Buddha bei die Fische

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Eigentlich wollten wir auf unserer Reise auch Station in Beidaihe machen. Die Kleinstadt am Meer ist Ort des alljährigen Kadertreffens, bei dem, vor allem in der noch etwas real-sozialistischen Vergangenheit die politischen Weichen für das kommende Jahr gestellt wurden. Nun gut, es wurde auch viel gebadet, geknarzt und gesoffen. Zumindest unter Deng Xiaoping und Jiang Zemin. Den augenblicklichen Präsidenten Xi Jinping kann man sich eigentlich nicht mit Fluppe in der Hand vorstellen.

Beidaihe ist zudem wie Qingdao ein nostalgischer Ort für Zornica und mich. Dort haben wir eine Woche im Sommer 1994 verbracht, bevor Zornica zurück nach Prag geflogen ist und ich noch ein Jahr Peking drangehängt habe. Wir gönnten uns ein Zimmer mit Meeresblick und Balkon und haben die chinesische Sommerfrische genossen, kurz bevor die Kader den Strand überrannt haben.

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The Strangeness of Normality

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We approach the county city of Xingcheng with considerable reservations. Xingcheng contains an ancient town, allegedly one of the best preserved Ming towns in China. Merely 6 km away from the ancient quarters is one of the finest beaches in Liaoning. As if these were not enough, Xingcheng is also blessed with hot springs that have given rise to a number of spa resorts and sanatoriums. And all this is less than 3 hours by express train away from Beijing! Shortly, Xingcheng has it all! All prerequisites to become a Mecca for Chinese tourists.

By now we have had our share of ancient towns that have been „developed“ by the modern tourist industry.

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Verrückt

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Eins vorweg geschickt – und das ist eigentlich das Aufsehenserregenste dieser Reise – unser Kinder sind gesund und munter und nehmen China inzwischen als das Normalste der Welt an.

Derweil kränkeln die Eltern. Nein, vor allem der Vater, sprich ich. Zornica hustet morgens nur noch eine halbe Stunde statt zwei Stunden wie noch vor einer Woche. Derweilen nehme ich Zahnschmerzen inzwischen als Normalzustand wahr. Spare bei jeder Mahlzeit den Backenzahn links oben und rechts unten aus. Punktgenaues Kauen, das nur manchmal schief geht.

“Warum schreist Du, Papa?”, fragt Nora.

“Zahnschmerzen!”

“Da musst Du zum Zahnarzt gehen!”

Recht hat sie und am 10. Juni habe ich auch einen Termin in Berlin. Meine Erfahrungen mit chinesischen Zahnärzten sind nicht die besten, das spare ich mir lieber und übe derweil selektives Kauen!

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Crossing the Red Sea

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The irony of our present situation becomes especially apparent amidst the booming new Yingkou. We took this long northern detour in order to avoid the over-industrialised region of Tianjin that would have laid on our way to Beijing. Instead, we landed from the fire directly into the frying pan. Here we are, amidst one of the hottest development zones in China, right in the middle of the Liaoning coastal economic belt, which has been designed to become a major heavy industry hub and international shipping centre.

But today it should be different. North of Yingkou lays the biggest wetland and reed marsh in the world, which is under nature protection. The information in the guide book is impressive: 100 km2 of reed fields with the most completed ecosystem; millions of migratory birds of as much as 172 different species; 399 kinds of wild animals; one of the few breeding areas for endangered species such as the black-beaked gulls and red-crowned cranes. The most spectacular part of the marshland is a 26 km long stretch of crimson red wetland, fittingly named Red Beach, or alternatively, Red Sea. Its striking colour is due to a kind of grass – Sueda, or seepweed, – which is one of the few species that flourishes in highly alkaline soil. It starts growing in April and in autumn it turns flaming red. Our route today will lead us across this Red Sea, rather than through mammoth harbours and heavy industry plants. Or so we hope.

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Rückkehr nach Toontown

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Irgendwann, vor nicht allzu langer Zeit, gabe es in Yingkou einmal eine Altstadtgasse, mit einigen historischen Tempeln und ein paar maroden Kolonialgebäuden.

Dann wurde renoviert. Viel steht nicht mehr von der eigentlichen Altstadt.

Aber schön geordnet und sauber ist es! Und so fotogen!

改良改良越改越凉 sagt eine der Hauptfiguren in Laoshes berühmtem Theaterstück “Das Teehaus”. Umso mehr man verändert, umso kälter wird es.

Ein Wortspiel mit den Zeichen 良 und 凉, beide gleich “liang” ausgesprochen. Das eine Zeichen bedeut “fein, gut”, das andere “kalt”.

Nirgendwo trifft das besser zu als in Yingkou.


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Keine Hunde und keine Ausländer

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“Was ist das denn da?”, fragen wir uns beim Blick auf die Landkarte.

