Die schnellste Küche der Welt

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Sonne, blauer Himmel, 75km von Tongren nach Xunhua.

T-Shirt-Wetter! Und zwar nicht nur für Matthias, der seinen Anorak nur kurz aus Respekt vor dem Schneesturm kürzlich angezogen hatte. Für uns alle. Man muss jubilieren wegen diesem Wetter, Mantras murmeln und Gebetsfahnen aufhängen an den Pässen, die wir sonnig durchfahren dürfen.

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Es war wieder ein herrlicher Radtag heute, nicht nur wegen diesem Wetter. Die Landschaften waren grandios, von einer Landschaft wie aus Mad Max (kennt heute auch keiner mehr) über grünes, von Yaks bevölkertes Hochland. Und zum Schluss ein wunderschönes, fruchtbares Tal durch karge gelbe und rote Felswände. Außerdem die Kulturen: muslimisch und tibetisch.

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Ausgebremst wurden wir zum Glück gar nicht vom Ziel, in einer netten tibetischen Gaststätte im Nirgendwo. Plan war kurz mal Nudeln zu essen und dann weiter. Die dargebrachten Speisen waren ausgezeichnet, aber unsere Wirte mussten ein paar mal zum nächsten Ort und zurück fahren für uns, dann den Kohleofen anfeuern usw. Wir hatten nach ca. 2h unser schnelles Mittagessen. Im Warten lagen wir in der Sonne, knackten Kürbiskerne, tranken Tee, atmeten die gute Luft ein. Ab und zu kam ein Yak vorbei.

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Jetzt sind wir im autonomen Kreis der kleinen muslimischen Salar-Minderheit, in Xunhua. Das heisst kein Bier zum Abendessen, tut uns ja auch mal gut. Aber wie immer tolle Gastfreundschaft, das Hotel ist auch gut. Und Michael hat fast seine normale Stimme wiedergefunden, leider muss ich sagen. Heute morgen hat er sich wie Barry White angehört, hätte er gerne bis zur ersten Karaoke-Sitzung konservieren können.

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Sommergras-Winterwurm

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Morgens wolkig, mittags sonnig, nachmittags Regen. Ruhe- und Besichtigungstag in Tongren

Die Stadt Tongren, oder auf tibetisch Rongwo, hat eine gut erkundbare Größe: eigentlich zu klein, als dass man sich verlaufen könnte (Alfred?), zu groß, als dass man die gleiche Straße fünfmal laufen müsste. Dazu ein freundliches Gemisch aus Muslimen, Tibetern und Han-Chinesen. Heute vormittag sind wir zusammen durch die Stadt flaniert. Es ist Raupenpilz-Zeit! Dieses Mischwesen (Pilz der unterirdisch auf Mottenraupen wächst) nennt man auf tibetisch Jartsa Gunbu (Sommergras-Winterwurm), die kleinen Dinger spielen eine spezielle Rolle in der chinesischen und tibetischen Medizin und kosten richtig Geld. Ein Wurm zwischen 15 und 60 Yuan (2-8 Euro). Die Raupenpilze findet man nur in Westchina, und wohl auch an den Himalaya-Hängen von Nepal. Zur Zeit sitzen allerhand wilde Gesellen an den Straßen von u.a. Tongren und feilschen damit. Wir haben uns heute abend das tibetische Pendant zum mexikanischen Tequila mit Raupe vorgestellt: 65prozentiger Hirseschnaps mit Raupenpilz drin.

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Rongwo Gompa ist das buddhistische Herzstück des Ortes, ein großes Kloster mit alten und zerstörten, jetzt wieder aufgebauten Hallen. Viele Hallen. Kein Tourismus hier, nur wir Touristen eben, aber viele Pilger und viele Mönche. Die Stimmung war schön und man hat sich über uns gefreut.

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Nachmittags noch ein kleiner Ausflug in die Umgebung: ein schöner, erklimmbarer Chörten (das ist eine tibetische Stupa), eine kleines labyrinthisches Dorf aus Lehm und wieder ein großes Kloster, ein Zentrum der tibetischen Thankha-Malerei.

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Wir und viele andere Menschen drehen weiter und weiter an den Gebetsmühlen, für gutes Wetter und gutes Gelingen und eine entspannte Existenz!

