Schuhgröße 4300!

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Tagesausflug nach Win Sein Taw Ya zum größten liegenden Buddha der Welt und über die Dörfer zurück nach Moulmein, 64 Kilometer, 380 hm bei sonnigen 33 Grad auf recht ordentlicher kleiner Straße.

Am Morgen gibt es das typisch burmesische Hotelfrühstück: „How do you like your egg?“ „Scrambled with tomato and onion, please!“ Das Resultat sind dann ein Teller mit dem Rührei, ein Teller mit einer Tomate und ein Tellerchen mit Zwiebeln. Ok, morgen dann der zweite Versuch.

Nach dem Frühstück basteln wir unsere Räder zurecht, dafür brauchen wir genau eine Stunde und dann starten wir auf unseren Tagesausflug. Die Straße ist besser als erwartet und es gibt nicht zu viel Verkehr. Eigentlich reduziert sich alles auf ein paar Mopeds, ein paar Trucks und ein paar regionale Bustransporter.

Interessant ist das es auch hier einige schöne Felsenformationen gibt, die der Asienreisende schon aus anderen Ländern kennt. Ähnlich wie um Guilin in China und Halong in Vietnam gibt es schroffe Karstkegel mit Dschungelbewuchs. Hier in Burma sind die Karstkegel weniger gigantisch, dafür gibt es auf jedem einen Stupa oder Tempel.

Bis nach Win Sein Taw Ya sind es knappe 30 Kilometer, dann kann man die gigantischen Zehenspitzen des größten liegenden Buddhas der Welt schon sehen. Es ist kein historisches Bauwerk, sondern eine moderne Skulptur in Stahlbeton mit Fließen belegt, die hier mit 200 Metern Länge das Tal ausfüllt. 1996 wurde das Bauwerk begonnen, inzwischen ist der Körper so gut wie fertig und zu zwei Dritteln gekachelt, die „Innereien“ des Buddhas aber noch nicht einmal zur Hälfte fertig. Im Inneren des Buddhas gibt es zahlreiche Räume oder Höhlen, in denen Figuren stehen, die Legenden aus der Geschichte des Buddhismus erzählen. Einige sind schon vollendet, andere sind noch nicht angemalt und viele Räume geben noch den Blick auf die Stahlbetonkonstruktion frei.

Eintritt muss man nicht zahlen, dafür aber 500 Kyatt (50 Cent) für eine Kachel für den Körper des Buddhas spenden und man darf diese Kachel auch von einem Stapel auf den anderen tragen. Bei den wenigen Touristen hier wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die Fliesen und Finanzen zur endgültigen Vollendung des Buddhas zusammen gekommen sind.

Den schönsten Eindruck hat man jedoch ein wenig entfernt vom Buddha, allein die Füße sind knappe 20 Meter lang, wie gut dass der Buddha hier kein Schuhwerk benötigt.

Wir suchen uns ein nettes kleines Lokal und überstehen dort mit gebratenen Nudeln und Tee die Mittagshitze, dann geht es weiter über einen kleinen Pass mit vielleicht 100 Höhenmetern, bei der hohen Luftfeuchtigkeit kommt man ordentlich ins Schnaufen und jedes Mal, wenn man vom Rad steigt fängt der Schweiß an zu laufen und man trieft.

In einem kleinen Städtchen besichtigen wir noch ein Kloster mit Tempel. Der innere Tempel ist sehr schön und gefüllt mit vielleicht 80 weißen Buddhafiguren in verschiedenen Positionen. Interessant sind die Bildgeschichten im Wandelgang, die unheimlich körperlich freizügige und gewaltträchtige Bilder zeigt. Leider reicht das Englisch unseres Lokalguides nicht um uns Hintergründe dazu zu erläutern.

Auf dem Markt vor dem Tempel gibt es die Früchte der Toto-Palme zu kaufen, die Verkäuferinnen öffnen die harten Früchte und entfernen Teile des Fruchtfleisches um zu einer essbaren, glibberigen, geleeartigen Masse zu kommen, die hat einen leichten Geschmack nach Kokosnuss.

Der Rückweg nach Moulmein ist sehr schön. Auf der schmalen Straße sind viele Schulkinder auf dem Heimweg. Die Reisfelder links und rechts stehen in schönstem Grün und links und die Straßen sind Alleen gesäumt von Palmen.

Die Hügelkette, die sich durch Moulmein zieht, hat zahlreiche schöne Klöster und Tempel. Von einem Punkt auf den Hügelen über der Stadt hat man eine besonders schöne Sicht über den Salween Fluss, wir sind aber noch etwas zeitig für den Sonnenuntergang und so rollen wir zum Hotel zurück auf ein Schmutzbier. Auch unseren ersten Plattfuß fährt Frank ein, glücklicherweise nur ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt, so dass ich beim „Schmutzigen Bier“ reparieren kann.

Abends geht es dann in eins der moslemischen Grillrestaurants am Ufer des Flusses. Die Fleisch und Fischspieße kommen vom Moslem, der Reis dazu vom Burmesen nebenan und das Bier vom Chinesen auf der anderen Straßenseite.

Bahnritt bei hohem Seegang

Entlang der Burma., 10.11. bis 09.12.2012

Knappe 300 Kilometer mit dem Zug von Yangon nach Moulmein, 12 Stunden unterwegs und Abenteuer pur bei ca. 30 Grad.

Unglaublich zeitig klingelt das Telefon im Zimmer mit dem Weckruf und schon um halb sieben checken wir aus. Der Bahnhof ist nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt, oben aus dem Zimmer im 13.Stock konnten wir die historische Spielzeugeisenbahn sehr gut sehen.

Es gibt drei Klassen, die Holzklasse und zwei Luxusklassen, unsere Sitze sind in der mittleren Klasse. Der Zug ist nicht zu voll, da nur Sitzplätze verkauft werden und wir sind mit vielen Burmesen in dem einfachen Wagon. Einstmals hatten die agen wohl etwas mehr Charme, aber der Zahn der Zeit hat gut an der Hardware genagt. Trotzdem sind die gepolsterten Sitze nicht unbequem.
Pünktlich um 7 Uhr fährt der Zug im Schritttempo los. Die Gleise sind mehr als holperig und schon nach 5 Minuten wird uns klar, warum der Zug für die 300 Kilometer mehr als 10 Stunden brauchen soll. Am Ortsausgang beschleunigt dann der Zug auf 30 km/h und die Schiene hat richtig gute „Schlaglöcher“. Unser Zug rumpelt und wackelt mit fast Ohren betäubenden Lärm, das heißt, die Wagen schaukeln nicht nur beträchtlich nach rechts und links, sondern schwingen auch ordentlich nach oben und unten. Wir lernen das den ganzen Tag noch richtig zu lieben und wenn es richtig doll wird, so dass man immer mit dem Po kurz aus dem Polster hebt, dann geht der ganze Saal, ob Ausländer oder Burmese begeistert mit.

