Balagezong, Balagezong

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Von Zhongdian zum Yangzi. Ideales Radfahrwetter

Balagezong, Balagezong…

Rhythmisch brettern unsere Reifen über die kleinen Unebenheiten der Straße.

Balagezong, Balagezong…

Die ersten Steigungen haben wir hinter uns, es rollt gut und die Aussichten sind fantastisch!

Die Ausfahrt aus Zhongdian ist wie vor zwei Jahren eher trist und staubig. Doch schon hinter der ersten Kuppe beruhigt sich der Verkehr und wir rollen mit leichtem Rückenwind durch ein liebliches Tal.

Balagezong, Balagezong…

Vor zwei Jahren wollten wir die gerade für den Tourismus erschlossene Region Balagezong besuchen. Bei den Planungen für „Auf den Spuren von Wanda“ war mir auf der ITB ein Stand aufgefallen, der Balagezong vorstellte. Enge Schluchten, unberührte Natur, Schneeberge. Das überzeugte.

Zwei Wochen vor der Tour verwüstete ein Erdbeben die Region. Balagezong war unzugänglich und wir wurden auf der Tour Zeuge der Verwüstungen, die auch Benzilan, unser nächstes Ziel am Yangzi getroffen hatten.

Zwei Jahre später waren wir dann endlich da. Es hat sich gelohnt!

Vor allem der Weg nach Balagezong begeistert uns. Schon die Strecke von Zhongdian bis zum Yangzi ist fantastisch, erst einige Höhenmeter nach oben, dann eine kleine Abfahrt, wieder gut 200 Höhenmeter bis zum Ort Nixi und dann: Schussfahrt! 1.300 Höhenmeter auf knapp 40 Kilometer! Und das alles bei bestem Radwetter, 25 Grad und Sonne, die immer wieder zwischen den spektakulären Wolken hervorkommt.

Da hat ein 20 Kilometer langer Schlussanstieg mit mehr als 400 Höhenmetern in der Regel etwas nervtötendes, vor allem am Ende einer Etappe. Nicht so der Weg nach Balagezong! Erst leicht, dann stärker ansteigend windet sich die schmale, fast autofreie Straße durch eine immer enger werdende Schlucht, durch die ein wilder Bergbach tobt. Dort, wo die Straße endet, steht auch unser Hotel. Praktisch!

Am nächsten Tag bekommen wir dann eine Lektion in Sachen chinesischem Tourismus. Balagezong darf man nur in der Gruppe und mit lokalem Reiseführer besichtigen. Und dann auch nur nach festem, auf die Minute festgelegtem Programm. Und Tashi, unser tibetischer Guide für den halben Tag, war im letzten Leben wohl Spieß bei der Bundeswehr. Jedenfalls wenn es um die Gäste, sprich uns geht. Dann heißt es zehn Minuten hier, nicht zu weit weggehen, Punkt 12:50 wieder aus der Schlucht zurück. Wenn er uns nicht gerade herumkommandiert, dann flätzt er sich faul auf seinen Autositz.

Schön war es trotzdem, auch wenn wir den namensgebenden Balagezong-Schneeberg nicht sehen konnten, der sich hinter den Wolken versteckte. Nach insgesamt fast acht Kilometern Wanderung durch zwei durchaus eindrucksvolle Schluchten sind wir froh, wieder auf den Rädern zu sitzen. Nach knapp 40 Kilometern erreichen wir Benzilan. Von den Erdbebenschäden ist kaum noch etwas zu sehen.

Die Fahrt durch das Yangzi-Tal, der hier noch Goldsandfluss heißt, macht Lust auf mehr. Wer weiß, vielleicht probieren wir in ein paar Jahren mal die Route von Benzilan nach Sichuan aus, die noch ein Stück den Yangzi entlang führt!

Strecke 20.09.2015, Zhongdian – Balagezong

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Strecke 21.09.2015, Balagezong – Benzilan

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It’s Bicycle Repair Man!

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Tagesausflug in Zhongdian. 42 km bei idealem Radwetter. Arbeitseinsatz im Grasland!

Der übrig gelassene Hühnerkopf zeigt keine negativen Auswirkungen. Das Wetter bleibt schön!

