Grün

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Es ist das satteste Grün, das man sich vorstellen kann. Man versteht auch ganz gut, wie das kommt: es nieselt, die Luft ist warm und feucht und das ist für hier noch trocken. Gestern an der Küste war die Vegetation anders als heute, man sah Bambus an allen Ecken und Enden und in das Land hinein auch kleine Reisfelder. Heute in den Hügeln war dichter Wildwuchs, immer wieder Areka-Palmen und Bananenstauden. Riesige Schmetterlinge, manchmal sahen sie aus wie kleine Vögel.

Unser Ausgangspunkt war Jiufen, ein kleiner Ort, der während der japanischen Okkupation (1895-1945) zur Goldgräberstadt ausgebaut und später von der taiwanischen Regierung in diesem Sinne weitergeführt wurde. In den 70ern war nicht mehr viel Gold zu holen, Jiufen wurde aber wieder populär durch den Film „Stadt der Traurigkeit“, der 1989 herauskam. Das ist einer der großen taiwanischen Filme (was vielleicht absurd klingt, aber Taiwan hat wirklich eine ganz besondere, großartige Filmkultur). In „Stadt der Traurigkeit“ wird Geschichte, Politik und das Problem mit der taiwanischen Identität sehr poetisch verarbeitet, danach gab es einen Run auf das schöne Städtchen Jiufen, extrem pittoresk.

Es ist schwer zu jubilieren, wenn man den halben Tag im Regen gefahren ist, aber warum eigentlich nicht? Die Strecke war ruhig und wunderschön, die Blicke gingen in wolkenverhangene Berge und in Täler mit rauschenden Bächen, chinesische Tuschemaler hätten sich die Finger wundgekritzelt. Nix los auf dem Weg, alles ruhig, das Wasser hat uns heute die Geräuschkulisse geliefert. Und die Ankunft war auch eine Überraschung: erstmal war man an der Abzweigung zur Herberge ein paar Kilometer vorbeigefahren (klingt ja nicht schlimm, aber über die 20% Steigung bergan zurück haben sich auch nicht alle gefreut), zweitens mal über unser Resort hier. Liebevolle, großzügige Zimmer, feinstes Essen, ein spätes Bad im Strom davor. Und nach dem Essen ein kräftiger Schluck Gaoliang (58%), so muss es weiter gehen, das Wetter kann uns egal sein.


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Ich glaub‘, es wird heller….

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Beijing – es ist grau und kalt. Wir sitzen im Frühstücksraum des Lu Song Yuan und halten uns bibbernd am heißen Kaffee fest. Es ist noch nicht spät genug im Jahr und so sind die Heizungen noch nicht angestellt. Die einzige Möglichkeit ist die angeblich warme Luft aus der Aircondition. Doch selbst bei dreißig Grad kann man eine Wärmeentwicklung nur erahnen.
Zu allem Übel ist der Wasser-Boiler im Hotel kaputt. Gute Nachricht, die neuen Teile sind bestellt, schlechte Nachricht, die Reparatur erfolgt frühestens am Nachmittag.
In unserem Kleinbus ist es mollig warm, leider müssen wir den verlassen. Wir besuchen den Himmelstempel, die Pekinger Einkaufsstraße Dazhalan, laufen über den Tiananmen Platz zur verbotenen Stadt. Dort erstmal bei einem Kaffee aufwärmen. Heinz und Simone machen dabei die Bekanntschaft eines Chemnitzer Ehepaares. Durch den Kaiserpalast wälzen sich Menschenmassen. Die asiatischen Reisegruppen sind gut an ihrer einheitlichen Kopfbedeckungen zu erkennen und an ihrer jeweiligen Reiseleitung, die sich mit Micro und Megaphon lautstärketechnisch gegenseitig Konkurrenz machen. Eine Mädchenklasse, einheitlich in gelbe Jacken und Pandamützen gekleidet, marschiert teilweise im Gleichschritt durch die Sehenswürdigkeit. Sie sind ziemlich begeistert von Heinz‘ neuerworbener Kopfbedeckung, einer Mütze in Form eines Huhnes.
Zwischenzeitlich äußert der eine oder andere, dass es doch offensichtlich heller und auch etwas wärmer werde. Pures Wunschdenken. Als wir nach der verbotenen Stadt auf dem Kohlehügel ankommen, sind alle schon wieder ziemlich durchgefroren. Selbst der Marsch auf die Spitze hat uns nicht gerade gewärmt. Der Einzige, der nicht wirklich unzufrieden mit den Temperaturen zu sein scheint, ist Siggi. Der bietet für hundert Yuan warmkuscheln an.
Also schnell den Fahrer angerufen und zurück ins Hotel, wir hoffen inständig auf heißes Wasser, dass dauert aber noch eine Stunde. (Ich versuche mit dem neuen Wasserkocher die Wanne zu füllen, scheitere aber kläglich.) Also lange Pause und dann zum Abendessen. Wir probieren mal Taiwanesisch. Die Portionen und die Bierflaschen sind allerdings so klein, dass wir diese Mahlzeit als Vorspeisen-Gang betrachten und nach bezahlter Rechnung in ein Hunan-Restaurant überwechseln, wo die Portionen und die Bierflaschen eine entsprechende Größe haben.
Und für mich gibt es, zurück im Hotel, erstmal eine heißes Bad.

