Durch Pekings Wohnzimmer

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Durch die Pekinger Hutongs. Perfektes Wetter!

Das mit dem Frühstück müssen wir noch einmal üben. Heide und Anton frühstücken von 7:30 bis 8:00, ich von 8:01 bis 8:30 und Barbara und Henning von 8:31 bis 9:05. Jeweils haben wir uns knapp verfehlt. Macht aber auch nichts, fest ausgemacht hatten wir ja nichts und (fast) pünktlich kurz nach 9 sitzen wir auf den Rädern.

Eilig haben wir es nicht, denn wir wollen Peking ja in den nächsten Tagen mit Muße erkunden.

Heute radeln wir als Einstimmung erst einmal durch das Pekinger Wohnzimmer: Die Hutongs, jene Altstadtgassen, über die vor einigen Jahren schon das Todesurteil gesprochen war und die nun lebendiger denn je sind.

Die Gegend rund um unser Hotel, dort wo früher die Gefolgsleute des Kaisers ihre schicken Familienresidenzen hatten, sind nun wieder in und hip. Der Nanluogu Xiang, einst eine beschauliche Altstadt-Gasse, ist nun DIE Partymeile von Peking. Nun ja, schön bunt, aber nicht wirklich unser Bier.

Rasch überqueren wir den chinesischen Ballermann und sind zurück im Wohnzimmer. Fahren an Schach spielenden alten Herren vorbei, die ihr Unterhemd über den dicken Bauch gerollt haben, beobachten Bauersfrauen, die ihr Gemüse auf einem Lastenfahrrad an der Gassenecke feilbieten.

Schoßhunde jagen Katzen, Kinder machen sonnige Spaziergänge mit ihrem Großeltern. Wir durchqueren einen Gemüsemarkt, probieren chinesische Sesambrötchen, noch herrlich warm.

Und stehen plötzlich (wenn auch geplant!) auf der Straße des Ewigen Friedens. Was für ein Kontrast!

Von hier ist es nicht mehr weit zum Platz des Himmlichen Friedens, wir biegen auf den riesigen Platz, genießen die fast autofreie Fläche und lassen rollen.

Südlich vom Vordertor, dem ehemalig wichtigsten Stadttor Pekings, kehren wir in der alten Vorstadt in meinem neuen Lieblingsrestaurant ein, einer originellen Peking-Oper-Kneipe mit entsprechendem Dekor.

Frisch gestärkt führt uns der Nachmittag auf die Einkaufszeile Dazhalan und, da das Wetter so schön und die Zeit noch frisch ist, zum Himmelstempel, der eigentlich morgen auf dem Programm stand.

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir dann wieder im Hotel. Müde, sonnengegerbt und die Erkenntnis reicher, dass Peking eine ziemlich spannende Fahrradstadt ist!

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-12_dushi154.gpx“]

250 = 249

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Peking ohne Smog

„Macht 250 Yuan!“, sagt die Chefin im China-By-Bike-Stammrestaurant Duowei Ju.

Ich drehe mich zu meiner heute angekommenen Gruppe um und frage, was sie schätzt. Wieviel das heutige Abendessen kostet.

„600!“, sagt Henning.

„300, nein, 350!“, vermutet Barbara.

Anton und Heide liegen beide zwischen 40 und 50 Euro, also 300 und 350 Yuan.

Die Restaurant-Chefin nimmt unser Zögern als Verstimmtheit.

„250, könnt auch gerne 249 Yuan geben!“, sagt sie peinlich berührt.

Ich brauche eine Weile, um zu verstehen, was in ihrem Kopf vorgeht. Ein 250er ist in China kein wirklich guter Mensch. Einem Chinesen eine 250 an den Kopf zu werfen ist in etwa gleichzusetzen, zu einem Türken „Fick Deine Mutter!“ zu sagen.

