Shanghai-Paris und retour

Erkundung in Shanghai und Beijing, 03. bis 20.06.2013

20 km durch das koloniale und traditionelle Shanghai

Heute dann endlich die Französische Konzession! Nicht, dass das Wetter wesentlich besser wäre, aber immerhin, es regnet nicht/kaum und die Temperaturen sind endlich wieder oberhalb von 20 Grad. Nur Sicht auf die Skyline habe ich auch heute nicht, Pudong kann ich mir folglich schenken. Dort steht die Route seit unserer Yangzi-Radtour 2010 schon, viel erkunden muss ich dort also nicht. Aber ein paar Fotos „Rad vor Skyline“ wären schön gewesen. Fast geht es mir mit Shanghai so wie Obelix bei den Schweizern. So wie er, immer wenn er Berge sehen könnte, schläft oder besoffen ist und auf die Frage von Miraculix, wie das Land der Schweizer denn so wäre, „flach!“ antwortet. „Keine Hochhäuser!“ könnte ich also postulieren. Was weder am Alkohol noch an der Müdigkeit liegt, sondern schlicht und einfach an der dicken Nebeldecke, die die eigentlich recht spektakuläre Skyline von Shanghai regelrecht verschluckt. Aber ich weiss ja, dass die Häuser da sind und habe sie immerhin am ersten Abend gesehen (siehe Blogfotos).
Heute also von China nach Frankreich und zurück. Obwohl: Soviel Frankreich ist da nicht. Vielmehr eine angenehme Mischung aus kolonialer Architektur, chinesischer Lebenskunst und glitzernder Realität. Dort wo die chinesische Modernität auf die historische Substanz trifft (sei es nun chinesische oder westliche), hat das Charme. Meine Route führt heute vom Hotel über den Suzhou Creek zur chinesischen Altstadt mit den Resten der alten Shikumen-Bebauung. Von dort durch wunderschöne und fast verkehrsfreie Alleen in Richtung Hengshan Lu. Die ehemalige Avenue Petain (!) ist die Hauptstraße der ehemaligen Konzession und deutlich zu befahren und im südlichen Teil für Radfahrer ohnehin gesperrt. Daher drehe ich in Richtung Osten ab und radle zum Tianzifang, ein gut erhaltener Block von traditionellen Shikumen-Häusern aus dem 1930er. Eigentlich 2006 zum Abriss vorgesehen, schaffte es eine Künstlerinitiative, Tianzifang vor Zerstörung zu bewahren. Nachdem in den ersten zwei Jahren vor allen Künstlerateliers und Galerien hier ihren Platz hatten, erlangte Tianzifang erst lokale, dann internationale Berühmtheit als ein (in Shanghai extrem seltenes) Beispiel für die Erhaltung historischer Bausubstanz, ohne dies charmelos kaputtzusanieren (sprich Abriss und Neubau im im „alten“ Stil). In den letzten Jahren ist Tianzifang ein wenig zu berühmt geworden und heute eine beliebte Touristenattraktion. Dennoch: Mit seinen stilvollen Cafés und Restaurants in engen, schattigen Gassen eine angenehme Oase in der Stadt.

Nach der Mittagspause führt mich der Weg dann nach Xintiandi, das schicke, etwas zu geleckte Pendant zu Tianzifang. Dort gibt es dann einen Espresso zur Stärkung und dann ist die Runde durch die koloniale Herrlichkeit schon wieder vorbei.

Am Abend regnet es sich dann wieder ein und ich gebe meinen Plan auf, noch einmal bei Nacht in das Viertel zu radeln, auf. A Wen, ein befreundeter Musiker lädt in ein koreanisches Grillrestaurant, also nehme ich die Metro, die direkt vom Hotel dort hin führt und habe einen kulinarischen Abend, bei dem die Feuchtigkeit ausnahmsweise mal nicht von außen kommt. Koreanischer Bambusschnaps ist tatsächlich eine Entdeckung!


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