Das GPS hat immer recht

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: 27,4 Kilometer 507 Höhenmeter (gefühlte 1480 m), km, Wetter: sonnig

Unsere Edelfeder Monika ist wieder mit von der Partie und wir freuen uns, dass sie Blog schreibt!!!

Pünktlich um 5:30 klopft der Sicherheitsdienst an der Türe – Aufstehen zum Sonnenaufgang. Albin hat Magengrimmen und Geburtstag und steht trotzdem auf. Ein Guide zeigt uns den Weg auf ein kleines Hochplateau mit Opferstätte. Die Sonne schickt ihre ersten rot-orangen Strahlen. Vor uns spannt sich eine wunderschöne Kette von Siebentausender auf. Schön klar und gut zu erkennen. Pyramidenförmig steht der Langtan als höchste Erhebung in der Mitte. Die Sonne beleuchtet die ersten Spitzen, das ewige Eis leuchtet strahlt. Dann rutscht die Sonnenlinie langsam tiefer, die Berge bekommen Kontur. Im Tal liegt der Nebel, Rauch von den ersten Holzfeuern steigt senkrecht auf, die Hähne krähen, Menschen kommen aus den strohgedeckten Hütten, das Tal erwacht zum Leben. Auf der Straße ertönen die ersten drängelnden Hupen der LKWs. Wir laufen talwärts zurück zum Hotel zur Frühstücksterrasse. Müsli mit Blick auf die Himalayaberge.

Die ersten Kilometer führen uns weiter bergauf nach Dhulikel, dann abwärts in das Städtchen Banepa. Wir müssen einkaufen: Wasser und Wein. Letzteres, für Albins Geburtstagsfeier, ist schwieriger zu besorgen. Aber Jens und Siggi, die besten Weinflaschenauffinder weltweit, schaffen es auch diesmal eine Kiste im letzten Winkel eins verstaubten Ladens aufzuspüren.

Die kleine Stadt ist ein Handelsplatz, mehrere Straßen führen hier zusammen. Dicke grellbunte Decken stapeln sich neben Wassergefäßen und T-Shirts mit Britney Spears Aufdruck, Plüschtiere sind aufgereiht, dann Säcke mit Reis oder Abfall – das ist nicht genau zu erkennen. Aufgerollte Schläuche, große Schalen mit Knoblauch, Bananen schaukeln auf Rollwägen. Ein junger Mann zieht eine schwarze Ziege hinter sich her, hält einen Bus auf. Das schöne Tier wehrt sich heftig, wird aber von vier Personen in das Gepäckfach gesperrt. Eine andere Ziege hat es besser getroffen. Sie reist – versorgt mit einem Heubüschel auf dem Dach eines anderen Busses.

Doris und Jochen scharren mit den Hufen wie ungeduldige Vollblutpferde. Sie wollen weiter. Wir radeln weiter, raus aus der Stadt. Auf den Feldern wir der Reis abgeerntet. Frauen in roten Gewändern schneiden die Halme ab. In Bündel werden sie aufgestellt und sehen aus wie eine kleine Menschenarmee. Wir müssen die schmale Straße mit den Autos und Motorrädern teilen. Es gibt meist nur eine gut befahrbare Spur – wer zuerst kommt ist der Gewinner. Als Radfahrer sollte man auf das Vorrecht aber nicht immer bestehen.

Kurz darauf kommt das nächste Städtchen. Busse und LKWs haben sich verkeilt – wir schlängeln uns am rußenden Stau und vorbei und stellen die Räder am Hauptplatz ab. Bhaskar winkt und führt uns über eine Hängebrücke zu einem Tempel. Ein heiliger Fluss bahnt sich seinen Weg, Verbrennungsfeuer lodern, streng bewacht von den Unberührbaren, daneben waschen sich die Hinterbliebenen die Gesichter im träge vorbeifließenden Gewässer. Die Nepalis haben eine pragmatische Einstellung, alles spielt sich auf engstem Raum ab: wir kommen an einer abgedeckten Leiche vorbei, weniger Meter daneben wird Reis zum Trockenen ausgebreitet in dem ein Hund seine Pfotenabdrücke hinterlässt. Wäsche wird gewaschen, ein Motorrad parkt daneben. Ein Tempel, ein Museum und ein kleiner Laden mit Schmuck. Auch wir sind pragmatisch und gehen Momos und Nudeln essen.