An der 250 hatte sich zwar keiner aufgehängt, aber wir haben einen Yuan gespart. Es leben die kulturellen Unterschiede! 😉

Hier sind wir also, Heide, Barbara, Anton und Henning sowie meine Wenigkeit, bereit, Peking und Shanghai mit Rad zu entdecken. Zwei Räder – Zwei Städte heißt die Tour, die nun zum ersten Mal stattfindet. Und das Wetter verwöhnt uns, Peking begrüßt uns mit klarstem Wetter und strahlendem Sonnenschein. Heute waren wir erst einmal zu Fuß durch die Pekinger Altstadtgassen (Hutongs) unterwegs. Morgen werden wir dann auf das Fahrrad umsteigen.

Schöne andere Seite

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Einmal um den Berg von Yangbi nach Dali bei schönstem Radwetter

_DSC6390

Vor zwei Jahren habe ich an dieser Stelle über die Schäl Sick von Dali geschrieben. „Schäl“ ist das Seitental auf der anderen Seite des Cang-Gebirges schon lange nicht mehr. Und bei strahlenden Sonnenschein ist die Tour von Shaxi nach Yangbi immer wieder eine der schönsten Etappen, die wir im Programm haben.

Am Tag darauf dann ein wenig Kontrastprogramm. Das enge Tal, das vom Erhai-See hinab zum Mekong führt, ist gerade einmal breit genug für die Autobahn, ein paar kleinere Siedlungen und die alte Burmastraße, auf der wir uns mühsam nach oben kurbeln.

Immerhin sind die Baustellenfahrzeuge, die uns noch vor zwei Jahren gequält haben, verschwunden, und mit ihnen auch der lose Sand. Nach zwei nicht unbedingt schönen, aber durchaus interessanten Stunden haben wir die Passhöhe und die Großstadt Xiaguan erreicht, vor zwanzig Jahren noch ein größeres Dorf, das nun das gesamte Südufer des Erhai umfasst.

_DSC6399

Danach sind es noch 17 Kilometer bis nach Dali, unserem Ziel. Die letzte kleine Anhöhe haben wir um 13:00 Uhr erreicht, feiern Michaels letzten Pass mit einem Gipfelbier und rollen dann entspannt – nein nicht ins Hotel – sondern in die Bakery 88 (leider ohne eigene Homepage!).

Streuselkuchen!!!

(Tracks folgen!)

Buddhas bei die Affen

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

In Shaxi und um Shaxi herum

Eigentlich wollte ich heute ja über Shaxi und das fantastische Hotel Laomadian schreiben. Vor allem über das tolle Essen!

Ehe ich die Kamera scharfstellen konnte, waren, für unsere sehr genügsame und aufmerksame Gruppe eher selten, die Teller leer.

Daher nur die Reste-Fotos. Bierflaschen sind glücklicherweise ja auch nach dem Konsum noch da.

Aber den kleine Luxus haben wir uns auch verdient! 500 Höhenmeter sind es bis zum Steinschatzberg! OK, wir habe diese im Auto bewältigt, aber wir haben ja auch immerhin fast 10.000 Höhenmeter in den Knochen.

Wie auch immer: Der Steinschatzberg zeigt sich von seiner schönsten Sonnenseite, und zum ersten Mal habe ich in immerhin 20 Jahren gutes Licht zum Fotografieren.

Vor 12 Jahren, als ich zum letzen Mal die Reise Südlich der Wolken geleitet habe, war ich noch geschockt, weil der authentische alte Tempel einem Neubau weichen musste. Nun kann keiner mehr den Unterschied erkennen. Chinesische Bauprojekte altern schnell, das kommt der kürzliche errichteten historischen Bausubstanz zugute!

Und der Tourismus boomt! Sehr zur Freude der lokalen Affenbande, die sich schon längst bis zum Parkplatz trauen und sich gerne auch mal am Proviant der Reisenden bedienen. Vor 20 Jahren konnte man noch froh sein, überhaupt einen Affen zu sehen. Heute sind sie überall und lassen sich kaum von den Touristenströmen stören.

„Don’t feed the monkey!“, steht an den Bäumen geschrieben. „Feed me, feed me!“, scheinen die Affen zu kreischen und treffen auf willige Ohren.

Dick sind sie geworden, die Primaten, und haben sich deutlich vermehrt. Da erschrickt sogar eine Yi-Frau in Tracht, und die haben normalerweise vor gar nichts Angst!

