Ein Wetter für den Mann in schwarz

Entlang der Seidenstrasse, 09.07. bis 04.08.2011

Der Mann in schwarz wurde nicht in Nashville sozialisiert, er kommt aus Kiel und heißt Lutz. Weil er aus Kiel kommt, war das sein Wetter heute: ein tiefer Himmel, ein zugiger Wind, hin-und wieder Regenschauer, herrlich! Der Wind kam von Nordost und man sah jeder Kehre gespannt entgegen, er blies dann meistens von der Seite, eigentlich ganz fair. Wir haben die Etappe gut hinter uns gebracht, windzersaust und um einige dramatische Eindrücke reicher. Immer nur blauer Himmel wäre ja auch langweilig.

Gestern war blauer Himmel. Vom grünen Rand des Barkol-Gebirges sind wir in das Bogda-Gebirge geradelt, hinein in eine zerklüftete und ziemlich bizarre Berglandschaft. Kamele säumten unseren Weg, teilweise große und unbeaufsichtigte Herden. Am Anfang waren wir natürlich aufgeregt, zum Schluss haben wir den Anblick ebenso gleichmütig hingenommen wie die Tiere den unseren. Lässig stehen sie in der Prärie herum, die Kamele, den Blick in die Ferne gerichtet. Ihren eigentlichen Zweck als Transporttiere erfüllen sie kaum noch, sie werden für ihr Fleisch gezüchtet. Das muss teuer sein. Unser Kamelflüsterer würde niemals Kamelfleisch essen. Unser Kamelflüsterer ist Frank, er bewegt sich behutsam auf die halbwilden Tiere zu, sie lassen sich von ihm streicheln. Was er flüstert darf niemals verraten werden! Vielleicht pfeift er ihnen auch ein zartes Tremolo, oder er singt etwas für sie, in leisem Bariton. Das kann er gut. (Auch Esel fressen ihm aus der Hand, wahrscheinlich alle Tiere…).

Die Kameldichte nimmt langsam ab. Wir hatten in einem kasachischen Dorf übernachtet, sehr traditionell und unvorbereitet (es geht manchmal nicht anders, man geht dorthin und fragt sich durch). Heute hatten wir einen kleinen Wettersturz und die 44 Grad aus Hami sind zwischenzeitlich auf 16 Grad zusammengeschrumpft. Keine Menschen hier, man ist der Natur ausgesetzt, ein auf-und ab durch das Gebirge und später durch die Steppe. Jetzt sind wir in der kleinen Stadt Mulei und rechtschaffen müde nach den knapp 250km der letzten beiden Tage.

P.S. der Track scheint nicht richtig angezeigt zu werden, ich reiche ihn nach. Bin im Internetladen von Mulei und muss jetzt mal schlafen gehen.


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2 Kommentare:

  1. hallo jan, ausgeschlafen und nächstes tagewerk vollbracht ? hört sich ja alles sehr interessant, aber auch ziemlich anstrengend an . phantastische landschaft – tolle bilder v.a. 2,3,5 !
    erstaunlich, dass du in dieser einsamkeit überhaupt ins netz kommst.
    viele grüße aus dem verregneten, wechselhaften süddeutschland.

  2. Darf ich als Mitradler(in) auch einen Kommentar hinterlassen? Zugegeben – ein paar Kilometer sind fällig. Dafür trifft man auf unglaubliche Menschen. Polizisten schneiden Melonen für uns zum Empfang auf – auf abgelegenen Paßhöhen bekommt man ein Küken geschenkt – eine komplette kasachische Familie räumt wie selbstverständlich ihre Schlafplätze. Unserer kleinen Radltruppe geht es blendend – auch wenn mal der Wind an uns zerrt, die Sonne uns versengt oder ein Regentropfen vom Fahrradsattel gewischt werden muss. Es ist großartig hier. 🙂 Monika

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