Dann geht es auf die letzten Kilometer. Und die werden spannend. Kurze Ansage von Jan: Bleibt eng zusammen, die Wege sind nicht ganz einfach zu finden und verwirrend. Über holperige Strecken arbeiten wir uns vorwärts, der Bus fährt links – Dieter beharrt auf sein GPS, das uns nach rechts einen Hang hinauf schickt. Brav fährt ein kleiner Trupp gutgläubig hinterher. Die Strecke wird schmaler, holperiger und einsamer. Wir warten an einer Brücke vergeblich auf den Rest des Teams. Anrufe sind zwecklos – kein Netz oder auf die deutsche Mailbox umgeleitet. Wir kämpfen uns weiter vorwärts. Zweifelnde Blicke zu Dieter, der deutet auf sein GPS-Gerät – wir sind richtig. Wir vertrauen darauf und es wird mühsamer. Jutta rutscht im Schlammloch aus, nur Schmutz und kein Schmerz. Gott sei Dank. Wir schieben die Räder über große Schottersteine und steile Wegstrecken und treffen ein paar Kinder. Sie erklären uns unmissverständlich – die richtige Straße ist da unten. Wir holpern runter und wieder rauf. Jan wartet am Eingang des Resorts auf uns – Albin kommt uns auf der Suche nach Frau und Geldbeutel entgegengestürzt. Er kann alles sicher in die Arme schließen.

Schmutzbier, Sonnenuntergang, Stromausfall. Und dann ein schönes Geburtstagsabendessen mit Wein, Nepali-Rum und Lagerfeuer.

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Lieber arm dran als Arm ab

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Die heutige Etappe führt von Sapa 30 Kilometer bergab, zurück nach Lao Cai und von dort 80 Kilometer auf hügeliger Strecke nach Pho Rhang. Wetter: anfangs leicht vernebelt, später Sonne (!!!).

Der heutige Tag beginnt eigentlich sehr gut. Das Wetter in Sapa ist über Nacht aufgeklart und hinter der Fensterfront im Frühstückssaal unseres Hotels zeichnet sich eine schöne Berglandschaft ab. Das Frühstück ist auch lecker. Baguette, Käse und Kaffee gehört nach langer Anwesenheit der Franzosen zum Standardprogramm. Nach vielen Frühstücksnudelsuppen auch für den experimentierfreudigsten Reisenden eine willkommene Abwechslung.

Gegen neun fahren wir los. Die Abfahrt nach Lao Cai ist stellenweise steil und nass durch den Regen der letzten Tage. Obwohl die Fahrbahn insgesamt gut ist, lauern hier und da fiese Schlaglöcher. Auf der Abfahrt, in einer Kurve kurz hinter Sapa, übersieht Bernd so ein Schlagloch und stürzt. Wir haben Glück im Unglück. Nach einem kurzen Schock klopft er schon wieder die ersten Sprüche. Nur der Oberarm schmerzt etwas, ansonsten alles in Ordnung. Nach einer längeren Pause sattelt der Rest von uns wieder auf, während Bernd und Duong mit dem Begleitfahrzeug in die Klinik nach Lao Cai fahren. Zum Röntgen. Sicher ist sicher. Später am Tag informiert mich Duong per SMS über die Untersuchung im Krankenhaus: Arm angebrochen. Die nächsten Tage wird Bernd uns leider nur noch aus dem Begleitfahrzeug heraus anfeuern können. Trotzdem sind wir alle erleichtert, dass der Sturz am Morgen nicht schlimmer ausgegangen ist: Lieber arm dran, als Arm ab. Bernd trägt es mit Fassung. Er will in den kommenden Tagen die Zeit nutzen um sich unterwegs die Umgebung und kleinere Sehenswürdigkeiten am Wegrand intensiver anzuschauen, als das mit zahlreichen Tageskilometern im Nacken vom Rad aus möglich ist.