鲅鱼卷区 Bayujuanqu. Oder spricht sich das dritte Zeichen “quan”?
Bezirk zu gerollten Makrele? Na, das kann ja was werden!

Anscheinend eine Sonderzone. Auf der Landkarte wirkt Bajujuanqu auf jeden Fall wie ein Ufo, das in die Landschaft gefallen ist. Wie wir später feststellen, der neue Hafen von Yingkou, der Millionenstadt im Norden. Inzwischen wohnen auch hier mehrere hundertausend Einwohner.

Nachdem wir gestern die letzten zehn Kilometer auf der Staatsstraße gefahren waren und gute Erfahrungen gemacht hatten, radeln wir auch heute wieder auf der G 202. Und tatsächlich verwöhnt uns diese mit mäßigem Verkehr und einer schönen Baumallee, die fast die gesamte Strecke ausmacht. Das ist auch dringend notwendig, weil der Wind in Orkanstärke von der Seite kommt und uns an den wenigen Lücken im Baumbestand fast von der Straße bläst. Mit unseren fast fünf Metern Länge bieten wir eine wunderbare Angriffsfläche und mir scheint, als halte uns nur unser hohes Gewicht auf dem Asphalt.


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Irrungen und Verwirrungen

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Nach dem gestrigen Großverkehrstag wollen wir heute die Nebenstraßen versuchen, die es hier im Gegensatz zu gestern gibt. Wenn man sich die Landkarte der Halbinsel Liaodong anschaut, wird klar, dass der gestrige Tag gar nicht anders verlaufen hätte können. 20 Kilometer ist die Halbinsel nördlich von Dalian gerade mal breit, und da müssen zwei Autobahnen, eine Schnellbahn, eine Bummelbahntrasse und dazu zwei Staatsstraßen und etliche Landstraßen durch. Der Verkehr scheint sich relativ gleichmäßig zu verteilen, viel Luft ist da jedenfalls nicht!

Heute also Erkundungsfahrt durch die Backwaters. Im Wortsinne: Wir fahren die Küste Liaodongs ab, die hier ähnlich zerklüftet ist wie Norwegen. Nein nicht wirklich, uns kommt es aber so vor, als wir buchtein-buchtaus der Küstenlinie folgen.


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Last Exit Dalian

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Having reached the new shores of Liaoning, we make a fresh start and agree on two basic precepts: from now on the family stays and bikes together; and we take it easy, without sticking to any strict plans or maps. The last would be anyway impossible to do, because we are left without navigation. The only mobile on which it worked fall weeks ago on the road and broke; our backup – the tablet,- emerged one evening from the bag with a shattered screen; while the satellite maps downloaded on the GPS display a network of roads, but neither their names, nor the towns. Our map of Liaoning province is almost useless, as it focuses on highways and interstates. We will simply bike in general direction Beijing – that is to say, first in direction north, along the length of the Liaodong peninsular, then make an arch direction west, then bike southwards again, along the western coast of the bay. And above all, we will enjoy the rest of the trip and remain open to whatever comes along.


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Wo Vögel Hymnen singen

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Ist das die Wetterwende?

Wieder einmal ziehe ich die Vorhänge des Hotelzimmers auf und werde von strahlendem Sonnenschein geblendet. Wo verstecken sich die Wolken? Ist dies wieder nur ein einzelner sonniger Tag und morgen radeln wir wieder durch strömenden Regen?

Ein paar Mal habe ich es schon bereut, nicht doch den optionalen Regenschutz für unseren Anhänger gekauft zu haben statt die Sonnenmarkisen. Aber dann hätten wir ja auch mit einem Chariot fahren können und die Kinder hätten ebensowenig von der Reise gesehen.

Unser Hotelzimmer liegt im 11. Stock und wir blicken auf eine Straßenschlucht. “Singapur des Nordens” hatte ich einmal in einem Artikel über Dalian geschrieben. Das war 2006 und die Stadt hatte mich begeistert.

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Gedanken auf gar nicht so hoher See

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Meine Erinnerungen an Schifffahrten sind meist positiv.

Mit Interrail von Patras nach Brindisi, Deckpassage, neben mir drei attraktive Schwedinnen und mehrere Flaschen Rotwein.

Um die 30 Mal den Yangzi flussabwärts von Chongqing nach Wuhan, immer wieder ein Erlebnis.

Mit dem Seelenverkäufer den Mekong und seine Nebenflüsse entlang.

Und selbst die recht seelenlose Fähre von Hoek van Holland nach Harwich im Rahmen der Hongkong-London-Tour hatte ihre romantischen Momente.

Entsprechend stellte ich mir die Überfahrt von Yantai nach Dalian vor. Sonne, Promenadendeck und fröhlich tollende Töchter, während Zornica und ich einen kühlen Chardonnay genießen.


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