale Version heisst Nigar und hat ca. 15 Prozent Alkohol. Das erfahren wir allerdings erst, nachdem wir mehrmal „Jaihosh!“ (Prost auf Nepali) getrunken haben. Entsprechend beschwingt geht es gegen späten Mittag zurück ins Hotel. Dort saugt eine dicke Nudelsuppe das Zsang, nicht aber das Nigar auf und der eine oder andere der Gruppe legt einen Mittagsschlaf ein. Morgen stehen 70 Kilometer bei ca. 800 Höhenmetern auf dem Programm!

Jaihosh!


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Nepalesische Landpartie

An den Hängen des Himalaya, 14.03. bis 07.04.2013

22 km von Dulikhel bis Balthali, auf Straßen und Feldwegen durch Terrassenfelder

Wir sind zurück im Kathmandu-Tal. Die letzten fast 300 Höhenmeter von unserem Resort bis nach Dulikhel bringen uns auf Betriebstemperatur und über die Talkante. Panauti ist unser erstes Etappenziel. Manchmal auch als Benauti in Karten zu finden (die Lateinisierung der auf Sankrit fußenden Sprachen Asiens ist nicht vereinheitlicht und hält einige unklare und darüber hinaus einige unnötige Buchstaben parat) ist es nicht unbedingt eine Bildungslücke, die Kleinstadt nicht zu kennen. Aber durchaus ein überraschender Zwischenstopp auf der Etappe. Ähnlich wie Kathmandu und seine Schwesterstädte Patan und Bakthapur, wurde auch Panauti (und einige andere Orte im Kathmandu-Tal, die heute kaum einer mehr kennt) durch den florierenden Handel auf der Handelsstraße zwischen Indien und China wohlhabend. Ein Fakt, über den wir uns nach dne letzten zwei Tagen auf dem Arnico Highway ein wenig wundern. Kaum Laster waren da zu sehen – kein Wunder, seit Anfang des 20. Jahrhunderts, spätestens aber seit der Flucht des Dalai Lamas aus Lhasa sind die Handelsstöme zwischen Nepal und Tibet im Kleinen und Indien und China im Großen entlang der einst so frequentierten Handelstraßen fast zum Erliegen gekommen. Der Einzug der Moderne in den einst so abgeschotteten Reichen Tibet und Nepal tat das Übrige. Während bis in 19. Jahrhundert indische und chinesische Karawanen zuweilen Monate lang im Kathmandu-Tal darauf warten mussten, dass die Himalaya-Pässe passierbar waren – eine Zeit, in der die Händler viel Geld im Lande ließen – haben die Städte im internationalen Handel heute kaum noch eine Bedeutung.

Während Kathmandu als Hauptstadt, Bakthapur und Patan als Freiluftmuseen durchaus den einen oder den anderen westlichen Besucher sehn, wirkt Panauti so, als hätte vor 100 Jahren der Letzte das Licht ausgemacht. Die Stadt ist chaotisch rund um den zentralen Tempelkomplex gewachsen, der schon bessere Tage gesehen hat. Für uns ist der leicht derelikte Charme Panautis ein willkommener Kontrast zur frisch renovierten Pracht des Durbhar Square in Kathmandu. Zuweilen blitzt die alte Pracht der Tempelanlagen in einer Wandmalerei, einem Tempellöwen und einer Shiva-Figur durch. Eine gute Stunde schlendern wir durch durch die Stadt und machen es uns dann im Gemüsegarten des einzigen Cafés der Stadt (Ananda Café) zwischen trocknender Wäsche gemütlich – bei organischem Kaffee aus Nepal, der allerdings recht dünn ausfällt und nur mit Zucker und Milch wirklich genießbar ist. Nebenan lärmen Schulkinder auf dem Weg nach Hause und ein Webstuhl rattert rhythmisch.

Kurz hinter Panauti hört dann die asphaltierte Welt auf und wir fahren die letzten sechs Kilometer über Feldwege zum Balthali Village Resort, das idyllisch zwischen Dörfern und Feldern liegt – auf einem fast 100 Meter hohem Hügel. Sprich: Die Aussicht ist atemberaubend, die Anfahrt eine Qual! Wie es unser Begleitbus den steilen, sandigen Weg nach oben geschaft hat, rätseln wir noch beim Abendessen. Wer wie unser ausgezeichneter Busfahrer sein Leben lang auf nepalesischen Straßen verbracht hat, verfügt wohl über außergewöhnlich Fähigkeiten hinter dem Steuer.

Das Schmutzbier ist heute ein waschechtes und spült den Sand aus dem Gesicht. Und auch das nepalesische Abendbuffet bei wärmenden Kaminfeuer mundet! Ja, es war kalt heute abend – so um die 15 Grad. Plus wohlgemerkt, also nicht wirklich ein Trost für die Daheimgebliebenen.


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The Long Way down

An den Hängen des Himalaya, 14.03. bis 07.04.2013

68 km vom Last Resort nach Dulikhel – allerlei Abstürze und ein Schlussanstieg bei sommerlichen 30 Grad

Die Vögel zwitschern, die Blätter rauschen, nur alle 15 Minuten dringt die Sirene eines auf der anderen Seite des Tales vorbefahrenden Busses zu uns herüber. Wir sitzen im grünen Garten des Last Resorts und genießen die Morgensonne beim Frühstück.

