Bus oder Bike?

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Heute steht mit etwa 600 Höhenmetern am Stück der längste Anstieg unserer Tour in Aussicht. Das verschreckt einige der Teilnehmer und es wird ein Fahrzeug geordert, das für eine bequeme Überfahrt des Passes sorgt und die Teilnehmer schnell in das turbulente Lijiang mit seiner restaurierten Altstadt, Weltkulturerbestatus etc. bringt, in dem andere Prioritäten gesetzt werden können.

Wir beiden Verbliebenen schrauben uns eisern die Serpentinen über das Yangzi-Tal empor und genießen die verdiente Anerkennung der chinesischen Autotouristen und auf der anderen Seite die Abfahrt in das Tal von Lijiang. Doch halt, wir wollen auch nicht verschweigen, dass es eine unübersehbare Menge junger chinesischer Fahrradtouristen gibt, wo vor 3 Jahren lediglich einige wenige Avantgardisten unterwegs waren. Da scheint sich ein neuer Trend etabliert zu haben und anscheinend sind alle auf dem Weg nach Tibet. Nähere Erklärungen dazu stehen allerdings noch aus.

Wir jedenfalls fahren genau in die umgekehrte Richtung, weil es da mehr bergab geht. Am Nachmittag erreichen wir schließlich die historischen Pflastersteine der Altstadtgassen von Lijiang, in denen sich bunte Menschenmassen drängen. Hier erlebt der chinesische Tourismus allabendlich einen seiner Höhepunkte, wenn die Anlagen in den Bars endlich ihre volle Lautstärke erreicht haben und der gemeine Mitteleuropäer von nervösen Stimmungsschwankungen befallen wird.


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Links und rechts vom Fluss

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Der heutige Tag beginnt mit einem kleinen Hindernis – ein Erdrutsch hat unseren Rückweg mit dem Rad aus der Tigersprungschlucht abgeschnitten. Auf etwa 20 m ist die Straße weg, stattdessen liegen ein paar mächtige Felsbrocken herum. Da die Strecke trotzdem regelmäßig frequentiert wird, hat sich ein fußbreiter Trampelpfad gebildet, über den fünf Chinesen gerade ein Motorrad manövrieren. Solche Kunststücke müssen wir glücklicherweise nicht vollbringen, sondern nur unsere Gepäcktaschen auf die andere Seite schaffen, wo uns unsere Räder erwarten.
Weiter geht es durch die Schlucht bis zum ersten Tigersprung, wo der Legende nach ein Tiger auf der Flucht vor Jägern über den Fluss gesetzt sein soll. Offenbar muss damals eine Dürre biblischen Ausmaßes geherrscht haben, ansonsten wäre der Tiger wohl sang- und klanglos in den Yangzi-Fluten verschwunden. Bei einem solchen Anblick darf man gerne mal ein Minütchen andächtigen Staunens einlegen und die Aufregung mit der Straße hat man auch ganz schnell wieder vergessen.
In Qiaotou am anderen Ende der Schlucht ist die Hölle los – Stau, Unfall, Markttag, vielleicht auch alles in einem? Alle ringen um einen Platz am Mittagstisch, wir schaufeln eine Schüssel gebratenen Reis in uns hinein und sehen zu, dass wir weiter kommen. Wir fahren den Yangzi hinauf, wechseln von rechts nach links und wieder zurück, immer dahin, wo es ruhiger ist. Obwohl wir nochmal mächtig in den Regen geraten, findet der Tag dann schließlich ein versöhnliches Ende – mit ein bisschen Sonne nach dem Regen und einer stilvollen Überfahrt über den Yangzi an seiner ersten großen Kehre in einer alten Fähre.


