Pannenstatistik

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Von Jishou nach Fenghuang

Leichter Nieselregen fällt auf uns nieder, während wir uns nach und nach sammeln um zum Frühstück zu gehen. Es gibt die obligatorische Nudelsuppe, diesmal stilecht im Steinguttöpfchen, kleine Baozi, diesmal auch die mit roter Bohnenpaste gefüllten, Mantou und Reissuppe. So verköstigt schwingen wir uns aufs Rad.

Vorher haben wir noch Änne, die von einer starken Erkältung geschüttelt wird, ins Auto nach Fenghuang verfrachtet. Verständlicherweise hat sie kein Bedürfnis nach abenteuerlichen Touren durch die chinesische „Wildnis“. Denn nachdem wir am Vortag die Vorteile einer großen, gut asphaltierten Straße genossen haben, wählen wir heute mal wieder die etwas ungewissere Route über kleine Nebenstraßen.

Anfänglich sind wir uns nicht so sicher ob das die richtige Entscheidung war: Es geht ziemlich holprig und matschig über ausgefahrene Pfade, die zudem noch stark befahren sind. Aber irgendwann haben wir die Ausläufer der Stadt, die Vorstädte, Baustellen und dergleichen hinter uns gelassen und es wird sehr, sehr ruhig.

Sehr, sehr ruhig bedeutet aber auch: kein Restaurant, keine Nudelbude, nichts zu Essen. Zum Glück sind unserer Proviantvorräte noch gut gefüllt. Vor allem den riesigen Mondkuchen gefüllt mit Osmanthuszucker, der ein wenig an Christstollen erinnert, lassen wir uns schmecken.

Diesmal kommen wir fast Pannenfrei durch den Tag, kurz vor Schluss bricht bei Michael allerdings eine Speiche. Nun sieht er sich als geheimen Sieger unseres internen Pannenwettstreits.

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Erste Bergetappe

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Nanhua nach Xiangyun, 115 km, etwa 1.400 Höhenmeter

Eine lange Etappe bringt uns in Richtung Dali. In der letzten Ebene werden die Wohnhäuser größer und stattlicher. Chinesische Kleinstädte sind immer wieder gut für Entdeckungen.

Heute sind wir schon um acht Uhr im Sattel. Erst einmal nur zu viert, Carola hat eine Erkältung auszukurieren und Werner stößt später dazu. Wir sind recht schnell unterwegs, so dass ich von der schönen Passlandschaft gar keine Bilder gemacht habe. Die grüne Hügel, noch nebenverhagen, ergeben ein tolles Bild. Außer uns haben wir noch sieben weitere chinesische Radgruppen getroffen. Drei Jungs aus Shenzhen zum Beispiel: sie liefern sich beim Anstieg mit Renate ein Rennen – und verlieren. Ich freue mich, dass so viele Radler unterwegs sind, denn Radreisen war bis vor der Olympiade im Jahr 2008 eine echte Seltenheit im Lande.

Die Passhöhe auf über 2.400 Metern erreichen wir gegen ein Uhr, Mittagspause inklusive. Bei der schönen Abfahrt wird es langsam sehr warm. Immer wieder geht es vorbei an Seen und durch kleine Dörfer, ansonsten ist diese Gegend noch sehr unberührt. Erst in der Ebene, in der vor allem Reis angebaut wird, nimmt die Besiedlung zu. Wir befinden uns noch auf 2.000 Meter Höhe, das Licht ist fantastisch, die Ebene ist umgeben von höheren Bergen. Die Häuser werden stattlicher, hellgrün gekachelte zweistöckige Wohnhäuser mit großen, gewölbten Glasfensterfronten, oft mit Balkon oder Wendeltreppe zum Dach, sind gerade der letzte architektonische Schrei. Die traditionelleren Bauten sind mit Torbögen und Malereien verziert, wie man es aus dem nahe gelegenen Dali kennt.

Die letzten Kilometer ziehen sich, und wir sind froh, endlich am Zielort anzukommen. Bei einem Rundgang zeigt sich, wie vielfältig chinesische Kleinstädte sind: ganz in der Nähe gibt es von Friseuren über kleine Shops und Snackbuden bis hin zur modernen Einkaufsmeile mit Hochglanzgeschäften und Bäckereien alles Mögliche zu sehen. Trotzdem wird der Abend nicht allzu lang. Morgen erwarten uns 95 Kilometer, bevor wir in Weishan einen Ruhetag einlegen.


