Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011
Text heute – über die letzten beiden Tage – von Monika (die aus der Garküchen- und Auf-Jeden-Fall-Geher-Fraktion):
„Frühstückskaffee zu bekommen ist eine zeitraubende Angelegenheit. Der Automat überlegt lange bevor er eine halbe Tasse ausspuckt. Vielleicht doch ratsam, auf Tee umzusteigen. Deshalb steht heute auch eine Tee-Probe an. Aber erst einmal Tainan kennenlernen, erst einmal zu einem historischen Fort. Hier mussten sich im 16. Jahrhundert die Niederländer geschlagen geben. Um die Ecke liegt dann der Tempel des Kriegsgottes. Die vorwiegend männlichen Besucher zünden ganze Büschel von Räucherstäbchen als Opfergaben an.
Wir verabschieden uns von Jens, Jan bringt ihn zum Bahnhof und vertraut uns David an. Dieser hackt mit uns säuberlich die nächsten Programmpunkte ab. Der Konfuzius- Tempel und dann ein Stand mit frisch gepresstem Obstsaft. Der erste ist historisch und der zweite geschmacklich wertvoll. Zufrieden traben wir David hinterher. Er hat uns noch einen Robin-Hood-Tempel ausgesucht. Gewidmet einem Wohltäter der die Reichen prellte und die Beute an Arme verteilte. Der konfuzianische Tempel war schlicht und museal, der letztere lebendig und fast kitschig. Ein großer Abakus hängt mitten im Hauptraum. An diesem können die Sünden der Besucher abgelesen werden. Leider nicht öffentlich und für alle verständlich. Weiter zum 7-Eleven – wir brauchen Getränke und haben Entzugserscheinungen nach der Eintrittsmelodie, dann bitte einen Bankomaten, Nudeln essen und in den Park wollen wir auch noch. Und bei drei Männern steht auch noch ein Friseurbesuch an.
Zur Teeprobe erscheinen Ludwig, Eckhart und David frisch frisiert. Eckhart fährt sich durch die Haarstoppel – bisschen kurz geraten vielleicht? Nein – steht ihm gut. Der winzige Laden ist liebevoll ausgestaltet. Dicht gedrängt sitzen wir um das Tischchen und halten vorsichtig die zerbrechlichen kleinen Teeschalen in den Händen. Die Besitzerin erklärt, Jan übersetzt und wir kosten. Gekonnt jongliert unsere Teezeremonienmeisterin mit den verschiedenen Tees. Grün, halb fermentiert, schwarz. Erster Aufguss, zweiter Aufguss, heißes, nicht so heißes Wasser. Verschiedene Farben, milder, grasiger, herber Geschmack. Manche von uns verlieren die Übersicht. Ernst outet sich als Teekenner und hält ein kurzes flammendes Plädoyer für grünen Tee .Er hat als einziger die Teesorten sorgfältig mitgeschrieben und muss jetzt seinen Zettel für Abschriften zur Verfügung stellen. Hans entdeckt vertrocknete Disteln, die ins heiße Wasser geworfen werden, aufblühen und dann wie große Seeigel aussehen und ebenfalls Tee ergeben. Wir erstehen unsere Mitbringsel, Jan vers
Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011
Das buddhistische Kloster Foguangshan ist nichts für Puristen. Es liegt in Süd-Taiwan, in der Nähe der Stadt Kaohsiung, man zieht hier alle Register: Foguangshan ist Mutter von fast 200 internationalen Ablegern und 3 buddhistischen Universitäten, die „Merit Times“ mit einer Auflage von 200 000 täglichen Exemplaren wird hier herausgegeben, Beautiful Life Television hat seine Sendestation auf dem Gelände. Wir werden vom Mönch Hue Shou durch das ausufernde Gelände geführt, in seinem früheren Leben Österreicher. Der schwarze und immer leicht angewiderte Humor seiner Landleute ist im geblieben, der Rundgang gerät kurzweilig, er schont nichts und niemanden.