Beijing – Wetter für die Götter

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Betrachtet man das Höhenprofil des heutigen Tages, haben wir heute die Königsetappe vor uns. Es geht hoch in die Lüfte in das ca. 2000 km entfernte Beijing.
Der letzte Tag in Guilin hat uns schon ein wenig eingestimmt auf das Klima, welches uns dort erwartet.
Es ist kalt und riecht nach Herbstluft, aber die Sonne scheint und der Himmel ist BLAU!
Wir bunkern schnell unser Gepäck im Hotel und machen uns auf, die letzten Strahlen der nachmittäglichen Sonne zu genießen. Durch das Gassengewirr der Beijinger Altstadt spazieren wir zum Trommelturm und genießen oben angekommen den Blick entlang der Nord-West-Achse zum Jingshan-Park.
Es bläst ein kühler Wind hier oben. Noch verwöhnt von den heißen Tagen die hinter uns liegen, sind wir viel zu kalt angezogen. Silke fantasiert von Vliesjacken und Daunenmänteln. Dennoch entschließen wir uns das letzte Tageslicht zu nutzen und unternehmen noch eine Spaziergang um den Houhai-See. Vollends durchgefroren
kehren wir ins Hotel zurück um uns vor dem Abendessen noch ein bisschen aufzuwärmen.

Der Bambus wogt im Wind

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Sonst wird er gegessen. Derzeit hat der junge Bambus „Meiren tui“ („Füße schöner Menschen“, es gibt sehr viele verschiedene Bambus-Sorten) Saison, man kann ihn überall an den taiwanischen Landstraßen erwerben. Aber vor allem wogt er wild am Straßenrand. Ein wolkenverhangener und fast stürmischer Tag, passend zum Pazifik, dem großen weiten Meer. Der Wind kommt fairerweise von allen Seiten, komisch, man segelt durch die Gegend und hinter der nächsten Biegung fährt man gegen eine Wand.

Nach etwa 20km hätten wir abfahren können zum Teresa Teng-Memorial, viele Chinesen bekommen bei diesem Namen feuchte Augen und fangen unwillkürlich an zu singen oder zu pfeifen. Teresa Teng war der erste und bis heute größte Popstar des chinesischen Kulturraums, wahrscheinlich sogar ganz Ostasiens. Eine Taiwanerin, die auf Kantonesisch, Japanisch, Mandarin gesungen hat, in den 70ern, 80ern. Sollte man sich anhören, sehr schöne und zuckersüße Musik! Für die Festlandchinesen war sie die verbotene Stimme der Freiheit. Teresa Teng (oder Deng Lijun) ist mit Anfang 40 an Asthma gestorben, in Chiang Mai, Thailand. Das ist die offizielle Version, wenn man Videos aus den späten 80ern von ihr sieht (KTV-Pflichtlektüre) glaubt man nicht so recht daran, verlebt und aufgedunsen sieht sie da aus. Egal, wenn sie nur ihren Mund aufmacht…und geboren wurde sie also in einem Dorf in Nord-Taiwan, die Göttin des Mandopop und des Kantopop.

