Blumen und Baustellen

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Anning nach Lufeng, 78 km, warm

Es ist Sommer geworden. Das Handy von Xiao Luo, unserer Fahrerin, zeigt gegen Nachmittag 26 Grad. In der Sonne ist es sicherlich noch wärmer. Gemütliche Fahrt durch hübsche Täler, unterwegs ein paar obligatorische Baustellenstücke.

Unsere erste richtige Radetappe führt uns zunächst durch ein kleines Flusstal. Rechts und links eine gelbe, entfernt an Goldregen erinnernde, Blütenpracht. Der Verkehr hat deutlich abgenommen. Der Reis ist in dieser Gegend schon geerntet, auf einigen Feldern wird noch auf traditionelle Weise mit der Hand gedroschen.

So radeln wir gemütlich durch die Landschaft. An einem Traubenstand können wir einfach nicht vorbeifahren und müssen auch gleich noch vom lokalen Traubenwein kosten. Der schmeckt leicht vergoren und ist etwas gewöhnungsbedürftig. Nach einem leichten Anstieg folgt eine tolle Abfahrt und direkt darauf das Mittagessen in einer kleinen Nudelbude. Renate lernt dazu noch wichtige Vokabeln, wie zum Beispiel die verschiedenen Worte für Schärfe: „la“ ist Chilli-scharf, „ma“ kommt vom Sichuanpfeffer. Der betäubt ähnlich wie Nelke und wird gerade vom Opa des Familienrestaurants in einer großen Schüssel von den Ästen gezupft. Die Vokabeln für hübsche Frau und fescher Typ hatten wir schon heute früh beim Frühstück gelernt.

Ein paar Baustellenstücke gibt es auch. Und Dinosaurier, denn in der Nähe liegt eine Fundstelle der Urzeitriesen. Wir begnügen uns heute mit einer Rast unter den Nachahmungen und sind schon gegen drei Uhr an unserem Zielort angelangt. Nach der Fahrt in zunehmenden Hitze gönnen wir uns ein kühles Bier und genießen den Rest des Tages im verschlafenen Städtchen Lufeng.


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Kurztrips

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Stadttag in Kunming und Fahrt nach Anning, 40 km

Unsere Radtour entlang der alten Teestraße startet mit zwei Kurztrips: ein Stadttag in Kunming und ein erster Radeltag, der mit seinen 40 km gut in diese Kategorie fällt.

Die Anreise war keine einfache, zumindest nicht für mich, weil mein Anschlussflug gute acht Stunden verspätet war. So haben wir uns als Sechsergruppe erst beim Frühstück, also der obligatorischen Nudesuppe, getroffen. In der Provinzhauptstadt Kunming standen in erster Linie Erledigungen auf dem Plan. Geld tauschen, letzte Dinge für die Reise einkaufen und unsere Räder in Empfang nehmen. „Drei Wochen seid ihr unterwegs“, seufzt die Chefin des Radladens mit einem neidischen Seitenblick – sie ist ebenfalls leidenschaftlich gern auf Tour – und stellt uns noch einen ihrer Kunden vor: ein Journalist, der Rad fährt und Marathon läuft. Interessante Leute trifft man hier. Überhaupt hat man in Kunming Zeit für einen Plausch. Eine ältere Dame, die wie wir am Bankschalter wartet, hört, dass wir aus Deutschland und Österreich sind. „Ich fliege im Januar nach Europa, auch nach München… ist es dort kalt, muss ich eine dicke Jacke einpacken?“ Und schon ist man im Gespräch.  

Gesehen haben wir doch noch einiges: den buddhistischen Yuantong-Tempel, die Sänger, Tänzer und Spieler vom Cuihu-Park, die Überbleibsel des alten Vogel- und Blumenmarktes und viele Stände und Verkäufer am Wegesrand. Dazwischen natürlich auch die moderne Stadt mit unzähligen Wolkenkratzern, zu der Kunming sich gerade entwickelt. Die neue Altstadt, also ein paar Straßenzüge, die im alten Stil neu aufgebaut werden, können wir diesmal nicht besichtigen. Die Baustelle hat neuerdings einen Zaun bekommen und es sieht so aus, als sei „Kunming Old Town“ im nächsten Jahr fertig. Den Abend beschließen wir mit einem leckeren Essen im Lao Fangzi, einem traditionellen Haus, das tatsächlich alt ist und nicht in letzter Zeit neu aufgebaut wurde.