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Dieser Tag war abwechslungsreich

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Morgens bewölkt, mittags Schneegestöber, nachmittags sonnig. 105 km von Xiahe nach Tongren

Ein ganz fantastischer und abenteuerlicher Radtag heute – nichts geschenkt bekommen, sehr erfüllt worden. Morgens der Aufstieg in tibetischem Grasland, dann beim zweiten Gipfel in einen Schneesturm geraten, schließlich eine wunderschöne und sonnige Abfahrt durch rote Gesteinslawinen. Der Reihe nach:

Wir wussten um viele Höhenmeter und viele Kilometer, also sind wir früh aufgebrochen. Die erste Hälfte der Strecke ging bergan, mit einer langen Zwischensenke, alles extrem tibetisch: Nomaden auf ihren Pferden oder mehr eigentlich auf ihren Motorrädern, weite Landschaften bevölkert von Yaks, Pferden und Schafen. Kleine Weiler, vor denen die Mastiffs an der Kette zerren. An kleineren Passhöhen flattern Gebetsfahnen.

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Vor dem zweiten Pass kippte das Wetter dann plötzlich und nasser Schnee heulte uns um die Ohren, über die Höhe von über 3600m mussten wir uns richtig kämpfen. Wir sind glücklicherweise gut verpflegt worden von unserer Futterfee Annette (die einen üblen Husten und heute ausgesetzt hat).

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In diesen Momenten glaubt man ja eigentlich an nichts Gutes, aber ein paarhundert Höhenmeter tiefer klarte alles auf, das Bibbern wurde weniger, das grüne Hochland wurde plötzlich zu einem grandiosen, rostroten Tal aus gewaltigen Felsformationen. Der Wilde Westen in China, Monument Valley, vor allem: Sonne!

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Pilgern für Anfänger

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Heiter bis wolkig, die Höhensonne brennt. Besichtigungs- und Ruhetag in Xiahe

Auch Labrang – neben Ganden, Sera, Drepung, Tashilhunpo und Kumbum eines der sechs großen tibetischen Gelugpa-Klöster – ist eine Baustelle, uns wundert das nicht. Neue Mönchsquartiere werden gebaut, die Hallen renoviert, das ist ein gutes Zeichen. Es scheinen nur Tibeter am Werk zu sein. In Labrang soll es jetzt wieder fast 2000 Mönche geben.

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Obwohl es also teilweise wie auf einer Baustelle zuging, war die Besichtigung schön, unser erster frontaler Kontakt mit dem tibetischen Buddhismus auf dieser Tour. Gegen Mittag versammeln sich die Mönche in der Haupthalle, ziehen ihre gelben Mützen an und ihre Schuhe aus und fangen an zu brummen.

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Vor allem die Kora, die rituelle Umrundung des Klosters, macht Spass, man trottet mit Pilgern und Mönchen vor sich hin und erfreut sich an der Stimmung. Manche legen den Weg in Niederwerfungen zurück und machen zwischendurch ein Nickerchen. Wie auch die meisten von uns am Nachmittag: Ausruhen und Müßiggang.

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Shangrila vs. Shambala

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Anfangs bedeckt, dann sonnig, ca. 107km von Linxia nach Xiahe

Im Programm hat sich für die heutige Etappe das Wort „flach“ verirrt, das war eine interessante Einschätzung. Die Steigungen waren heute zwar nicht brutal, aber es ging den ganzen Tag mal mehr mal weniger bergauf, zum Schluss sind immerhin 1200 Höhenmeter zusammengekommen. Und man kommt auf dünnen 3000m an. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und sind jetzt ordentlich kaputt, der morgige Besichtigungs- und Ruhetag kommt uns sehr gelegen.

Nichtsdestotrotz lief alles für uns, vor allem das Wetter, es war wärmer als gestern und relativ windstill, die Sonne hat sich ab Mittag auch gezeigt. Am Anfang wurden wir von massivem Verkehr überrascht, 20km aus Linxia raus waren nicht schön zu fahren (viele Baustellen, Straßenbauten, neue Fabriken) und Hilde wurde von einem Querschläger getroffen, Schotter der von LKW-Reifen wegspritzt, immer gefährlich. Die Beule an ihrem Unterarm ist aber inzwischen nicht mehr so schlimm.