Währen da nicht die typischen Eisenbahngeräusche, könnte man denken, man befände sich auf einem kleinen Schiff auf hoher See bei starkem Wellengang.

Zu sehen gibt es immer mehr als genug, zuerst verlassen wir die Vororte von Yangon und dann fahren durch weite flache Reisfeldlandschaften. Ab und zu gibt es im Reisfeld einen Baum und darunter eine Hütte. Die „Gebäude“ der Bauern sind oft einfach bis sehr einfach, die Hütten bestehen aus Holzgestängen, die mit Laub- oder Strohbündeln gedeckt sind. Meist gehören zum Haushalt dann noch ein paar Wasserbüffel, die ein paar Meter weiter in einem Tümpel stehen und gelegentlich noch ein Ochsenkarren, der vor dem Haus „geparkt“ ist. Das Leben der Reisbauern ist mehr als einfach. Die meisten Reisfelder stehen hier kurz vor der Ernte. Die Bauern stehen knietief im Wasser der Felder mit dicken Handschuhen gegen das scharfkantigen Stängel der Reispflanze. Mit einer Sichel wird geschnitten und die Pflanzen werden zusammen geknotet und irgendwann zu einer provisorischen Tenne gebracht.

Irgendwann dann kommen wir an den ersten Bahnhof, der einem deutschen kleinen Dorfbahnhof ähnelt. Es gibt zwei Bahnsteige und ein paar Hütten, an denen Tee, Getränke und Kram verkauft wird. Auch die ersten Händler kommen in den Zug und drehen ihre Verkaufsrunden. Der Getränkehändler wird bei uns mit einem Schlag seinen gesamten Vorrat an heißem Wasser los für eine Runde Kaffee bei unserer Gruppe. Dann kommen irgendwann auch gedämpfte Maiskolben, geröstete Insekten, kleine Knabberwaren, Reiskekse, Melonen, Klebereis in Bambus, Orangen, Grapefruit und vieles anderes. Gegen Mittag brauchen wir dann gar keine Reismahlzeit, wir beschließen, uns einfach bis zum Abend weiter durchzusnacken.

Ab Mittag wir die Landschaft hügliger und es gibt viel dichtes grünes Gestrüpp und nur noch ab und zu ein Reisfeld, dafür dann kleine Ortschaften. Auch wenn hier die Hütten ebenso armselig und ebenfalls ohne fließend Wasser (abgesehen von dem schlammtrüben Wasserlauf vor den Häusern) und ohne Strom sind, glitzert doch ab und an wieder eine Pagode oder ein goldnerer Stupa auf oder die meist roten Wellblechdächer eines Klosters. Es ist überall auf der Welt das Gleiche, egal wie schlecht es den Leuten geht, für Religion ist immer Geld vorhanden.

Wir haben uns dann langsam an die gemütliche Zugfahrt gewöhnt und sehen uns auch ein wenig im Zug um, oder während der kurzen Stopps auf den Bahnsteigen. In der Holzklasse ist es auch nicht überfüllt, aber ich denke, der „hohe Seegang“ hier wirkt etwas unangenehmer auf die Hinterteile der Reisenden als in den beiden gepolsterten Klassen.

Irgendwann gibt es eine ungeplante Pause in einem kleinen Dorf, angeblich soll die Lok eine Ziege überfahren haben, bei den langsamen Geschwindigkeiten ist das aber kaum möglich oder die Ziege war schon mehr als alt. Es war aber dann doch nur ein kleinerer Gleisschaden, den die Besatzung des Zuges innerhalb von 20 Minuten reparieren konnte.

Die Fahrt in den Abend wird noch einmal richtig schön, denn die Sonne taucht die nun wieder weiter werdende Landschaft in schönes Abendlicht. Auch gibt es ein paar größere Städte und entsprechend viel zu sehen. Nahe den Städten steht wieder auf jedem berg und auf jedem Hügel ein goldener Stupa. Im letzten Licht fahren wir dann über eine fast 2 Kilometer lange Brücke über den Salween Fluss und die letzte halbe Stunde geht es dann im Dunkel auf Moulmein zu. Im Zug gibt es natürlich kein Licht.

Entsprechend abenteuerlich ist dann auch das Ausladen des Gepäcks. Auch die Räder sind mehr oder weniger wohlbehalten angekommen. Wir werfen das Gepäck auf einen LKW und radeln unsere ersten vier oder fünf Kilometer bis zum Hotel.

Zu sehen ist heute nicht mehr viel, auch sind wir von der fast 12stündigen Holperei ordentlich müde und fertig. Kühlung bringt das wunderbar kalte Myanmar Bier und ein großartiges Essen im Restaurant neben dem Hotel mit thailändisch und chinesisch angehauchten Gerichten.

Durch die Hauptstadt

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Rundtour durch Yangon, am Morgen mit der Fähre auf die andere Seite und mit Trikshaws durch die Vororte, dann auf den Fischmarkt und zum Großen Schlafenden Buddha, dann zum Sonnenuntergang in der Shwedagonpagode und zum burmesischen Abendessen in ein tolles Lokal, dazwischen noch mit Siggi zum Zahnarzt.

Die Kritiker werden gleich wieder anmerken, dass Yangon nicht die Hauptstadt des Landes Myanmar ist, sondern dies 2005 nach Naypyidaw verlegt wurde, welches sich 320 Kilometer weiter nördlich befindet. Die Burmesen sehen jedoch Yangon immer noch als ihre Hauptstadt und ich bin gespannt, welche Stadt Präsident Obama besichtigen wird, wenn er in zwei Wochen hier aufschlägt. Die Burmesen sind aus dem Häuschen, dass Obama noch in der Wahlnacht angekündigt hat, nach Burma zu reisen.

