Mörderstrecke!

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 125km, Wetter: klart langsam auf

Ein Ruhetag, den wir nicht ungern im kleinen Tansen verbringen: Ruhen ist nach den gestrigen Anstrengungen gut, Tansen ist gut. Gemeinsam sind wir am späten Vormittag aus unserem Berghotel geschlendert, steile Rampen hinunter in das krumme Städtchen. Tihar wird gefeiert, ein wichtiges Fest in Nepal, gestern die Hunde, heute die Kühe, d.h. die Tiere werden geschmückt und durchgefüttert und haben die beste Zeit des Jahres. Die Kinder schaukeln halsbrecherisch auf riesigen Bambusschaukeln und in den Hauseingängen wird Reis gestampft, für den Reiskuchen zum Fest.

Gestern: eine Etappe, die es in sich hatte und die absolut lohnenswert war. Wir sind von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang auf Achse gewesen, zumindest ein Teil der Gruppe. Die Hälfte hat sich morgens um sieben auf den Weg gemacht und ist den Siddharta-Highway in Richtung Süden gefahren, der Rest ist uns ab neun Uhr im Bus gefolgt und dann später eingestiegen. Kaum Verkehr und eine herrliche, kurvenreiche Strecke – nach Kilometer 95, von der Brücke über den Kali Gandaki ab, haben wir uns dann Meter um Meter nach oben geschraubt, die letzten Kilometer über richtig steile Rampen. Zum Schluss kamen heute etwa 2100 Höhenmeter zusammen.

Wir hatten uns Track und Höhenprofil entsprechend eigentlich auf gut 110km eingestellt, es waren dann über 125km, und zwar weil: wir die Tracks, die wir auf den Etappen aufnehmen, immer etwas herunterrechnen müssen, um sie online stellen oder auf den GPS-Empfängern wiederverwenden zu können. Aus fast 5000 Trackpunkten werden so knapp 500, bei einer langen und sehr kurvenreichen Strecke können so fast 15km „begradigt“ werden (auch das Höhenprofil unten täuscht deshalb). Interessant, so extrem war es bis jetzt noch nie. Wir sind trotzdem erschöpft und glücklich und noch rechtzeitig in Tansen angekommen, auch die nächsten beiden Kettenrisse (nun insgesamt sieben!) konnten uns nicht stoppen. So viel Ketten habe ich mein ganzes Leben noch nicht zusammengenietet, ein Zeichen dass wir die Laufwerke der Koga-Räder, die wir in Kathmandu stehen haben, komplett austauschen sollten.

P.S: Zum Sonnenaufgang wurden heute in der Ferne klar und majestätisch die Berge gesichtet, Daulaghiri und die Annapurnas, endlich! Morgen wird zeitig aufgestanden…


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Die Bananen gingen baden

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Nanjing nach Zhangzhou. Ca. 45 km. Sch*** Wetter.

Heute stand unsere letzte Radetappe bevor. Zur Feier des Tages hatten wir für das Gruppenfoto auch brav alle das leuchtend gelbe China By Bike T-Shirt angezogen. Der Abfahrttermin musste allerdings auf Grund der regnerischen Wetterbedingungen verschoben werden. Um 10:30 waren wir uns dann aber einig, dass es besser nicht mehr wird.

10 km lang ging es erst einmal entlang einer stark befahrenen Hauptstraße, bevor wir dann endlich in eine kleine Seitenstraße einbiegen konnten. Aus der kleinen Seitenstraße wurde allerdings bald eine kleinere Seitenstraße, daraus wieder ein Feldweg und daraus wiederum ein noch kleinerer Feldweg bis man gerade noch erahnen konnte, wo man lang muss. Der Untergrund hatte sich bei dem Regen gut aufgeweicht und war eine kleine Herausforderung. Am schlimmsten aber waren die Schwärme von Fliegen, die uns attackierten. Jeder trug gefühlte 1000 Fliegen mit sich durch die Bananenfelder. Bei dem Bild unten waren wir wohlgemerkt schon wieder raus aus dem verseuchtesten Gebiet. Wir freuten uns sehr, als wir bald wieder einen festen Untergrund unter den Rädern hatten.