Auf der Abfahrt sehen wir zumindest etwas von der herrlichen Landschaft, die wir vor zwei Tagen benebelt von sportlichem Eifer (und Nebel) nicht sehen konnten. Viele viele Reisterrassen, kleine Weiler mit Holzhütten, Wasserfälle, Bäche, Wasserbüffel, dahinter die Kulisse einer Berglandschaft – schön. Je weiter wir nach unten kommen desto wärmer wird es wieder und, ich glaube erstmals auf dieser Tour, zeichnet sich ein astreiner, dunstfreier Sonnentag ab. Erleichterung macht sich breit, die Sonnencreme haben wir nicht umsonst mitgeschleppt.

Da die alte Strecke nach Pho Rang in schlechtem Zustand ist, fahren wir ab Lao Cai auf einer neuen Straße. Der Weg führt durch eine sehr schöne Gegend, was etwas für den zeitweise recht starken LKW-Verkehr entschädigt. Trotz des Verkehrs (neben LKWs fahren fast nur Mopeds und Fahrräder auf den Straßen) macht das Land hier im unwegsamen Norden einen ruhigeren Eindruck auf mich als China. Zwischen den Dörfern kommen wir immer wieder an Bananenplantagen und Reisfeldern vorbei. In den Feldern fressen Wasserbüffel die Reste der abgeernteten Reispflanzen. An der Straße werden frische Ananas verkauft. Wir versuchen erst gar nicht zu widerstehen und machen hier eine längere Pause. Die Ananas wird hier mit Salz zum dippen gereicht. Interessant und nicht schlecht. Ein Highlight auf der Strecke heute sind die zahlreichen Kinder. Den ganzen Tag über scheint irgendwo die Schule aufzuhören, die Straße ist zu jeder Zeit voll von Kindern. Wir werden mit nicht endenden „Hello“ Chören empfangen. Ein Unterschied zu China, neben der schieren Menge an Kindern: hin und wieder hört man auch mal ein „Money?“ heraus. Die Gegend ist ärmer als jenseits der Grenze. Zeitweise begleiten mich drei Jungs auf ihren Klapperrädern tapfer im Wiegetritt bergauf, bergab, bis die Entfernung nach Zuhause doch zu groß wird und die drei sich verabschieden.

Nach 112 Kilometern erreichen wir schließlich unser Hotel in Pho Rhang, eine ziemlich einfache Bleibe, direkt an der Durchgangsstraße. Egal, die lange hügelige Strecke, das warme Wetter und der zeitweise starke Verkehr haben uns heute ziemlich müde gemacht und wir freuen uns erstmal auf das Abendessen mit Wasserbüffel, vietnamesischen Frühlingsrollen und Nachdemschmutzbierbier. Insgesamt eine schöne erste Tagesetappe durch Vietnam, wäre der Sturz am Morgen nicht gewesen.

Mountain Dew

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: fast 70 km, Wetter: sonnig, wolkenlos

Mountain Dew könnte schon längst das beliebteste Getränk der Welt sein, wäre man nicht so ehrlich. Der einzige Verweis des Inhalts auf der Flasche: „Contains no fruit.“ In Nepal wird das Getränk wahrscheinlich vor allem wegen dieser Kompromisslosigkeit geschätzt, auch meine letzte Tibet-Gruppe hat es deswegen in ihr Herz geschlossen.

Selbstverständlich soll hier Mountain Dew aber vor allem für unsere erste Bergankunft stehen, von Anfangs- zu Endpunkt haben wir zwar nicht an Höhe gewonnen, trotzdem haben wir fast 1200 Höhenmeter gemacht. Das Last Resort lag noch in den Himalaya-Ausläufern, da mussten wir erst einmal runter, jetzt sind wir im nepalesischen Mittelgebirge, dort mussten wir hoch. Die Strecke war wunderschön und die Reisfelder in den Tälern wogen in der Sonne, vor allem die letzten 10 Kilometer der Strecke waren aber ziemlich hart und verkehrsreich. Das Pannensoll ist schon jetzt erfüllt (ein paar Platten und gerissene Mäntel). Hier, im Dhulikel Mountain Resort, geht es uns gut und die erste Kniffel-Runde darf man getrost episch nennen, so hoch waren die Punktzahlen. Eduard hat sie knapp für sich entschieden, das muss ich hier neidzerfressen erwähnen.

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No. 1 Ancient Street in China!?

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Suzhou. Besichtigungsprogramm bei perfekten Bedingungen (schon wieder!).