Shigu Vista Social Club

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

90 km von Shigu nach Shaxi, Sonne, Gegenwind und Berge

Früh morgens, wenn die Sonne noch nicht ganz über die Berge gekrochen ist, trifft sich in einem Pavillon hoch über der Stadt der „Shigu Vista Social Club“. Die Musik ist einzigartig durch ihren bestechenden Variationen, die Leidenschaft und die Vielfältigkeit der Rhythmen. Aber seht und hört selbst:

Nun gut, da könnte selbst Wim Wenders keine Erfolgsgeschichte draus stricken. Aber immerhin: Die alten Menschen treffen sich, machen Musik und verdienen sich nebenbei noch ein wenig Geld. Denn der Pavillon liegt auf dem Gelände des Denkmals für die geglückte Überquerung des Yangzi durch die Truppen Mao Zedongs während des Langen Marsches.

Da kommt vor allem am heutigen Nationalfeiertag so mancher Revolutionspilger oder auch nur einfacher Tourist vorbei, hinterlässt eine kleine Spende für die Darbietung oder kauft die CD. So wie Rüdiger, der die Gruppen damit auslöst.

Denn wir haben noch viel vor heute!

90 Kilometer und mehr als 1.000 Höhenmeter stehen auf dem Programm, und nach einer kleinen Einrollphase entlang des Yangzi geht es auch gleich zur Sache. Aber unsere Muskeln sind inzwischen gut trainiert! Etwas ungewöhnlich ist nur der rege Verkehr, den ich auf dieser Strecke eigentlich gar nicht kenne. Aber klar: Es ist Nationalfeiertag und halb China ist mit der Privatkarre unterwegs. Bei der Mittagspause zeigt uns Xiao Ding, unser Fahrer, Bilder von Megastaus in den chinesischen Social-Media-Kanälen; Menschen, die zwischen Blechlawinen Ping-Pong spielen oder ihr Golfhandicap verbessern. Liebe chinesische Kollegen: Wie wäre es denn mit dem Fahrrad als Verkehrsmittel???

Wir kommen auf jeden Fall gut voran und rollen gegen 17:00 Uhr in Shaxi ein. Das Laomadian empfängt uns wie immer mit offenen Armen und entspannter Atmosphäre. Aber davon morgen mehr!

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-01_lancang151.gpx“]

Yangzi, Yangzi!

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

108 km von Tacheng nach Shigu. Perfektes Wetter!

Blöd, wenn man das Label „Perfekter Tag“ schon gebraucht hat. Daher für heute nur ein Foto, das alles aussagt. Wir haben es genossen!

_DSC1240

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-09-30_lancang151.gpx“]

Paschas und Patriarchen

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Ruhetag mit Bonbons!

Wenn es um Tiere geht, bin ich skeptisch. In Nepal, im Terai Nationalpark, verbrachte ich einmal zwei Stunden auf einem Elefanten-Rücken. „Chance to see a Pangolin: 70 Percent. Chance to see a tiger: 20 Percent! Chance to see an Elephant: 100 Percent!“

Auf dem Elefanten saßen wir, den haben wir gesehen und schmerzhaft gespührt, aber ansonsten kein Tiger und kein Ameisenbär. Nur ein paar Vögel und richtig große Ameisen, rot und fett. Aber dafür fahre ich nicht nach Südnepal!

Heute also Goldhaaraffen. Vor ziemlich genau 15 Jahren traf ich in Zhongdian ein Reporter-Team der Geo. Der Journalist frustriert, weil sein Auftrag war, über die mangelhaften Koservationsbemühungen der Chinesen zu berichten. „Alles perfekt!“, erzählte er mit hängenden Mundwinkeln. Die Chinesen machen, was die Bewahrung seltener Spezies angeht, einen super Job. Der Fotograph klagte derweil über schlechte Witterungsbedingungen.

Wir können nur festhalten: Den Goldhaaraffen geht es gut, sie sagen gerne auch mal auf zwei Meter Entfernung guten Tag und das Wetter war für uns Amateurknipser perfekt!