Nach dem Frühstück schlendern wir zum Yangon Fluss. Dort befindet sich die Fähre, mit der man auf die andere Seite des Flusses kommt. Auf dem Platz vor dem Hafengebäude gibt es wieder jede Menge von Händlern an kleinen Ständen: Obst, Tee, Snacks und Betel. Um die Tickets für die 15minütige Überfahrt zu bekommen müssen alle Ausländer den Pass vorlegen und werden einzeln registriert, dann dürfen wir unseren Dollar entrichten und auf die Fähre.

Hier ist man nun mit allen Schichten und Ständen der Burmesen gut gemischt. Die Fähre ist riesig und mit vielleicht 300 Leuten etwa nur zur Hälfte gefüllt. Auch hier wieder zwischen Menschen, Mönchen, Kindern, Müttern, Nonnen, Indern, Radfahrern und Omas wieder Händler, die kleine Snacks und Getränke anbieten.

Unterwegs erfahren wir von anderen Reisenden, dass es in Mandalay ein schweres Erdbeben gegeben habe. Da das Internet im Hotel faktisch nicht funktioniert und auch die Fernsehsender burmesisch sind, haben wir davon nichts mitbekommen und es wird wahrscheinlich auch unsere Tour nicht beeinflussen, obwohl wir in etwas mehr als einen Woche auch Mandalay besuchen.

Auf der anderen Seite befindet sich die kleine Vorstadt Sela, wir verteilen uns auf 6 Trickshaws und lassen uns kutschieren. Erst geht es auf einen kleinen Markt und dann zu einer Klosterschule. Hier werden vor allem obdachlose Kinder unterrichtet. Der Unterricht findet in gut durchlüfteten Räumen statt und die Gruppenstärke der Klassen war auch nicht über 20 Schüler, also recht ordentliche Bedingungen.

Gegen Mittag bringen uns die Trickshaws wieder zur Fähre und auf der anderen Seite gibt es ein paar Lokale mit leckerem burmesischem Curry und Reis. Dann steigt die Gruppe mit Aung, unserem burmesischen Führer in den Bus und ich mit Siggi ins Taxi. Siggi ist schon mit Zahnschmerzen angekommen und die haben sich auch gestern nicht gelegt. Der Zahnarzt befindet sich im indischen Viertel, spricht lausig Englisch, aber ein wenig Chinesisch. Die Praxis liegt im Erdgeschoss und ist einfach und sauber ausgestattet, 70er Jahre Standard.

Da an Siggis Zahn nicht viel zu sehen ist, kommt der Zahnarzt ohne Bohrer aus und kann auch nicht viel machen. Siggi bekommt eine Spülung und soll damit spülen. Geht die Entzündung nicht weg, dann muss in drei Tagen geröntgt werden. Ich denke, viel anders wäre der Zahnarztbesuch in Deutschland auch nicht abgelaufen. (Siggi hat Glück und zwei Tage später hat er keine Beschwerden mehr!)
Mit dem Taxi versuchen wir dann die Gruppe wieder zu finden und das gelingt uns schon auf dem Fischmarkt. Hier werden die Fischerboote entladen, die Fische auf Eis gelegt und an die Großhändler verteilt. Jetzt am Nachmittag ist nicht mehr so viel Betrieb, aber wir finden noch ein Boot, das gerade entladen wird. Auf der anderen Seite werden riesige Eisblöcke entladen und beladen und geschreddert, zum Auffüllen der Kisten mit den Fischen.

Neben den zahlreichen Stupas in der Stadt gibt es auch einige schöne Buddhas. Einer der schönsten ist ein großer Schlafender Buddha mit über 80 Metern Länge. Eigentlich stand der Buddha einmal im Freien, wurde aber durch ein Erdbeben zerstört und erst 1966 in einer Halle wieder errichtet und ist recht beeindruckend anzusehen.

Höhepunkt des Tages ist dann die Shwedagon Pagode, über die ich ja schon ausführlich berichtet hatte. Heute ist natürlich nicht ganz so viel Betrieb, als wir gegen 17 Uhr dort ankommen, aber mit dem Sinken der Sonne wird es langsam voller. Glänzend hebt sich der 96 Meter hohe vergoldete Stupa vom Abendhimmel ab. Mehr als 60 Tonnen Gold sind hier verarbeitet worden und ich hatte es einmal ausgerechnet, im Wert von 25 Milliarden Euro.

Im 16 Jahrhundert hatte man angefangen mit der Vergoldung wichtiger Stupas, die damalige Königin hatte ihr eigenes Körpergewicht in Gold eingebracht, gerade einmal 44kg. Schlank sein lohnt sich eben auch als Königin. Dazu kommen dann noch die Diamanten und Edelsteine in den Krone und den Schirmen oben am Stupa. Als ein frisches Lüftchen aufkommt, beginnen die Glöckchen an den Schirmen zu läuten und die Edelsteine funkeln in der abendlichen Beleuchtung. Meine Gruppe ist begeistert vom Nationalheiligtum der Burmesen und wir verbringen fast drei Stunden hier auf dem heiligen Marmor und genießen die grandiose Sicht und die vielen freundlichen, bunten abendlichen Pilger. Simone stiftet noch ein paar Kerzen für den Buddha und verbindet diese mit dem Wusch nach Plattfuß- und Durchfallfreiheit. Mögen unsere Wünsche erhöht werden.

Der Wind hat dicke Regenwolken zusammengetrieben, doch wir sind inzwischen im Restaurant angekommen. Aung und ich treffen eine reichliche Auswahl burmesischer Currys. Alles, ob Huhn, Gemüse oder Fisch ist sehr lecker. Besonders gut kommt das Rindfleischcurry an. Burmesische Currys sind fast nie scharf, aber trotzdem schmackhaft, dazu gibt es meist eine säuerliche Gemüsesuppe und Reis und wir genehmigen uns dazu das kräftige Myanmar Bier, die Firma wird zwar inzwischen von Tiger gemanagt, aber das Lagerbier hat seinen eigenen Geschmack behalten. Die Flaschengröße von 0,640 Litern und die 5% Alkohol machen das Bier dazu noch extrem verbraucherfreundlich, eine Flasche und man hat bei den hohen Temperaturen die notwendige Bettschwere erreicht. Zum Interneten komme ich wieder nicht, denn es gibt zwar ein Netz im Hotel, aber bei der rasanten Geschwindigkeit von 11 kb/s kann ich nicht einmal eine Verbindung zu meinem Mailserver herstellen.