Der Regen fing bald wieder kräftiger an und die Wegbeschreibung mit teilweise unasphaltierten Wegen machte uns doch ein wenig Sorge. Die Devise hieß so schnell wie möglich zum Hotel zu gelangen. Also nahmen wir die Hauptstraße in der Hoffnung, dass wir entlang dieser schneller zum Ziel gelangen. 6 km vor Schluss aber wollte man uns doch kein so einfaches Entkommen gönnen. Robert hatte eine Doppelpanne: hinten und vorne gleichzeitig. Das habe ich so auch noch nie erlebt. Gerhard mein tapferer Co-Reiseleiter führte dann den Rest der Gruppe ins Hotel – zumindest war das der Plan. Leider war in seinem GPS ein anderes Hotel verzeichnet, sodass sie nur durch Mühe und Geschick das Richtige finden konnten. Mittlerweile goss es auch nur so aus dem Himmel und aus den kleinen Straßenpfützen ist eine kleine Überschwemmung geworden.

Immerhin sind bald alle heile im Hotel angekommen. Zum Abendessen zeigte sich dann jedoch, dass der Tag einige Opfer abverlangt hat. Rolf und Heribert hat der Regen doch mehr zu schaffen gemacht und plagten sich mit einer Erkältung. Der Rest bekam vorsorglich zum Abendessen eine Ingwer-Suppe verschrieben. Der Rest wurde den beiden Patienten aufs Zimmer gebracht. In diesem Sinne gute Besserung!

Im Tal der Ruhe

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Taxia Cun nach Nanjing. Ca. 85 km. Bewölkt.

Der angekündigte Regen und Gewitter hielt sich zurück. Wasser von oben bekamen wir nur in homöopathischen Dosen. Selbst ich als Dauerpessimist war dann auch spätestens nach unserem späten Mittagessen überzeugt davon, dass wir im Trockenen ankommen werden. Das war auch gut so. Denn so konnten wir die Ruhe, die uns dieses wunderschöne Tal entlang der Stauseen von Nanjing genießen.

Schmetterlinge flatterten entlang unseres Weges. Mal radelte man neben dem Fluss, mal über ihm, mal entlang des Entwässerungskanals. Eine wirklich schöne Etappe. Auch wenn sich die Länge doch etwas hinzog und wir ein wenig vom Pannengeist gefolgt wurden, war dies ein sehr zugenießender Radtag. Volles Kontrastprogramm! Mussten wir uns die letzten Wochen fast immer durch chinesische Touristenmassen schlagen, so waren wir hier so gut wie alleine. Wir und die Berglandschaft von Fujian. Schon bei meiner letzten Zugfahrt durch das Gebiet dachte ich mir, wie schön es wäre doch mal durch die einsamen Berge hier zu fahren.

Die Strecke ging zwar grundsätzlich bergab. So ganz von selbst ließ es sich dann doch nicht runter rollen. Hin und wieder mussten ein paar kleinere Hügel überwunden werden. Auch die letzten 20 km gingen dann leider wieder entlang einer befahreneren Landstraße. Chinesische Autofahrer sind jedoch recht rücksichtsvoll und lassen einem in der Regel sehr viel Platz.

So kamen wir bald schon in Nanjing an. Einer kleinen Kreisstadt, wie so viele chinesische Kreisstädte. Die Suche nach einem geeigneten Lokal stellte sich hier als nicht ganz einfach heraus, waren doch die meisten Lokale etwas weiter weg von unserem Hotel und entlang der Einkaufsstraße ließ sich fast nichts ausfindig machen. Ein paar alte Gassen hat auch Nanjing noch zu bieten. Man muss sich in diesen meisten Städten nur trauen in die Nebenstraßen einzutauchen. Meist wird man belohnt mit einem China aus einer etwas anderen Zeit als diese Neubauten, die die 2-3 Hauptstraßen säumen.

Vier Gerichte und eine Suppe

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Besichtigung der Rundhäuser. Ca. 18 km

Nach unserem kleinen aber feinen Frühstück standen heute für den Vormittag 4 Gerichte und eine Suppe auf dem Programm. Allerdings war das Gedeck nur zum angucken und nicht zum essen. Die 5 Erdhäuser in Tianluokeng werden liebevoll auch als „4 Gerichte und eine Suppe“ bezeichnet. Denn von oben gesehen sahen sie aus wie ein Tischgedeck. Im Grunde gab es also 4 Teller Menschenfrikassee mit einem Chinesen-Eintopf. Da hat man doch gleich Hunger bekommen.

