Die neuen Leiden eines jungen Mannes in China (frei nach Jules Verne)

Erkundung in Shanghai und Beijing, 03. bis 20.06.2013

Neuland

Es gibt Momente bei jeder Erkundung, da weiss man, dass es keinen Sinn hat. Das gilt sicher nicht für Radfahren in Shanghai, hier war ich positiv überrascht, was alles möglich ist und habe einige spannende Touren im Gepäck, die es nächstes Jahr dann als kombinierte Städtetour Peking/Shanghai geben wird.

Aber es gab ja noch andere Pläne! Ca. 60 km von Shanghai in Richtung Osten liegt im Yangzi-Delta die drittgrößte Insel Chinas (nach Taiwan und Hainan), Chongming. Nie gehört? Das ist der geschätzte Leser nicht allein. Nach Chongming fährt kaum jemand. Dabei soll es wunderschön und naturbelassen sein. Perfekt, dachte ich mir, und wollte einen Zwei-Tages-Ausflug dorthin machen, um zu sehen, ob Chongming für eine unserer Touren geeignet ist. Nach 10 Kilometern ist mir jedoch klar, warum nach Chongming keiner fährt, zumindest nicht mit dem Rad: Man kommt dort als Radler schlicht und ergreifend nicht hin, jedenfalls nicht ohne Auto! Durchfahrt für Radler verboten, sagt das Schild auf der direkten Verbindung. Durchfahrt für Radler verboten auch bei den nächsten beiden Parallelstraßen. Durchfahrt erlaubt dann auf der anderen Flussseite in Pudong, dort führt der Weg dann aber durch hässliche Werft- Hafen- und Industrieanlagen. Egal, was auf der weiteren Strecke noch kommen würde, Spass würde der Weg nach Chongming mit einer Gruppe nicht machen. Und mit dem Bus nach Chongming und zurück, nur um dann auf der Insel ein wenig zu radeln, das passt nicht so richtig in unser Konzept.

Also Planänderung, auf durch Pudong in Richtung Hangzhou. Das war die weitere Erkundung auf dem Zettel: Eine Route von Shanghai nach Hangzhou suchen, um sie eventuell in den Folgejahren in eine Tour einzubauen. Leider auch hier das Fazit: Auch wenn Zwischenabschnitte schön sind und interessant, geht die Route (und alle möglichen Alternativen) immer wieder durch Industriegebiete oder durch Dutzende Quadratkilometer ewiggleicher Wohnblocks. Zumindest zwischendrin schnuppere ich ein wenig Meeresluft und lande am zweiten Tag unverhofft in einer hundertfach vergrößerter Version des Hotel California (bzw. dem Haus auf dem Cover der LP), einer abstrusen, aus den Fugen geratenen pseudo-mediterianen Multifunktionsanlage, die so surreal ist, dass sie fast schon wieder Charme hat.

Am letzten Tag schickt der Himmel dann wieder Wasser vom Himmel und ich schenke mir ein Stück des Weges und lasse mich von einem Pick-up an die Stadtgrenze von Hangzhou bringen. Hier schaffe ich es auch beim siebten Anlauf nicht, brauchbare Fotos von Hangzhou zu schießen, da auch Hangzhou Schleier trägt. Heute, am 15.06. dann ein Anflug von Sonnenschein, gerade rechtzeitig zum Abschied. Immerhin, das Essen war gut! (siehe Fotos!)

Nun bringt mich der chinesische ICE (der hier CRH heißt) mit stabilen 300 km/h nach Peking. Dort soll schönes Wetter sein. Glaube ich erst, wenn ich es sehe!


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