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Es wird geheiratet

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Nach Jishou, 47 km, es ist bedeckt

Nach den landschaftlich schönen, aber doch sehr anstrengenden Etappen der letzten Tage, haben wir uns entschieden, die einfache und möglicherweise einzige Route entlang der großen Straße einzuschlagen. Diesmal völlig Pannenfrei! Nach einer kräftigen Nudelsuppe und einigen Portionen kleiner Baozi geht es los. Die Landschaft ist schön und der Verkehr anfänglich wieder erwarten ziemlich moderat. Entlang der Straße werden einige der von der Miao-Minderheit bewohnten Dörfer zu Museen umgebaut. Das erste ist noch relativ verschlafen und am Beginn seiner Kariere als solches. Beim zweiten angelangt, werden wir direkt von der Straße weggefangen und offensiv aufgefordert das Dorf zu besuchen. Tim und Paul sind leider schon durchgefahren, wir übrigen entscheiden uns, auf das Angebot einzugehen. Und was soll ich sagen? Besichtigen heißt hier selbst aktiv werden. Das geht ungefähr so: unsere Führerin bringt uns zum Eingang des Dorfes, wo fünf traditionell gekleidete Damen ein Liedchen in Miao intonieren. Damit die ganze Sache nun weitergeht, sind wir aufgefordert ebenfalls zu singen, was wir nach einigem Zieren dann auch tun. Als nächstes bekommen wir ein natürlich ebenfalls traditionelles vergorenes alkoholisches Getränk gereicht, dann müssen wir alle eine Trommel schlagen und dann erst sind wir drin.

Als nächstes müssen sich zwei Teilnehmer (männlich und weiblich) für die nächste Miao-Sitte hergeben. Dabei geht es um die Harmonie zwischen Mann und Frau: Helmut und Luzie bekommen zwei Bambusstäbe in die Hände gedrückt, die sie am jeweiligen Ende festhalten müssen. Dann vollführt ein älter Mann irgendeinen „Zauber“ und die beiden Stäbe bewegen sich aufeinander zu bis sie sich berühren. Zu guter letzt dürfen Michael und Johannes um eine Braut knobeln, natürlich in traditionellen Gewändern (leider gibt es für die Hosen keine Gürtel…). Johannes gewinnt und wir sind alle Zeugen seiner kurzen Hochzeit mit einem stark verhangenen Miao-Mädchen, welches schnell aus einem Hinterzimmer gezogen und nach etwa zwei Minuten wieder dahin befördert wurde.

Nach all diesen aufregenden Erlebnissen kämpfen wir uns die letzten Anstiege hinauf. Holen Tim und Paul vom Bahnhof ab und begeben uns in unser heutiges Hotel.

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Wassermusik

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Berg- und Talfahrt von Zhangguan nach Guzhang bei angenehmen Temperaturen

Nach einem kräftigen chinesischen Frühstück mit Mantou und Nudelsuppe (der wohl besten der Tour bisher laut Paul) schwangen wie uns auf die Räder. Natürlich nach dem wir den ersten Platten geflickt hatten. Diesmal bei Michael, der mit drei Plattfüßen jetzt in die Riege der Besten aufgenommen werden kann, bisher bestehend aus Helmut und mir. Das kann Helmut natürlich nicht auf sich sitzen lassen und wartet am Ende des Tages mit Plattfuß Nummer vier auf.

Unsere Route führt weiterhin am Fluss entlang, schraubt sich in Serpentinen in die Höhe und genauso wieder hinab. Vögel zwitschern, Grillen zirpen, Zikaden schreien. Immer wieder zerfahrene Schlangen auf der Straße. Windschiefe Holzhäuschen schmiegen sich an den Felsen. Auf den Tennen sind Mais und Reis zu Trocknen ausgelegt. In riesigen Körben befinden sich Chili und andere hiesige Gewürze.

Da, wo Menschen Leben, sorgen wir für Aufsehen. Wir werden mindestens sooft fotografiert wie andersherum. Autos fahren langsamer um uns abzulichten oder Filmchen zudrehen.

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Regentag

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Chuxiong nach Nanhua (30 km)

Eine kurze Etappe. Gemütliches Radeln erst bei Hitze, dann bei Regen.

Heute ist es ruhig in Chuxiong. Nach dem Frühstück schlendere ich an den Kanälen vorbei, Carola liest und Renate und Werner besuchen die Galerie gegenüber. Ohne ein Foto mit dem Künstler, der gerade vor Ort ist, geht es auch hier nicht. Zwei neunjährige Mädels freuen sich über eine Abwechslung: „Warum haben nur einige von euch blaue Augen, wie bekommt man eine lange Nase und was sind die befreundeten Länder von Deutschland und Österreich“, fragen sie ungeniert und plaudern aus ihrem Leben in Chuxiong. Als wir gegen zwölf Uhr endlich aufbrechen, sind sie ganz traurig. „Wir wollen doch noch so viel wissen“.