Die Erdhäuser dienten früher als Festung gegen Banditen und andere Eindringlinge. Zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert war es einer der beliebtesten Architekturstile hier in der Region. So entstanden mehrere tausend von den kleinen Lehmburgen, in denen die Hakka-Clans quasi friedlich vor sich hin leben konnten. Selbst Kanonen konnten ihnen nichts anhaben. Auch Erdbeben hielten sie stand. So kam es, dass heute noch so viele von diesen Bauten übrig geblieben sind. Zusammen mit den Bambuswäldern und Terrassenanbau in der Umgebung bilden sie wirkliche eine einmalige Landschaft wie aus einem chinesischen Märchen.

Nach dem Erdhausgedeck besichtigten wir noch das älteste und größte Erdhaus der Region. Am Morgen sind wir hier bereits vorbeigeradelt. Wegen den fehlenden Massen an chinesischen Touri-Bussen sind wir jedoch direkt vorbeigefahren ohne es wirklich beachtet zu haben. Nun war es jedoch kaum noch zu übersehen mit den 30 Bussen und hunderten von chinesischen Touristen. Beeindruckend wie groß es hier war mit einem Ahnen-mini-Erdhaus in der Mitte, das fast halb so groß war wie unser Hostel. Anschließend an eine kurze Besichtigung einer kleinen privaten Teefabrik war mehr oder weniger freies Nachmittagsprogramm angesagt. Die einen spazierten durch das Dorf, die anderen wurden von mir durch die Berge ins nichts geschickt. Abends traf man sich dann wieder zu einem gemeinsamen Abendessen und Teeverkostung. Leider hatten wir nicht alles aufgegessen. Dementsprechend ist für morgen leider Regen und Gewitter angesagt.

Die lange Gerade nach Luang Namtha

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

56 km von Mohan nach Luang Namtha. Sonne!

Fast hätte ich es geschafft! Der Zoll hatte schon das OK gegeben, die Herren an der Grenze auch – dann hat der oberste Chef sein Veto eingelegt! Nachdem unser Fahrer keinen Pass hatte und gerade kein Gepäcktransport an der Grenze stand, hatte ich angeboten, das Begleitfahrzeug bis an die laotische Grenzstation zu fahren, das Gepäck abzuladen und dann das Auto wieder zurückzubringen. Allgemeines Nicken, bis die höchste Intervention kam. Schade!
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Der saubere Sigi und mein fitter Vater

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 75km, Wetter: etwas bewölkt, gutes Radfahrwetter

Heute entschleunigen wir in Pokhara, morgen wartet eine ziemliche Monsteretappe auf uns, aber ich muss ja noch über gestern berichten…also, zunächst haben wir fast Sigi verloren. Das wäre sehr bedauerlich gewesen, denn er ist ein feiner Mensch und außerdem als medizinischer Ratgeber für unsere Kranken und Versehrten unverzichtbar. Egal ob Erkältung oder Schwierigkeiten mit dem Magen-Darm-Trakt, egal ob man vom Rad geschossen wird (nur mit dem Ball, keine Sorge) oder die Reisterrassen runterrutscht: gut, dass wir Sigi haben. Unsere Gastgeber aus Bandipur nämlich nehmen ihren Vorsatz, das schöne Gaun Ghar als Heritage-Hotel zu führen, sehr ernst, deshalb fliegt auch schon mal ein Stein aus der Decke in Zimmer 203 und haarscharf am schlafenden Sigi vorbei. Vor allem haben sie nicht damit gerechnet, dass eines Tages Martin in Zimmer 303 einzieht und morgens mit schweren Schritten sein Reich durchschreitet. Also ein Hoch auf Sigi und dass er gesund und munter ist!

Ein zweites Hoch auf unser Geburtstagskind, meinen Vater, man sieht ihm sein Altern gar nicht an ; ) Meine Mutter etwa jammert täglich darüber, wie fit er doch sei und sie nicht mehr mit ihm mitkomme. Ich darf stolz auf ihn sein! Nur die Rampe gestern hat ihm einiges abverlangt und er musste zu manch kleinem Trick greifen, z.B. so geschickt schalten, dass ihm die Kette ständig über das große Ritzel sprang und er Pause machen konnte. Jetzt hat er ein neues Rad und keine Ausreden mehr. Mein Vater wurde mit lustigen Girlanden behängt und ihm wurde ein nepalesischer Topi auf den Kopf gesetzt. Allerdings trägt er den Hut seitdem nicht so ausdauernd wie Albin.

Die Strecke nach Pokhara war ganz gut, wir hatten sie mühsam und verkehrsreich erwartet. Das galt aber nur für die letzten 20km, davor war es schönes Radfahren entlang der hiesigen Landwirtschaft. In Pokhara sind wir in der Fish Tail-Logde untergebracht und haben leider nichts vom sagenhaften Blick auf die Annapurna-Kette, weil es immer noch zu diesig ist. Wohl schon seit zwei bis drei Wochen, nicht gut für die ganzen Bergtouristen um uns herum.