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Knittelverse am Langen Fluss

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

In der Nacht hat es ausgiebig geregnet und es wurde eine passende Kulisse für unsere Wanderung durch die Tigersprungschlucht geschaffen – unten wälzt der Yangzi seine braune Fluten durch das Tal und oben hüllen sich die Fünftausender in dramatische Wolkengebilde.
Wir starten etwas spät und unkoordiniert und sind vor allem froh, dass der Regen doch noch aufgehört hat. Schnell lassen wir die Masse der Touristen am Eingang hinter uns und verschwinden bergaufwärts. „Der Chinese an sich“, wie unser Pensionär Frank zu sagen pflegt, „hat es ja nicht so mit dem Wandern“. Auch deshalb ist der obere Pfad durch die Schlucht eine feine Sache, für die es sich ein wenig Schweiß vergießen lohnt. Keine Betonwege, keine Souvenirstände, keine Megaphone, dafür ein paar Mütterchen am Wege, die Obst verkaufen, um die Toilette mit der besten Aussicht wetteifern und auch das eine oder andere Tütchen Gras in petto haben.
Das braucht man aber gar nicht – um high zu werden genügt eigentlich auch schon die Aussicht. Entsprechend gut ist auch die Stimmung unterwegs und es wird fleißig gesungen. Deutsches Liedgut hallt von den Talwänden wider und an besonders erhabenen Passagen wird auch heute wieder nach Kräften aus dem Faust rezitiert. Schließlich breitet Frank auch noch seine botanischen Kenntnisse vor uns aus, so dass wir der Fülle an Eindrücken kaum noch Herr zu werden vermögen und uns böse verbummeln. Erst kurz vor Einbruch der Dämmerung und kurz nach Beginn des nächsten Regens erreichen wir unsere Unterkunft am anderen Ende der Schlucht, so dass wir gar nicht mehr anständig auf der Terrasse relaxen können.


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Talfahrt zum Yangzi

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Unsere Radtaschen sind gepackt, das Restgepäck übergeben wir in die vorläufige Obhut von Tensing und hoffen auf ein freudiges Wiedersehen in 2 Wochen.
Auch in Zhongdian wird viel gebaut, deshalb gerät die Ausfahrt, etwas unelegant, zu einer kurzen Suchaktion. Schließlich haben wir aber die Nationalstraße 214 erreicht, die für die nächsten Tage unser treuer Begleiter werden wird und machen uns auf den Weg nach Süden.
Nach zwei Stunden Einrollen und einem leckeren Mittag im Dorf Klein Zhongdian nehmen wir die alte Straße nach links über den Pass. Ein letztes Mal bergauf in der dünnen Luft, dann folgen 40 km Abfahrt bis an die Ufer des Yangtse.
Über die Abfahrt können wir vermelden: diesmal keine Überschwemmung, dafür ein zerfetzter Mantel, Blutegelattacken aus den Baumwipfeln und moderater Steinschlag. Der Mantel wird mit Kabelbinder geflickt, der Blutegel durch die fachkundige Hand unseres Biolehrers entfernt und schon geht es weiter bis die Felgen glühen.
Mit etwas Verspätung erreichen wir schließlich unser Hotel am Eingang der Tigersprungschlucht, aber immer noch rechtzeitig, bevor der Himmel seine Schleusen öffnet.


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Auf der chinesischen Alm

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Nach der ersten Nacht in der Höhe ist die körperliche Verfassung unserer Gruppe so durchwachsen wie das Wetter im tibetischen Grasland. Daher unternehmen wir unseren heutigen Ausflug auf dem Rad nur zu dritt, während sich die anderen beiden noch ein wenig erholen können.
Auf unserer Fahrt zu einem kleinen Kloster außerhalb der Stadt gibt es gute Gelegenheiten, die lokale Bevölkerung näher kennenzulernen. Frank engagiert sich als unentgeltlicher Seniorentransport und gibt Nachhilfestunden in Basketball, unsere Kameras verschwinden vorübergehend in den schmutzstarrenden Händen der kleinen Rasselbande vom Basketballplatz, bevor wir sie wieder unversehrt sicherstellen können und schließlich werden wir noch von den alten Frauen am Einlass auf eine Runde Schnupftabak eingeladen.
Um den Tag abzurunden und angemessen unsere richtige Radtour antreten zu können, begeben wir uns nach der Rückkehr noch schnell unter die Fittiche eines chinesischen Friseurmeisters und bestellen einen großen Feuertopf für unsere Gruppe, die sich heute noch um zwei Leute vergrößert hat.