Dann wurde es immer schöner. Die Landschaft hat sich geändert, gelb wurde zu grün, Löß wurde zu Wald und zu Grasland. Die ersten Yaks standen stoisch an den Hügeln. Drei düstere Tunnel haben wir auch gemeistert.

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Auch die Kultur hat sich verändert: noch immer ist der Einfluss der Hui-Muslime sehr groß, Moscheen sieht man eigentlich in jeder kleinen Ortschaft. Die Hui sind in vielen Provinzen fast komplett assimiliert, in dieser Gegend sind sie gut zu erkennen, vor allem an den weißen Kappen. Die Moscheen sind interessant, eine Mischung aus chinesischen und islamischen Elementen, die Minarette sind wie Pagoden gestaltet.

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Aber auch die tibetische Kultur wird jetzt sichtbar, nicht weit der Moscheen sieht man tibetische Tempel und mehr und mehr Tibeter und tibetische Mönche. Wir sind vom Distrikt Linxia in den Distrikt Gannan gekommen, der neuerdings mit der Bezeichnung „Shambala“ für sich wirbt. Man geht da gleich in die Vollen, Shambala bezeichnet ein legendäres, urbuddhistisches und vollkommenes Königreich. Jetzt kann man in Gannan gegen den Distrikt Deqin konkurrieren, der sich seit einigen Jahren u.a. „Shangrila“ nennt (in Shangrila altert man nicht, es fließen Milch und Honig etc.). Reiseentscheidungen fallen immer schwerer.

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Häuslebauer aufgepasst!

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Kühl, windig und bedenkt, ca. 65 km von Liujiaxia nach Linxia

In der Volksrepublik werden Häuser gebaut, groß und klein. Ganze Städte vom Reissbrett oder winzige weissgekachelte Schmuckstücke für den Bauern in Eigenintiative. Die Gegend, durch die wir heute gefahren sind, ist tiefstes Hinterland, trotzdem wird gewerkelt – Straßen gebaut, Kanalisation gelegt, alles mögliche. Grundsteine werden gelegt, Läden werden bezogen, aus diesem Anlass wird auch mächtig geböllert. Wahrscheinlich sind es die Infrastrukturprojekte, die das Land zusammenhalten, psychologisch zumindest, es muss voran und voran gehen.

Wir sind also durch Gewusel gefahren, wo wir es nicht erwartet hatten, nämlich auf der schwer zugänglichen Westseite des Liujiaxia-Reservoirs. Über diesen riesigen Stausee gibt es eine neue Brücke, wir wollten die neue Fährverbindung weiter südlich davon austesten, was sich als ziemliches Abenteuer erwies. Der Wagen konnte nicht mit, wir konnten 2 kleine Boote auftreiben die uns und unsere 16 Räder mit Müh und Not ans andere Ufer bringen konnten.

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War aber sehr lustig, inklusive feiner Nudelsuppen-Verkostung, vergnügten Ausflüglerinnen und einem spektakulären Hochzeitsshooting (Doro und Manfred haben ihre Hochzeit schon hinter sich, aber die Sehnsucht nach dieser schönen chinesischen Tradition scheint tief in ihnen zu schlummern).

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Ein ständiges auf und ab durch Löss und Lehm, am Ende sind doch wieder 900 Höhenmeter zusammengekommen. Wir sind in Linxia, eine Hui-Enklave (das ist eine große muslimische Minderheit in China). Zu Abend gab es Hotpot. Morgen geht es auf eine lange Etappe und auf 3000 Meter.

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Gelbe Erde

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Morgens diesig, dann sonnig und klar, ca. 85km von Lanzhou nach Liujiaxia

Wir haben uns heute recht früh auf den Weg gemacht, zusammen mit Meister Mi und Meister Ma, unserem Zweimann-Begleitteam. Der erste richtige Radtag und dieser nicht ohne, erst 30km durch Lanzhou, seine Vororte und sein Industriegebiet im Westen. Dann knapp 25km bergauf und schließlich 30km Ausrollen. Mittagsmöglichkeiten waren nicht.