Der erste Radtag zu den heißen Quellen in einem Tal hinter Anning, eine eigentlich kurze Etappe, wird durch den Bau der U-Bahn in Kunming und ein Stück verkehrsreicher Schnellstraße zur ersten echten Herausforderung. Hinter Anning werden die Straßen kleiner und ruhiger. Jetzt fällt auch auf, dass wir uns sehr weit im Süden befinden: die Vegetation wird dichter, Palmen und Bananen säumen den Straßenrand, große Schmetterlinge flattern hier und dort, die Temperaturen erlauben Radeln im T-Shirt, das Kader-Kurhotel bietet Massage an… sprich, der Urlaub kann beginnen.


Strecke vom 27.09.2017[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-09-27_Cha173.gpx“]

Wie sie sehen, sehen sie nichts.

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Wandern im Wulingyuan

Heute sind wir mitten in einem chinesischen Landschaftsgemälde gelandet: Karstfelsen umspielt von grünem Wasser richten sich steil empor in unermessliche Höhen. Hier wurde Avatar gedreht, woran man allenthalben erinnert wird, da man aus jeder Ecke mit der Musik aus dem gleichnamigen Film beschallt wird.

Nachdem wir den ersten chinesischen Guide, der uns seine Dienste anbot, entkommen waren, fuhren wir mit einem Bus enge Serpentinen zu einem riesigen Fahrstuhl hinauf, in dem wir (fast wie in der Tokioer U-Bahn) hineingeschuppst, dicht gedrängt wie Sardinen nach oben fuhren, einen kurzen Blick auf die spektakuläre Landschaft erhaschend, ehe alles in dichtem Nebel versank. Oben angekommen wandelten wir mit Heerscharen von Menschen den Felskamm entlang, beugten uns über das Geländer und schauten …ins Nichts.

Der dichte Dunst des weißen Nebels war undurchdringlich. Surreal fast wirkt der Blick nach unten. Mit dem Abstieg über unzählige Treppen und Irrwege entfaltete sich auch die Landschaft wieder vor unserem Auge. Wir stiegen auf ruhigen Wegen bis zu einem munter dahin plätschernden Bach hinab und immer weiter bis uns die Menschenmassen wieder hatten. Drängten uns in einen Bus und fuhren zu unseren Rädern, wo uns der dritte Plattfuss für den heutigen Tag erwartete. Natürlich bei Helmut (es steht jetzt 3:3).


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Königsetappe

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Von Cili nach Wulingyuan

Heute waren wir nur zu Neunt unterwegs. Adrienne und Änne haben sich entschieden im Auto mit etwa 22 Taschen und zwei Rädern zu unserer nächsten Station Wulingyuan zu fahren. Wir übrigen hatten einen traumhaften Radtag.

Verkehrsreichen Straßen mit spektakulärer Aussicht auf (mal wieder) nebelverhangene Berge wechselten sich mit ruhigen Landstraßen ab. Einblicke gab es noch und nöcher in die wilde Seite von China. Jede Menge bäuerlichen Lebens: Pflüge die von unwilligen Ochsen gezogen werden sollen, Tabakräuchereien, in der Sonne zum Trocknen ausgelegte Gewürze, die ihren betörenden Duft in die sommerliche Luft verströmen.

Gegen Nachmittag wird es wahnsinnig heiß und wir flüchten uns (zu Michaels Leidwesen) erst gegen 15 Uhr in ein kleines Restaurant am Wegesrand. Mit 1088 Höhenmetern und 87 Kilometern in den Beinen kommen wir geschafft, aber glücklich in Wulingyuan an, wo uns Änne und Adrienne schon mit der spannenden Geschichte ihrer Autofahrt erwarten… (to be continued)


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Heut fahrn wir um dem See um den See, heut fahrn wir um den See…

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Von Huangshi nach Cili, die Sonne brennt

Der Morgen begann beschaulich. Mit einem Feuerwerk. Gegen 5 Uhr. Bis dahin hatten wir eine traumhafte Nacht. Einem ruhigen Abend, ohne Lärm folgte eine stille Nacht. Gegen halb acht trafen wir uns dann zum Frühstück. Es standen verschiedene Nudelsuppen, herzhaft und süß gefüllte Baozi sowie frische Mantou zur Auswahl.

