Einbeinige Ruderer auf dem Inlee See

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

70 Kilometer und 450 Höhenmeter von Pindaya zum Inlee See, angenehme 28 Grad, wunderschöne Landschaft, dafür aber jämmerliche Holperpistebei angenehmen 28 bis 30 Grad.

Wir beginnen mit Elfis Geburtstag, sie wird zum wiederholten Male 18 Jahre alt und wenn das mal kein Grund zum feiern ist. Für den Morgen begnügen wir uns mit einem Lied und einem Geschenk für Elfi, die Orgie heben wir uns für den Abend auf.

Mehr noch faszinierend als der Buddhakoller gestern Abend in Pindaya sind die uralten Gummibäume am Rande des Ortes. Gemeint sind hier nicht die Rubber Trees, also Kautschukbäume, sondern so eher etwas in die Richtung Ficus elastica, zumindest der Blattform nach zu urteilen. Die Baumgiganten dürften einige hundert Jahre alt sein und die Äste laden bis zu 30 Metern aus und spenden einer riesigen Fläche Schatten. Ein toller Anblick, vor allem wenn man unter den tief herab hängenden Ästen auf einem schönen Weg hindurchradeln kann.
Pindaya eignet sich sowieso als Paradies für Aussteiger, es gibt noch ein paar nette Gebäude aus der Kolonialzeit, die Berglandschaft um den Ort lädt zu Wanderungen ein, es ist nur ein bisschen touristisch, hat aber Potential und es liegt auf 1.300 Metern Höhe, das heißt, das Klima ist angenehmer als woanders im Lande. Ich mache mir jedenfalls einen Vermerk auf meiner Liste der Orte, in die ich mich früh-verrenten lassen kann.

Hinter Pindaya passiert dann das, womit ich schon seit Tagen gerechnet habe, Aung saust mit der halben Gruppe davon und hinten hängen die anderen hinterher. Eigentlich kein Problem, denn ich habe ja ein GPS, heute aber doch, denn für den heutigen Tag habe ich keine Wegaufzeichnung. Also fahren wir hinten immer schön geradeaus, durch wunderschöne Landschaft mit Gemüsefeldern, Kuhherden, weiteren großen Bäumen und hübschen Burmesinnen am Straßenrand, die uns freundlich lächelnd winken. Nach 6 Kilometern kommt dann auf einem Moped Aung hinter uns her gerauscht und bremst uns aus und wir dürfen die schöne Strecke wieder zurück. Die anderen liegen relaxed im Schatten und dann können wir endlich richtig durchstarten.

Die Strecke, die wir heute fahren ist aber auch eine der schönsten auf der Tour, zumindest, was die Landschaft angeht; am Anfang fahren wir Naturpiste, was auch recht angenehm ist, dann kommt schlechter Asphalt und Schotter und das ist eher der Horror. Dafür teilen wir uns den Weg nur mit einigen Ochsenkarren. Gemütlich sitzen die Bauern und ihre Familien auf den Karren und ziehen in Richtung Feld, um die Feldarbeit zu machen. Die Zeit scheint still zu stehen hier im Hinterland von Burma. Genauso werden die Ochsenkarren hier auch schon vor hundert Jahren gerollt sein, ebenso werden die einfachen Werkzeuge, wie Hacke, Rechen, Pflug und Schaufel auch vor 200 Jahren ausgesehen haben. Genauso werden die Häuser vor 300 Jahren schon aus Holz gebaut und mit Schindeln aus Reisstroh oder Palmenbättern gedeckt worden sein. Die größten Veränderungen hat wohl Kolumbus mitgebracht, nämlich Mais, Tomaten und Chili, die Mongolen unter Khubilai Khan sind durchgewalzt, dann kamen die Briten, die Japaner und wieder die Briten, die Kommunisten, die Militärs, doch die Frauen sind unverändert zum nächsten See zum Wäsche waschen und baden gezogen und haben an Tragestangen30 Liter Wasser mit nach Hause geschleppt. jetzt kommen die Touristen und noch immer geht das Leben den gleichen Lauf. Hoffen wir, dass es noch ein paar Jahre so bleibt und Begriffe wie „Stress“, „Burn-out“, „ADS“, „Break even“ für immer Fremdwörter ohne Sinn bleiben.

Mittags, dabei ist es wegen des Umweges schon 14 Uhr, haben wir sehr gute Nudelsuppen mit Zitronengras und wir sind wieder zurück an der Hauptstraße. Eine tolle Abfahrt geht es hinunter und dann biegen wir zum Inlee See rechts ab. Langsam verdichtet sich der Verkehr, Touristenbusse bestimmen das Bild, denn der See gehört zum Muss-Programm eines jeden Burmareisenden.

In Nyaungshwe laden wir dann unser Gepäck auf drei kleine, lange Boote um, der Diesel heult auf und dann fliegen die Boote durch den Kanal zum See. Hunderte sind unterwegs, die meisten mit bunten Touristen, einige mit lokalen Burmesen und einige mit schweren Lasten. Dann weitet sich der Kanal zum See und dort stehen dann auch die ersten „einbeinigen“ Ruderer. Die Fischer auf dem Inlee See haben eine spezielle Rudertechnik entwickelt. Sie stehen auf kleinen, langen Booten hinten auf einer kleinen Plattform, allerdings nur mit einem Bein. Mit dem anderen Bein wird das Ruder zum Antrieb und Steuern geführt, eine Technik, die viel Training und ein gutes Balancegefühl voraussetzen. Heute machen einige der Fischer weniger mit den Fischen ihr Geschäft, sondern mit den Touristenbooten, für die sie mit Senknetzen auf den Booten balancieren und posieren.