Unterwegs erwischt uns ein starker Platzregen, den wir angesichts der kurzen Strecke, es sind nur 30 km nach Nanhua, mal eben am Auto abwarten. Im Hotel angekommen fängt es richtig an zu gewittern, so dass wir im Hotelrestaurant zu Abend essen und später noch in der Lobby sitzen, neben dem gigantischen Leuchter. Das Hotel ist mit der überdimensionalen Eingangshalle ein Überbleibsel aus früheren kommunistischen Tagen. Das jüngere Personal im Restaurant bekommt einen Rüffel, weil sie sich die ganze Zeit mit uns unterhalten und gar nicht daran denken, wieder in der Küche mitzuhelfen.

Nach der kurzen Etappe erwarten uns in den nächsten Tagen zwei längere, bergigere Strecken.


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Endlich wieder im Sattel

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Bergauf und bergab nach Zhangguan

Nachdem wir gestern in Nebelschwaden umwölkte Höhen aufstiegen – wir sind leider vom Pech verfolgt: Unsere Wanderung auf dem Tianmenshan unternahmen wir im dichtesten Nebel, so dass wir die spektakulären Ausblicke nur erahnen, bzw. nur während der wirklich wahnsinnigen Fahrt mit der längsten Seilbahn der Welt genießen konnten – radeln wir heute bei fast blauem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen an einem kleinen Fluss entlang mitten in das Herz Hunans. Und wir werden mal wieder bestaunt. Fotos machen wir unter den überraschten Augen der Einheimischen von zusammenfallenden Holzbauten, zum Trocknen ausgebreiteten Feldfrüchten, bunt blühenden Pflanzen. Fotos von uns macht man in allen Lebenslagen, beim Essen, Radeln, Rumstehen. Es ist eine wilde von beiden Seiten bestaunte Fotografiererei.

Die Landschaften und Szenerien, die sich heute vor uns ausbreiten, sind wunderschön und kaum zu beschreiben, wir alle genießen die Fahrt und die wundervollen Ausblicke in vollen Zügen. Auf den Dörfern existieren die Baustiele verschiedener Zeiten nebeneinander. Überall wird neu gebaut, und zwischen Neuem und nicht ganz so Neuem schmiegen sich windschief alte schindelgedeckte Holzbauten, die einen Eindruck davon geben, wie es hier wohl noch vor 50 Jahren ausgesehen hat.

Heute Nacht schlafen wir in einer kleine Ortschaft auf unserem Weg nach Guzhang. Es ist ruhig, kein Straßenlärm dringt in unsere Zimmer, Nur das Zirpen der Grillen geht und das Tröten des Zuges verhallen in der Nacht.


Strecke 30.09.2017:[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-09-30_Xiang171.gpx“]
Strecke 01.10.2017:[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-10-01_Xiang171.gpx“]

Der Trubel beginnt

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Heijing nach Chuxiong, 76 km, fast 1.000 Höhenmeter

Heute fahren wir unseren ersten kleinen Pass. Insgesamt kommen, auf weitgehend wenig befahrener Straße, knapp 1.000 Höhenmeter auf 76 Kilometer Strecke zusammen.

Es ist der 1. Oktober, ab jetzt hat ganz China acht Tage Ferien. Wer kein Geschäft hat oder als Verkäufer arbeitet, ist in dieser Zeit üblicherweise unterwegs. Flug- und Zugtickets sind meist lange im Voraus ausverkauft und Sehenswürdigkeiten platzen aus allen Nähten. In Heijing werden heute die Ausflügler erwartet. In den Gassen sind Stände aufgebaut, von Nudeln über Schuhe und Kleidung wird alles Mögliche angeboten. Ich bin froh, dass wir das Örtchen anders erlebt haben. Am etwas ausgelagerten Bahnhof warten schon die Minibusse, um Touristen nach Heijing zu bringen. 

In Guangtong, einem winzigen Durchgangsort, in dem wir unsere Nudelsuppe schlürfen, gibt es eine Moschee. Wir dürfen zwar nicht in die Gebetshalle gehen, bekommen aber im Innenhof einen Eindruck, wie die hiesige Gemeinde hier zusammenkommt. In Yunnan leben 26 anerkannte ethnische Gruppen, zu denen auch die muslimischen Hui zählen. Die Vielfalt der Kulturen und Landschaften ist eines der Dinge, die mich an Yunnan immer wieder fasziniert.