Nachdem wir den ersten Platten geflickt haben (Mein Rad – Nummer 3 – momentaner Sieger im internen Wettstreit) ging es munter los. Die Berge, die sich im moosgrünen See spiegelten, lagen noch im morgendlichen Nebel. Angenehm kühl für hiesige Verhältnisse war es außerdem. Unsere Route führte uns bergauf – bergab um ein Gewirr von Seen und Wasserstraßen. Streckenweise waren wir allein unterwegs, begleitet von dem steten Kreischen der Zikaden. Bunte Schmetterlinge und riesige Schwalbenschwänze gaukelten über der Straße. Ab und an ein Dörfchen mit kleinen Feldern und Fischzuchten. Die Häuser gesäumt von bunten Blumen: Zinnien, Lilienartiges. Ab und an ein vollhängender Pomelobaum.

Im Laufe des Vormittags verzog sich der Nebel nach und nach. Schließlich brach die Sonne durch den dichten Wolkendunst und brannte unbarmherzig auf uns nieder. Die traumhaften Straßenverhältnisse haben gewechselt. Stattdessen rüttelten wir uns Meter um Meter über den groben Schotter einer kilometerlangen Baustelle.

Erschöpft kommen wir in Cili an. Hier ist Himmel und Hölle unterwegs. Vom gegenüberliegenden Volksplatz dringt eine Kakophonie von Klängen herüber, die verschiedenen Hobbytanzgruppen erzeugen. Der Abend senkt sich langsam über die Stadt.


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Über sieben Brücken mußt du gehn

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Nach Huangshi bei 34° im Schatten

Vor meinem Fenster über den Dächern der kleinen Stadt versinken die grünen Hügel im rötlichen Dunst des Abendlichts. Grillen Zirpen leise. Ab und an hupt ein Auto. Auf der Hauptstraße sitzen die Ladenbesitzer vor ihren Geschäften essend, rauchend. Die Alten schauen ruhig auf die Straße, tagein tagaus. Wilde Hund wühlen im Müll und schreiende Kinder werden durch die Gegend geschoben.

Heute haben wir Changde mit all den Annehmlichkeiten einer Großstadt hinter uns gelassen und befinden uns jetzt in einem kleinen Städtchen/größerem Dorf/ Marktflecken mit dem Namen „gelber Stein“. Zumindest gibt es ein Hotel hier. Eins. Der Besitzer machte mich bereits recht Stolz auf die 30 jährige Geschichte seines Hauses aufmerksam. Und ja, die geschwungene Freitreppe mit dem hölzernen Handlauf macht einen recht feudalen Eindruck. Gleich werden uns von der Dame des Hauses die Spezialitäten der Gegend aufgetischt. Man darf gespannt sein!

Die Route heute war recht durchwachsen. Aus der Stadt strömten wir mit donnerndem Verkehr über bebende Straßen, immer gerade aus, an einer Werft vorbei und immer weiter. Doch irgendwann war das Glück uns schließlich hold: wir landeten auf einer beschaulichen Landstraße, die sich an Ansiedlungen, Reisfeldern und Obstplantagen vorbei durch das Hinterland schlängelte. Und immer wieder Brücken. Ein besonderes Ereignis war unser mittägliches Nudelsüppchen….für die Einheimischen. Mehrfach wurde beteuert, das sie hier noch nie so viele Ausländer gesehen hätten. Nach und nach wurden uns die ältesten Bewohner vorgestellt. Es wurde geplaudert, fotografiert und viel gelacht. Nur die Majiang-Spieler ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.


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Zurück in Deutschland

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Changde-Hannover-Changde

Die Erste Runde ist geschafft: Die Route Changsha – Changde liegt hinter uns und wir haben einen Tag Erholung verdient. Kein Radeln im Regen, keine Plattfüße (am Rad), kein donnernder Verkehr auf breit ausgebauten chinesischen Landstraßen. Stattdessen chinesisches Frühstück mit leckeren Jiaozi und Xiaolongbao in den kleinen Gassen hinter unserem Hotel. Und als Bonbon gibt es zum Nachtisch leckere Mango, die wir gestern frisch vom Obst-Bauern erworben haben.