Die Boote rattern über den blauen See, Möwen begleiten die Boote und erwarten von den Passagieren kleine Brotstückchen, die sie im Flug auffangen. Hinter der Hügelkette geht langsam die Sonne unter, als wir unser Ressort, eine Bungalowsiedlung auf Stelzen mitten im See. Wenn nicht noch 134 andere Touristen hier wären, wäre es ein sehr romantischer Ort.

Kurz nach uns wird eine Gruppe überschwerer, altersschwacher Briten entladen, für jeden Briten sind dann zwei bis drei Burmesen notwendig, um ihn vom Boot an Land zu verfrachten, bei einem Ankunftsbier lässt sich diese Szene wunderbar verfolgen.

Abends haben wir ein opulentes Mahl und danach feiern wir noch Elfis Geburtstag, und das schon fast traditionell. Beim letzten Male hatte unser burmesischer Guide ein leckeres Getränk, bestehend aus Rum, Honig und Limetten (wegen des Vitamin-C Gehaltes) namens Rumsour gemischt. Ich führe nun die Tradition fort, wechsle aber den Rum gegen Whisky aus. Die Zutaten hatten wir noch im letzten Ort besorgt und die Damen vom Tresen helfen mir, die Limetten auszupressen. Hier noch das Rezept für einen gesunden Nachtschlaf: Saft von 20 Limetten, 0,75 Liter Whisky oder Rum, ca. 300 Gramm Honig, alles gut vermischen und mit etwas Eis trinken. Gute Nacht!

Buddhakoller

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

53 Kilometer von Kalaw nach Pindaya, 550 Höhenmeter bei 15 bis 28 Grad und Sonne, schöne Märkte, schlechte Straße und eine weiter Buddhaorgie.

Heute Morgen ist es so kühl, dass man mit einem Pulloverchen starten muss, über Kalaw hängt ein dichter Nebel und die Sonne hat Mühe die weißen Schwaden aufzusaugen. Nachdem wir dann noch eine kleine Runde durch die Stadt gedreht haben und einmal über den Markt geschlendert sind, kommt die Sonne dann ganz zum Vorschein.

Gemütlich rollen wir 25 Kilometer in die nächste Stadt und hier wartet einer der interessantesten Märkte auf der Tour. Zum einen gibt es hier eine weitere Minorität, die Pao-O, die Frauen erkennt man an den karierten Tüchern, die sie auf dem Kopf tragen. Leider lassen sie sich nicht so gern fotografieren, wie die burmesischen Frauen. Auf der engen Marktstraße wechseln sich Fischhändler mit Blumenhändlern ab und dazwischen gibt es frisches Gemüse. Das Gedränge ist dicht und wir lassen uns die Gasse einmal hinauf und wieder hinunter schieben.

Wenn man von den Hauptstraßen abbiegt wird es natürlich interessanter. Heute fahren wir durch eine Gegend mit viel Gemüseanbau und gerade wird überall Weißkohl geerntet und der wird nun in ungeheuren Mengen mit allen verfügbaren Transportmitteln bewegt. Man sieht Ochsenkarren und kleine Trecker, alle turmhoch mit säuberlichst gestapelten Kohlköpfen beladen. In der nächsten Ortschaft gibt es dann eine Sammelstation und hier werden die Köpfe dann auf große Trucks umgeschichtet und dann wohl nach Mandalay oder Yangon verfrachtet.

Dafür ist die schmale Straße eine löchrige Katastrophe und man muss sich sehr konzentrieren, um nicht vom Rad zu fallen und es bleibt nur ab und zu ein Blick für die schöne weite Landschaft. Gelbe Sesamfelder wechseln mit weiß blühendem Senf, dann wieder Kohlfelder und anderes Gemüse. In den Feldern ab und zu ein knorriger Baum und auf den Hügeln leuchtet ab und zu ein kleiner oder größerer goldener Stupa.

Gut durchgeschüttelt erreichen wir Pindaya, einen netten kleinen Ort an einem See mit vielen alten und uralten Bäumen. Am Berg klebt eine Tempelanlage und zu der fahren wir aber mit einem kleinen Pickup. Was uns dann dort erwartet setzt noch einmal einen Höhepunkt auf den Buddhagigamonumentalismus. In einer Karsthöhle stehen ca. 10.000 Buddhafiguren verschiedenster Größe, die meisten davon vergoldet. Alles in Reihen hintereinander aufgestellt, gibt es kaum noch Platz zum laufen, und selbst in den Wänden sind die Buddhas in mehreren Etagen verteilt. Eine wirkliche Orgie an Gold und Buddhas, für mich schon ein wenig zu viel, ich leide schon an einem Buddhakoller und es ist auch die erste Reise, von der ich diesmal keine Buddhafigur mit nach Hause nehme. Ich mache meine Fotos und genieße die Aussicht von der Plattform vor der Höhle. Auch Ulli, Simone, Heinz und Elfie sind erschlagen von dem Glanz und der Pracht und nun reicht es für diese Reise wirklich mit Buddhas. Die anderen waren schon gar nicht mehr mit zum Berg gefahren.

Als wir uns zum Abendessen treffen ist es empfindlich kalt, vielleicht 10 oder 12 Grad. Dem Leser in Deutschland erscheint dies eher milde, aber wir sind seit Wochen Temperaturen um die 30 Grad gewöhnt und nun sitzen wir im Restaurant und frieren erbärmlich. In den Hotelbungalowas ist aber dann für warme Decken gesorgt und so kann man sich schön einkuscheln. Leider bin ich nicht alleine im Bett, sondern teile mir dies mit einem Sack Flöhen, die mich des nachts kräftig aussaugen, was ich allerdings erst am frühen Morgen feststelle.