In der ersten Tageshälfte überwinden wir wieder die steilen kurzen Anstiege, die wir bereits von der Hinfahrt her kennen. Nach dem Mittagessen fahren wir über unseren ersten kleinen Pass. Die Landschaft ist grün, eine Hügelkette taucht hinter der nächsten auf, die Straße ist gesäumt von Eukalyptus und hier und da flattern Schmetterlinge durch die Luft. In der Nähe wurden Schnellstraßen und eine Autobahn gebaut, daher haben wir diese Straße fast für uns allein. So könnte es von mir aus weitergehen.

Aber wir sind in China, und ein paar Kilometer vor der Stadteinfahrt nach Chuxiong ist die Straße aufgefräst. Wir holpern also wieder einmal durch eine Baustelle. In Chuxiong merkt man dann, dass die Feiertagswoche begonnen hat. In der etwas an Suzhou erinnernden neu gebauten Altstadt ist Vergnügen angesagt: bunte Stände, Fressbuden, flanierende Chinesen, laute Musik, wie auf dem Jahrmarkt. Wir entscheiden uns heute für die Spieße, die in einer eigenen Gasse angeboten werden, das Bier kommt aus der Thermoskanne. Später am Abend sitzen wir noch gemütlich im Hotelinnenhof, in dem auch viele chinesische Ausflügler untergekommen sind. Urlaub macht hier die ganze Familie gemeinsam, und in einem Doppelzimmer verschwinden meist drei Generationen: die Omi und das junge Paar mit dem kleinen Kind. Wie so häufig „auf dem Lande“ (dabei würde Chuxiong gut und gern in Europa als größere Stadt durchgehen) sind wir ein beliebtes Fotomotiv, und mit Westlern kann man auch prima sein Englisch testen. Mal sehen, was und in dieser Woche noch erwartet.


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Ausspannen im Salzdorf

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Lufeng nach Heijing (92 km) und Ruhetag in Heijing

Der Radtag führt durch verschiedene Flusstäler, rechts und links Reisfelder. Den größten Teil fahren wir auf einer kleinen Stichstraße, die uns mit kurzen, aber knackigen Anstiegen herausfordert. Es folgt ein Ruhe- und Besichtigungstag im alten „Salzdorf“ Heijing.

Den größten Teil der Radstrecke fahren wir auf einer verkehrsarmen Stichstraße, die wir in zwei Tagen wieder zurückfahren werden, daher folgen die Bilder später. Die Hitze und die steilen kurzen Anstiege machen uns anfangs noch zu schaffen. Nach einem heftigen Regenschauer in der Mittagspause haben wir uns weitgehend eingeradelt. Wir zahlen der etwas holprigen Straße Tribut, Werner hat den ersten Speichenbruch der Tour.

Heijing ist ein kleines Dorf in den gefühlt hinterletzten Hügeln Yunnans, das es einst mit der Gewinnung und dem Handel von Salz zu einem gewissen Wohlstand gebracht hat. Unser Hotel liegt direkt vor einem konfuzianischen Tempel, in dessen Garten es sich herrlich entspannen läßt. Carola und Kalle überlegen, einfach ganz hier zu bleiben und sich vorerst vom Radfahren zu verabschieden.

Im Laufe des Tages besichtigen wir das Anwesen der Familie Wu, ein stattlicher Bau mit eigener Bühne und unzähligen Zimmern. Aufgebaut ist das mehrstöckige Holzgebäude wie das chinesische Zeichen für König, „Wang“. So bekommen wir eine Ahnung, wie gut diese Familie vom Salz leben konnte. In einem Tempel etwas oberhalb von Heijing treffen wir eine Nonne, die hier allein lebt und das Gebäde nach und nach restauriert.

Schließlich erfahren wir auch, wie man in Heijing bis in die 80er Jahre das Salz gewonnen hat: zuerst wurde die Salzlake aus den Stollen getragen, über ein Rad zu verschiedenen Filtern geführt, danach in Becken vorgetrocknet und schließlich in großen Köpfen gekocht. Der gewonnene Salzkegel wurde dann zersägt und schließlich gehandelt.

Besser noch als bei Tag ist Heijing allerdings bei Nacht. Noch haben wir das Örtchen für uns allein, ab morgen startet die chinesische Feiertagswoche, dann ist vielerorts mit Touristenströmen zu rechnen. Hier einige Impressionen aus Heijing, bei Nacht:


Strecke vom 29.09.2017[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-09-29_Cha173.gpx“]

Durch blaue Berge

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

In Serpentinen nach Zhangjiajie, 54 km, bedeckt

Heute verlassen wir Wulingyuan und machen uns auf nach Zhangjiajie, wo uns das Himmelstor erwartet, einer bogenförmigen Felsformation durch die wahlweise Wolken oder auch mal der ein oder andere Verrückte in einem Wingsuit durchgleiten.