Satt und zufrieden machen wir uns auf den Weg. Es geht nach Hannover- oder besser gesagt nach Deguo Xiaozhen, dem kleinen deutschen Städtchen in Changde. Hannover ist die Partnerstadt der Hunaner Metropole und um die Freundschaft beider Städte in einem Projekt zu manifestieren, wird seit etwa zwei Jahren dieses kleine Viertel im hannoverschen Stil gebaut. Hier gibt es einen deutschen Supermarkt, einen Bayerischen Weinkeller, ein deutsches Café (das leider erst nach 16 Uhr öffnet).

Die Stimmung in klein Deutschland stellte sich als einigermaßen skurril dar. Die Läden waren geschlossen oder nicht besucht. Gelangweilte Verkäuferinnen standen hinter Tresen und Kassen stramm in Geschäften, für die sich keiner zu interessieren scheint. Es gibt einen Leibnitz- und einen Bahlsen Platz, Maria Schrader hängt als berühmte Persönlichkeit neben Wilhelm Busch an der Wand der „Hannover Exhibition“ und man kann im benachbarten Fluß (Leine) Tretboot fahren. Nett. Dennoch reißen wir uns schließlich los und suchen außerhalb Kleindeutschlands ein Café um die Lust zu stillen, die nach der Sichtung des geschlossenen deutschen Etablissements in uns geweckt worden war.

Und ein weiterer wichtiger Punkt: Die Suche nach einem Radladen, immer ein beliebter Programmpunkt um die eigene Ausrüstung zu optimieren, stand noch auf dem Tagesplan. Das schien sich schwieriger zu gestallten, denn wie sich herausstellte war das Geschäft mittlerweile umgezogen. Aber kein Problem: hilfsbereit wurden wir von einem Einheimischen und seiner Tochter mit dem Moped durch den dichten Verkehr zum neuen Standort gebracht, wo wir unsere Vorräte an Flicken und Klebstoff (dringend nötig) auffrischten und mein Fahrrad endlich einen neuen Ständer verpasst bekam.

Hunaner Seenplatte

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Von Hanshou nach Changde, etwa 60 km, anfänglich bedeckt, später sonnig

Nach einer durchwachten Nacht mit liebestollen Hotelgästen, eben solchen Katzen und lautstark streitenden Paaren, fing der Tag gut an: Regen und zwei Plattfüße. Gleich zu Beginn. Diesmal handelte es ich aber nicht um die üblichen Verdächtigen: Tim und Johannes hatte es erwischt. Danach aber schien das Glück auf unserer Seite zu sein. Der morgendliche Regen hatte die Luft etwas abgekühlt und so radelte es sich angenehm durch blühende Baumwollfelder und an Weinplantagen und Fischfarmen vorbei. Auch Reisfelder hie und da. Immer wieder Brücken und Wasser. Manchmal vervollständigte ein dösender Wasserbüffel oder ein Angler die Szenerie.

Trotz des ausgedehnten und leckeren chinesischen Frühstücks mit Mantou, diversen Baozi und „fettigen Stangen“ und und und… drückte pünktlich ab 12 Uhr bei einigen unserer Truppe der Magen. Auf der Suche nach einer Mittagsmöglichkeit gerieten wir dann noch unfreiwillig in eine feucht-fröhlich feiernde Hochzeitsgesellschaft, konnten uns aber losreißen und erhielten eine Ortschaft weiter unsere wohlverdiente Nudelsuppe. Frisch gestärkt traten wir den Rest der heutigen Etappe an und genießen jetzt die Zeit in einer chinesischen Kleinstadt von nur etwas mehr als drei Millionen Einwohnern


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Tour of China

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Von Ningxiang über Yiyang nach Hanshou

Wir hatten eine sehr feuchten Start in Ningxiang. Um es kurz zu sagen der Tag war verregnet, laut und schmutzig. Ich bin mit Helmut in einen Wettstreit um die meisten Plattfüße eingegangen. Es steht zwei zu zwei. Kurz vor Schluss ist noch Änne eingestiegen. Zwei zu Zwei zu Zwei oder 5 Plattfüße an einem Tag. Und Regen, Regen, Regen. Nach der Ankunft in Yiyang hatten wir Hände wie französische Waschfrauen aus dem 19. Jh.