Ansonsten: Wilfried war in einen kleinen Unfall verwickelt, was mit klassischem Shakehand unter Gentlemen behoben wurde. Dann sind wir durch die Hafenstadt Keelung gefahren, wo das Leben ehrlich und die Arbeit hart ist. Und zum Schluss noch eine langgezogene Rampe zum Städtchen Jiufen, Ernst wollte vor dem Anstieg noch Ballast abwerfen d.h. eine Rauchen, es dämmerte jedoch bereits und er musste seinen gesamten Tabak den Berg hochtragen, der Arme. Hat er aber gut gemacht.


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„Jedes legt noch schnell ein Ei und dann ist‘s auch schon vorbei“

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Der letzte Tag auf (Fahr)Rädern ist angebrochen. Frühstück ganz verloren zwischen lauter chinesischen Reisegruppen, die das gleiche frühstücken und doch ganz anders essen. Wir verspeisen die Reste unsere Wassermelone.
Ein letztes Gruppenfoto- „was mer hat, das hat mer!“ (Siggi)
Dann geht es los. Das Wetter ist umgeschlagen. Gestern noch sommerlich heiß, empfängt uns heute ein kühler Gegenwind. Der letzte kleine Berg, die letzte Abfahrt, dann geht es auf ebener Strecke nach Daxu. Die Altstadt liegt versteckt zwischen Neugebautem. Letztes Jahr noch hatte man den Eindruck, auch dieser Ort sei dem Verfall preisgegeben, jetzt regt sich hier vermehrt Bautätigkeit. Neue Gebäude im Alten Stil, drängen sich zwischen windschiefe Hütten.
Ein alter Mann macht mich darauf aufmerksam, wie schön die roten Laternen an den alten Dachvorsprüngen aussähen.
Auch die Verkaufsstände, zwar immer noch übersichtlich an Zahl, sind mehr geworden. Wir spazieren durch die alten Gassen, die -angenehm- die Aufgeregtheit solcher Orte wie Yangshuo vergessen los. Ein leichter Schauer setzt ein.

Auf dem letzten Abschnitt unserer Reise geht es schnell voran.
Wir fahren über die Brücke zurück, die uns noch von der Flussseite unseres Hotel trennt. Wir wissen, kaum noch 5 Minuten, dann ist unsere Tour, zu der wir vor zwei Wochen aufgebrochen sind, vorüber.
Wir fahren vorbei an dem halb eingerissenen Haus, der Verfall ist vorangeschritten, die Plakate teilweise von den Wänden gefallen, aber immer noch halten einige Bürger tapfer die Stellung, andere sind emsig dabei, ihr Hab und Gut aufzuladen und wegzuziehen.

Angekommen. Ein letztes Bier, verdreckt und verschwitzt in der Hotellobby, während die französische Reisegruppe angestrengt versucht uns zu übersehen.
Alles weitere ist Routine: Zimmer beziehen, Fahrräder fertig machen, Zum Radladen.
Wieder in die Fussgängerzone. Wieder in das Jiaozi-Restaurant, wie am ersten Abend. Dann trennen sich für die nächsten dreieinhalb Stunden unsere Wege.

Abendessen – zurück im Hotel sind einige von uns auf der Suche nach etwas Süßem um das eben genossene Mahl abzurunden. Im Hotelladen werden wir fündig, die Verkäuferin lässt uns alle möglichen Süßigkeiten ausprobieren. Schließlich kauft Siggi die Sorte mit Taro-Geschmack. In der Lobby verspeisen wir die staubigen Teile – eigenartiges Essgefühl, aber guter Geschmack. Und so neigt sich der Tag dem Ende entgegen.