Und von nun an ging`s bergab…

Manfred hat es also gewagt. Nachdem er schon letztes Jahr im Rahmen der Hongkong-London-Tour im Last Resort vorbeikam und seitdem mit dem Gedanken schwanger ging, hat er sich heute morgen von der Hängebrücke, die die Straße mit dem Resort verbindet, 160 Meter in die Tiefe gestürzt:

Glücklicherweise mit einem elastischen Band an den Füßen. Neben ihm wagen noch gut 15 andere den Bungee-Sprung in die Schlucht, so dass unsere Abfahrt sich ein wenig verzögert. Wenn gesprungen wird, ist die Hängebrücke gesperrt, und diese ist die einzige Verbindung zwischen den Dörfer (und damit auch dem Resorts) mit der Straße. Diese heißt jenseits der Grenze immerhin Friendship Highway und ist die Hauptverbindung zwischen Indien und China. Viel scheint da nicht verbunden zu sein, da wir die Straße mit ihren gelegentlichen Erdmoränen fast für uns allein haben.

Sobald die Straße aber nicht mit Sand und Steinen überzogen ist, rollt es gut, immerhin fahren wir auf dem Schlussstück einer der längsten Abfahrten der Welt (4.600 Meter Höhenunterschied von der Passhöhe in Tibet bis nach Barbise). Die letzten 1.000 Höhenmeter bergab können wir folglich genießen und sind nach gut drei Stunden Fahrt und 42 Kilometern gegen 14:00 Uhr in der Talsohle. Mit einem exzellenten Dal Bhat und einigen Erfrischungsgetränken aus Atlanta stärken wir uns für den Schlussanstieg mit Bergankunft. Unser Alpe d`Huez heisst heute Dulikhel und warten nach 25 Kilometern und 700 Höhenmetern auf uns. Für alle, die sich jetzt gefragt haben, was Dal Bhat ist: Das nepalesische Nationalgericht – ein Messingteller mit Reis (=Bhat), dazu Linseneintopf (Dal) und meist noch ein bis drei Nebengerichte. Oft ein scharfes Blumenkohlgemüse und ein paar Stücke Fleischcurry. Böse Zungen behaupten, Dal Bhat wäre eintönig. Wir behaupten: Es ist äußerst schmackhaft und zeigt durchaus Variationen in Geschmack und Auswahl der Nebengerichte. Dal Bhat wird uns noch weiterhin auf der Reise begleiten – wir werden berichten!

Auf jeden Fall sind die Linsen gute Energiespender (oder war es die Cola?) und der Anstieg nach Dulikhel geht leichter von den Beinen als befürchtet. Kurz vor 18:00 Uhr erreichen wir im wunderschönen Abendlicht das Dulikhel Mountain Resort und genießen auf der Dachterrasse unser erstes Schmutzbier der Tour.


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Einmal Tibet und zurück (Extremerfahrungen 1)

An den Hängen des Himalaya, 14.03. bis 07.04.2013

120 km mit dem Bus und 15 km mit dem Rad von Kathmandu zur chinesischen Grenze und dann zum Last Resort

Es ist ein Tag, an dem man weiss, warum man Radreisen macht. Gerade einmal 120 Kilometer sind es auf dem Arnico Highway von Kathmandu bis an die tibetische Grenze. Mit dem Bus brauchen wir dazu fast sechs Stunden und sind so durchgeschüttelt, dass wir trotz stömendem Regen und fortgeschrittener Zeit (16:30 Uhr) alle darauf bestehen, die 15 Kilometer von Kodari, dem Grenzort, bis zum Last Resort, unserer heutiger Übernachtungsstation mit den Rädern zu fahren. Und siehe da, aus der rückradzersetzenden Schlaglochstrecke wird eine spannende und gut zu fahrende Radetappe, vorbei an hohen Wasserfällen, kleinen Dörfern mit windschiefen Gebäuden und entlang des Bhote Kosi, der sich reißend über Stromschnellen ins Tal stürzt. Spass macht es, soviel Spass, dass Günther und Jochen gleich noch 10 Kilometer bergab dranhängen. Bergauf haben wir sie dann mit dem Begleitfahrzeug geholt, die Bergfahrt wäre dann doch zuviel für den ersten Tag gewesen.

Nach dem Trubel von Kathmandu genießen wir die Stille im Last Resort und sind gegen 22:00 Uhr alle im Bett, das heute in Hotelzelten steht. Wer einen Blick riskieren möchte:
Last Resort


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Bei den Newari

An den Hängen des Himalaya, 14.03. bis 07.04.2013

Sightseeing in Kathmandu – und etwas für den Magen

Wir sind alle in Kathmandu angekommen – trotz Schneechaos in Frankfurt und technischen Problemen in München.
Es ist ein deutliches Durchatmen zu hören, bei 25 Grad und strahlendem Sonnenschein. Und einem blauen Himmel, wie ihn das smoggeplagte Kathmandu selten sieht.

Wir sind von unserer Hoteloase Richtung Durbar Square, dem historischen Zentrum von Kathmandu geschlendert, durch die Gewürz-, die Altmetall-, die Schlachter- und die Gemüsegasse. Durch buddhistische, hinduistische Tempel und dann wieder beides zusammen. Fragt man einen Nepali, ob er Buddhist oder Hinduist, antwortet er mit: „Ja!“

Der Tag war lang, das Abendessen ausufernd und das Everest Bier schmeckt bei immerhin noch 18 Grad im Hotelgarten ausgezeichnet.
Deshalb müssen heute mal die Bilder sprechen!