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Chinesisches Maimi Beach und Prähistorische Ufos

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Xiamen Ausflug mit dem Rad (ca. 35 km) und Transfer nach Taxia (Hakka-Gebiet). Super Strandwetter.

Gestern Abend kamen auch unsere Räder wieder in Xiamen an. Endlich waren wir also wieder mobil. Nur hatten wir leider nur einen halben Tag Zeit. Dennoch wollten wir den südlichen „natürlicheren“ Teil Xiamens erkunden. So fuhren wir entlang der Küste und waren erstaunt, wie sauber es hier war. Man sagt Xiamen auch nach, dass es eines der schönsten Städte zum wohnen in China sei. Ist man nur im Geschäftsviertel oder in der Café-Straße am ehemaligen Stinke-See kommt einem das doch ein bisschen übertrieben vor. Fährt man jedoch die südliche Küste entlang erschließt sich einem die Auszeichnung. Einsame Strände laden zum Schwimmen ein und eine Palmenallee säumt den sauber gefegten Flanier- und Radweg. Es kommen schon ein wenig Baywatch-Assoziationen auf. Ein, zwei chinesische David Hasselhoffs sind uns auch oben ohne entgegen gejoggt. Die chinesischen Pamelas kommen dann auch noch irgendwann mit der Zeit.

Zu gern hätten wir uns hier im angenehmen kühlen Nass etwas erholt. Die Zeit ließ es aber leider nicht zu und reichte nur um mal kurz den großen Zeh wehmütig in die Wellen zu halten. Das Wetter wäre eigentlich perfekt dafür gewesen. Wir sahen sogar ein kleines Stück Taiwan von hier aus. Zurück ging es durch die Berge. Leider hatte man kaum Möglichkeit die Früchte seiner getanen Arbeit zu ernten und die Aussicht zu genießen. Dennoch war es eine schöne Fahrt die auch wieder zeigte, wie viel Natur es doch so nah an dieser Großstadt gibt.

Als Abschied von Xiamen ließen wir uns zu Mittag noch einmal kolonialherrschaftlich bekochen in einem Nachmittagstee-Lokal, indem es lauter kleine gedämpfte Köstlichkeiten gab. Auch wieder ein Geheimtipp meiner Local-Connection, der voll ins Schwarze traf. Hätten die Chinesen nicht so eine große Angst vor der Sonne, hätte man hier auch freien Blick über das Meer gehabt. Schade eigentlich…

Anschließend hieß es Abschied nehmen von der Großstadt und wir fuhren mit 2 Großbussen, in dem einen wir, in dem anderen die Räder zu unserem nächsten Ziel: die Erdhäuser von Fujian. Nach einer 3-stündigen Schaukelfahrt durch die Berge erreichten wir mit großer Mühe unseres tapferen Busfahrers das zu einem Hostel umgebauten Rundhaus. Romantisch beleuchtet mit roten Lampions wirkte es wie aus einem alten chinesischen Film. Toiletten sind hier Mangelware und müssen geteilt werden. Die authentische Atmosphäre der Anlage, die angeblich von 1631 stammt lässt einen jedoch vieles nachsehen. Auf dieses spezielle Erlebnis in einem einfachen und historischen Rundhaus zu übernachten habe ich schon lange gewartet. Der erste Eindruck hält auf jeden Fall was er verspricht. Unser Abendessen genießen wir vor dem Altar des Hauses. Der Kontrast zu unserer letzten Unterkunft könnte nicht größer sein. Aber das ist eben nun mal China, wie es leibt und lebt…

Das Treiben am Straßenrand und die Träger

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 50km, Wetter: Morgennebel, dann sonnig und dunstig

Berganstiege sind ganz nach Monikas Geschmack, klar dass sie die Streckenprofile derzeit sehr schätzt:

Berganstiege zum Schluss der Tagesetappe sind etwas Großartiges: Man kann genussvoll im verschwitzten Hemd ein wohlverdientes Bier trinken, hat von der Unterkunft aus eine tolle Sicht und darf am anderen Morgen erst mal bequem bergab rollen.

