Phantomschmerz

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Ich stehe im Aufzug, die Türen sind zu und er bewegt sich nicht. Irritiert schaue ich auf die Digitalanzeige.

Keiner hat die Knöpfe gedrückt. Denn meine Kinder sind schon in Yantai.

Nachts schlafe ich mit Licht im Badezimmer und angelehnter Badezimmertür, damit die Kinder den Weg zur Toilette finden.

Zuweilen erwische ich mich dabei, wie ich in einer brenzligen Situation in den Rückspiegel blicke und nach den Kindern schaue.

Phantomschwerzen eines alleinreisenden Vaters, der die letzten Wochen mit zwei kurzen Ausnahmen fast jede Sekunde mit den Kindern verbracht hat. Immer darauf geachtet hat, dass Nora den Fahrstuhlknopf draußen und Sarah den Knopf innen drückt.


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Phantomschmerz

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing
Ich stehe im Aufzug, die Türen sind zu und er bewegt sich nicht. Irritiert schaue ich auf die Digitalanzeige.

Keiner hat die Knöpfe gedrückt. Denn meine Kinder sind schon in Yantai.

Nachts schlafe ich mit Licht im Badezimmer und angelehnter Badezimmertür, damit die Kinder den Weg zur Toilette finden.

Zuweilen erwische ich mich dabei, wie ich in einer brenzligen Situation in den Rückspiegel blicke und nach den Kindern schaue.

Phantomschwerzen eines alleinreisenden Vaters, der die letzten Wochen mit zwei kurzen Ausnahmen fast jede Sekunde mit den Kindern verbracht hat. Immer darauf geachtet hat, dass Nora den Fahrstuhlknopf draußen und Sarah den Knopf innen drückt.


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Between Heimweh and Wanderlust

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“Mama, is there a medicine for homesickness?”- asks Sarah. If there was, I would need a double dose of it right now. Sarah has her blues, Nora misses her Suzanna, and my Wanderlust slowly but steadily gives away to homesickness.

After Volker departs for further two days of solo-biking to the coastal city of Yantai, we catch the daily train from Qingdao direction north. The only tickets still available are for a soft sleeper, converted into sitting space. Soft sleeper! After more than twenty years, the good old soft-sleeper not only still exist, but haven’t changed a bit. The same four-bed compartments, the same bed covers of blue satin, the same curtains and back-rest linings of white lace, even the same Chinglish.


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Der Zahn der Zeit steht still

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Auf Qingdao hatten Zornica und ich uns am meisten gefreut. Im Mai 1994, kurz vor Ende unserer gemeinsamen Studienzeit in China, waren wir für das verlängerte Feiertagswochenende nach Qingdao gefahren, unser erster gemeinsamer Kurzurlaub!

Irgendwo in der Nähe des Bahnhofs quartierten wir uns ein, in einem uns, nach fast einem Jahr in einem chinesischen Studentenwohnheim unheimlich luxuriös vorkommenden Hotelhochaus. Endlich hatten wir einmal ein Zimmer für uns, und warmes Wasser! Wärmer als in Peking war es in Qingdao auch. Und Bier gab es hier vom Fass, nicht aus der Flasche, was damals konkret hieß: Da war Kohlensäure drin, was sonst nur in jeder zweiten Flasche der Fall war!


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Das Geilste Hühnchen der Welt…

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…das ekelhafteste Schwein und die armen Schlucker auf historischem Boden.

Das hätte der Titel dieses Blogs sein sollen. Aber solche Bandwürmer darf sich nur Peter Greenaway erlauben! Außerdem wird daraus ja die URL erstellt, und das kann sich keiner merken!

Also erst einmal das
Geile Hühnchen!

Ein kleiner Teil von mir ist froh, dass wir uns für eine weitere Solofahrt entschieden haben. Sarah und Nora brauchen dringend eine Pause, mehrere Tage an einem Ort und ein wenig Futter für die Sinne, das nicht aus chinesischen Straßen und Menschenaufläufen besteht, die unsere Kinder anfassen oder fotographieren wollen. Und auch Zornica wird die Pause gut tun. Seit Tagen hustet sie am Morgen, was das Zeug hält und scheint am Ende ihrer Kräfte.


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City of Kites

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At the foot of Mt. Tai we review the present state of our journey. The prospects for the next days are bleak. The planned biking through idyllic countryside in Shandong won’t happen: the side-roads we were supposed to take are either undergoing repairs or have dilapidated, as we have learned from recent experience. 350 km of Interstate till Qingdao then. A busy interstate with trucks and buses, because in Shandong, unlike Jiangsu, the interstate is free of toll, and most of the heavy traffic goes here in order to avoid the high-way taxes. Not only will our way be full with roaring traffic, but it will also be going steadily uphill. We have already discovered that for our 240+ kg family vehicle even the smallest hill equals Mt. Tai. After the rain and wind from the previous day the mood in the children trailer is close to mutiny, and I have to admit, it is rather contagious.