Was gestern verpasst wurde stand also heute auf dem Programm. Nach einer kurzen Zwischenstation an der Zwillingspagode ging es dann zum Garten des Bescheidenen Beamten. Ironie ist in China wohl doch kein Fremdwort, denn dies ist eines der größten Privat-Gartenanlagen Chinas. Allerdings war der Sohn des bescheidenen Beamten auch bescheiden genug um seinen frisch geerbten Garten als Einsatz bei einem Glückspiel herzunehmen und natürlich zu verlieren. So läuft’s halt manchmal im Leben. Da wird man schon als Glückspilz geboren und meint, dass einen das Pech nie einholen wird…

Nach einer kleinen Stärkung in einem wuseligen Nudel- und Teigtaschenrestaurant ging es weiter zur Shantang Jie. Angeblich die „No. 1 Ancient Street in China“… Was auch immer das heißen soll. Die erste Straße in China wird es wohl nicht gewesen sein. Dabei führte der Weg uns durch kleine Gässchen, bis wir vor einer Brücke einen perfekten Parkplatz fanden. Ist ja nicht immer so einfach mit 15 Fahrrädern. Da braucht man schon so viel Platz wie ein PKW. Das Anfangsstück der „No. 1 Ancient Street“ ist ganz nett aufgemacht für Touristen mit Souvenirläden und Cafés. Unterquert man aber die 1. Brücke, findet man sich auf einen Schlag im authentischen Teil der No. 1 wieder. Hier erstreckt sich ein wundervoller Markt entlang der Straße und scheint kaum ein Ende zu nehmen. Märkte sind ja eigentlich immer toll. Aber mit der Kulisse hatte das natürlich etwas Besonderes.

Nachdem wir uns satt gesehen hatten an den Schnapps-läden, Fischständen, Obsthaufen, etc. usw. entspannten wir uns auf einer motorisierten Barke und ließen uns den Kanal entlang schippern. Viele der Eingänge der Häuser zum Wasser wurden mittlerweile zu gemauert. Denn ein Elektroroller ist heutzutage doch schneller und flexibler als ein Bötchen. Vielleicht entdecken sie ja eines Tages die Kanalromantik selber wieder und sehen dann ihren Fehler ein. Klar nerven die Touri-Kahne, die hier täglich vorbei gondeln. Aber man würde doch auch nicht seine Balkontür mit Blick auf die Spree zumauern lassen, nur weil einem zu viele spanische Touristen auf den Straßen unterwegs sind. Naja jedem das seine…

Abends sollte eigentlich eine kleine Kostprobe der Kantonküche erfolgen. Die Kochplatte des Lokals wollte allerdings nicht mitmachen und wir wurden gleich wieder rausgeschmissen. Also sahen wir uns gezwungen wieder zum gestrigen Lokal zu gehen. Der große Festtagstisch war aber leider schon ausgebucht. Dann sollten es eben nur 7 verschieden Gerichte pro Tisch sein, statt 15. Da sieht man mal wieder wie schnell man im Luxus verkommt. Auch an das Frühstück hier im Hotel darf man sich eigentlich bloß nicht gewöhnen.

Teatime!

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Ein Tag mit Tee, es klart auf!

Ach, was ein Tee so alles kann! Verdauung fördern, Schlafprobleme lindern, einen Regentag überbrücken. In der Tendenz klart es auf, zwischendrin kübelt es mal wieder vom Himmel, dann schaut für einen Moment sogar die Sonne durch die Wolken. Wetterkapriolen auf Chinesisch. „Klimaerwärmung“ war einfach ein zu sympatischer Ausdruck, „Klimaveränderung“ wäre das Stichwort, das die Leute hinterm Ofen hervorholt. Aber ich schweife ab!
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Sapa – Stadt in den Wolken

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Heute null Kilometer, weder auf dem Rad, noch im Bus oder zu Fuß. Das Wetter ist zu schlecht: Regen und Nebel – mal wieder.