Nach oben

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

79 Kilometer von Meikthila nach Kalaw, ordentliche 1100 Höhenmeter nach oben bei angenehmen 26 Grad, dazwischen 40 Kilometer Transfer

Noch eine Woche müssen wir den morgendlichen Labbertoast ertragen, dann können wir uns wieder über vorweihnachtliche Leckereien freuen. Allerdings werden dann die Temperaturen nicht mehr so angenehm sein, zumal es seit zwei oder drei Tagen nicht mehr so heiß ist.
Aus Meikthila heraus fahren wir heute eine der schönsten Strecken auf der Tour. Fast 30 Kilometer geht es durch kleine Dörfer und an vielen Feldern vorbei, aber die Straße wird beschattet von langen Reihen uralter Tamarindenbäume. Noch vor zwei Jahren war die Straße eine Löcherpiste, doch jetzt hat die schöne Allee eine neue Decke bekommen und so ist es wirkliches Genussradeln bis Phaw. Dort machen wir dann unsere Kaffeepause mit Kuchen und Bananen.
In der Ferne tauchen die ersten Berge auf. In der Region, die sich bis nach Thailand hinzieht gibt es immer noch dichten tropischen Regenwald, der jedoch langsam dahinschwindet. Dicke Stämme von Tropenholz werden hier an der Straße gelagert und dann mit der Bahn abtransportiert.
Bis zum Mittagessen klettern wir dann schon die ersten Höhenmeter nach oben und essen wieder zu viel. Deshalb steigen wir dann in den Bus. Die gesamte Strecke nach Kalw von 140 Kilometern ist leider nicht an einem Tag zu schaffen, doch als dann die richtige Kletterei beginnt, lassen wir uns wieder aussetzen, na zumindest fast alle.
Mit jeder Kehre nach oben wird die Aussicht über die grüne Landschaft besser, der Verkehr ist nicht zu stressig und es ist heute auch nicht zu heiß geworden. So sind die 800 Höhenmeter bis in den Luftkurort eher ein Vergnügen. Gegen 16 Uhr sind wir dann auf 1250 Metern Höhe und die ersten Häuser der kleinen Stadt tauchen auf. Wir wohnen etwas auswärts in einen schönen Ressorthotel im Grünen mit eine Mannschaft bestehend aus außergewöhnlich hübschen Burmesinnen, so dass ich bedauere, dass der Ruhetag in Kalaw, den wir früher hier hatten, zugunsten einer Buddhahöhle gestrichen wurde.
Unsere Busfahrer müssen wir leider schon verabschieden, alle sind ein bisschen traurig, denn die beiden haben immer gute Laune versprüht und wir konnten sie nicht davon abbringen jeden Morgen an den Rädern herumzuputzen. Besonders Simone ist traurig, sie hatte den mann mit der rauhen Stimme ordentlich ins Herz geschlossen.
Abends schlendern wir in die Stadt und wollen eigentlich in ein nepalesisches Restaurant, aber das ist mehr als voll, so dass wir uns nach einer Alternative umsehen und auch eine gute finden. Neben dem Aufgang zum Tempel gibt es dann einen Burmesen mit ausgezeichneten Currys. Auf dem Rückweg sind dann alle froh eine Jacke oder einen Pullover dabei zu haben, denn es ist empfindlich kühl, aber das Hotel hat mit etwas dickeren Bettdecken vorgesorgt und es gibt keine Moskitos.

Am Affenberg

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

60 Kilometer von Bagan zum Mount Popa, dann Transfer nach Meikthila, 500 Höhenmeter bei 26 Grad, nachmittags leichter Regen.

Langsam bleiben die Stupa und Tempel von Bagan hinter uns zurück und wir fahren durch die Trockenzone. Einst sollen auch hier dichte Wälder gestanden haben, aber nicht die moderne Zivilisation ist schuld, dass hier der Boden versandete und hauptsächlich noch Ölpalmen und ein wenig Dornengestrüpp wuchs. Das haben die Menschen hier schon vor 1000 Jahren geschafft, als hier die Hauptstadt des burmesischen Reiches war und die Region einen riesigen Bedarf an Brennholz und Bauholz hatte.

Seit einen knappen Jahrzehnt hat sich aber die Situation sichtbar verbessert, denn mit Hilfe einiger asiatischen Staaten wurden große Flächen aufgeforstet. Zwar wird es hier keinen Urwald mehr geben, aber die kleinen Bäume, Büsche uns Sträucher schützen den Boden und es ist auch wieder Landwirtschaft möglich, Sago und Erdnüsse werden angebaut.

Am meisten profitieren die Bauern hier jedoch von den Palmen, die kleine, etwa faustgroße Nüsse produzieren. Diese werden zu Palmzucker, Palmöl und zu Palmbrand verarbeitet. Das alles lässt sich wunderbar am Straßenrand beobachten. Ein oder zwei Ochsen bewegen im Kreis laufend den schweren Mahlstein. Der entstehende Saft wird dann zu Zucker verkocht.

Auch die Alkoholproduktion verläuft sehr einfach. Aus Wasser und Palmzucker wird eine Maische angesetzt, die muss zwei bis drei Tage in der Sonnen stehen, dann kann man die Maische brennen. Dazu dient ein Tontopf, der mit einem großen Wok abgedeckt wird. Im Wok befindet sich das Kühlwasser. Über einen hohlen Stab wir der am Wok kondensierte Alkohol nach außen abgeführt. Der erste Brand hat vielleicht 30% Alkohol und schmeckt angenehm säuerlich.