Aber es lief alles wunderbar, eine leichte Brise von hinten, das Wetter wurde schöner und schöner. Die 30km durch Lanzhou gingen größtenteils am Gelben Fluss entlang, den werden wir jetzt lange nicht mehr sehen, maximal in Form des Huanghe (Gelber Fluss)-Bieres, das ist hier in der Gegend die gängige Marke. Der Aufstieg wurde bravurös gemeistert und die ersten Sachen, die immer so schiefgehen, können wir auch schon abhaken. Matthias z.B. wurde die Ehre des ersten Plattens zuteil, dafür durfte er sich eine Weile ziehen lassen. Josef konnte die als Treffpunkt ausgemachte Kreuzung nicht als solche akzeptieren und war nicht aufzuhalten, wir fanden ihn dann in einem kleinen Dorf, inzwischen heimisch geworden. Es hätte ja auch wirklich schlimmer kommen können…

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Die Abfahrt war toll, landschaftlich und mit kleinen netten Impressionen am Wegesrand. Wir sind dann nachmittags in Liujiaxia angekommen und haben uns auf die Suche nach unserem Hotel gemacht, was eine Weile dauerte. Inzwischen ist auch diese Stadt ausgewachsen, rein in ein wieder mal völlig seltsames Neubaugebiet. Viele Rohbauten, viele halbfertige Häuser, viele leerstehende bezugsfertige Häuser. Ein paar wartende Leute auf der Straße. Die Jugend hängt auf dem Sportplatz ab. Hier sind wir heute nacht.

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Stop and Go in Lanzhou

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Wetter sonnig, blauer Himmel, ca. 30km durch Lanzhou

Die meisten unserer Räder lagern mittlerweile beim Radladen unseres Vertrauens in Kunming, ganz im Südwesten von China. Für eine Tour werden sie in richtiger Zahl und Stückelung zum Anfangspunkt geschickt, in unserem Fall 2000km nach Norden, nach Lanzhou. Dort nimmt sie ein Radladen in Empfang, baut sie auf, checkt sie durch, übergibt sie uns. So ist man schon mit einigen Radladen mittelgroßer und großer chinesischer Städte in Kontakt gekommen, es ist eigentlich stets angenehm aber selten so nett wie heute. Erstmal sind die Räder gut in Schuss, Hauptsache. Dann freut sich die ganze Belegschaft über unseren grandiosen Einmarsch, viele freundliche Worte und Taten.

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Zur Probetour durch Lanzhou lässt man uns nur mit Eskorte. Das heisst Gruppenfotos, aber nicht zu knapp.

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Das Wetter war wieder grandios und Lanzhou ist schon spannend. Außenrum nur gelbe Erde, sehr großstädtisch entlang des gelben Flusses, Baustellen und Neubauten ohne Ende. Wie in jeder zweiten chinesischen Stadt ist derzeit das Zentrum nahezu lahmgelegt durch den U-Bahn-Bau, wir standen sogar mit den Rädern im Stau, eigentlich schlängelt man sich auch dann geschmeidig voran. Vom Baita-Hügel hatten wir eine tolle Sicht. Die Gruppe ist unbeschadet und gutgelaunt durchgekommen, das lässt hoffen: denn es gibt leichtere Übungen als am ersten Radtag durch Lanzhou zu kurven.

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Unwirklich hier

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Ein kleiner Spaziergang und ein Wetterchen wie Seide

Wenn man am Flughafen von Lanzhou landet, dann ist der Weg in die Stadt hinein ziemlich seltsam. Man wird 70km durch einsames Lössland gefahren, gelbe schluffige Hügelketten dicht an dicht. Kaum Verkehr, aber an der Straße ein Reklameschild am nächsten. Gleich im Niemandsland hinter dem Flughafen steht eine Retortenstadt mit hundert Großbauten, die alle noch unbewohnt sind und um die herum sich kaum Leben zeigt. Hier soll ein neuer Wissenschafts- und Industriepark entstehen, Teile des engen Schlauchs, den Lanzhou entlang des Gelben Flusses bildet, sollen dann hierher umgesiedelt werden. Nicht so leicht, in dieser Landschaft Platz zu schaffen, und kommt der Flughafen nicht zur Stadt, kommt die Stadt eben zum Flughafen.