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The Land of eternal Headache

Südlich der Wolken, 06.07. bis 27.07.2012

Wir sind angekommen im 3200 m hoch gelegenen Zhongdian und haben damit die südöstlichen Ausläufer des tibetischen Berglandes erreicht. In Anspielung auf James Hiltons Roman „Lost Horizon“ und zur Förderung des Tourismus wurde der Ort vor etwa 10 Jahren in Shangrila umbenannt, was zumindest auf die chinesischen Besucher seine Wirkung nicht zu verfehlen scheint. Wir versuchen uns für den Anfang zu akklimatisieren, machen in aller Ruhe die Räder bereit und einen ersten Gang durch die Pflasterstraßen der Altstadt. Am Nachmittag unternehmen wir dann noch eine vorsichtige Ausfahrt zum nahegelegenen Songzanlin-Kloster, wo sich unser Guide Tensing trotz einer bösen Erkältung redliche Mühe gibt, die Weisheiten des tibetischen Buddhismus in unsere müden Köpfe zu hämmern. Dankbar und demütig beschließen wir unseren Tag mit einer Tasse Ingwertee und einem Ausflug in die indische Küche.


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Was so hängen bleibt

Kaiserliches China, 27.05. bis 10.06.2012

Individuelle Stadtbesichtigung

Den vorletzten Tag der Reise hatten die Teilnehmer zur freien Verfügung. Jeder konnte einmal ausprobieren, wie es ist, sich ganz alleine durch die Stadt zu schlagen. Eine Prüfung, die alle als eine spannende Erfahrung empfunden haben und gut geglückt ist.
Mal wieder viel zu schnell ist unsere Tour vorübergegangen. Eine Tour, die landschaftlich wunderschöne Radetappen hat, aber auch viel Zeit lässt, die chinesische Hauptstadt richtig kennenzulernen. Allen hat es gut gefallen, die Gruppe hat gut harmoniert und wir sind von größeren Pannen und Missgeschicken verschont geblieben. Besser kann es kaum laufen!

Zeit für ein kleines Fazit: Was hat die Teilnehmer, die fast alle zum ersten Mal in China waren, am Meisten beeindruckt?

Da wäre zum Beispiel die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier. Wir sind ausnahmslos nett aufgenommen worden, haben in der Stadt wie auf dem Land hilfsbereite und neugierige Leute kennengelernt, die unseren Humor verstanden und erwidert haben – was unsere Reise geprägt und bereichert hat.

Dann das – einigen Spukgeschichten, die in Deutschland kursieren, zum Trotz – unerwartet sichere Gefühl in diesem Land. Wir haben keine finsteren Ecken gefunden, in denen man sich Abends besser nicht herumtreiben sollte. Im Gegenteil konnten sich alle sehr entspannt bewegen, nichts ist weggekommen, selbst eine verlorene Geldbörse ist uns unangetastet wieder zurückgebracht worden.

Was allen zu denken gegeben hat: Das unübersehbar extreme soziale Gefälle in diesem Land. Wohlstand und purer Luxus direkt neben einfachsten und ärmlichen Verhältnissen. Menschen, die für einen Hungerlohn mit dem Handpflug bei glühender Hitze ihr Feld beackern neben Menschen, die im dicken BMW im Restaurant vorfahren, für viel Geld Essen bestellen und die Hälfte übrig lassen.