Man weiß nicht, was man von diesem Kloster halten soll, von dieser enormen Wohltätigkeitsmaschine. Sein Gründer Hsing Yun hat jedenfalls eine sehr pragmatische Herangehensweise, wenn es darum geht, den Menschen seinen Glauben näherzubringen: nachdem er Disneyland in Florida besucht hatte, wurde die „Höhle des Reinen Landes“ auf dem Foguangshan-Gelände in Auftrag gegeben. So etwas hat man noch nicht gesehen, das Vorbild wirkt dagegen hyperrealistisch. Schwer da eine Meinung zu haben, muss man ja auch nicht immer, interessant war der Besuch in jedem Fall. Wenn er sich nicht sehr täusche, dann wäre es das nach dieser Wiedergeburt und er müsse sich mit dem ganzen Humbug nicht mehr herumschlagen, meinte Hue Shou zum Abschluss.
Die Räder haben wir ja nun zurückgelassen und sind zu faulen Bustouristen mutiert. Bis nach Tainan sind wir inzwischen chauffiert worden (anstrengender als Radfahren, das war der allgemeine Tenor). Tainan gefällt auf Anhieb, es ist dunstig und lebendig, auf den Straßen wird gesessen und gegessen, viele alte Tempel und altes Leben. Der Huayuan-Nachtmarkt gestern Abend war orgiastisch, man darf sich bei solchen Gelegenheiten nicht schonen sondern sollte sich bis zum Anschlag durch die Stände futtern. Triumphal war die Ausbeute bei den Glücksspielen vor Ort: Monika freut sich, dass sie ihrem Gepäck jetzt auch noch einen überdimensionierten Snoopy zufügen konnte. Jens hat ein tolles ferngesteuertes Auto gewonnen, Glückwunsch!
Das nimmt er jetzt nach Shanghai mit und wird dafür Respekt ernten, heute hat er schon wieder den Abflug gemacht. In Shanghai arbeite er seit einem Jahr für sein großes französisches Unternehmen. Mittlerweile als Direktor („Jingli“, hat ihn selber überrascht, als ich ihm das auf seiner Visitenkarte übersetzt habe…jaja, die Chinesen und ihre Titel).
Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011
Ruhetag im Badeort Kenting, also eine gute Gelegenheit, die Orakelsprüche aus den daoistischen Tempeln zu übersetzen, die der ein oder andere auf dem Weg eingesammelt hat. Mysteriös! Das Hotelpersonal weiß kaum weiterzuhelfen. „Mit 80 war man einst Tai Gong, erst dann wusste man vom König Wen“, „Studiere eifrig den ersten Band des Gelben Klassikers“ (viel Spaß, Ludwig!), etc pp. In jedem Tempel – es gibt sehr viele Tempel auf Taiwan – kann man es mit dem Schicksal aufnehmen. Meistens schüttelt man sich ein Orakelholz zurecht, befragt die Yin-und Yang-Klötzchen ob die Zahl darauf in Ordnung geht und zieht dann den entsprechenden Zettel mit unergründlicher Aufschrift. Und gibt es dann mir zur Übersetzung, natürlich bin ich erstmal komplett hilflos. Aber spätestens heute Abend wird man Bescheid wissen, über Alles.
Heute also Gammeltag in Kenting, die Radtour ist rum, was uns alle wehmütig gestimmt hat. Die Giants haben uns nun verlassen und auch das ist schade, der smarte Jiagen und die burschikose Mingfang. Es war wunderschön hier im Osten der Insel Radzufahren. Sogar unsere Schnellsten sind gegen Ende immer langsamer geworden, um die Kilometer auszukosten. Der letzte Teil der Strecke war pazifisch, die Weite, die sich auftut, ist kaum mehr vorstellbar. Die nächste ernstzunehmende Landmasse wäre Hawaii, was nicht gerade um die Ecke ist. Unbestimmte Sehnsüchte bringt dieses Meer mit sich, Gischt der Brandung, Schaum der Tage, frischgezapfte Bierkronen, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Im Südosten der Insel war auch kaum mehr was los, die kleinen Fischerdörfer hatten allerdings eins gemeinsam: ihren 7eleven, der uns zumeist als Raststation gedient hat. Eigentlich nur um Hans zu unterstützen, stolzer und optimistischer Aktienbesitzer dieses Unternehmens.