Erster Tag im Paradies

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Ankunft meiner Gruppe in Yangon und erster Spaziergang durch die Altstadt, durch enge Straßen in ehemals kolonialen Vierteln über bunte Märkte, Einkauf einer burmesischen Grundausrüstung und Besichtigung der ersten Pagode

Es ist unglaublich, der Flieger landet pünktlich auf die Minute und es sind auch alle 9 Leute wie geplant angekommen. Die Formalitäten gehen recht schnell vonstatten und auch alles Gepäck, inklusive Georgs Fahrrad ist vollständig und unversehrt angekommen. Wenig später sitzen wir im Bus und rollen zum Hotel. Obgleich es erst 8 Uhr morgens ist, sind die Zimmer schon bereit und wir können unser Gepäck abwerfen, wenig später treffen wir uns zum ersten Tee und Kaffe in einem kleinen Lokal gleich um die Ecke und planen den Tag. Zuerst brauchen wir etwas Geld und sonntags haben die Banken zu, bleibt uns nur ein privater Geldtauscher im indischen Viertel.

Bis dorthin gibt es für meine Myanmar-Neulinge unheimlich viel zu sehen. Die Frauen mit ihrer gelben Sonneschutz und Schminkpaste im Gesicht, genannt Thanaka. Die vielen Straßenstände mit Tabak und Betel, die vielen Essstände, die bunten Kleider, die Männer die ebenfalls einen Rock tragen.

Die Altstadt stammt noch aus der Kolonialzeit und so findet man überall verwitterte schöne Häuser im britischen Stil. Am Wochenende ist überall großer Waschtag und so hängt auf den Balkonen die Wäsche zum Trocknen. Unten in den Häusern reiht sich ein Laden an den anderen oder eine kleine Manufaktur an die andere. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Stände mit Tee und Gebäck, die zu einer Pause einladen. Bei dem Klima hier ist das Pause machen wahrscheinlich auch wichtige als die Arbeit, inzwischen hat die etwas kühlere Saison begonnen, das heißt die Temperaturen betragen nur 30 Grad oder knapp darüber. Die Luftfeuchtigkeit ist natürlich auch recht hoch, so dass man immer gut am Schwitzen ist. Lediglich im Schatten unter einem Ventilator oder wenn gerade ein Lüftchen weht, ist es sehr angenehm.

Für meine Gruppe ist es heute erst einmal das Gefühl wie Alice im Wunderland und ich darf ihnen zeigen, wie tief der Kaninchenbau geht. Der indische Geldwechsler residiert in einer modrigen Villa im Kolonialstil im dritten Stock. Für große und saubere Banknoten gibt es einen besseren Kurs als für kleine und gefaltete Noten, der Unterschied kann bis zu 20% betragen. So dauert es eine Weile bis wir unser Dollars in Berge von Kyatt getauscht haben. Für einen Euro bekommt man ein bisschen mehr als 1.000 Kyatt, der größte Geldschein hat 5000 Kyatt, aber unser Moneychanger hat nur Tausenderscheine. Wir verlassen also bei unseren gewechselten 500 USD jeder mit einem dicken Bündel Geld den Laden und können nun Anfangen unseren Reichtum wieder zu verteilen.

Um eine Stupa oder einen Tempel besichtigen zu können braucht man lange Kleidung, deshalb begeben wir uns zum nächsten großen Markt und erstehen für jeden von uns einen burmesischen Wickelrock. Der kann dann in den Rucksack oder in die Fahrradtasche und wir sind in jedem Tempel auf unserer Tour passend gekleidet. Loungy heißt das Kleidungsstück und der Preis dafür liegt je nach Modell zwischen 3000 und 5000 Kyatt. Der Markt und der Einkauf machen riesigen Spaß, es gibt einen langen schmalen Gang nur mit Stoffen und Loungys, dazwischen dann immer wieder eine Näherin, die innerhalb von zwei Minuten mal schnell einen Saum nähen kann, oder aus den Stoffbahnen schnell einen Loungy zaubert.

Danach sind wir bereit für die Sule Pagode mitten im historischen Zentrum. Wie alle Pagoden in der Stadt und im Land strahlt der goldene Stupa in der Sonne. Und es ist nicht nur Goldfarbe, die den Stupa zum leuchten bringt, sondern eine wirklich dicke Goldauflage. Wir entrichten unseren Eintritt und werfen uns in unsere neuen Kleidungsstücke. Die Burmesen nehmen es mit freundlichem Lächeln und anerkennender Miene zu Kenntnis, dass wir uns zu integrieren bemühen. Ich habe meinen Wickelrock in den letzten Tagen schon zu schätzen gelernt, denn das Ding ist auch noch recht bequem zu tragen, denn es ist immer schön luftig an den Beinen.

Neu eingekleidet schlendern wir um die Pagode und genießen es, die Burmesen beim Beten zu beobachten, die nehmen ihre Religion mal mehr oder weniger ernst, auf jeden Fall ist es keine Sünde, dort im Schatten einer der Nebentempel ein kleines Nickerchen zu halten.

Damit beenden wir dann unser heutiges Programm, es bleibt noch ein wenig Zeit, um sich von dem langen Flug zu erholen, bis wir zum Abendessen um die Ecke ziehen. Hier gibt es leckeren Fisch und Hühnchen vom Grill und verschiedenste Nudelsuppen mit Gemüse, Fischbällchen oder Tofu, alles zusammen gibt das dann ein recht ordentliches Mahl. Zusammen mit ein paar Bieren sind wir dann gegen 21 Uhr reif fürs Bett. Eine halbe oder eine Stunde später werden hier in Yangon sowieso die Bürgersteige hochgeklappt, ein ausgeprägtes Nachtleben gibt es nicht, selbst die wenigen Bars schließen schon um 23 Uhr, aber diese heben wir uns noch für einen anderen Abend auf.

Auf dem Weg

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Meine Reisegruppe sitzt im Flieger nach Yangon und ich habe schon ein paar Tage in Myanmar hinter mir.