Und zu guter Letzt natürlich auch die chinesische Küche! Die Vielfalt der Speisen fand jeder beeindruckend und die chinesische Art, gemeinsam von den verschiedenen Gerichten zu essen, ist als angenehmer, kommunikativer und spaßiger empfunden worden, als die westliche Art, bei der jeder sein eigenes Gericht bekommt und dann neidisch auf den Teller des Nachbarn schielt…

Morgen geht’s dann zurück in die Heimat. Mit reichlich schönen Erinnerungen und etwas Stoff zum Nachdenken im Gepäck stürzen wir uns wieder in den Alltag.

Neuer Plagiatsskandal: Chinesen klonen James Bond!

Kaiserliches China, 27.05. bis 10.06.2012

Besichtigung der Verbotenen Stadt in Peking

Die Besichtigung der Verbotenen Stadt mit ihren unzähligen Palastgebäuden, Kammern und Mauern war heute das kulturelle i-Tüpfelchen unserer Tour. Unzählig waren auch die Touristen, die sich entlang der zentralen Achse der kaiserlichen Palastanlage drängten – doch das Gelände ist so weitläufig und verwinkelt, dass man ohne Schwierigkeiten auch ein paar ruhigere Ecken findet. Auch bei wiederholten Besuchen kann man deshalb immer wieder neue Räume und Details entdecken.

Immer wieder toll ist auch die anschließende Besteigung des Kohlehügels, der direkt hinter der verbotenen Stadt auf der kaiserlichen Zentralachse liegt. Von dem künstlich angelegten Berg hat man eine sehr gute Sicht über die zahllosen gelben Dächer der Palastanlage, sowie über den Rest der Stadt. Deutlich kann man den alten Teil der Stadt vom Neuen unterscheiden, denn während die Altbauten im Zentrum Pekings größtenteils einstöckig sind, ragen die neuen Wohn- und Bürohäuser außerhalb des Zentrums recht weit in den Himmel.

Abendessen waren wir heute in der Dongzhimen Nei Dajie, einer Straße in der Pekinger Innenstadt, in der sich Restaurant an Restaurant reiht. Unfassbar, was hier abends los ist! Die gesamte Straße quillt über von Taxis und von Menschen, die vor ihren Lieblingsrestaurants Schlange stehen. Durch die Wartenden schlängeln sich Blumen- und Obstverkäufer und Musiker, die alle noch etwas zum Geräuschpegel beitragen. Man zieht Wartenummern, die dann durch ein Megafon ausgerufen werden – über eine Stunde Wartezeit muss man bei den meisten Lokalen schon einplanen.

Bei uns gab es heute Peking-Ente – eine Köstlichkeit, die man beim Besuch der Stadt natürlich nicht verpassen darf. Für gute Stimmung beim Essen sorgte bei uns ein junger Kellner, der sehr aufgeweckt und neugierig war, allerhand Fragen stellte und uns eifrig alle unsere Wünsche erfüllte. Strahlend überreichte er nach einer Weile jedem von uns seine englische Visitenkarte, die uns allen den Atem verschlug: Wir hatten es mit James Bond persönlich zu tun! Wir hatten es schwarz auf weiß. Ob die chinesische Plagiatsmafia dahinter steckte? Nun, ganz ungeschickt hatte man sich jedenfalls nicht angestellt: Die chinesische Version ist zwar etwas kleiner ausgefallen, steht dem Original in Sachen Coolness und Charme jedoch in nichts nach.

Rote Welle

Kaiserliches China, 27.05. bis 10.06.2012

Von Miyun nach Peking, 82 km

Den heutigen Tag haben wir mit einem Frühstück auf der Straße beginnen lassen. Ein großer Berg benutzter Essstäbchen und Papier rund um die kleinen Tischchen, an denen wir saßen, bezeugte, dass vor uns schon eine Menge Leute dort gefrühstückt haben mussten. Tatsächlich kaufen sich viele Chinesen regelmäßig ihr Frühstück auf der Straße. Das ist kein Wunder, denn das Angebot (von Ölgebäck über heiße Sojamilch, verschiedenen herzhaften Suppen bis hin zu süßem Gebäck) ist vielfältig und auch für den einfachen Mann durchaus erschwinglich (für 50 Cent kann man sich meist schon gut den Bauch vollschlagen).