Leicht beschwingt gehen wir in die nächsten Kilometer und die Hügel fallen uns wenig schwer, was möglicherweise auch an den angenehmen Temperaturen liegen kann. Dazu ziehen auch noch Wolken auf und als wir in den Ort am heiligen Popa Berge einfahren fängt es an zu regnen. Damit ist natürlich die Sicht auf dem berge ziemlich eingeschränkt.

Interessant ist es trotzdem sich auf den über 700 Stufen nach oben zu bewegen, denn es gibt überall Affen. Die sind mitunter recht aggressiv, vor allem, wenn sie sehen, dass die Reisenden einen Beutel mit Bananen oder anderen Leckereien mitführen, den aber nicht verfüttern wollen. Die Frauen an den Verkaufsständen müssen ständig auf der Hut sein und zu aufdringliche Primaten mit dem Besen verscheuchen.

Bevor der Buddhismus vor mehr als 1000 Jahren hier in die Region kam, glaubten die Menschen vor allem an eine Naturreligion mit 37 Nat-Göttern. Der erste König von Bagan wollte dann zu Gunsten des Buddhismus die Nat-Religion verbieten, dass stieß bei der Bevölkerung aber nicht auf Gegenliebe, deshalb wurden die Nat-Götter dann in den Reigen des Buddhistischen Götter eingereiht, natürlich immer unter dem wachenden Auge Buddhas. Das Zentrum für die buddhistische Nat-Verehrung ist der Mount Popa, aber heute sind nur wenig Pilger unterwegs, zum einen ist der Vollmond gerade vorüber und zum anderen mag auch der Regen Schuld sein.

In Meikthila hatte ich das schlechteste Hotel auf der Tour erwartet, aber zu meiner Überraschung hat man den kolonialen Gebäudekasten mit Zimmergrößen von 3 Quadratmetern bis zu 50 Quadratmetern abgerissen und durch zwei Betonkästen ersetzt. Leider sind die Zimmer nur wenig besser geworden, das Gelände am See ist mit Moskitos verseucht und aus der Dusche kommt kein warmes Wasser und auch das Internet ist nicht einmal in der Lage eine einzige Seite aufzubauen. Somit hat sich also in Meikthilas schlechtesten und besten, weil einzigem Hotel, mit dem zuckersüßen Namen „Honey-Hotel“ nicht viel verändert.

Stupakoller

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Tagesausflug in Bagan und Besichtigung des riesigen Stupafeldes, 18 Kilometer mit den Rädern bei 28 bis 30 Grad und leicht trübem Wetter.

Man stelle sich eine Religion vor, bei der es Verdienste bring, kleine, mittlere oder größere Schreine in Kegelform zu errichten. Dazu braucht es dann noch ein hoch-religiöses Volk. Die Hauptstadt und die Umgebung werden dann regelrecht zugepflastert mit Stupa und Pagoden, die Hauptstadt wird in einen anderen Landesteil verlegt und Erdbeben und Brände löschen über die Jahrhunderte alle anderen Bauwerke aus, die ja nur aus Holz und Stroh errichtet waren. Und genauso entstand ab dem 11. Jahrhundert Bagan.Innerhalb von 200 Jahren wurden hier tausende von Tempeln und Stupa errichtet, 4400 sind bis heute noch erhalten.

Da es ja fast ein Ruhetag ist, schlafen wir eine halbe Stunde länger, bevor wir aufbrechen, auf den Rädern geht es mit unsere lokalen Führerin Thew Thew dann zuerst zu einem großen goldenen Stupa, dem Dhammayazika Paya. hier ist das Gold schon mächtig am bröckeln, die letzte Vergoldung wurde von einem burmesischen General initiiert, der dann in Ungnade gefallen ist. aber dadurch bekommt der Stupa seinen besonderen Reiz. Man kann den glockenförmigen Stupa aus dem 12 Jahrhundert auch besteigen und hat einen schönen Rundblick, erst hier öffnet sich dem Betrachter der Landschaft das gigantische Ausmaß der Anlage. Über 20 Quadratkilometer verteilt, ragen überall aus den Feldern und Bäumen die großen und kleinen Stupa hervor. vor den Stupa kann man Souvenirs in großer Vielfalt erwerben. T-Shirts, Tücher, Taschen, Bilder, Schmuck, Postkarten und alles was zu hause wunderbar einstauben kann, wird dargeboten. Einmal an den Ständen und dann von den fliegenden Händlern.

Da der Tourismus in den letzten Jahren immense zugenommen hat und in diesem Jahr regelrecht explodiert ist, werden auch die Händler mehr und mehr und der scharfe Wettbewerb macht auch die Werbestrukturen aufdringlicher. An den großen Tempeln hat man also keinen Augenblick der Ruhe mehr.

Selbst die Händlerinnen an der Mahamunni Pagode, die ich schon seit ein paar Jahren sehe, erkennen mich nicht wieder, alle Touristen werden leider immer gleicher, die Scherze bleiben die gleichen. Die Mädels sprechen nämlich alle 10 Sätze perfektes und akzentfreies Deutsch und da sind Phrasen wie: „Vorsicht Kopf einziehen!“, „Achtung Stufe!“, „Sehr schöne Postkarten!“, „Alles ganz billig!“ und mein Favorit: „Achtung, Fledermauskacke!“.

Ich möchte jetzt nicht die Namen all der Stupa auflisten, die wir gesehen haben, aber es ist schon ein Erlebnis hier die sandigen Pisten in der recht trockenen Landschaft zu fahren. Hinter dem nächsten Gestrüpp oder Baum taucht dann der nächste Tempel auf und so geht es den ganzen Tag. Gefährlich ist es auch für den Radfahrer, denn schon wenige Zentimeter neben der Piste lauert böses Dornengestrüpp. Erstmalig schaffe ich es mit einer Gruppe ohne Plattfuß durch Bagan zu kommen, aber ich hatte auch mehrfach meine „Rotkäppchen-Taktik“ verkündet: Niemals vom Wege abkommen! Ich erinnere mich noch gut an einen ehemaligen Berliner Mitreisenden, der sich bei einem kurzen Abstecher innerhalb von Sekunden 14 Dornen vorne und hinten eingefahren hatte.