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Professionell -> professioneller -> Giant Bike Tours

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Folgender Beitrag erreichte uns von unserer Auslandskorrespondentin Monika Z., diesmal aus Danshui, ROC

Heute gibt’s die Räder. Schon im Frühstücksraum ist das Giant Bike Team da. In Radlbekleidung – immerhin haben sie den Helm abgesetzt – beugen sie sich mit Jan und Johannes über die Landkarten.

Wir bekommen Rennräder und einen ersten Eindruck von dem gut organisierten Team. Sie ziehen hilfsbereit alle notwenigen Utensilien aus dem Begleitfahrzeug, die Räder werden unaufgefordert geprüft und sofort aufgepumpt. Helme, Wasserflaschen, Gepäckanhänger alles ist sorgfältig mit unseren Namen beschriftet.

Unsere Gruppe schwankt zwischen Begeisterung und Bestürzung. Die sportlich leichten Renner haben keinerlei unnötigen Ballast wie Schutzbleche, Ständer oder Gepäckträger. Wohin bloß mit dem ganzen Zeug, das man sonst so am Rad befestigt? Ist ja schon alles dran – sogar der Computer. Ernst und Heiko schrauben noch ein bisschen herum wo es eigentlich nichts zu schrauben gibt. Das Gepäck wandert komplett ins Auto. Handy und Geldbeutel passen in das Lenkertäschchen.
Root ist unser Taiwan-Guide von Giant. Etwa 1,80 groß, höchstens 55 kg schwer und an seinen Waden kann man jede Muskelfaser zählen. Er ist gnädig mit uns, fährt vorweg im recht humanen Tempo und gibt uns Zeit für erste Tretversuche auf ungewohnt schmalen Reifen. Er reckt die Faust an jeder roten Ampel hoch, hat Sprechfunk dabei und lotst uns raus aus der Stadt zum National Palace Museum of Taiwan. Nachdem uns die Strecke heute nur in die Nachbarstadt am Meer führt haben wir genügend Zeit durch die 3 Stockwerke zu laufen.

Die Kaligraphie Abteilung ist etwas ganz Besonderes. Kostbare Pergamentrollen mit alten schön geschwungenen Schriftzeichen. So alt, dass sie selbst für viele Taiwaner nicht lesbar sind. Für ein ungeschultes Auge sehen manche aus wie eine Alessi Zitronenpresse, wie ein Kaktus oder eine sich aufbäumende Schlange. Ein 11m langer Papierstreifen ist mit Szenen vom Leben am Fluss bemalt. Liebevoll bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Ochsenkarren, Menschen auf dem Feld, beim Fischen, beim Feiern. In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Fast wie ein Wimmelbild-Kinderbuch.

Wir radeln den Fluss entlang in die nächste Stadt und müssen nicht auf die Straße – es gibt einen gut ausgebauten Radlweg, sportliche junge Männer joggen neben uns her und zeigen stolz ihren nackten Oberkörper. Die Stadt rückt näher und Hochhäuser reihen sich am Fluss auf. Es wird früh dunkel in Taiwan. Wir montieren unsere Lampen am Lenker und flitzen durch die belebte Stadt. Direkt am Meereszufluß gibt es einfache Open-Air Küchen mit frischem Fisch und Chili-Muscheln. Sehr lecker – der Mund brennt angenehm.

Zum Tagesabschluss noch das Dessert auf dem Nachtmarkt. Jan und David tigern unnachgiebig aber erfolglos durch ca. 37 kleine Geschäfte auf der Suche nach Lenkertaschen, damit wir unsere Habseligkeiten doch noch mit uns transportieren können. Zurück zum Hotel – Schluss für heute – vielleicht morgen.


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Easy Peasy

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

In Taipeh gibt es eine Karte, die fast alles für einen bezahlt, die Easy Card. Man muss sie leider manchmal aufladen, aber dann bringt sie einen durch den öffentlichen Nahverkehr und bezahlt die meisten Einkäufe. Ich denke man hat hier die Mutter aller städtischen und nicht-personalisierten Geldkarten kopiert, die geliebte Octopus Card aus Hongkong. Dort ist das System so tief in die Gesellschaft eingedrungen, dass es den Octopus in allen möglichen Acessoires und Formen gibt, einige haben sich den Chip dort sogar unter die Haut transplantieren lassen und sich so einem sanften Cyborg-Dasein verpflichtet. Taipeh ist noch nicht so weit in seiner Zuneigung zur Easy Card. Aber es ist eine elegante Form der Geldabnahme! Wahrscheinlich, natürlich, gibt man dabei viel mehr aus.