Gut gestärkt traten wir also unsere letzte Fahrradetappe der Tour an. Obwohl sie flach war, war es für alle anstrengend, da die Sonne brannte und sich die Strecke gerade zum Ende hin in die Länge zog. Unterwegs hatten wir noch eine nette Begegnung mit ein paar Obstbauern, die in einer kleinen ärmlichen Hütte am Straßenrand wohnten und uns einen Schattenplatz zum verschnaufen anboten. Die Leute waren neugierig, hilfsbereit und teilten großzügig Lob für unsere Fitness und Willensstärke aus, eine solche Fahrradtour zu unternehmen.

Am anstrengendsten war dann die Einfahrt nach Peking, 20 Kilometer stop and go, denn alle hundert Meter gab es eine Ampel, die zuverlässig gerade auf rot gesprungen war, wenn wir ankamen. Dann durften alle noch einmal eine Minute in der Sonne braten, bevor es weiterging – zur nächsten roten Ampel.

Doch selbst diesen Härtetest haben am Ende alle gut überstanden, und nun freuen wir uns, noch zwei entspannte Kulturtage in der Hauptstadt zu verbringen, bevor es am Sonntag wieder zurück nach Hause geht.


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Eine Stadt von vielen

Kaiserliches China, 27.05. bis 10.06.2012

Von Jinshanling nach Miyun, 68 km

Als „hübsch“ lässt sich Miyun, die Stadt, in der wir heute angekommen sind, wohl eher nicht bezeichnen. Nach Angaben chinesischer Wikipediaseiten hat die Stadt etwa eine halbe Million Einwohner – also von der Größe her eine typische chinesische „Kleinstadt“. Eintönige Wohnblocks reihen sich aneinander, in den Straßen ist wenig grün zu entdecken, auf staubigen Baustellen wird gehämmert, die Häuser in den Einkaufsstraßen der Innenstadt sind ungepflegt und teils gar verlassen. Das dunstige Wetter, das uns heute wieder umhüllt, passt zu diesem Bild.

Da wir unser Hotel schon gegen 14.00 Uhr erreicht hatten, gab es noch genügend Zeit, einen Bummel durch die Stadt zu machen. Auf meine Frage an die Einheimischen, was Miyun denn so an Sehenswürdigkeiten zu bieten hätte, verwies man mich nach etwas Überlegen als erstes auf den „Tümpel des schwarzen Drachen“, der allerdings etwa 30 km außerhalb der Stadt liegt. Was es außerdem noch schönes gebe? Nichts weiter, so die Antwort.
Wir machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Eine historische Altstadt oder einen hübschen Tempel konnten wir tatsächlich nirgends finden, also ließen wir uns einfach etwas treiben… und fanden uns plötzlich in buntem Trubel einer kleinen Nebenstraße wieder. An beiden Seiten der Straße standen Marktstände, an denen die Bauern aus den umliegenden Dörfern Obst und Gemüse verkauften, andere verkauften Kleidung und alle möglichen Haushaltswaren oder boten erfrischende Getränke und Snacks an. In der Mitte der Straße drängte sich ein Strom von Menschen aller Altersklassen – wir ließen uns weiter treiben und hatten Spaß am Beobachten der Szenerie.
Abends machten wir noch eine kleine Runde durch den Park gegenüber des Hotels, in dem die Stadtbevölkerung zum tanzen und flanieren zusammengekommen war. Die fröhliche und entspannte Stimmung der Leute ließ das unschöne Äußere der Stadt deutlich in den Hintergrund treten – wir werden Miyun gewiss in guter Erinnerung behalten.


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