Wir beschließen unsere Rundtour dann am Ananada Tempel, eines der wichtigsten Bauwerke, noch vom ersten großen Bagankönig gestiftet. das Mauerwerk ist dermaßen hochqualitativ gearbeitet, dass es unmöglich sein soll, eine Nadel zwischen die Fugen der Ziegeln schieben zu können. Dies hat der König selbst überwacht und wehe dem Maurer, wenn der königliche Test negativ ausfiel.

Am Abend erscheinen wir dann pünktlich eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang wieder auf der Szene, ich glaube es war die Phyathada-Pagode. Auch diese darf man besteigen und oben gibt es eine schöne, große Plattform und einen grandiosen Rundblick. Der Sonnenuntergang an sich ist nicht der spektakulärste, da die Sonne im Dunst verschwindet, aber der Blick über die abendliche Landschaft trotzdem ein großes Erlebnis.

Abends besuchen wir eine richtig teures Lokal. Neben dem exzellenten Essen wird auch traditionelles Marionettentheater geboten. Eine Stunde lang bekommen wir einen Einblick in diese alte Kunst, die fast ausgestorben war und nur durch die Tourismusnachfrage wieder belebt wurde. Die Darsteller sind recht hart am Ackern und schaffen es die Puppen sogar in Drehungen zu versetzen oder Überschläge machen zu lassen, ohne dass ich die Fäden verwirren.

Monywa nach Bagan

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

80 Kilometer von Monywa bis Pakkoku, 300 Höhenmeter, dann von dort mit dem Boot nach Bagan, alles bei sonnigen 28 Grad.

Nachdem wir Monywa verlassen, haben wir noch einmal die Möglichkeit, dem großen Buddha aus der Ferne zuzuwinken. Der steht jedoch vergoldet und ungerührt und lässt seinen Blick über die weite Ebene schweifen. Das Land hier ist zwar recht fruchtbar, aber auch recht trocken, so wechseln Abschnitte mit Feldern mit fast steppenartiger Landschaft. Dort prägen Palmen, aus deren Früchten Öl gepresst wird das Bild.

Einstmals, also vor knapp 1000 Jahren, als die Herrscher in Bagan residierten, war hier das Herz Burmas. Davon zeugen noch alte Stadtmauern, in denen sich heute eher dörfliches leben abspielt. Damals war das Land noch fruchtbarer und das Klima feuchter, so dass die Städte in der Hauptstadt hier aus der Ebene versorgt werden konnten. Das alles natürlich nicht auf asphaltierten Straßen, sondern auf den Ochsenkarren, wie wir sie auch heute wieder recht zahlreich sehen können. Und natürlich wird wohl auch auf dem träge dahin ziehenden Irrawaddy ein reger Bootsbetrieb geherrscht haben. in Yangon und Meikthila sind noch Modelle der königlichen Barken zu sehen, vergoldete Ruderschiffe von 40 oder 50 Metern Länge, die mehreren Hundert Passagieren Platz boten.

Am Nachmittag stoppen wir bei der Familie unseres burmesischen Führers in dem kleinen Städtchen Pakokku. Die Familie mit drei Generationen und insgesamt 5 Kindern, bewohnt nur ein kleines luftiges Häuschen, die Betten stehen alle im hinteren Teil des Hauses nebeneinander, ich glaube ein Begriff wie Privatsphäre dürfte im Burmesischen ein Fremdwort sein. Wir werden mit Kaffee und Kuchen bewirtet und dann müssen wir auch schon weiter, nachdem Aung noch versucht mich mit der Tochter des Nachbarn zu verkuppeln. Die junge Frau ist sehr sympathisch und hat ein charmantes Lächeln, ich werde es mir bis zum nächsten Jahr überlegen.

Von hier aus geht es dann wieder aufs Boot. Während wir den kleinen motorisierten Kahn besteigen, geht die Sonne unter und wir fahren ins Abendrot, während auf der anderen Seite ein toller, schwefelgelber Vollmond am Himmel aufgeht. Nur wenige Lichte leuchten am Ufer, trotzdem ist es schön, den kühlen Wind zu spüren und über das vom Mondlicht beschienene, silbern leuchtende Wasser zu fahren.

Zwei Stunden später erreichen wir Bagan, die alte Königsstadt. Leider ist es so dunkel, dass wir von den unzähligen Stupa nicht viel sehen. Nur einige der vergoldeten Kegel werde nachts angestrahlt und leuchten weit übers Land. Uns bleibt aber nur noch ein bisschen zeit für eine Runde im Pool und ein kühles Bier, dann treiben uns die Moskitos in die Zimmer und ins Bett.

Noch mehr Buddhas

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Knappe 60 Kilometer Tagesausflug zum Phoewin Berg, dort Besichtigung und wieder zurück nach Monywa, 300 Höhenmeter bei knappen 30 Grad.

Heute ein Tagesausflug, auf dem natürlich wieder jede Menge Buddhas auf uns warten. Die Bücher versprechen hunderte Sandsteinhöhlen mit tausenden Buddhas aus dem 14. Jahrhundert, die Anlage solle völlig untouristisch und unberührt sein.