Mit unseren schicken kleinen Karten sind wir heute kreuz und quer durch die Stadt gefahren, Metro, Gondel, Bus. Taipeh hat viel zu bieten, eine interessante Mischung aus alten verlebten Vierteln, schicken neuen Gegenden mit schnurgeraden Alleen. Und außen rum viel Grün. Zuerst waren wir im Geschäftsviertel der Stadt, inmitten von Chrom und Hochglanz, aber vor allem auf dem dritthöchsten Gebäude der Welt: Taipeh 101. Ein Phallus ist ein Phallus (F. Fellini). 101 beherrscht eigentlich unverhältnismäßig das Stadtbild, es gibt einfach zu wenig andere echte Wolkenkratzer neben ihm, manchmal wirkt er unverschämt, manchmal majestätisch. Der schnellste Fahrstuhl der Welt hat uns flugs auf die Aussichtsplattform gebracht, von der man eine schöne Sicht hat – eine verlockende Sicht auf die sattgrünen Hügel die sich um die Stadt herum wellen. Also danach in die Natur, mit der Gondel ganz im Süden der Stadt. Dort sind wir dann schön spazieren gewesen.

Und gerade kommen wir zurück aus dem alten Taipeh, aus der Gegend des ältesten Tempels der Stadt, dem Longshan Gong. Eine interessante Nachbarschaft, natürlich Nachtmarkt, Schlangen werden ausgestellt und zubereitet, aber heute nicht für uns. Viele andere kleine Leckereien haben uns stattdessen den Weg zurück in Richtung Metro und Hotel geebnet. Der Tempel selber ist herrlich instandgehalten und trotzdem nicht seiner Patina beraubt, das religiöse Leben darin erscheint echt und ungekünstelt. Das alles unterscheidet Taiwan von der Volksrepublik, wo so viel abgerissen wurde und immer noch abgerissen wird, mittlerweile nur um neuen langweiligen Bauten Platz zu machen.

Fast da!

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Heute ist unser vorletzter Radtag und unsere letzte etwas anstrengendere Etappe.
Wie immer (bis auf den einen Ausrutscher auf dem Weg nach Ping‘an) begrüßt der Tag uns mit strahlendem Sonnenschein. Laut Wetterbericht soll erst an unserem Abreisetag das Wetter in der Gegend wieder schlechter werden.

Wir verlassen also Yangshuo und es dauert nicht lange, da haben wir den ganzen Touristentrubel schon hinter uns gelassen. „Die Tür ist zu“ wie Heinz sagen würde. Unseren Fahrer haben wir auf der Schnellstrasse nach Fuli geschickt. Wir radeln durch malerische Dörfer, grüne und gelbe Reisfelder auf ruhiger Strecke am Fluss entlang. Setzen irgendwann mit der Fähre über und erreichen nicht lange darauf wieder vollständig (mit Fahrer) Xingping. Diese Flusslandschaft mit Karstfelsen ist so bekannt, das sie den Weg auf die Rückseite des 20 Yuan-Scheins gefunden hat. Dementsprechend gut besucht ist dieser Ort auch. Es fällt uns dann auch nicht schwer, dieser Szenerie, trotz ausgesuchter landschaftlicher Schönheit, den Rücken zu kehren und die Reststrecke nach Caoping zurückzulegen, die uns wieder durch verlassen Landschaften, ab und an von friedlichen Dörfern durchbrochen, führt.
Unser Fahrer ist wieder mit von der Partie. Er scheint das, was wir hier so treiben, ziemlich lustig zu finden, zumindest lacht er immer zu. Gerade steht er wieder auf einem Stein und pfeift ziemlich kunstvoll, jetzt bläst er auf einem Grashalm – und zwar ganze Melodien! Ich wäre froh, wenn ich so einem Halm überhaupt einen Ton entlocken könnte. Heinz reizt das natürlich und er liefert sich mit unserem „Schieschu“ (shifu) ein kleines Grasblas-Duell, was er, man ahnt es schon, haushoch verliert (sorry Heinz).