Der Wind hat uns mächtig südwärts getrieben. Gestern fuhren uns Ute und Volker über den Weg, alte Freunde von mir und der Firma, das war vielleicht schön! Sie schlagen sich diesmal alleine durch und sehen gut und gesund dabei aus, in Taibei wollen wir uns wiedersehen. Leider fahren sie in die falsche Richtung, mit dem Wind werden sie zu kämpfen haben, vielleicht sollten sie doch eher auf den Südwestmonsun warten, der Wind soll allerdings erst im Mai wieder drehen.
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Geschmeidige Teilnehmer, gutes Personal, was will man mehr. Hier spricht David, der hospitiert:
Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011
Ich greif mal gleich vorne weg. Heute Abend haben wir doch wieder etwas mehr getrunken als gestern Abend. Gestern Abend lehnte selbst die Hartgesottenen den zweiten Schluck aus der 58% GaoLiang Flasche ab und bequemten sich früher als an den vorherigen Tagen ins Bett. Ich denke so um zehn waren alle am schlafen, bei der Monika bin ich mir da nicht so sicher…
Der heutige Tag fing also ausgeschlafen und fröhlich an. Wir versammelten uns und gingen dann Hand in Hand zum Restaurant um gemeinsam unser Frühstück einzunehmen. Hierzu merke man sich: Sandwich geht über Hamburger, Hamburger gehen über Reissschleim und Reissschleim geht über das komische nicht Tofu sonder Gluten Zeug, welches nur Heiko und Jan runter bekommen haben. Omelett, eingelegte Gurken und Bambus auf Reissschleim, mir hats geschmeckt. Andere wie Jens z.B. süssten mit Zucker und hatten dann so eine Art süssen Milchreis. Beim nächsten Stop nach ca. 20 min gingen die Bananen allerdings weg wie warme Semmeln und so manch einer Stand in der Schlange um die leckeren Bao Zi zu bekommen. Wie gesagt selbst schlechte Hamburger gehen über Reisschleim…
Dann rauf aufs Rad und weiter die wunderschöne Abfahrt von gestern hinunter. Zwei tote Mäuse, eine tote Katze und ein toter Hund, alle auf der Strasse. Arme Tiere! Den Hund haben Root und ich noch auf die Seite gelegt. Ich dachte ich hätte nach dieser kurzen Abfahrt schon alle Tiere gesehen, die diese Gegend zu bieten hat, dem war nicht so. Nächster Stop war die Affenbrücke. Auf, unter, neben der Brücke, im Wald und bei uns zwischen den Füssen. Überall Affen. Eine Art die es nur in Taiwan gibt, erklärte mir Root unser Giantführer. Ming Hou Zi sei der Name, meine ich mich zu erinnern. Allerdings interessierten die Affen sich nur für unser Essen. Lutz ist gleich zweimal mit ihnen aneinander geraten, einmal als er seinen Apfel alleine essen wollte, den wollte ihm ein Affe aus der Hand reissen. Und beim zweiten mal hat er einem Affenmänchen vormachen wollte, wie man aus dem Stand auf die Mauer neben ihm springt. Das fand dieser nicht lustig und bestrafte Lutz mit lautem krächzten und bösem Blick. Richtig bösem Blick.
Weg von den Affen, weiter runter. Und da war es wieder zu sehen: Das MEER!
Wunderschön! Zur Rechten die Berge, zu unserer Linken das Meer. Etwas mehr Autos als die letzten zwei Tage, trotzdem eine sehr angenehm zu befahrende Landstrasse. Ein bisschen rauf, ein bisschen runter. Dann eine kurze Nudelpause, bei der man schon ahnen konnte, dass das Essen in dieser Region wieder mehr Würze und Geschmack haben sollte als die letzen paar Tage. Sonne hatten wir schon den ganzen Morgen und in brennender Hitze ging es danach weiter. Es hätte auch für zwei Sonnenbrände gereicht, gut, dass man nur einen bekommen kann. Den hatte ich da auch schon und war nicht alleine damit.
Es ging dann weiter, ein bisschen übers Land, ein bisschen am Meer entlang und dann ging es ein bisschen bergauf. Traumhaft entlang am Abhang zum Meer hinunter. Natürlich weiterhin in Mitten von sattem Grün, wie seid dem ersten Fahrradtag auf der „Schönen Insel“. Nur mischten sich nun auch mehr und mehr Palmen unter die Bäume. Mittlerweile sind wir ja tropisch.