Fast können wir unser Glück nicht fassen: Laut Wetterbericht hat es 16 Grad und Regen. Laut eigener Wahrnehmung und Messung 21 Grad und Sonnenschein. Zum ersten Mal, seit ich in Zhongdian bin, steige ich entspannt aus den heißen Quellen, die der tradtitionelle Abschluß unserer Radtour in die Umgebung Zhongdians sind.

Um die 45 Grad hat das Heilwasser. Da kommt einem schon bei dem Gedanken, das Bad zu verlassen, das kalte Bibbern. Heute steigen wir alle entspannt aus der öffentlichen Badewanne, die heute eine lärmende Schulklasse bei Laune hält und genießen die spätsommerliche Wärme.

Am Vormittag sind wir zum Dabao Si geradelt, einem heiligen Hein knapp 20 Kilometer von Zhongdian entfernt. Noch bei meinem letzten Besuch erzählte einer der Mönche, dass der Tempel schon seit Jahrhunderten eine Schutzfunktion für Tiere hätte. Hühner, Ziegen, sogar Kühe kämen hierher, um ihren Frieden und vor allem Gnade beim Schlachter zu finden, sagte der Mönch, und zeigte mit ausladender Geste auf die Ziegenherde, die Kühe, die Hühner, die es sich auf dem Tempelgelände gemütlich gemacht hatten.

Nun umfasst ein hoher Zaun das Tempelgelände. Die Gebetsfahnen, einst unkoordiniert kreuz und quer zwischen den Bäumen gespannt, wirken seltsam geordnet. Die mystische Stimmung, die den Tempel immer ausgemacht hat, ist ebenso verschwunden wie die Tiere, die nun vor verschlossener Tür mähen, muhen und gackern. Eine versprengte Ziege, die den Sprung über den Zaun gewagt hat, wird von einem jungen Mönch an einem Strick zum Tor heraus gezerrt. Kein Paradies für Tiere mehr!

Ob das gut für das Karma der Mönche ist? Die, so der tibetische Glaube, bei einem verfehlten Mönchsleben als Hund wiedergeboren werden?

Aber wir tun etwas für unser Karma, oder zumindest für die Völkerverständigung. Auf dem Hinweg zum Dabao Si hatten wir eine kurze Rast in einem tibetischen Dorf gemacht. Die Dorfjugend, besser gesagt, ein halbes Dutzend Jungs umkurvte uns mit ihren Rädern. Vor allem der Jüngste hatte sichtlich Spaß daran, den Langnasen seine Radkünste vorzuführen.

Auf dem Rückweg saß er traurig neben seinem Fahrrad auf der Straße. So bunt und doch fahruntüchtig!

Langsam fahre ich an ihm vorbei, denke an meine beiden Kinder. Dem Jungen kann doch sicherlich geholfen werden!

„Stopp!“, rufe ich nach vorne. Drehe um, schaue mir den Schaden an. Die Kette, besser gesagt, lose verbundene Kettenglieder, die von getrocknetem Lehm zusammengehalten werden, ist vom Ritzel gesprungen.

Klarer Fall: Hinterrad lockern, Rad nach untern schieben und die Kette wieder aufziehen. Rüdiger hat glücklicherweise eine Kombizange dabei, die ich auf Tagesausflügen in der Regel im Hotel lasse. Zehn Minuten schrauben und drehen, ziehen und spannen Rüdiger und ich am Rad, unter dem skeptischen Blick der Dorfjugend.

Anton und Michael dokumentieren den Vorgang fotografisch und dann blicken wir in ein strahlendes Gesicht: Die Kette sitzt wieder auf dem Ritzel und die Dorfjugend kramt in ihren Englisch-Kenntnisse: „Thank you very much!“

Gern geschehen!

Rainman at Rest

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Kurzer Flug nach Zhongdian, Probetour zum Songzanlin-Kloster. Brilliantes Wetter!

头等舱丢土豆 Gäbe es diesen Spruch im Chinesischen, ich würde ihn mit „Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln“ übersetzen. Kartoffeln fliegen in China auf jeden Fall First Class und fallen zuweilen aus dem Sack:

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Das war dann eigentlich auch das Einzige, was am heutigen Tag schief ging. Xiao Ding und Xiao Luo, unser traditionelles Begleitteam, holt uns in Zhongdian am Flughafen ab und bringt uns ins Hotel. Dort stehen die Räder schon bereits, die die beiden direkt vom Fahrradladen in Kunming, der unseren gesamten chinesischen Fuhrpark betreut, nach Zhongdian gebracht haben.