Wir radeln also bei angenehmen Temperaturen. Wobei sich auch die Sonne vornehm hinter den Wolken zurückhielt, selbst ein kurzer Regenschauer konnte unsere Freude nicht trüben, fiel er doch just während unserer Mittagspause.

Ansonsten hat die heutige Route großes Potential die schönste unsere Radtour zu werden. Zuerst ging es zwischen (mal wieder) nebelverhangenen, steilaufragenden Felsen hindurch bergauf. Bis zu einer kleinen Landstraße, die uns in das ländliche Idyll des südlichen Chinas entließ. Kleine Dörfchen gruppieren sich entlang von Flussläufen und Seen. Die kleine Straße schraubt sich in Serpentinen über Pässe und öffnet sich dann in ein weites Tal. Immer wieder. Kaum ein Auto. Nur die staunenden Blicke der Einheimischen ab und an. Die entweder auf Hof oder Feld arbeiten oder sich bei einem Kartenspiel entspannen.

So Gelangen wir schließlich nach Zhangjaijie, das gegenüber dem gerade erlebten Landschaftsidyll wie ein stetig wachsender Moloch wirkt.

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Tag 13

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Wanderung im Zhangjiajie Grand Canyon

Unserer Gruppe dezimiert sich allmählich. Michael ist zwar wieder auf dem Weg der Besserung, dafür hat es jetzt Tim und mich mit einer heftigen Erkältung erwischt, Adriennes Knie macht Probleme und Änne hat sich trotz umgeknicktem Fuß entschieden,die heutige Wanderung anzutreten.

Heute steht die längste Glashängebrücke der Welt auf dem Programm. In 200 m Höhe hängt das über 400 m lange Bauwerk über der Schlucht von Zhangjiajie. Im Eingangsbereich geht es zu wie am Tor zum Hochsicherheitstrakt eines amerikanischen Gefängnisses. Und wir werden mit dem ersten Problem konfrontiert: Die Kameras dürfen nicht mit rein und die sind aber leider beim Durchleuchten des Gepäcks aufgefallen. Nun gut, es gibt eine Gepäckaufbewahrung, allerdings befindet sich der Eingang an dem einen Ende des Canyons und der Ausgang an anderen (Wo auch der Bus für die Rückfahrt wartet). Womit sich die Frage stellt, wie wir nach der Besichtigung wieder an unsere Geräte kommen. Na gut, mit dem Einlass-Personal ist nicht zu reden. Also Kameras abgeben, rein ins Gebäude und an was anderes denken.

Zuerst die Brücke: wahrlich ein Ungetüm aus Glas und Stahl, aber nur halb so furchterregend wie angenommen. Auch keine dramatischen Szenen von Besuchern mit chronischer Höhenangst. Stattdessen überall posierende Chinesen, die sich gegenseitig mit dem Handy ablichten. Nach der Brücke erfolgt der Abstieg über hölzerne Treppen am steilen Felsen hinab, bis hinunter ins Tal, wo ein Gebirgsbach und hie und da Wasserfälle vor sich hin plätschern. Schwarzflügelige schillernde Libellen tänzeln über dem Wasser, grüne Gottesanbeterinnen harren still aus. Der Weg führt idyllisch immer am Wasser entlang. Von hier kann man die riesige Brücke aus einer ganz anderen Perspektive bewundern. Am Ende des Weges steigen wir in hölzerne Boote, die uns bis zum Ausgang bringen. Dort erwarten uns Stände mit Unmengen an lokalen Leckereien und Spezereien und wir können uns der Versuchung nicht erwehren, die ein oder andere zu probieren.

Jetzt taucht allerdings die Kamerafrage wieder auf. Die sich erstaunlich schnell löst: eine Dame, vor der wir von der Buscompany gewarnt wurden waren, war sehr interessiert daran, uns ihre Dienste anzubieten und uns ins Hotel zurückzufahren. Ein Handel war schnell gemacht. Ein Mann, den sie ihren „Bruder“ nannte (die wirklichen verwandtschaftlichen Verhältnisse sind unklar), brachte mich mit dem Motorrad über steile Serpentinen wieder hinauf zum Eingang. Die drei Grazien von der Aufbewahrung guckten einigermaßen überrascht als ich mit meinen sechs Gepäckscheinen wieder auftauchte. Dann ging es über Serpentinen mit dem Rucksack voller Kameras zurück und mit dem Auto der Dame (welches eigentlich für maximal sieben Mitfahrer ausgelegt war statt für neun) kuschelig ins Hotel.