90 km gingen schnell vorbei, kurz warten, rechts abbiegen und schon waren wir bei unseren Burg angekommen.
Ach ja, die Chinesen! Heute Nacht wohnen wir also in einem Hotel mit zwei Burgtürmen, heissen Quellen im Garten und Panorama Fenstern im Zimmer mit Blick auf Fluss und Meer. Dann Business as usual: Schmutzbier (diesmal im Pool), Zimmerverteilung, Ruhepause und um sieben Uhr gings zum Essen. Wunderbar! Kleines Restaurant, sauber, nette Inhaber und ein köstliches Essen. Ich kann ohne Übertreibung behaupten, dass es eins der besten Stücke Fisch war, die ich jemals gegessen habe. Ich glaub wir waren dann aber alle zu schnell zu satt um noch einmal was davon nach zu bestellen.
Ich war dann noch kurz Dreien aus unsere Gruppe im Internetcafe helfen, Kerne kaufen, den kleinen Hund mit süssem Brot füttern, der mir hinterher gelaufen kam und sah mich schon auf dem Weg ins Bett, als ich dann doch Ludwig von hinten erkannte. Ich sag mal Jan hat noch eine Gruppe Auserwählter in eine Karaoke Bar geschleppt bekommen. Wie soll ich den Abend weiter beschreiben, wo man doch weiss, dass Eigenlob stinkt!
Aber Jan und ich haben in Sachen Karaoke schon eindeutig das Beste geboten, was dieses kleine verschlafene Dorf jemals gehört hat. O.K., die Besitzerin war auch nicht schlecht. Hans hat uns tatkräftig unterstützt und auch Heiko und Eckert sind ins grandiose Finale von „New York, New York“ noch mit eingestiegen. Ganz grosse Kunst, ich glaube das führt zu einem zweiten Teil, noch auf dieser Reise.
Jan sagt, ich solle nicht soviel schreiben, er müsse das ja alles noch kontrollieren und er hätte eh schon viel zu viel Betelnuss gefuttert…
Also gute Nacht und einen erholenden Schlaf. Morgen ist schon unser vorletzter Radtag. Besonders schöne Zeit vergeht wie im Flug.
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Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011
Von Monika, die mal wieder nicht zugehört hat 🙂 Oder ich hatte zu viel 58 getrunken…
„Heute fahren wir am Meer entlang. Das hat uns Jan vor zwei Tagen angekündigt. Freudig legen wir Badehose, Schwimmreifen und Sonnencreme im Gepäck ganz obenauf. Die Sonnencreme können wir sofort gut verwenden, mit dem Rest wird es schwierig. Jan versucht sich aus der versprochenen Meer-Situation rauszudribbeln. Wir haben das falsch verstanden – aha.
Unsere zwei GIANT Guides haben ihren Kollegen uns berichtet. Offensichtlich positiv. Heute kommen Nicki und Nixon dazu. Sie haben sie sich spontan zwei Tage Urlaub genommen um uns zu begleiten. Einfach so. Nixon (er schreibt sich wirklich wie der Präsident) ist Ingenieur, ein schmales Kraftpaket und tüftelt derzeit an den offiziellen Tour de France Rädern herum. Er hat ein schwarzes High-End-Bike dabei, das mit gefüllter Wasserflasche ca. 2,5 Kilo schwer ist und aussieht als ob es völlig selbständig die Berge hochfährt. Wenn Nixon in die Pedale tritt kommt keiner, wirklich keiner von uns hinterher.
Aber wir wollen ja zum Meer. Beim örtlichen Fischhändler liegen schon mal Krustentiere, Muscheln und auch ein kleiner Hai. Bald sind wir da. Bestimmt. Nur noch durch ein paar Reisfelder.
Taiwan ist ein Traum für alle Fahrradfahrer. Jede Polizeistation hat Luftpumpen, Flickzeug, Schläuche und eine positive Einstellung für alle Radfahrer. In leuchtend grünen Kästen liegen alle nötigen Utensilien. Leuchtend grün sind auch die Reisfelder durch die wir hindurchfegen. Aufgeteilt in kleine Pulks sausen wir durch die fast autofreie Traumlandschaft. Nur Fliegen ist schöner.