Wir starten mit der Fähre über den Chindwin Fluss, dann geht es auf einer kleinen Straße durch die etwas karge Landschaft. Die wenigen Reisfelder sind abgeerntet und es dominieren Palmen, wahrscheinlich Ölpalmen. Obwohl die Straße winzig ist, herrscht ein kräftiger Verkehr, hauptsächlich sind Mopeds unterwegs und Pickups voll beladen mit Burmesen. Ich hatte schon den Verdacht, dass die auch alle zum Phoewin Berg wollen oder von dort kommen und dieser verdacht bestätigt sich nach dem zweiten Abzweig. Und so ist es dann auch. Wegen des Vollmondes wurde seit gestern am berg gefeiert, Pagodenfestival. Unberührt, wie es der Reiseführer schreibt ist die Anlage auf keinen Fall, denn mehrere Tausend Leute sind auf dem Gelände.

Wir parken die Räder und stürzen uns ins Gewimmel, neugierig, was es alles zu sehen gibt, steigen wir die Treppen nach oben. Stupa gibt es nur wenige und die sind auch weder groß noch vergoldet, aber dann kommen kleine Kämmerchen im Sandstein und in jeder kleinen Kammer befindet sich mindestens eine Buddhafigur. Dann werden die Kammern größer und schöner, ebenso wie die Buddhas in den Kammern. In einigen gibt es wundervolle Malereien, die an die Höhlen an der Seidenstraße und an die Grotten von Dunhuang erinnern. Nur, dass man hier jede Kammer besichtigen kann, was wir aber nicht tun, denn das wäre bei den hunderten von künstlichen Grotten und Höhlen eine halbe Lebensaufgabe. Einige Kammern sind in katastrophalem Zustand, die Buddhafiguren ohne Köpfe und Gliedmaßen, andere recht gut geschützt und die Pilger bringen hier auf die Buddhagesichter Gold auf. Beeindruckend ist die Weitläufigkeit und Vielfalt der Anlage, in einigen Bereichen lässt sich farbenfreudige Pracht erahnen, in anderen Bereichen sind die Kammern, wie auch die Buddhas weiß gekalkt, wieder andere sind dem Verfall Preis gegeben.
Warum ist dieses Land so mit Stupa, Pagoden und Buddhafiguren übersät? Die Ursache ist leicht zu erklären. Nur die Errichtung eines neuen Stupa oder die Stiftung einer neuen Buddhafigur bringt Verdienst im religiösen Sinnen und deshalb wird seit 2000 Jahren fast nur in Neubauten investiert. Wenn irgendwo renoviert wird, dann natürlich nicht im alten Stil, sondern immer dem Zeitgeist entsprechend und das war auch der Grund, warum sich die UNESCO wieder aus Bagan verabschiedet hat, aber dorthin kommen wir erst in zwei Tagen.

Die Pilger sind alle guter Laune und versorgen sich mit geflochtenen Kränzen aus Blumen, die auf dem Kopf getragen werden, ansonsten gibt es hunderte Buden mit Essen und Verkaufsstände mit Klamotten und Waren des täglichren Bedarfs. Bis zum Nachmittag ebbt der Besucherstrom etwas ab, die Stände packen zusammen und das Interieur wird auf Ochsenkarren geladen und dann verschwinden die Verkäufer so langsam, wie es geht.

Nach einer schlechten Nudelsuppe schwingen auch wir uns wieder auf die Räder und machen uns auf den Rückweg. Viel zu erzählen ist nicht, wir sind wieder mit hunderten Mopeds und Pickups unterwegs, links von der Straße werden die berge wegen des Kupfers abgetragen und wir überqueren zwei rustikale Brücken und sind dann reif für die Dusche. Abends ziehen wir wieder ins Grillrestaurant, eine Massage für die müden Glieder ist nicht aufzutreiben und morgen haben wir wieder einen langen Tag vor uns, hoffentlich diesmal mit nicht ganz so vielen Buddhas.

Buddha-Gigamonumentalismus am Irrawaddy

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

5 Stunden mit dem Boot von Mandalay nach Myinmu den Irrawaddy hinunter, dann von Myinmu bis Monywa mit dem Rad, 70 Kilometer und wenig Höhenmeter, wie immer bei Sonnenschein und fast 30 Grad.

Schon wieder müssen wir so zeitig raus, denn auf dem Irrawaddy wartet unser Boot. An einer Teestube stoppen wir vorher noch für Kaffee und Samosa, bevor wir unsere Wasserreise beginnen. Auf dem Oberdeck des dieselbetriebenen Kahns finden wir alle Platz in bequemen Stühlen und dann kann die Reise losgehen. Langsam ziehen wir an den vielen festgemachten Booten vorbei und die Sonne steigt, leider völlig unspektakulär, über den Horizont. Nach kaum 20 Minuten kommt aus dem Motorraum plötzlich kein Geräusch mehr und wir treiben nur noch vor uns hin. Der Keilriemen ist gerissen und ein neuer wird telefonisch geordert, aber wir werden erst mal eine Weile warten müssen. Nach einer halben Stunde kommt dann der burmesische Gewässer-ADAC und in den nächsten 60 Minuten wird dann der neue Keilriemen montiert. Dann tuckert der Diesel wieder freundlich vor sich hin und die Landschaft zieht an uns vorbei. Und die ist südlich von Mandalay grandios, denn rechts des Irrawaddy liegen die Hügel von Sagaing auf denen sich über 500 Stupa und fast ebenso viele Klöster befinden, die sich hier alle dem Betrachter vom Boot aus präsentieren. Eigentlich sind die Hügel alle zugebaut mit buddhistischen Monumenten, es reiht sich ein goldener Stupa an den anderen, dazwischen dann ab und zu einmal ein weißer Pagodenkegel.