Meine Gruppe sitzt nun schon im Flieger, während ich die letzten tage schon in Yangon verbringen durfte. Zuerst war ich 10 Tage in einem Kloster zur Meditation, eine interessante Erfahrung. 10 Tage alles im Langsamgang, ohne Internet, Computer, Handy, Bücher, Frauen, Kaffee, Alkohol, Fernsehen. Dafür morgens um 4 Uhr aufstehen zur ersten Meditation. Sitzen oder bewusstes Gehen, letzteres lag mir mehr. Nach ein paar Tagen kommt man wirklich geistig fit und erfrischt aus der Meditation. Dass es nur zwei Mahlzeiten gibt, eine um 5.30 morgens und dann um 10.30 Uhr ebenfalls am späten Vormittag stört überhaupt nicht. Nach 10 Tagen sind die Sinne geschärft und man erlebt seine Umwelt viel bewusster, man kann sein Leben reduzieren, ohne die Reduktion als Verlust zu empfinden, eher im Gegenteil, man kann weniger mehr genießen.

Leider mache ich den Kardinalfehler in heißen Gebieten. Zurück im Hotel und der Zivilisation lege ich mich „kurz“ zum Ausruhen aufs Bett, während die Klimaanlage auf Hochtouren läuft. Als ich dann zwei Stunden später frierend wieder aufwache ist mir sofort klar, dass ich mich ordentlich erkältet habe und werde meinen Schnupfen bei der hohen Luftfeuchtigkeit noch eine Weile mit mir Herumschleppen müssen.

Den letzten freien Tag nutze ich noch einmal, um mir die Räder anzusehen, die ein lokaler Monteur auf Vordermann gebracht hat, meine Bilder zu sortieren und Kaffee zu trinken. Ich aktualisiere noch einmal mein Hilfsprojekt auf meinem Blog.

Vor ein paar Tagen habe ich ein burmesisches Mädchen getroffen. Die Kleine ist 7 Jahre alt und wiegt nur 15 kg, da sie eine schwere Erbkrankheit hat. Nur eine Knochenmarkstransplantation kann ihr helfen. Ich habe einen langen Eintrag für meinen Blog verfasst und mir die Familie angesehen.
http://www.tomtomtravel.com/category/help-for-pandora/
Es gab schon einige Antworten und auch die ersten Spender haben sich gemeldet, deshalb bin ich optimistisch, der kleinen Pandora, so heißt das Mädchen, helfen zu können. Vielleicht habe ich ja auch am letzten Tag mit meiner Gruppe auch noch etwas Zeit, so dass wir mit Pandora in den Zoo von Yangon gehen können, aber bis dahin sind noch 4 Wochen Zeit. Vielleicht kann ich bis dahin noch ein paar mehr Spenden sammeln, die ich dann hier direkt noch im Lande lassen kann.

Der Flieger mit meiner Gruppe landet morgen früh um 6.20 Uhr morgens, deshalb heißt es zeitig raus aus den Federn und heute Abend einmal etwas zeitiger ins Bett und morgen früh beginnt das nächste Abenteuer.

Tage in Beijing III und IV

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Besichtigung im Lamatempel, letzte Besorgungen, Verpacken der Räder und Abschlussessen.

Fast alles ist Getan auf dieser Tour. Wir tingeln noch durch den Lamatempel, das tibetisch-buddhistische Heiligtum der Stadt und genießen die verräucherte Atmosphäre. Wolfgang und Martina wollen noch einmal durch die Hutongs ziehen und ich organisiere das verpacken der Räder und den Transfer zum Flughafen und dann ist er auch schon da, der letzte Abend. Wir tafeln noch einmal im Hutong um die Ecke auf der Dachterrasse und essen wie in ganz China, viel zu viel.
Die Erinnerung schweifen ab zu unseren ersten tagen in Irkutsk und Sibirien, das gelage mit den Russen am Angaraufer, den Regen am Baikalufer, die satten grünen Hügel in der Nordmongolei, die Holperpisten durch die Gobi. Wir denken an unsere Begleiter Doro, Michael und Carola.

Gut sind wir über die 3400 Kilometer gekommen, um die 20.000 Höhenmeter sind wir geklettert und haben dabei nur drei Plattfüße gehabt. Die waren aber vor allen den Dornen in der Gobi geschuldet. Wolfgangs gerissene Felge hat bis zum Ende durchgehalten und ich habe nach schaltfreien 800 Kilometern einen neuen Schalthebel bekommen können.

Bleibt mir noch einmal Danke zu sagen für eine schöne Tour mit mehr als angenehmen Gästen und Danke für das Trinkgeld, wenn ich das wirklich alles vertrinken muss, dann erwartet die nächste Gruppe einen schweren Alkoholiker.
So hoffe ich natürlich nicht nur meine Teilnehmer auf anderen Touren wieder dabei zu haben, sondern auch, dass sich 2013 wieder ein paar mehr Reisende für eine unserer abwechslungsreichsten Touren begeistern zu können. Gerade auf dieser Tour prallen drei Welten aufeinander, da sind einmal Sibirien und die Russen, da sind die Mongolen und die unberührten Landschaften und da ist das vor Energie und Widersprüchen so strotzende China.
So anspruchsvoll die Etappen auch sind, haben wir jedoch nie die Lust am Radeln verloren, das Begleitfahrzeug hatte immer nur die Aufgabe unser Gepäck zu transportieren, aber es beruhigt natürlich ungemein, immer ein Backup zu haben.
Ich verabschiede mich für einen guten Monat von meinen Lesern, leider ist die Tibettour in diesem Jahr ausgefallen, aber ich freue mich daher umso mehr auf Burma und bis dahin werde ich hier einfach noch ein bisschen durch die Gegend tingeln, meine Lieblingschinesinnen besuchen, Yoga machen und meditieren. Also dann bis später

Tomtomtofu

Tage in Beijing II

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Spaziergang durch die Stadt, von der Liulichang über den Platz des Himmlischen Friedens durch die verbotene Stadt und durch die Hutongs.

Auch eine Fahrt mit der U-Bahn gehört in Beijing dazu. Für gerade einmal 2 Yuan liegt dem Fahrradmuffel die Stadt zu Füßen. Die Preise waren schon einmal höher, sind aber vor den Olympischen Spielen gesenkt worden, nicht wegen der ausländischen Besucher, sondern für die chinesischen Besucher und um den Autoverkehr zu vermindern.
Gedrängel gehört dazu, vor allem beim Aussteigen muss man die Ellenbogen spitzen, um die Hereindrängenden wegzuschubsen. Rückicht ist hier nicht angesagt.