Kleine Lebensmittelmärkte sind willkommene Pausenstationen. Frischer Kaffee, leckere Zwischenmahlzeiten, WiFi für die Kommunikationsjunkies unter uns. Inzwischen streifen wir routiniert durch die Regale der Läden und scannen das Angebot ab. Heimisch Toblerone und taiwanesische Reispäckchen. Alles da. Aber wo ist das versprochene Meer?
Das Radfahren begeistert uns so, das uns das heutige Pensum von knapp 80km nicht genug ist. Unsere Guides schlagen einen Umweg für eine Lunchpause an einem See vor. Ja gerne – wir futtern uns durch und sitzen an einem hübschen Tümpel – aber immer noch kein Meer. Dann biegen wir seitlich in die Berge ab und schrauben uns einen Pass hoch. Es ist wunderschön hier. Ganz oben ein Ortsschild. Aber kein Ort. Ernst ist in der Gruppe ganz hinten und irritiert. Besorgt fährt er hin und her. Mindestens einen Kilometer zurück und wieder vor – nicht dass er einen Abzweig vergessen hat. Heiko, der Größte von uns steigt auf einen herumstehenden großen Bagger. Wir legen den Kopf in den Nacken – sieht er das Meer? Nein. Aber unsere Unterkunft. Die ist völlig wild in die Landschaft eingebaut und sehr, sehr schön. Aber auch internet- und meerfrei. Jan versucht‘s nochmal – ihr habt nicht aufgepasst. Es ist eine Pilottour, damit kann man eigentlich alles entschuldigen.
David hat Schmutzbier organisiert – ein Kleinlaster rollt an und versorgt uns. Wir sitzen da mit Traumblick über die Berge und genießen, dass wir in den Tropen sind. Heute haben wir den Wendekreis des Krebses überschritten.
Noch etwas – es gibt ein Buch ‚Traumstraßen der Welt‘ das über den Highway No1., Neuseeland und andere schöne Reisewege berichtet. Die heutige Strecke berechtigt die Aufnahme in diese Reiseliteratur.
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Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011
Heute aus der Welt der Tetrapoden in das schöne Hinterland. Tetrapoden, das sind die monströsen Wellenbrecher aus Beton und die scheinen an der taiwanischen Ostküste bitter nötig zu sein, vor allem in der Taifun-Saison (doch Vorsicht: in punkto Landerhaltung haben sie nicht gehalten, was sie versprochen haben. Wie uns allen das Beispiel Sylt nur zu deutlich vor Augen geführt hat).
Also weg von den Tetrapoden, durch onduliertes und kupiertes Gelände, eine abwechslungsreiche, sich durch grüne Landschaft schlängelnde Straße entlang. Flüsterasphalt und Verkehrsarmut. Für Fahrradfahrer sind die Strecken hier toll ausgebaut, immerhin davon sieht man einige, vor allem Rennradler. Es gibt speziell ausgewiesene Rastplätze, an strategischen Stellen findet sich offen zugängliches Fahrradwerkzeug (übrigens auch in allen Polizeistationen) und immer wieder aufmunternde Schilder, die meine Truppe glücklicherweise nicht lesen kann (etwa „Die nächsten 500 Meter wirst Du schnaufen wie ein Ochse“). Jetzt sind wir in Ruishui angelangt und schlapp von den leicht schwefeligen heißen Quellen im Hotel, es wartet der Feuertopf, der uns gewiss den Rest geben wird.
Die Gegend hier zittert, unmerklich aber immerzu: wir sind im East Rift Valley, wo die Eurasische Platte seit Jahrmillionen gegen ihr Philippinisches Gegenstück arbeitet. Das Tal zwischen Zentralgebirge und Pazifik ist herrlich und entlegen, nur ganz vereinzelt sind wir heute durch kleine Siedlungen gekommen. Die Zikaden haben einen Höllenlärm gemacht und dann wie auf Kommando aufgehört damit, die Luft duftet nach Obst: ausgedehnte Pomelo-Pflanzungen, Ananas-Plantagen, Orangenhaine. Der Reis steht hier noch in voller Ähre, im Norden war schon alles abgeerntet: wir nähern uns den Gegenden im Süden, wo drei Reisernten im Jahr möglich sind. Morgen früh geht es über den Wendekreis des Krebses, dann sind wir offiziell in den Tropen.
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