Ziemlich verdreckt (von der Schotterpiste), aber glücklich kommen wir in Caoping an. Das Bier tut allen verdammt gut und Simone, Heinz, Hans und Siggi gehen fast sofort in den Pool, mit Radklamotten. Nur Siggi beweist Stil und zieht sich eine Badehose an.

Zum Abendessen schlachten wir endlich unsere Riesenmelone. Obwohl zu Siebt, schaffen wir mit Ach und Krach nur die Hälfte. Und zu Verdauung hat die Gruppe wieder zum Schnaps zurückgefunden. interessiert werden die verschiedenen Flaschen beäugt. Ein Aufguss mit Ginseng,ein andere mit Schlangen. Am Ende entscheidet man sich für den 53prozentigen mit Weißdorn, der am Pool unter offenem Sternenhimmel verzehrt wird.


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Fast alle da

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Liebe Grüße aus Taipeh, ich bin gestern aus Bangkok gekommen, wo es chaotisch zugeht (aber dabei mit typisch thailändischer Gelassenheit). Unten ein paar Impressionen aus dem Neuen Venedig des Ostens.

Hier sind jetzt fast alle Schäfchen beisammen. Beate und Franz mussten leider absagen, sehr schade! Aber das nächste Mal…dafür hat sich Eckhard von Kathmandu aus hergekämpft und ist auch auf dieser Tour mit von der Partie, einige ehemalige Teilnehmer werden davon überrascht und begeistert sein! Jens ist aus Shanghai eingeflogen, der Rest ist heute Abend von Wien aus hierher gekommen. Einer hat es nicht geschafft aber ich werde ihn hier selbstverständlich nicht bloßstellen : ) Ich hoffe schwer, dass er es bis morgen macht, er war ja schon öfters dabei und wird sehr geschätzt. Überhaupt. Monika baut ihre Überstunden ab und ist mit von der Partie, sie wird sicher den ein oder anderen Beitrag schreiben. David hilft mir bei der Tour, und auch er wir ab und zu mal an den Rechner müssen. Heiko macht den Kassenwart, sofort mit beruhigender Eloquenz.

Heute war noch kein Programm, ein nettes Abendessen und die Leute freuen sich auf ihr Bett. Kurz die Bundesliga abgecheckt. Draußen weht eine warme Brise und die Neonlichter glimmern.

„Anyone vegetarian? – No?- Good!“

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Heute ist Entspannung angesagt, soweit das in diesem Ort überhaupt möglich ist. Unser Frühstück fällt heute seit langem mal wieder westlich aus. Außer bei Silke und Andreas, die halten hartnäckig an Jiaozi und Nudelsuppe fest, keine schlechte Wahl, wie es scheint.

Danach entfliehen wir erst einmal der Stadt mit ihrem lauten Treiben, Pizzarestaurants, Mc Donalds und Lollex-Verkäufern und radeln zum Mondberg. Durch die halbrunde Öffnung des Karstfelsens hätte man einen schönen Blick auf die Umgebung – wäre das Wetter nur nicht so diesig.
Dort angekommen werden wir sehnsüchtig von einem Trupp Frauen empfangen, die uns Getränke, Früchte, Postkarten und Derlei verkaufen wollen. Sich nicht der Mühe scheuen, uns ständig Luft zufächelnd bis auf den Gipfel zu folgen.

Shuaige macht übrigens einen nicht geringen Eindruck auf sie. „Hässlich“ sagt eine „wie ein Gespenst“. „Eigentlich ganz hübsch“ meint eine andere „nur die Beine sind etwas dünn geraten“.