Hinter der Awa-Brücke wird die Landschaft flacher, die Tempel und Stupa werden seltener. Hier sieht man jetzt nur noch die Bauern auf den Feldern mit ihren Ochsen und dem Pflug ihre Runden drehen und nur selten sieht man ein kleines Dorf.

Durch den Motorschaden kommen wir erst Mittag in Myinmu an und suchen uns schnell etwas zu essen. Dann geht es auf die Räder und wir strampeln durchs flache Land. Trotz der Hitze lässt es sich recht angenehm fahren, denn viele Palmen oder dicke, alte Tamarindbäume stehen am Straßenrand. Unter den Bäumen haben die Melonenhändler ihre Stände aufgebaut und das lädt natürlich zu einer Pause ein. Nach 50 Kilometern taucht dann in der ferne ein gigantischer stehende Buddha in Gold auf, der von einem Hügel über die Landschaft blickt, wir biegen von der Hauptstraße ab, durch nette kleine Dörfer geht es dann zum Po Khaung Hill. Doch der gigantische Buddha, der hier alles überstrahlt, ist nicht die einzige Attraktion. Vor dem riesigen Buddha, der mit 170 Metern Höhe der zweithöchste stehende Buddha der Welt ist, vor diesem Koloss liegt noch ein schlafender Buddha, mit 90 Metern Länge auch nicht gerade ein Zwerg. Da gehen der goldene Stupa und die mehreren tausend kleinen Buddhas, die hier im ganzen Tal verteilt sind einfach unter.

Burma- dieses Land ist nicht einfach zu verstehen, vor ein paar Jahren gab es in Mandalay und Yangon kaum ein einziges hohes Haus und die Buddhisten setzen hier einen Buddha in die Landschaft, der gut mit einem 30stöckigem Wolkenkratzer mithalten könnte und malen ihn dann komplett mit Gold an.

Sehr angenehm ist, dass es keine ausländischen Touristen gibt, sondern nur Burmesen aus der Umgebung, die mit uns den langen überdachten Weg bis zum Fuß des Buddhas pilgern. Wenn man nicht gerade wie wir, kurz vorm Dunkelwerden dort ankommt, dann kann man auch noch den Buddha von innen besichtigen und von der Aussichtsplattform hat man eine noch bessere Sicht über die Landschaft als von der Terrasse davor. Von dort genießen wir einen grandiosen Sonnenuntergang, während auf der anderen Seite der Mond über den Hügel kommt.

Bis Monywa müssen wir dann weiter mit dem Bus. Gegenüber dem Hotel liegt ein Restaurant mit chinesischen Gerichten, das Bier kommt aus dem Laden nebenan. Der ort ist nicht sehr groß und so dauert der anschließende Verdauungsspaziergang keine halbe Stunde, aber auch hier gibt es wieder an jeder Ecke einen Tempel.

Downhill nach Mandalay

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Besichtigung des Botanischen Gartens und Spaziergang im alten Zentrum von Pyinoolwin, 70 Kilometer von Pyinoolwin nach Mandalay, 1150 Höhenmeter, allerdings nach unten, 300 Höhenmeter nach oben bei recht angenehmen bis 30 Grad

Internet ist eine schauerliche Geschichte in Myanmar, im Hotel gibt es wieder einmal ein Netz und ich kann auch meine Mails abrufen, aber es lässt sich nicht eine einzige Webseite öffnen. In der Morgenfrische machen wir uns auf den Weg zum nahen Botanischen Garten, den die Briten vor etwas mehr als 100 Jahren hier angelegt haben. Der Ort Pyinoolwin, nur 70 Kilometer vom immer heißen Mandalay entfernt liegt 1000 Meter höher als die Metropole am Irrawaddy. Entsprechend angenehm ist das Klima hier. Um einen kleinen See herum erstreckt sich der wunderschöne Park, in dem hunderte von fleißigen Burmesinnen für Ordnung sorgen. Die großen Grasflächen und Blumenbeete ziehen nicht nur Burmesen fürs Familienfoto an, auch in jeder Seifenoper des burmesischen Fernsehens spielt ein Teil der romantischen Szenen hier im Park.

Leider haben wir nicht viel Zeit für den Park und beschränken uns auf den Bambushain mit über 20 verschiedenen Bambusarten, kaum zu glauben, wie vielfältig dieses „Gras“ sein kann. Es gibt Pflanzen, die nur ein oder zwei Meter hoch werden, während andere einen Stengeldurchmesser von 30 cm erreichen. Zauberhaft ist der Orchideengarten im Park, hier gibt es zwei Abteilungen, einmal wilde Orchideen und dann Züchtungen. Während im letzteren Teil wir von einer Farborgie überschüttet werden, herrschen bei den wilden Orchideen eher zarte Farben vor. Auch sind die Blüten viel kleiner und fragiler, leider ist aber hier nicht die Hauptblütezeit. Für Botaniker und Orchideenfanatiker ist daher unsere Tour im Frühjahr geeigneter. Aber wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, bekommen wir auch jetzt, Ende November ein farbenfreudiges Bild zu Gesicht. Das Schmetterlingshaus im Zentrum des Orchideengartens beherbergt auch eine stattliche Sammlung der bunten Insekten, leider keine lebenden Flattertiere, wie man es in einigen Tropenparks finden kann, sondern alle fein säuberlich aufgespießt.