Recht schnell ist man dann am Ziel, die Ausschilderung ist vorbildlich, auch in Englisch.
Zuerst sehen wir uns die Kunststraße Liulichang an. Hier gibt es Künstlerbedarf, Kunstläden und Antikläden nebeneinander. Ich liebäugele schon wieder mit tollen Buddhafiguren, die aber deutlich mein Budget überschreiten. Für eine Grüne Tara in Bronze, ca. 50 cm hoch, mit Bemalung fordert der Verkäufer schon mal 2000 €. Aber der Besitz einer Figur bringt uns (mich) ja keinen Schritt weiter in Richtung Erleuchtung und Nirvana und wie uns schon der Große Buddha lehrte ist es wichtig sich von Begierde zu befreien.

In den Hutongs südlich vom Tian An Men Platz herrscht reges Leben, auch die neuen Einkaufsmeilen im Neu-Alt-Stil, die am Anfang noch recht seelenlos schienen, haben sich in den letzten Jahren mit brodelndem Leben gefüllt. Wer Beijing nicht kennt, hält den Straßenzug südlich des Qianmen wirklich für alt. Aber das ist er nicht, eigentlich sollte er zu den Olympischen Spielen fertig gestellt sein, das war er dann auch, lediglich einige Nebenstraßen waren noch unter Konstruktion. Heute flanieren die Touristen zu Tausenden durch die Straßen mit den dreistöckigen Häusern im alten Stil. In der Hauptstraße gibt es hauptsächlich teure Boutiquen und Markenläden, doch in den Nebenstraßen herrscht der Kleinhandel vor, sogar einige ganz passable Restaurants lassen sich finden.
Über das vordere Tor, Qian Men, gelangt man dann auf den Platz des Himmlischen Friedens. Dort gibt es an jedem Eingang Sicherheitskontrollen, wie auch an vielen anderen Stellen, in vielen Museen und auch in der U-Bahn. Inzwischen mache ich mit einen Spaß daraus, meinen deutlich an der Seite herunterhängedes Messer überall mit hinzunehmen. Nicht einer einzigen Sicherheitskontrole ist das aufgefallen und das waren inzwischen mehr als ein Dutzend.

In diesem Jahr tue ich es wieder einmal, ich quäle mich durch den Kaiserpalast, in den letzten Jahren konnte ich mich immer erfolgreich drücken, da es noch etwas zu organisieren gab, doch in diesem Jahr fällt mir keine Ausrede ein.
Natürlich ist der Kaiserpalast mit seinen gigantischen Hallen, weiten Plätzen und verschachtelten Höfen und Gängen für den Chinatouristen eine Ereignis, aber ich bin hier schon morgens in diesen Gemäuern gewesen, da war man fast ungestört. Heute sind hier zu jedem Zeitpunkt hunderttausend menschen in der Anlage. Es ist so gut wie unmöglich einen Blick in die Tempel zu werfen und einen Blick auf den gelben Kaiserthron zu erhaschen, da sich die menschen in riesigen Knäueln hier zusammenballen. Vor allem in der Gruppe ist es ein Horror und selbst, wenn ich hier nur mit Martina und Wolfgang unterwegs bin, man passt nur eine Sekunde nicht auf , wirft einen Blick zur Seite oder macht ein Foto, schon sind die anderen in der Menge untergetaucht und nur mit Mühe wieder zu finden. Nach zwei Stunden haben wir es geschafft und sind am Nordausgang und wurschteln uns durch die Hutongs zurück zum Hotel und zum Abendessen, diesmal etwas einfacher in meinem Pekinger Lieblingsrestaurant.

Tage in Beijing I

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Besichtigungsprogramm in Beijing mit Himmelstempel, Kaufhaus des Großen Glücks, Platz des Himmlischen Friedens, Trommelturm und Hutongs.

Nun also der Ausklang in Beijing. Ich bin immer wieder gern hier, schließlich habe ich mehr als ein Jahr hier gelebt und kenne die Stadt recht gut. Allerdings gehe ich trotzdem immer mit dem Stadtplan los, denn wie das ganze Land, ist auch die Hauptstadt ständiger Veränderung unterworfen.
Wir haben uns heute noch einmal aufs Rad geschwungen und erobern die Stadt auf zwei Rädern. Im Vergleich zu anderen Metropolen lässt es sich hier sehr gut radeln, überall gibt es mehr oder weniger gut ausgebaute Radspuren und der Verkehr läuft zwar manchmal etwas disziplinlos, aber wesentlich langsamer als in Berlin.

Gewöhnen muss man sich vor allem daran, dass Autofahrer gnadenlos rechts abbiegen (dürfen), egal ob die Ampel rot oder grün ist. Dabei herrscht das Prinzip des Stärkeren. Als Wolfgang einem solchen Abbieger einen Klaps aufs Autodach versetzt, ist dieser ziemlich ungehalten und beendet sogar sein Telefonat, um wild zu gestikulieren. Womit der aber nicht gerechnet hat ist, ich kann auf richtig niedrigem Niveau zurück schimpfen, zur Freude einiger umstehender Chinesen, die grinsend beipflichten, während der Fahrer erbleicht und nach Worten ringt. Ich glaube zwar nicht, dass dies wesentlich zur Verkehrserziehung beiträgt, aber der eigene Frust lässt sich dabei hervorragend abbauen und das ist doch schon einmal was.

So erreichen wir den Tian Tan Tempel, dieser ist mit seinem runden blauen Dach das Wahrzeichen der Stadt und meine Lieblingssehenswürdigkeit. Vor allem wegen des Drumherums. In dem Park vor dem Tempel treffen sich nämlich die Rentner der Stadt zum Stricken, Häkeln, Tanzen, Sport treiben, Karten spielen, Dating und was weiß ich nicht alles. Und das ist wie immer sehr interessant anzusehen. Vor allem erstaunt, wie fit die Leute sind, an Kraftsportgeräten sieht man gestählte Körper, 65 Jahre alt, perfekt ausgebaute Muskulatur und kein Gramm Fett, die machen olympiareife Darbietungen am Reck und dazwischen Yoga. Spagat ist dabei nicht das Ziel, sondern der Ausgangspunkt der Übungen!
Interessant ist schon die Struktur der Tempelanlage, ein Kreis über einem Quadrat, der Himmel über der Erde, die Symbolik für das alte chinesische Weltbild.

