Ausrollen nach Kathmandu…

An den Hängen des Himalaya, 10.03. bis 05.04.2017

59 km von Daman nach Kathmandu. Neuland bei gutem Wetter. Abenteuerlich!

Die Nacht war kurz. Nein, nicht wirklich. Was soll man schon in einem abgelegenen Resort auf knapp 2.500 Metern Höhe spätabends noch machen? Zwei Bier, einen Doubleshot Old Durbar Black Chimney, ein paar philosophische Gedanken, dann ist Bettruhe. Dafür muss ich noch nicht einmal den Herbergsvater mimen. Nach 54 Kilometern und 2.400 Höhenmetern ist frühes Schlafen angesagt.

Nur ich liege wach. Das liegt nur bedingt an meinen Schulter- und Rippenschmerzen, die mich leider konsequent seit meinem Unfall vor fast zwei Wochen begleiten; das liegt vor allen Dingen an der morgigen Etappe.

Wieviel kann man einer Gruppe zumuten? Meine mutigen Mitstreiter machen ja eine Menge mit, aber eine Etappe, die eine neue Route nach Kathmandu erkundet und die Aussicht bietet, dass uns das Begleitfahrzeug vielleicht ein Stück lang nicht begleiten kann?

Beim Abendessen spreche ich das Problem an, die Gruppe ist frohen Mutes und möchte die urspünglich Route, knapp 100 km und noch einmal über 2.000 Höhenmeter auf jeden Fall nicht fahren.

Das freut mich!

Und trotzdem schlafe ich schlecht, vor Augen unendliche Schotterstrecken und Steilabbrüche der Straße. Denn es wird gebaut, zwischen dem Tribuvan Highway und Kathmandu. Eine neue Strecke, die kürzeste, die wenigsten Höhenmeter. Kurzum, für uns die theoretische eierlegende Wollmilchsau.

Theoretisch.

In der Praxis hat der Tribuvan kurz hinter Daman auch schon bessere Zeiten gesehen. Der Abzweig Richtung Markhu lässt sich dann gut an, ist asphaltiert. Immer wieder ein Stück Feldweg, dann aber auch schönster Asphalt. Schon einmal deutlich besser als vor vier Jahren. Die Gegend scheint besonders vom Erdbeben betroffen zu sein. Ganze Dörfer und Kleinstädte scheinen komplett zerstört worden zu sein und erstrahlen nun in neuem Glanz.

Als wir von der ursprünglichen Route abbiegen, begrüßt uns eine neue, fast jungfräuliche Asphaltstraße. Die Jungfräulichkeit wärt leider nur einen knappen Kilometer. Danach rumpelt es gehörig, und ich mache mir zunehmend Sorgen um das Begleitfahrzeug.

15 Kilometer später geht dann nichts mehr. Für das Begleitfahrzeug, und auch für vier unserer Radler, die genug von der Piste haben.

Der Rest stärkt sich mit Keksen und Bananen, sattelt noch einmal kräftig Wasser auf, und strampelt in kleinen Gängen in Richtung Abenteuer. Nach einer guten Stunde und leidlich guter Lehmstrecke erreichen wir die Passhöhe. Kehren im einzigen, daher besten Teehaus der Gegend auf Tee, Bier und Snacks ein, und stürzen uns dann in die Abfahrt. 10 Kilometer, 700 Höhenmeter, für Autos gesperrt und auch für uns eine Herausforderung.

Etwa ein Kilometer ist reines Geröll, aus dem Fels geschlagen, um dann von fleißigen Frauen kleingeschlagen und danach auf ganzer Baustellenstrecke verteilt zu werden. Legendär die Begegnung mit den lokalen Baggerfahrern. Bedrohlich fährt der eine auf uns zu, den spitzen Stachel seines Steinmeisels nur wenige Meter vor unseren Augen. Um dann einen Baum, der uns den Weg versperrt, von der Straße zu schnippsen, und als Zugabe dann auch noch Steine umzusortieren, damit wir frisch planiert unseren Weg finden.

Man stelle sich eine Gruppe nepalesischer Radler vor, die auf einer bayrischen, für den Verkehr gesperrten Alpenstraße auf einen Baggerfahrer treffen!

Ein Hoch auf die nepalesischen Baggerfahrer!

„Stand da nicht was von „Ausrollen nach Kathmandu“ in der Aussschreibung?“, fragt mich Volker auf dem Weg nach unten.

Wir rollen ja, die letzten zehn Kilometer. In Thamel dann eher „Stopp-and-Go“.

Eine halbe Stunde früher als der Begleitbus sind wir trotzdem im Hotel.

Die Radler hatten heute deutlich mehr Spaß!

P.S. Dem langsamen Internet und meiner Verletzung geschuldet, gab es die letzte Woche keinen Blog. Die nächsten Tage gibt es dann eine Zusammenfassung der fehlenden Tage!

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