Nur der Pascha machte sich rar und scheucht lieber Artgenossen über die Bäume!

Den buddhistischen Patriarchen bekamen wir auch nicht vor die Linse, auf dem Berg mit phantastischer Aussicht wurde mehr gebaut als gebetet.

Der perfekte Tag

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

86 km von Weixi nach Tacheng. Fabelwetter!

Beim Blick aus dem morgentlichen Hotelzimmer bin ich skeptisch. Es nieselt leicht, der Himmel ist verhangen.

Aber da: Ein Stück blauer Himmel. Also hänge ich mich beim Frühstück weit aus dem Fenster. Das wird ein wunderbarer Tag, postuliere ich, und die Gruppe hängt sich mental in den Himmel und nickt skeptisch.

Glück gehabt: Es wird ein strahlender Tag, mit blauem Himmel, kaum Wind, Temperaturen um die 25 Grad (etwas 20 Grad auf der immerhin fast 3.000 Meter hohen Passhöhe!). Wir genießen die 900 Höhenmeter, die wir uns nach oben schrauben, zelebrieren unseren letzten hohen Pass mit einem Gipfelbier und rollen dann entspannt auf Flüsterasphalt nach unten. 40 Kilometer, 1.000 Höhenmeter. Ohne zu bremsen! Einfach nur geil!!!

Dann wird die Straße enger und wir nähern uns dem Yangzi. Vor zwei Jahren logierten wir hier im Damo Hotel, simpel aber gut. Das machen wir wieder, nur dass es diesmal mehr als simpel und mehr als gut ist! Zum Abendessen gibt es zwar keine Wespenlarven, wie vor zwei Jahren (leider ausverkauft!), aber immerhin Butterpilze und Schweinehack im Eimantel, frittiert. Wir können also kein Haar in der Suppe finden!

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-09-28_lancang151.gpx“]

Das Hämmern in unseren Köpfen

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

138 km von Cizhong nach Weixi. Und dann ein Ruhetag zum Mondfest!

Aus meiner Studienzeit in Peking bin ich das gewohnt: Gebaut wird vor allem nachts. Auch gerne die lärmintensiven Bauabschnitte. Auf jeden Fall hämmert bis spät in die Nacht der Bautrupp an der zwei Kilometer entfernten Hochbrücke über den Mekong. Das Hämmern in unseren Köpfen. Ist gegen zwei Uhr vorbei. Himmlische Ruhe herrscht über dem Mekong-Tal. Und obwohl wir am Abend auf das angepriesene Huhn verzichtet haben, kräht ausnahmsweise, wie sonst in China auf dem Land üblich, kein Hahn um 5 Uhr früh. Glück gehabt!

Es wird gebaut, im Mekong-Tal. Zwei Staustufen sind geplant, auf dem etwas 30 Kilometer langen Abschnitt von Cizhong flussabwärts. Für uns heißt das: Baustellenverkehr, Matsch auf der Straße und einige faszinierende Einblicke in die chinesische Baulogistik:

Hinter der zukünftigen Staumauer wird es dann ruhig, das Tal lieblich und der Verkehr sporadisch. Im kontanten Auf-und-Ab geht es das Tal hinunter, meist mit Gegenwind, aber dennoch recht flüssig. Die eigentlich geplante Zwischenübernachtung auf halber Strecke schenken wir uns und fahren einen Ruhetag in Weixi heraus. Bis wir dort sind, erwartet uns ein 30 Kilometer langer Schlussanstieg. Durchschnittlich 5 Prozent, also fahrbar, mit dem einsetzenden Rückenwind sogar recht angenehm. Gegen 18:30 sind wir dann in Weixi und stoßen mit dem obligatorischen Schmutzbier auf die längste Etappe der Tour an.

Der Ruhetag plätschert dahin, wir waschen Wäsche, schreiben Mails und spazieren durch Weixi, eine, wie wir im Katalog schreiben würden „typisch chinesische Kleinstadt“.

Nach dem Abendessen beglückt uns die Restaurant-Chefin mit einem selbstgebackenem Mondkuchen.

