Changhua, das Granatäpfelchen

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Der heutige Prolog war freundschaftlich und kein Einzelzeitfahren wie bei anderen Radabenteuern. Die Runde war 14km lang und auch mit Orientierungsschwierigkeiten hinzukriegen: einmal auf der Stadtmauer um Xi’an rum, sehr schön, in 12m Höhe und auf 12m Breite. Die Räder waren nicht so gut und liefern vielleicht eine Erklärung für das tendenzielle Bergan, ein bisschen wie bei M.C. Escher hat es sich angefühlt. Die meisten unserer chinesischen Radgefährten auf der Mauer hatten die Tandem-Variante gewählt und waren lustig, noch grüsswütiger als sonst.

Mittags dann im Konfuzius-Tempel und im Stelenwald der Stadt, das sind uralte Bildungseinrichtungen, in die hat sich Changhua, das Granatäpfelchen, harmonisch eingefügt. Changhua tritt etwas verloren in die Fußstapfen großer Vorgänger: der schon jetzt legendären 5 kleinen Freunde der Olympiade Beijing, des blauen Ungetüms Haibao von der Expo Shanghai…nun also das kleine Changhua, Maskottchen der Gartenschau Xi’an 2011. Es grüsst einen überall. Man stellt das Granatäpfelchen z.B. direkt in den Eingang des Stelenwalds, wahrscheinlich weil man nicht versnobt sein will (das ähnelt 2008, als in den hochkulturellen Sehenswürdigkeiten von Beijing mehr Maskottchen als Besucher rumzulungern schienen).

Abends dann bei der Tanzshow des Tang-Palastes, einer opulenten Langnasenveranstaltung, vom Feinsten. Die Fähigkeiten des Ensembles konnte man nur bewundern, vor allem die des Gheorge Zamfirs von China: Shao Ming! Aber unsere Fähigkeit, ein Taxi zum Veranstaltungsort zu bekommen, war fast genauso bewundernswert (die Hälfte von uns musste sich zugegebenermassen in eine Motorikscha zwängen und auf einen Höllenritt begeben, meist gegen den Verkehr). Taxis sind in chinesischen Großstädten beschäftigt und beliebt, vor allem abends. Zurück haben wir dann lieber gleich den Bus genommen.

Erstmal schön Spätzle und Maultaschen

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Das ganze Büro ist unterwegs und verewigt sich hier, es sind wirklich Texte für die Ewigkeit. Ande Shushu schreibt aus dem wilden Südwesten, Gai Laoban vom schnellen Einsatzkommando in Kunming. Jetzt bin ich der Solist in unserem Knabenchor. Nur der Volker, der sitzt noch in Berlin und bläst hoffentlich keine Trübsal.

Der Himmel über Xi’an ist grau. Die Satellitenstädte, durch die wir vom Flughafen Xianyang aus fahren, sind auch grau. Wir sind seit Ewigkeiten auf den Beinen. Und doch blickt man in gefasste Mienen! Hier versammelt sich geballte Reiseerfahrung, das merkt man gleich, der Jetlag wird als das begriffen, was er ist: ein flüchtiges Phänomen. Und auch die Stadt wird im Laufe des Tages immer bunter für uns. Ihre alte Moschee ist eine kleine grüne Oase in der wilden muslimischen Altstadt, vom Trommelturm aus hat man eine schöne Sicht auf Menschen bei ihren sonntäglichen Vergnügungen.

Die ersten wirklichen Höhepunkte aber waren wieder einmal kulinarischer Art, auch wenn es nur Spätzle und Maultaschen gab. Zu Mittag Paomo, eine Spezialität der Provinz Shaanxi, das ist Rindfleischsuppe mit eingebrocktem Fladenbrot – laut Hermine schmecken die Fladen wie Spätzle, und recht hat sie, seltsam aber wahr. Abends im altehrwürdigen Defachang dann die lokale Speise schlechthin: Jiaozi in allen Variationen, Teigtaschen gekocht, gedämpft und mit verschiedensten Füllungen. In alten Chinareiseführern heißen die Jiaozi entweder Ravioli oder Maultaschen. Das ist niederträchtig.

Und die Borussia aus Portmund hat endlich den chinesischen Markt geknackt!