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Für eine Gruppe im Jetlag ist diese Ankunft natürlich sonderbar. Ein paar Minuten später ist man im Verkehrschaos von Lanzhou und die Eindrücke sind wieder ganz andere.

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In einer solchen Situation darf man nicht zu ambitioniert sein und muss den Tag schön austreiben lassen, wir sind also zum Gelben Fluss spaziert, haben uns dort in ein Teehaus gesetzt und dem Treiben zugeschaut, dann haben wir gut zu Abend gegessen und waren zufrieden mit unserem Tagwerk. Zehn Leute sind von Frankfurt aus über Beijing gekommen, Doro und Manfred direkt aus Beijing, Sandra aus Shanghai und Annette und Uwe mit mir aus Chengdu, jetzt haben wir uns in hier Lanzhou zusammengetan. Fotos, die kompromittieren könnten, soll ich für den Blog nicht machen, also wenige Fotos heute bei all den verschlafenen Gesichtern.

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Prolog: Die 10 Tage von Sichuan

Durch das wilde Osttibet, 10.05. bis 01.06.2014

Bevor der wilde Ritt durch Osttibet losgeht: ein fröhliches Hallo aus Chengdu! Ich habe mit unseren alten Weggefährten Annette und Uwe in den letzten knapp 2 Wochen die tolle Provinz Sichuan unsicher gemacht, wir sind die Radetappen der „Wo der Pfeffer wächst“-Tour abgefahren, kreuz und quer durch das Sichuan-Becken, jetzt sind wir bestens akklimatisiert und für weitere Schandtaten bereit. Hier ein paar Bilder. Wenn man eine einzige chinesische Provinz bereisen dürfte, ich würde zu Sichuan raten! Das Becken ist flach und grün, westlich davon geht es teilweise bis auf über 7000 Meter, das Essen ist fantastisch und scharf und die Bewohner sind verwurzelt in ihrer Provinz, lustig und gastfreundlich.

Wir sind von Chengdu aus gestartet und sind jetzt auch wieder in Chengdu, einem freundlichen Moloch von gut über 10 Millionen Einwohnern. Die Verstädterung macht auch vor Sichuan nicht halt, wir sind durch bezugsfertige Trabantenstädte für Hunderttausende gefahren aber noch wohnt kein Mensch drin. Musiziert und getanzt wird aber immer und die Teehauskultur lebt!

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Die kleinen Städte unterwegs waren in Maifeierlaune, auch schicke lokale Boutiquen zielen mittlerweile auf den Weltmarkt und positionieren sich mit lateinischer Schrift, leider scheinen die Vokale ausgegangen zu sein (aber ein Traum für Scrabble-Spieler, ab jetzt geht alles!).

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Man radelt sehr viel durch altes China in Sichuan, mit vielen fotogenen Hutzelmännchen- und frauchen in blauen Mao-Anzügen, die Zocken und Teetrinken. Durch Ackerbau, der noch sehr traditionell betrieben wird (Reis, Raps, Sorghum, Pipa- und andere Zitrusfrüchte wie mittlerweile auch Kiwi). Durch Schnapsstädte. Man kann sich von den Ohrenputzern die Ohren putzen und kann sich an der Straße massieren, man kann sich auch nach der klassischen Gua Sha-Methode den Rücken schaben lassen (schön, wenn der Schmerz nachlässt!).

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Den Pandabären gibt es fast nur in Sichuan, das sind wirklich herzallerliebste Gesellen. Sie laufen 5 Meter und pumpen, dass ihnen fast das Herz zerspringt. Keine Kondition, mieser Stoffwechseln, wer würde sich da fortpflanzen wollen? Als Symbol für Sichuan bzw. China ist der Pandabär deshalb eigentlich nicht geeignet.

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Die Sehenswürdigkeiten, Tempel, den größten Buddha der Welt, die heiligen Berge will ich hier mal weglassen, bei uns ist das alles kaum bekannt (in den letzten 2 Wochen haben wir vielleicht 10 Langnasen gesehen). Es war toll, wir sind guter Dinge, gestern haben wir auf 3000 Metern genächtigt (Emeishan) und sind nun also auch für das Hochland geeicht. Dem Regen waren wir immer einen Tag voraus: also beste Vorzeichen, das nächste Abenteuer kann kommen!!!

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