Der heutige Tag spielte sich im wesentlichen zwischen Hotel, Markthalle, diversen Cafés und dem Restaurant fürs Abendessen ab. Wegen Nebel und Regen streichen wir die geplanten Tagesausflüge ersatzlos. Schade, denn die Umgebung von Sapa hat einiges zu bieten. Bei gutem Wetter hätten wir entweder eine Wanderung in die umliegenden Bergdörfer der schwarzen Hmong, so heißt der hier lebende Volksstamm, oder eine Radtour zum Pass unternommen. Statt mit Aktivitäten vertreiben wir uns die Zeit mit Kaffee trinken, Nudeln essen, Massage, Blog-/Kartenschreiben, Souvenirs shoppen und Menschen fotografieren. Die Frauen der schwarzen Hmong bevölkern die Straßen Sapas und versuchen den zahlreichen ausländischen Touristen allerlei Souvenirs zu verkaufen. In ihren Trachten geben sie hervorragende Fotomotive ab. Die meiste Zeit verbringen wir in den Cafés bei Teilchen und vietnamesischen Kaffee, einer dicken, Mocca artigen Brühe die mit süßer, dickflüssiger Kondensmilch getrunken wird. Nicht jedermanns Sache, ich finde ihn aber ganz lecker. Am Abend führt Duong uns in eine Art vietnamesisches Hotpot Restaurant. Sehr schmackhaft, aber bislang scheint mir die vietnamesische Küche, abgesehen von ein paar anderen Gewürzen, noch recht ähnlich wie die chinesische. Vielleicht liegts aber nur an der Nähe zu China, ich habe jedenfalls gehört, dass die Küche ganz anders sein soll.

And now ladies and gentlemen, please go this way!

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Suzhou. Erstes Testradeln bei perfekten Bedingungen.

Mit dem chinesischen Schnellzug ging es mit knapp 300 km/h nach Suzhou. Kaum kam der Zug auf seine Höchstgeschwindigkeit musste auch bald schon wieder gebremst werden. Auch ganz schöne Laufruhe für die Geschwindigkeit. Ein Hoch auf die Deutsch-Chinesische Joint-Ventures! Auf jeden Fall waren wir in sage und schreibe 25 Minuten da…

Ich bin immer wieder erstaunt über das hiesige Bahnhofsystem. Im Grunde genommen funktioniert es wie im Flughafen nur schneller und effizienter. Es gibt Warteräume speziell für die einzelnen Gleise; ohne Ticket kommt man gar nicht aufs Bahnhofsgelände; Das Gate bleibt nur kurz geöffnet um ein möglichst zügiges und reibungsfreies Ein- und Ausssteigen zu ermöglichen. China gibt sich wirklich mühe die Massen, die täglich im ganze Lande unterwegs sind unter Kontrolle zu bekommen. So langsam funktioniert hier alles und es wirkt alles so wahnsinnig geregelt. Wie schnell die Zeit vergeht…

In Suzhou angekommen stecken wir erstmal im Stau und der Fahrstil unseres Busfahrers lässt einige von uns doch zweifeln, ob es wirklich eine gute Idee ist hier Fahrrad zu fahren. Im Hotel ließ man uns leider noch nicht einchecken, da es ja doch noch recht früh am morgen war. Also bleib uns nichts weiter als unsere Räder schon mal zu holen. Sonst ist man in Suzhou ja doch ein wenig verkehrsunfähig. Die Busse steckten im Morgenstau und die einzige U-Bahn-Linie, die schon fertig ist hilft uns nicht wirklich weiter. Somit waren wir gezwungen den beschwerlichen langen Weg per pedes zurückzulegen. Bei 15 Leuten kann es natürlich ein wenig dauern, bis alle mehr oder weniger zufrieden waren mit dem Ergebnis. So schraubten wir bis zum Mittagessen und probten dann erstmal unsere Gäule mit einer kleinen Spritztour zurück zum Hotel und checkten endlich ein.

Am späten Nachmittag war die Überlegung noch einen Garten zu besichtigen. Die Sonne geht hier allerdings schon recht früh unter und somit gaben wir uns zufrieden mit einem kleinen Spaziergang an der Pingjiang Lu, eine kleinen Straße entlang eines Kanals in der Suzhouer Altstadt. In den meisten China-Werbe-Prospekten ist eigentlich immer ein Bild von Suzhou mit dabei. Denn hier gibt es sie noch. Das Bild Chinas, wie sie sich unserer einer das Land vorstellt, wenn man es nur aus TUI-Reiseprospekten kennt.