Der schönste Tempel ist die Halle des Erntedanks, eben jener große runde dreistufige Tempel mit dem blauen Dach. Auf gewaltigen Säulen ruhend wurde der Tempel um 1420 vom Yongle Kaiser errichtet und natürlich später noch ein paar Male umgestaltet. Mit vielen Chinesen lassen wir uns natürlich auch hier wieder ablichten.
Vom akkustischen Effekt des zweiten Tempels, der von einem Echowall umgeben ist, lässt sich natürlich bei den Touristen nichts wahrnehmen. Wenn man auf der einen Seite gegen die Wand flüstert, soll man es auf der anderen Seite hören können. Das probieren die Chinesen natürlich zu Dutzenden gleichzeitig aus und der Effekt ist ähnlich. Wenn man auf der einen Seite gegen die Wand schreit, kann man es natürlich 50 Meter weiter auf der anderen Seite auch hören, es hat aber mit dem Echo-Effekt nix mehr zu tun.
Letzter Höhepunkt im Himmelstempel ist der Mittelpunkt der Erde. Der Mittelstein des Opferaltars ist deshalb bei den Chinesen besonders beliebt für ein Foto. Auch wir stellen uns an und machen uns einen Spaß daraus, einmal der Mittelpunkt der Welt zu sein. Wer sich fragt, wo denn der gegenüberliegende Mittelpunkt der Erde liegt, der bekommt hier die Antwort: In einer kleinen Stadt in Sachsen namens Pausa! Da guckt nämlich auf dem Bahnhofsvorplatz ein Teil der Erdachse aus dem Boden.

Nach einem Gourmetkaffee vor dem Großen Kaufhaus des Glücks, so habe ich den Hong Qiao Markt getauft, toben wir durch die vier Etagen. Hier gibt es alles zu kaufen, was man nur kopieren kann. Von der Unterhose bis zum i-Pad, vom Turnschuh bis zum Laserpointer, lediglich die Perlen in der Schmuckabteilung sollen echt sein, aber das kann ich nicht einschätzen. Aber das Kaufhaus ist ein Erlebnis, auch wenn ich nur mit einem Ersatz meiner zerbrochenen Sonnenbrille wieder herauskomme. Handeln ist natürlich ein MUSS und der Preis lässt sich mitunter um 70 Prozent herunterhandeln.

Auf dem Rückweg drehen wir dann unsere Runde mit dem Rad über den Platz des Himmlischen Friedens. Zum ersten Male will man uns nicht mit den Rädern unters Mao Porträt lassen, aber die Polizei lässt sich beschwatzen und ein Polizist höchstselbst macht unsere glorreichen Bilder! Gemütlich radeln wir dann um die Verbotene Stadt herum, am Kohlehügel und dem Beihai vorbei und dann durch die Hotongs, die alten Stadtviertel von Beijing, bis wir schließlich am Trommelturm ankommen. Viertel vor Fünf gibt es hier eine Vorführung auf den 18 großen Trommeln, die dauert zwar nur fünf Minuten, aber das kleine Konzert ist beeindruckend und immer wieder zu empfehlen.

Abends genießen wir dann eine scharfe Spezialität aus Sichuan, den Feuertopf. Wir sitzen schwitzend in dem engen Lokal über der scharfen Brühe und werfen viel Gemüse und Fleisch in den Topf, das Prinzip ist ähnlich wie beim Fondue. Die Einlagen garen in der superscharfen Brühe und werden mit einem Sesamdip gegessen. Weil es so schön scharf und heiß ist, braucht man dazu Unmengen kalten Biers.

Ente gut, alles gut

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

68 Kilometer vom Minggräberstausee bis nach Beijing, Besichtigung des Sommerpalastes und des Olympistadions, abends Pekingente, 51 Höhenmeter bei sonnigen 27 Grad.

Nun also der letzte Radeltag in die chinesische Hauptstadt und der beginnt mit dem Abschied von unserem Fahrer. Wir wollen uns Zeit lassen und noch den Sommerpalast besichtigen, also schicken wir Xiao Zhang mit dem gepäck gleich zum Hotel und sagen „Tschüß“. Das amüsiert die Chinesen immer wieder, wie komisch sich die Deutschen verabschieden, den „tschü-se“ bedeutet auf Chinesisch „Fahr zur Hölle“. Wir klären den Irrtum auf und nehmen unseren Meisteresser noch einmal in den Arm.

Dann rollen wir langsam los. Der letzte tag ist noch einmal sehr schön, denn es geht fast 30 Kilometer nur auf kleinen Straßen und Wegen durch kleine Wälder und an Kanälen entlang. Kaum zu glauben, dass hier in der Umgebung 10 Millionen Chinesen wohnen, wo sind die alle hin. Erst auf den Sommerpalast zu haben wir dann belebte Straßen, bis zu 6 Spuren und da sind sie dann auch die Menschenmassen. Welch ein Kontrast zu unseren Etappen durch die Wüste in der Mongolei.

Trotz des Gerangels ist der Sommerpalast immer wieder ein Erlebnis, die Anlage wurde vom Kaiser Qianlong im 18 Jahhundert errichtet und steht im starken Kontrast zur Verbotenen Stadt im Zentrum. Denn im Sommerpalast dominieren weitläufige Anlagen, Seen mit Inseln, Brücken und einzelne Paläste und Pavillions. Durch den Park führt ein mehr als 700 Meter langer Wandelgang, der mit tausenden von Bildern geschmückt ist. Waren die Anlagen einst nur zum Vergnügen des Kaisers gedacht, haben hier heute täglich mehrere 10.000 Leute ihren Spaß, besteigen die Halle der Freude und Langlebigkeit und genießen den Blick über den See mit der Skyline Beijings im Hintergrund. Im hinterne Teil des Sees liegt ein Pavillion aus Marmor in der Form eines Bootes. Um den teuren Bau finazieren zu können hat die Kaiserinwitwe Cixi den Bau unter „Ausgaben für die Marine“ deklariert, so möchte ich auch gerne meine Steuererklärung manipulieren können.

Mit einem „richtigen“ Boot schippern wir dann zum andern Ufer bis zur Insel im See und laufen über dien 17 Bogen Brücke zurück zum Ausgang. Zwei Stunden in dem Trubel reichen, denn wir haben ja noch den Stadtverkehr vor uns. Der läuft jedoch relativ ruhig, zumindest für uns, denn jede der breiten Straßen hat auch einen extra breiten Radstreifen und so sind wir entlang des vierten Rings recht schnell am Olympiagelände.
Auch hier noch einmal Volksmassen, die das Vogelnest und Aquawürfel bestaunen und auch wir machen unsere Touristenfotos. Dann folgen die letzten Kilmeter der Tour und bei 3412 schalte ich am Hotel den Kilometerzähler aus. Irkutsk-Beijing ist geschafft; für dieses Jahr und weil es so schön war, gibt es die Tour auch im nächsten Jahr wieder.