Nach dem Mondberg trennen sich unsere Wege. Heinz bekommt das GPS, er will mit Simone und Hans eine größere Tour fahren. (siehe unten) Silke, Andreas, Siggi und ich frönen leiblichen Genüssen: Nach der Rückkehr ins Hotel gehen wir erstmal Fisch essen und danach besuchen wir einen Kochkurs. Als dicke Reiseleiterin muss ich ja schließlich meinem Ruf gerecht werden, nicht?

Zu dem Kochkurs werden wir von einer kleinen „Hip-Hop-Chinesin“ mit Basecap und Sonnenbrille namens „Helen“ abgeholt. Sie führt uns erstmal auf den lokalen Fleisch und Gemüse Markt, wo wir das erste Mal auf dieser Reise auch geschlachtet Hunde sehen (und wir haben schon so einige Märkte hinter uns. Auf dem Weg dahin spricht sie noch eine holländische Familie an – der Kochkurs ist mit uns vier wohl noch zu dünn besetzt (obwohl ich dabei bin).

Die Kochschule an sich, liegt idyllisch am Ufer des Flusses. Am beeindruckendsten für Siggi ist allerdings nicht die landschaftliche Szenerie, sondern die Verwandlung Helens von der basecaptragenden Hip-Hopperin zu einer Köchin. Zumindest dauert es eine Weile, bis er sie wieder erkennt.
Die Zubereitung der verschiedenen Speisen bündelt unsere ganze Aufmerksamkeit und macht Spass, ist aber eine recht ölige Angelegenheit. Ich zumindest fühle mich nach getaner Arbeit wie eine verklebte Dunstabzugshaube (Silke geht es ähnlich und auch Siggi und Andreas schreien nach einer Dusche). Das beste ist aber, dass wir unsere Eigenproduktionen am Ende selbst verzehren können.

Als wir uns satt und zufrieden auf den Rückweg machen, ist es bereits dunkel und wir sind gespannt auf den Bericht der anderen drei.

Und hier der Bericht der „anderen drei“.
Herzlichen Dank dafür an KH, AKA Guude!

2. Tag Yangshou: an den Touristentrubel hier hat man sich relativ schnell gewöhnt. Doch die weiblichen „Guides“ am Mondberg nerven rasch: Nein, wir wollen keine Getränke kaufen, weder auf den 800 Stufen rauf auf den Berg, noch auf dem Rückweg zu unseren Rädern. Erst ein chinesisches Machtwort von Katharina lässt die Damen verstummen (Size matters).

Danach trennt sich die Gruppe: Silke, Andreas, Siggi und die Chefin wollen in einem Kochkurs den Geheimnissen der chinesischen Küche auf den Grund gehen – verbunden mit der Androhung, die erzielten Resultate selbst verspeisen zu dürfen 🙂

Simone, Hans und ich wollen dagegen die Umgegend von Yangshou mit dem Rad erkunden. Und siehe da, schon 3 km hinter dem Mondberg und nach nur einer Abzweigung ist von der Hektik und dem Gewusel der Stadt rein garnichts mehr zu spüren. Die typischen Karstkegel dominieren das Landschaftsbild, dazwischen Reisfelder und Mandarinenhaine. In den kleinen Dörfern kommen wir aus dem Winken, Klingeln und Hupen garnicht mehr heraus – die zahlreichen „Hello-„Rufe der Kinder müssen ja beantwortet werden. Die kurze Mittagsrast bei undefinierbaren aber leckeren Keksen, Bananen und Wasser lässt einen älteren Chinesen flüchten. Dabei standen doch vier Liegestühle vor der Kneipe…

An einigen Wasserbüffeln vorbei geht es über zwei mittlere Hügel wieder Richtung Yangshou. Am Li-Fluss drapieren sich die Hochzeitspaare, Simone überkommt spontan die Lust nach Trockenobst und kurz vor der Stadtgrenze sorgt eine fünfköpfige Büffelfamilie für einen kurzzeitigen Verkehrsstau. Das Schmutzbier im Stadtpark und der freundliche Einheimische, der mir meine im Park liegengelassene Kamera bringt, sorgen dann endgültig für den gelungenen Abschluss einer „halben Tages zur freien Verfügung“.


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