Um so glücklicher sind wir, dass wir den heutigen Tag ohne nennenswerte Pannen überstanden haben und auch das Wetter gehalten hat. Ein bisschen war es wie bei einer Schnitzeljagd. Abseits der Hauptverkehrswege haben wir versucht uns durch Nebenstraßen, über kleine Ansiedlungen und Weiler durch die Landschaft zu schlagen. Mit allen möglichen Hilfsmitteln, die die moderne Technik so zu bieten hat. So haben wir zwar unsere Strecke von 50 auf etwa 80 km verlängert, konnten aber schöne Einblicke in den hiesigen Alltag erhaschen. Nur nicht zu oft anhalten – wir wurden bestaunt wie bunte Hunde mit zwei Köpfen und Zylinder. Geknipst, gefilmt, bekichert, angestarrt. Die letzte Etappe unserer heutigen Tour fuhren wir auf der Route der Tour of China, einem Radrennfahren was just am heutigen Tag genau auf unserer Strecke stattfand.


Strecke vom 20.09.2017:[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-09-20_Xiang171.gpx“]
Strecke vom 21.09.2017:[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-09-21_Xiang171.gpx“]

Auf ausgetretenen Pfaden radeln

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Von Changsha nach Ningxiang

Nun ist die erste Etappe unserer Radreise bewältigt. Wir klopfen den Staub aus unseren Kleidern und atmen durch.

Holprig begann dieser erste Tag. Nach dreitägigem Hinhalten offenbarte schließlich DAS Hotel unsere Koffer nicht aufzubewahren. Also umplanen, Koffer in Koffer packen und ab zur Gepäckaufbewahrung im Bahnhof. Handeln und feilschen um einen einigermaßen erträglichen Preis zu erzielen. Dann hielt mein Rad dem Gewicht der Packtischen nicht stand. Im wahrsten Sinne des Wortes: Es knickte ein und der Ständer brach ab. Seitdem bewahrt Johannes meinen Ständer auf in der Hoffnung einen fachkundigen Schweißer zu finden, der den Schaden beheben kann.

Doch irgendwann war jedes Gepäckstück an Mann, Rad oder Bahnhof und es konnte losgehen. Zuerst zum Museum des Genossen Lei Feng. Lei Feng war ein Kind aus ärmlichen Verhältnissen, dessen Eltern früh und auf tragische Weise ums leben kamen. So kam es, dass mehr und mehr der chinesische Stadt und seine Genossen, er war Mitglied der Volksbefreiungsarmee, zu seiner Familie wurden. Seine rühmlichen und tugendhaften Taten sind in seinem Tagebuch beschrieben. Mit erst 22 Jahren wurde er beim Einweisen eines Fahrzeugs von einem Mast erschlagen und seitdem zu einem Vorbild für die chinesische Jugend hochstilisiert.

Bei unserem Besuch musste man sich allerdings die Frage stellen, wer oder was hier die größere Attraktion war: Wir oder die Gedenkstätte? Das Museumspersonal war jedenfalls wild begeistert von uns offenbar stark am chinesischen Patriotismus interessierten Langnasen und schoss und knipste an allen erdenklichen Stellen Fotos von uns. Schnell wurde ein Sportlehrer aus der benachbarten Schule organisiert, der, des Englischen einigermaßen mächtig, uns eine Führung durch das Museum und das Leben des jungen Lei Feng bot.

Nach der Besichtigung hatte sich der Himmel merklich verdunkelt und wir traten kräftig in die Pedalen um dem aufziehenden Gewitter möglichst zu entkommen. Nach einem kurzen Abstecher zu einem kleinen Dorfweiler waren wir allerdings so hungrig, dass eine Pause nötig wurde. In einem (eigentlich geschlossenem) Straßenrestaurant improvisierte die Köchin für uns Nudeln mit Fleisch und Ei. Das ausnehmend schmackhafte Gericht nahmen wir unter den neugierigen Blicken der gesamten Verwandtschaft ein. Der Hausherr erklärte uns stolz, das auf dieser Straße bereits Mao Zedong unterwegs gewesen sei.

Kurz vor Ende der Etappe erwischte uns der Regen doch noch. Ein heftiges Gewitter mit sintflutartigen Wolkenbrüchen ging auf uns nieder. fast gleichzeitig die erste Reifenpanne, bei Helmut, der offenbar eine beeindruckende Historie von Plattfüßen aufweisen kann (wurde mir zugetragen).

Unser Abendessen genossen wir heute unter freiem Himmel und stoßen mit Rotwein der Marke Great Wall auf Monikas Geburtstag an. Ihr zu Ehren offeriert der Wirt zwei riesige Schüsseln mit Nudelsuppe und holt sogar die guten Rotweingläser aus dem Schrank.


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