Was bleibt zu tun heute noch? Na klar, die obligatorische Pekingente! Immer wieder superlecker ist der knusprig gebratene Vogel, von dem nur die goldbraune Haut mit Fettschicht und ein wenig Fleisch serviert werden. Dazu gibt es Gurke und Zwiebeln und Pfannkuchen, in den die Ente und die Beilagen eingewickelt werden. Dazu kommt eine dunkle, leicht süßliche Soße. Ein Geschmackserlebnis der besonderen Art.

Im Schilderwald

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

53 Kilometer um den Minggräberstausee, Besichtigung der Minggräber und der Seelenstraße, Ausflug in mein Lieblingsfischrestaurant, 612 Höhenmeter bei warmen 25 Grad und Sonne

Als die Kaiser der neuen Mingdynastie die Hauptstadt wieder von nanjing nach Beijing verlegten brauchten sie einen Platz für die kaiserlichen Gräber. Unter Aufsicht von Geomanten machten sich die beamten des Hofes auf die Suche nach einem geeigneten Platz und den fanden sie etwas nördlich des kleinen Städtchen Changping. Hier gab es ein weites dünn besiedeltes Tal fast ohne Dörfer mit hohen Bergen rundherum. Hier wurden dann insgesamt 13 große Grabanlagen errichtet.

Mit der kaiserlichen Ruhe ist es nun vorbei, denn die Touristen, die die Mauer in Badaling besichtigen, stoppen alle hier und werden auf die drei oder vier größten Gräber verteilt. Mir gefällt am besten das Changling Grab des Yongle Kaisers und deshalb beginnen wir dort unsere Tour. Am späten Morgen ist hier noch nicht zu viel los und so kann man recht alleine durch die großen Hallen spazieren und staunen. Auch hier stammt nicht alles aus dem 15. Jahrhundert, die Anlagen waren vor 100 Jahren in recht schlechtem Zustand und sind in den letzten 20 Jahren renoviert worden. Davor natürlich auch schon diverse Male in der späten Ming und in der folgenden Qing Dynastie. Bis auf ein Grab, das Ding Ling, sind alle Gräber nicht geöffnet worden, lediglich in diesem einen Grab hat man den Kreisrunden Grabhügel mit fast 800 Metern Durchmesser durchwühlt und ist in fast 30 Metern Tiefe fündig geworden. In einer kleinen unterirdischen Palastanlage waren die Särge der Kaiserfamilie gestapelt und zahlreiche Beigaben konnten ausgegraben werden. Teile dieser Beigaben können heute besichtigt werden und geben einen kleinen Überblick über das Leben in der Ming Dynastie. Gerade unter dem Yongle Kaiser erblühte die Dynastie und Gesandtschaften wurden in die ganze Welt, von Südostasien bis nach Afrika geschickt. Im Museum hier gibt es die Replica eines Schiffes von 120 Metern Länge und 60 Metern Breite, mehr als 6 mal größer als Columbus „Santa Maria“. Chinesische Schiffe konnten bis zu 1000 Mann beherbergen, Columbus hatte 39 Mann Besatzung. Während die Spanier mir drei Schiffen in Amerika aufkreuzten und nicht einmal wussten, wo sie waren, legten die Chinesen mit bis zu hundert Schiffen an. Interessant ist, dass ein Eunuch aus Kunming namens Zheng He sieben große Expeditionen für den Ming-Kaiser durchgeführt hatte. Von Geburt Moslem und von mächtiger Statur und gewaltiger Stimme, weil erst als Erwachsener seiner besten Teile entledigt, hatte den Ruf eines vorzüglichen Seemanns und ist später in die Geschichte als „Sindbad, der Seefahrer“ übernommen worden, behaupten zumindest einige Sinologen und ich mag die These.

Solchen Gedanken nachhängend wandeln wir durch das Kaisergrab. Dabei stoßen wir an jeder Ecke auf einen Wald an Schildern. Es gibt eine „Drei Sterne Toilette“, man soll bei Gewitter nicht telefonieren, wir werden informiert, das auch das grüne Gras unsere Zuwendung braucht. Auch bei den sinnigeren Aufforderungen ist das Englische oft sehr witzig, wenn man sich aus Brandschutzgründen keine Zigarette anbieten lassen soll.

Dann haben wir von den Gräbern genug und beschließen übver den Berg zu meinem Lieblingsfischrestaurant zu fahren. Herausgesucht hatte ich das Lokal vor etwa 6 Jahren wegen einer langhaarigen Schönheit, welche dort servierte. Die ist längst verheiratet und ein Kind und lebt jenseits der Berge, aber der Fisch ist nach wie vor der Beste in der Region. Die Zuchtstation für zwei verschiedenen forellenähnliche Sorten, sowie einen Süßwsserwels ist direkt neben dem Restaurant. Der Fisch wird mit dem Kescher herausgeholt und 15 Minuten später kommt er dann auf den Tisch. Die rote Forelle gibt es roh, in dünnen Scheiben mit Wasabi, die schwarze Forelle dann gegrillt mit viel Chili und Kreuzkümmel, den Wels auf „Hongshao“ also traditionell chinesisch. Schwer ist es danach, sich über den Berg wieder zurück bewegen zu müssen, aber wir wolle ja noch die „Seelenstraße“ besichtigen. das ist der Eingang zum Tal der Minggräber und hier wurden die Begräbniszeremonien durchgeführt. Die Bilder mit den an beiden Seiten aufgereihten Tieren, Fabelwesen, Soldaten und Beamten sind weltberühmt und stehen eigentlich auch bei jeder Peking Reise auf dem Programm, doch jetzt am späten Nachmittag ist es angenehm ruhig hier und die wenigen reisegruppen hetzen recht schnell an uns vorüber. Wir genießen den Spaziergang durch die herrlich grüne Anlage und machen uns dann auf den Rückweg ins Hotel und müssen dann schon wieder essen. Mein Gott, die mühsam abgefahren Speckrollen wachsen in diesem Land schnell wieder nach, da nützen auch die Berge nix, die zwischen Mittag und Abendessen liegen.