Eins der interessantesten Stadtbilder findet man in Pyinoolwins altem Zentrum. Hier gibt es hübsche Häuser im britischen Kolonialstil, rund um den Markt herum. Vor dem Markt warten alte Pferdefuhrwerke, die ebenfalls noch aus der britischen Zeit stammen auf Kundschaft, die ihre Einkäufe nach Hause transportieren lassen wollen. Die Fahrer und viele Händler sind indischer Abstammung, so dass sich ein buntes Völkergemisch ergibt. Der Markt ist so interessant und vielfältig, dass es wieder einmal Mittag ist, als wir aufbrechen. Doch das ist heute nicht so tragisch, denn nach ein paar hügeligen Kilometern geht es 1000 Höhenmeter nach unten in die Ebene. Trotz der recht schlechten Straße lässt sich die kurvenreiche Abfahrt ganz gut fahren, denn es gibt eigentlich zwei Straßen, eine nur für den Verkehr nach oben, die andere nur für die Abfahrer.

Mit jeder Kurve und Kehre nach unten wird es wieder wärmer und stickiger und uns stehen wohl wieder heißere Tage bevor. Unten ist der verkehr dicht und die Straße mehr als staubig, die 10 Kilometer hier sind die schrecklichsten auf der ganzen Tour. Dann biegen wir jedoch an einem Kanal nach rechts auf einen winzigen Weg ab und hier beginnen nun die schönsten 20 Kilometer. Auf der Straße sind wir nur mit anderen Radfahrern und ein paar Mopeds unterwegs. Ab und zu tuckert ein Traktor vorbei und auf der anderen Seite des Kanals werden die Rinder nach Hause getrieben. Jetzt am späten Nachmittag ziehen die Familien hier zum Wasser um Wäsche zu waschen und zu baden. Das gelingt den Damen im Laungy so perfekt, dass man kein einzelnes Fleckchen Haut zu viel sehen kann. Nach dem Baden wird dann der neue Laungy über den alten gezogen und –flups- die nasse Hülle fallen gelassen.

Über kleine Dörfer geht es dann bis an den Stadtrand von Mandalay und auch die Stadtdurchfahrt ist nicht unangenehm. Zwar herrscht ordentlich Abendverkehr, aber die Fahrweise ist eben buddhistisch zurückhaltend.

Zu Abend essen wir wieder in dem chinesischen Grillrestaurant, die kleinen Doraden sind genial, ebenso wie die Filets mit Ingwer und Koriander in Bananenblatt. Der Mais wird kurz angegrillt und dann vom Kolben geschabt und mit Zwiebel und Gurke zu einem Salat angerichtet. Als Beilage gibt es kleine, grüne Weintrauben, die in Chili und Essig eingelegt wurden. Dazu dann noch Kartoffelchen, Wachteleier, und Okraschoten, auch wieder vom Grill.

Durch die Schlucht

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

90 Kilometer von Kyaukme nach Pyinoolwin, kräftige 1100 Höhenmeter durch die Gotteik Schlucht und mit Besichtigung der Patchinmyaung Höhle und supergutem Essen beim Inder

Als wir zeitig das Städtchen verlassen ist es noch angenehm kühl und frisch. Über den weiten Tälern in der Ferne hängen noch die Nebel und es sind auch noch nicht so viele LKW unterwegs und die Kilometer fliegen schnell vorbei. Die Landschaft ist wieder grandios, an der Straße blühen überall gelbe Blumen und am Morgen hat man immer noch eine gut Fernsicht. Bevor wir in die Gotteik Schlucht eintauchen, aus der noch die Nebel steigen, trinken wir noch einen Kaffe und essen ein paar Snacks. Dann geht es im Wettlauf mit den LKW die steilen Serpentinen nach unten. Meist sind die LKW wesentlich langsamer als die Radfahrer. Auf den zweiten Teil der Strecke habe ich mich schon seit Tagen gefreut, mir fehlen seit China die berge. Und nun kommen endlich einmal wieder 400 Höhenmeter am Stück, schön gleichmäßig mit sechs oder sieben Prozent Steigung. Auch hier ist man als Radfahrer immer noch schneller als die schwer beladenen Trucks. So kann man vermeiden in eine der dicken schwarzen Rußwolken einzutauchen.

Oben wartet dann ein verdientes Mittagessen in einer Raststätte. Aber auch die nächsten Kilometer haben es in sich, denn es geht immer einmal wieder nach oben und dann rollt es wieder ein wenig abwärts. Unser Radfahrziel ist heute eine Höhle, die Patchinmyaung Höhle. Wenn man in die warme feuchte Grotte eintaucht erwarten den Besucher hunderte von Buddhafiguren. Die Beleuchtung in der Höhle ist in den letzten Jahren besser geworden und so kann man in allen Ecken und Enden Szenen aus dem Leben des Buddha bewundern. Die Buddhas werden alle gestiftet und je nach dem, welchen Betrag man locker machen kann, desto pompöser wird die Figur. Es gibt auch einen Nachbau der Mhamuni Figur aus Mandalay, die „Goldnoppen“ sind hier allerdings nur aus Kupferblech. Auch nicht preiswert dürfte ein vielleicht 15 Meter hoher Stupa im inneren der Höhle gewesen sein.

Als wir zurückkommen dunkelt es draußen schon langsam und wir müssen für die letzten 25 Kilometer auf den Bus steigen. Unterwegs suchen und finden wir dann ein indisches Restaurant. Die Currys sind gut gewürzt bis scharf und eine tolle Abwechslung zu dem laschen chinesischen Essen.

Zur Verteidigung des richtigen chinesischen Essens muss man aber sagen, dass das burmesisch-chinesische Essen auch sehr an der burmesischen Küche angelehnt ist, also auch in Richtung nicht sehr scharfer Currys geht und damit mit dem eigentlichen chinesischen Chinaessen ebenso wenig gemeinsam hat, wie das Chinaessen in heimischen Chinalokalen.

Im Hotel gibt es Internet, toll! Aber man kann nur auf die Mailserver zugreifen, alles andere ist gesperrt und so muss die Welt weiter ohne meine Berichte und Bilder weiterleben- zumindest vorerst.