Unser Abendmahl nahmen wir an einem riesigen runden Tisch, an dem endlich mal alle 15 Platz fanden. Somit konnte ich auch endlich mal querbeet 15 verschiedene Gerichte bestellen, die alle auf die Lazy-Susan in der Mitte kamen. Geschmeckt hat dabei fast alles. Außer das Bier, dass mit 1,6% Alkohol schon fast als Alkoholfrei durchgeht. Da hat selbst ein Jever-Fun mehr Geschmack.

Da das Kulturprogramm heute ins Wasser fiel gingen wir zum Abschluss noch in den Garten des Meisters der Netze. Manche sagen sein Erbauer hätte nach seiner Zeit als Beamte seinen Rentenalltag als Hobby-Fischer genutzt, da er jene Leben sehr romantisierte. Der Grund für unseren abendlichen Besuch dieses Gartens waren die musikalischen Vorführungen und kurzen Theaterstücke in den verschiedenen Bereichen des Gartens. Man wurde von einer Moderatorin durch den Garten geführt zu den jeweiligen Stationen. Ein recht interessantes Wanderkonzert könnte man sagen. Hängen geblieben ist vor allem die Ansage: „And now ladies and gentlemen, please go this way!“.

Kneipkur zur Teekultur

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Wasserkur von Pu’er nach Chaboyuan, 30 km, kupiertes Gelände

Was wie ein Reisetitel bei den Kollegen von One World klingt, ist leider bittere Wahrheit. Mein Blog-Schlusssatz von gestern hat sich erfüllt. Nein, nicht ganz: Der Regen war kalt, nicht warm. Erstaunlich, dass die Gruppenstimmung weiterhin gut ist. Fünf Regentage am Stück in der Trockenszeit sind schon extrem, selbst wenn man, wie ich nach der Yangzi-Radtour 2010 als Regenmacher verschrien ist.
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Social Crimes

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Siehe Bild Nr. 1, leider bei 6h Busfahrt (für 120km) unumgänglich, ebenso beim Radfahren. Der Ruf „Social Crime“ hallte durch den Bus und schon wurde gehalten. Beschränkt sich glücklicherweise meistens auf Nummer Eins, wir fühlen uns jetzt trotzdem schuldig, aber schön, dass Nepal keine anderen Probleme hat! Die Menschen hier scheinen glücklich und zufrieden, für uns erscheint ihr Leben ziemlich chaotisch aber irgendwie können wir sie trotzdem verstehen. Die Siebentausender des Langtang waren heute im Norden gut zu sehen, was im versmogten und verstaubten Kathmandu-Tal eher die Ausnahme ist. Früher waren sie wohl immer sichtbar, vielleicht hilft ja jetzt die Anti-Defecation-Kampagne.

Heute die erste kurze Radetappe mit viel Vorlauf: wir haben Kathmandu verlassen und sind hoch an die tibetische Grenze geholpert, dort sind wir auf die Räder gestiegen und die kurze Strecke zum Last Resort wieder zurückgefahren. Dieter hat die erste Panne der Tour zu verantworten, Mantel durchgeschlagen, war wahrscheinlich keine Absicht…jetzt sitzen wir im dichten Grün und trinken und speisen, alles Bestens.

P.S. Xiuchen: alles Liebe zum Geburtstag, schön dass Du in Berlin bist!

Gegen die Uhr

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Heute verlassen wir am Grenzübergang Hekou China und betreten in Lao Cai vietnamesischen Boden. Da die Strecke von Manhao nach Hekou nicht mit dem Rad befahrbar ist, greifen wir auf einen Bustransfer zurück. Danach erwartet uns die Bergankunft in Sapa. Das Wetter ist mal wieder wie es nun mal ist.