Inzwischen haben wir uns auf die morgendlichen Fixpunkte eingestellt: 6:30 Uhr Aufstehen: Ein bisschen in den Rucksäcken stöbern und hoffen, dass die ausgewaschene Radlkleidung getrocknet ist.
7:30 Uhr Frühstück: Mal sehen was es gibt. Bhasker kommt mit einer Obsttüte vom Markt zurück und arrangiert liebevoll Äpfel, Mandarinen und Bananen auf den Tellern. 8:30 Uhr Abfahrt: alle (nicht nur Albin) suchen etwas: Wasserflasche, Helm, Handschuhe. 8:31 Uhr Ansage: wann ist der erste Treffpunkt.

Die Optimisten unter uns starten die lange Talfahrt hoffnungsfroh im Kurzarmshirt, andere haben sich bereits warm eingepackt und Lutz überlegt ob er Mütze und Handschuhe aus der Tasche holt. Wenig später haben alle eine Jacke an. Es wird frisch, wir müssen durch die Wolken fahren. Der jeweilige Vorradler ist oft nur schemenhaft zu erkennen. Unten angekommen sind wir von unserer eigenen, gestrigen Leistung beeindruckt. Wow – das sind wir gestern alles hinaufgeradelt?

Wir biegen auf die Straße nach Pokhara ein und radeln die Hügel entlang. Dabei können wir die Menschen bei allen möglichen Beschäftigungen beobachten. Hier wird ein Drahtgeflecht zusammengeschweißt, dort sitzt eine Frau an der Nähmaschine, ein Mann daneben klopft eine Sichel zurecht. Woanders werden Reifen gewechselt. Das Profil wäre in Europa so nie zugelassen. Dann immer wieder Häuser. Kleine Hütten aus Lehm mit Gemüsegarten oder große hohe Häuser. Aus dem obersten Stockwerk ragen Betonsäulen und verbogene Stahlstangen heraus – als ob morgen weitergebaut werden würde. Daneben Wäscheleinen mit Kleidung, die wie Gebetsfahnen im Wind flattert.

Und viele Menschen, die beschäftigt hin und her laufen. In Busse einsteigen oder LKWs entladen. Frauen in roten Saris mit Glitzerstreifen tragen Plastiktaschen und auf dem anderen Arm ein lachendes, winkendes Kleinkind mit Wollmütze. Männer in indischer Tracht, die müßig vor dem Ziegenstall sitzen und gelegentlich ausspucken.

Überall kleine Läden, in denen man fast alles kaufen kann. Von Seife bis Reismehl. Kalte Cola und Sesamkekse. Armbänder aus Glas und Plastikschuhe. In diesem ganzen wogenden Treiben immer wieder die Träger. Sie tragen fast alles. Männer und viele Frauen. Und alle sind klein und zart, oft schmächtig. Manchmal sieht man von weitem nur das große Fass, den Sack oder das riesige Bündel Reisstroh, das sich von selbst durch das Gewühl von Menschen und Fahrzeugen oder über das Reisfeld bewegt. Erst dann entdeckt man den Menschen darunter, fast immer nur in Flip-Flops, tragen sie geschickt ausbalanciert und mit Stirnriemen die riesige Last.Diese Menschen bringen uns immer wieder zum Erstaunen – nahezu mühelos tragen sie zwei unserer Koffer gleichzeitig und lächeln dabei.

Wir biegen nach rechts in die Berge ab. Lutz betrachtet die steile Rampe in der strahlenden Sonne und zieht den Reißverschluss seiner Fleecejacke bis zum Kinn hoch. Ein plötzlicher Kälteeinbruch bei den jetzigen 28° Grad ist ja nicht völlig auszuschließen. Dieter verteilt Kokoskekse, dann kurbeln wir uns die Serpentinen hoch. Kein Kettenabriss, kein Platten, nur Jochen springt die Kette mehrfach ab – mit seinen ölverschmierten Händen sieht er aus wie ein Bergbauarbeiter. Touristenbusse überholen uns. Aus dem Fenster werden große Objektive auf uns gerichtet. Die Steigungen sind manchmal richtig gemein. Keuchend erreichen wir das sauber ausgefegte Städtchen. Hier endet die Straße und es ist schön ruhig. Bei einem Spaziergang am Nachmittag werfen wir einen Blick zurück auf den Startpunkt, weit, weit unten – und sind richtig stolz.

Ein abendlicher Drink, dabei explodiert vor unseren Augen ein Trafokasten und schlagartig ist das Dorf dunkel. Ein beeindruckendes elektrisches Feuerwerk zerlegt die Stromleitungen. Nach einer Stunde ist der Schaden behoben und wir können unsere Kopflampen wieder absetzen und uns ins Erdgeschoß zum Abendessen vortasten.


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