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Wo ist der Berg?

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Der Taishan ist eng mit dem chinesischen Schöpfungsmythus verknüpft. Einst, als der Kosmos noch im Chaos lag und Erde und Himmel noch eins waren, wurde Pangu zwischen Himmel und Erde geboren. Durch sein Wachstum schob er diese immer weiter auseinander, bis sie nach 18.000 Jahren vollständig getrennt waren und Pangu aus Erschöpfung starb. Seine Augen wurden Sonne und Mond, sein Blut verwandelte sich in die Flüsse und sein Kopf und die Extremitäten bildeten die fünf heiligen Berge Chinas. Der Taishan ist der Kopf Pangus, und so fällt ihm eine wichtige Rolle in der chinesischen Mythologie zu.

Den Berg zu besteigen heißt nicht nur, dem Himmel ein Stück näher zu sein, es ist auch ein Symbol für die Harmonie zwischen Himmel und Erde. Die Kaiser, denen das vom Himmel verliehene Mandat auch entzogen werden konnte, bestiegen den Berg als Zeichen ihrer engen Beziehung mit den Mächten des Himmels. Eigentlich hätten sie die Runde zu allen fünf heiligen Bergen machen müssen, die meisten ließen es aber bei der Besteigung des Taishan als Symbol ihrer Himmelsnähe bewenden.


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Solofahrt

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Traurig schaue ich den in der einsetzenden Dunkelheit verschwindenden Rücklichtern des Taxis hinterher. Da sitzt sie, meine geliebte Familie, im Trockenen, auf dem Weg nach Tai’an.

Aber von Konfuzius habe ich ja gelernt, dass ich als Familienoberhaupt hier Verantwortung übernehmen muss und setze mich wieder auf den nassen Sattel. Noch hält die Regenhose.

Nach ein paar Kilometern hört der Regen dann auf. Rote Schriftzeichen spiegeln sich in den Pfützen. “Spezialitäten aus Sichuan”, “Supermarkt des Glücks”, “Reifenwechsel und Schweißarbeiten” kündigt die Leuchtreklame an. Manchmal wünschte ich mir, kein Chinesisch zu können, dann wären die Schriftzeichen einfach nur schön und weniger profan! Aber auch so bessert sich meine Laune deutlich. Kein Regen, eine leidlich gute Nebenstraße fast ohne Verkehr. Als ich den Ort verlasse, fahre ich in eine malerische Allee, die bis zum Horizont zu reichen scheint. Erstaunlich mild ist der Abend und ich sing mir eins.


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Road Works

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After two non-biking days it feels good to be back on the saddle again. It seems I’m becoming a cyclist, after all. We leave the hometown of Confucius quite early and in high spirits, planning on a noodle brunch somewhere on the way. Volker has mapped a route of side-roads that should bring us to Tai’an and the sacred Mt. Tai. On the way out of town a tuk-tuk starts stalking us. The driver follows us closely behind, then overtakes us and slows down in front of us, after we manage to overtake him he speeds again and drives parallel to us. We reach the side road we are supposed to take, and turn. “No, you can’t go there!” – shouts the tuk-tuk driver to us in English. “Where do you go? To Tai’an? – it is here, here.” And he gesticulates towards the interstate which we are just leaving. “I know,” says Volker – “but we want another one!” And on we go, with the tuk-tuk left behind. After a kilometre or two I have a déjà-vu – the occasional cars or motorbikes coming against us seem strangely familiar, as if I have just seen them, but in the other direction. Soon I know why – Road works! And not the Jiangsu-type of road works, when the road is already finished, merely with an earthen barrier at the end of the repaired stretch remaining, but a construction in full swing. No way to make it through!


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Konfuzius, ich komme!

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Oder besser – Familie ich komme! Für Konfuzius war die Familie ja sehr wichtig, besser gesagt, die Beziehungen innerhalb der Familie und die Relation des Ganzen zu Staat und Gesellschaft.

Kurz gesagt: Kinder gehorchen Eltern, Frau gehorcht Mann, Jung gehorcht Alt und alle gehorchen der staatlichen Autorität. Der Konfuzianismus hat auch noch eine Kehrseite, die gerade bei Obrigkeitsfanatikern oft hintern runter fällt: Wenn der Herrscher, sei es im Staat oder der Familie, einen schlechten Job macht, dann kann er abgesetzt werden.

Was heißt das nun für mich? Also rein aus der konfuzianischen Sicht?


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