_DSC1166

Im Magen sehr solide! Es wird Zeit, dass wir morgen wieder auf die Räder kommen! 800 Höhenmeter warten auf uns.

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-09-26_lancangyun151.gpx“]

P.S. Der Track ist leider unvollständig, weil Garmin GPS-Geräte herstellt, die mehr Bugs als Funktionen haben. Mein GPS spinnt eigentlich seit Kauf, jetzt setzt es langsam, pünktlich zum Ablauf der Garantiezeit, fast komplett aus. Dringende Empfehlung: Garmin-Geräte vermeiden, falls es Alternativen gibt (was leider nicht der Fall ist!)

Schneller als die Sonne

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

73 km von Deqin nach Cizhong. Endlich Regen…

Vielleicht waren wir einfach zu leichtsinnig!

Anton, unser Wetterfrosch (während ich das schreibe, fällt mir zum ersten Mal die Ähnlichkeit zu Elmar Gunsch auf!) postulierte gestern Abend mal wieder „es könne ja gerne die ganze Nacht durch regnen!“. Hat es dann auch getan. Am Morgen dann noch ein paar Tropfen und dann sich ständig besserndes Wetter.

In wilder Schussfahrt geht es hinab zum Mekong, 1.200 Höhenmeter auf 20 Kilometern. Gerade, als wir das Mekong-Tal erreichen, bricht die Sonne durch die Wolken. Unsere Augen glänzen. Alles gut!

Zu früh gefreut!

Erst bläst uns ein Orkan entgegen, der selbst den Gegenwind auf der „längsten Abfahrt der Welt“ auf dem Friendship Highway zwischen Lhasa und Kathmandu in den Schatten stellt. In seinem Sog zieht er eine Regenfront mit, die es in sich hat. Wie Nadeln treffen uns die Regentropfen. Innerhalb von wenigen Minuten sind wir pitschnass. Immerhin, der Wind lässt nach!

Nach einer guten Stunde ist der Spuk vorbei, und die Sonne zeigt sich. Hält immer gut zwei Kilometer Abstand von uns.

„Schnell, bevor die Sonne uns erreicht!“, rufe ich Anton zu, als ich ihn überhole. Anton lacht, hält an und macht ein Foto vom sonnendurchflutenden Mekong-Tal, zwei Kilometer entfernt, im Norden.

Irgendwo zwischen Sonne und Regen erreichen wir Cizhong.

Der Küster sei gerade weggefahren, erzählt unser Herbergsvater und telefoniert dem Schlüssel der Kirche hinterher, wegen der wir nach Cizhong gekommen sind.

Die Kirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und 2003 restauriert. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Papst Gregor XVI die Tibet-Mission auf den Weg gebracht und in den nächsten Jahrzehnten 44 Missionare auf ein im Wortsinne religiöses Himmelsfahrtskommando geschickt. Weniger als die Hälfte der Missionare überlebten, fielen unbekannten Krankheiten, Banditen und lokalen Intrigen zum Opfer.

Der tibetischen Theokratie waren die Eindringlinge ein Dorn im Auge, vor allem, als diese anfingen, Land aufzukaufen und an leibeigene Bauern zu verschenken. Mit dem Bau der Schmalspureisenbahn Haiphong-Kunming und der damit verbundenen Ausweitung des französischen Einflusses auf Yunnan pilgerten Anfang des 20. Jahrhunderts weitere Missionare in den Südwesten Chinas. Vor allem im Mekongtal konnten sich einige der Priester eine Basis schaffen und erlangten durch ihr soziales Engagement den Respekt vor allem der einfachen Leute.

Neben der Kirche in Cizhong entstanden entlang des Mekong in dieser Gegend 13 weitere Gotteshäuser. Nur wenige sind heute noch erhalten, jedoch eilt keiner der anderen Kirchen ein vergleichbarer Ruf voraus. Oft sind es einfache Backsteinhäuser ohne nennenswerte Dekoration.

Unser Herbergsvater streckt den Daumen nach oben und begleitet uns zur Kirche. Immer wieder ein Erlebnis!

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-09-25_lancang151.gpx“]