Es ist Freitag. Vier Tage sind unsere Einreise nach Vietnam und unsere Auffahrt nach Sapa nun her. Nach dem Abendessen sitzen Günther, Dietmar, unser vietnamesischer Guide Duong und ich noch eine Weile zusammen. Das Gespräch dreht sich lange um die Bergankunft am Dienstag: „NICHT EINEN METER ZUM AUSRUHEN!“, „SCHWERER ALS ALP D´HUEZ!“, aber: „WIR HÄTTEN ES ALLE GESCHAFFT!“. Radfahrergarn hin oder her, dieser Anstieg ist der fiese Möpp unter allen Bergetappen unserer Tour: auf 27 Kilometer windet sich die Strecke den Berg hinauf bis nach Sapa, dem ehemaligen Luftkurort der französischen Kolonialmacht. Stellenweise Steigungen von mindestens fünfzehn, wenn nicht zwanzig Prozent. Trotzdem, jeder in dieser Gruppe hätte es geschafft. Nur: wir hatten keine Zeit!

Am Dienstag Morgen um acht Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Für die Aus- und Einreiseformalitäten schätzt Manager Wang, benötigen wir am Mittag nur eine Stunde. Genug Zeit also, um nach dem Frühstück noch seinen botanischen Garten anzuschauen. Gesagt, getan. Herr Wang führt uns mit Leidenschaft und Detailkenntnis durch die Anlage. Mit jedem Blick auf die Uhr werden wir aber ungeduldiger. Wir wollen lieber etwas großzügiger für die Grenzüberquerung kalkulieren. Alle möchten sich am Nachmittag an der Auffahrt nach Sapa versuchen.

Endlich sitzen wir dann im Bus Richtung Hekou. Dort angekommen heißt es erstmal Geld ziehen, Tee kaufen und eine Post suchen. Dann erst, schon jetzt weit hinter unserem Zeitplan, machen wir uns auf den Weg zum Grenzübergang. Die Ausreise aus China funktioniert problemlos. „Das geht ja viel schneller als wir dachten“ sage ich zu Christine, während wir den Grenzfluss in Richtung der vietnamesischen Grenzstation überqueren. Die Rechnung haben wir aber ohne die vietnamesische Grenzkontrollsoftware gemacht. Nachdem der (einzige) Grenzbeamte Günther und Dietmar durchgewunken hat, gibt es ein Computerproblem. Beschäftigt mit der Kontrolle von Durchgangsberechtigungen, hat der Beamte kaum Zeit sich um unsere Pässe zu kümmern. Zwei Stunden dauert es, bis wir schließlich einreisen können.

Auf der anderen Seite nimmt uns Duong in Empfang und wir verladen unser Gepäck in das Begleitfahrzeug, das uns den Rest der Tour begleiten wird. Duong macht uns wenig Hoffnung Sapa noch mit dem Rad erreichen zu können. Vier Stunden brauchen gute Fahrer von der Grenze bis nach Sapa. Durch unsere Trödelei am Vormittag und die Komplikationen bei der Einreise ist es schon nach zwei Uhr. Eine Ankunft bei Tageslicht scheint nicht mehr möglich. Wir sollen aber versuchen so weit zu kommen wie möglich, ermutigt uns Duong. Er verspricht wenn nötig die Reste unserer Gruppe mit dem Begleitfahrzeug einzusammeln.

Ausgestattet mit dem Luxus eines Begleitwagens und angefixt durch Duong, geben wir die Jagd auf Sapa also frei. Einzeln oder in Zweiergrüppchen kämpfen wir uns Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Dieser Anstieg hat es in sich: es gibt kaum flache Passagen, je weiter wir nach oben kommen desto kälter wird es, bald schon stecken wir wieder im tiefen Nebel und es nieselt, langsam aber unaufhaltsam wird es dunkler, die Beine brennen, das Sitzfleisch schmerzt. Irgendwo, alleine in der Steigung vermisst Dittmar seine Jacke, die schon mit dem Gepäck im warmen Hotel liegt. Etwas weiter unten reißt Udo die Kette, zum Glück in einem Dorf, wenige Meter vor einer Mopedwerkstatt. Für die Umgebung, sofern man etwas sieht, haben wir heute kaum ein Auge. Alle haben sich das Ziel, Sapa, in den Kopf gesetzt. Am Ende fehlt nicht mehr viel. Das Ortsschild, knapp vier Kilometer vor dem Hotel, erreichen Einige. Irgendwann wird es dann so dunkel, dass auch Dittmar die Segel streicht, als Duong das zweite Mal mit dem Begleitfahrzeug und dem Rest der Bande auf der Ladefläche vorbeigefahren kommt.