Nach einem kurzen Mittagessen mit frittiertem Yakschinken genügen ein paar Handgriffe und schon sind wir abfahrtbereit.

Vor zwei Jahren hatte ich die Räder noch in Einzelteile zerlegt ins Hotel geliefert bekommen. Was für eine Wohltat, einfach Losradeln zu können!

An dieser Stelle ein ernstes Wort: In den letzten Jahren hatte ich mir den Titel des Regenmachers redlich erarbeitet. Wo immer ich auftauchte, es fing zu regnen an. Nicht nur einen Tag! Sondern gerne auch wochenweise. Sobald eine China-By-Bike-Gruppe in ein Regenloch fiel, riefen unsere Reiseleiter in Berlin an und erkundigten sich, ob ich in China sei.

Aus, aus, vorbei! Regenfrei und Spaß dabei!

Fast zehnmal war ich in Zhongdian, und noch nie habe ich die Stimmung am Songzanlin-Kloster, einem der größen tibetischen Klöster Chinas, so genossen. Gebannt starren wir von der Empore des Hauptgebäudes in Richtung Stadt und sind fasziniert von den Schattenspielen, die die tief hängenden Wolken und die untergehende Sonne veranstalten.

Emotional etwas angeschickert beschließen wir den Tag bei einem Hühner-Pilz-Hotpot und tibetischem Hirsebier. Letzteres findet keine Anhänger, das Huhn (ein GANZES Huhn, betont die Restaurant-Besitzerin!) wird bis auf den letzten Rest (siehe Foto) verputzt.

Schließlich soll das Wetter ja schön bleiben!

Dreimal Kunming hin und zurück

Die Oberen Schluchten des Mekongs, 15.09. bis 07.10.2015

Oh wie schön ist der Kunminger Flughafen

Wir sind wieder am Mekong unterwegs! Schon 2013 sind wir den Mekong entlang geradelt. Vom Oberlauf bis ins Delta!.

Nun also erst einmal die Oberen Schluchten des Mekongs. Mit drei Teilnehmern. Das sollte doch einfach sein! Zumindest, was die Anreise angeht. Ist es aber nicht, weil alle vier Radler, meine Wenigkeit eingeschlossen, mit unterschiedlichen Flügen ankommen. Ich bin am 15.09. bereits aus Singapur eingschwebt, wo ich für den Update meines Singapur-Buches recherchiert habe. Anton kam am Vormittag. 40 Minuten zu früh. Ursprünglich hatte ich überlegt, die Zeit bis zu Michaels Ankunft am Flughafen zu überbrücken. Das Internet zeigt aber 30 Minuten Verspätung bei Michael. Also rein ins Taxi, mit Anton ins Hotel. Mittagessen in einer Garküche um die Ecke. Dann wieder zum Flughafen. Michael ist pünktlich unpünktlich. Rüdiger kommt erst morgen. Thai Airlines war der Flug zu dürftig gebucht und sie hat ihn kurzfristig storniert. Unseren letzten Mitradler hole ich also am Folgetag ab.

Bleibender Eindruck für mich aus zwei Tagen Kunming:
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Immerhin, architektonisch durchaus interessant!

Und auch meine chinesische Lieblingsgroßstadt zeigt sich von ihrer besten Seite, zumindest kulinarisch:

Endlich vereint, sind wir dann auch noch auf Stadtbesichtigung gegangen. Unsere bewährte Route durch Kunming: Der buddhistische Yuantong-Tempel, der Cuihu-Park und die leider immer kleiner werdende Altstadt. Ein paar traurige Häuser sind noch übrig, von den traditionellen Holzbauten, die einst Kunming ausmachten. Allerdings ließ die Bausubstanz zuweilen deutlich zu wünschen übrig, und, wie Anton richtig bemerkt, ist es angesichts der Elektroinstallation eher verwunderlich, dass die Altstadt so lange überlebte.

Immerhin: Es entstehen die üblichen Disneyland-Altstadt-Straßen in Kunmings Innenstadt. Das Schöne daran: So wie in China gebaut wird, wirken die Neubauten im alten Stil nach fünf Jahren schon historisch. Der Zahn der Zeit mahlt in China ein wenig schneller!