Happiness Day!

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

[Have a nice day]. Die Burmesen waren restlos überzeugend in ihrer Freundlichkeit, ihr Englisch war auch herzig. Man könnte natürlich auch deutsches Englisch verballhornen, deutsches Burmesisch ist bis auf ein paar Floskeln gar nicht erst vorhanden, deshalb: danke für das morgendliche Beck-fah [breakfast] mir Gäml-äh [scrambled eggs] und Lappenti [Lipton’s Tea] und allem drum und dran. Für Aungaungs Hello Hello Hello [ständig am Handy aber kaum mal Verbindung]. Für Maungmaungs Adung [Achtung] wenn er uns mal wieder über den Bordstein helfen wollte und am Ende des Tages wechselweise zu Schmubier oder Schmuckbier [Schmutzbier] aufrief. Eileit I [I like it], very much. Das Land ist schön und die Menschen lehren uns Lektionen in Demut.

Jetzt sind wir wieder im seltsamen Yoma-Hotel in Yangon, mein diesmaliges Zimmer muss dem Film „Being John Malkovitch“ als Vorlage gedient haben. Gestern wurden wir eingeladen an eine opulente Tafel, danach haben wir Karaoke gesungen, schmerzhaft für die Belegschaft, aber wir gehen über Leichen. Wortwörtlich, denn das letzte Lied haben wir Whitney Houston gewidmet, gut dass sie unser Gejaule von der „Greatest Love of All“ nicht mehr mitbekommen kann. Wie man hört war sie gegen Ende auch nicht überzeugender. Mutti und Daniela ziehen nun ihrerseits ein kurzes Resümee, zuerst Muddi:

„Abwechslungsreiche vier Wochen kreuz und quer durch Burma bedeuten unvergessliche Erlebnisse und Eindrücke. Unmöglich alle hier zu schildern, ein kurzer Auszug : goldene Pagoden allüberall wachsen auch in den ärmsten Gebieten, auf dem plattesten Land in allen Größen, jeden Alters und Ausprägung aus dem Boden. Mehr als hunderttausend Buddhas unterschiedlichster Art haben wir ungelogen bestaunt und prophylaktisch unser Soll für den Rest unseres Lebens erfüllt- Mönche und Nonnen aller Altersstufen prägen das Straßenbild. Unsere oft anspruchsvollen Radetappen über meist schlaglochgespickte „Straßen“ führten uns an Dörfern und Ortschaften vorbei, die uns in frühere Jahrhunderte zurückbeamten. Wir staunten über die Buschtrommeln, die vorwiegend alle Kinder an die Straßenränder trieb, um uns euphorisch zuzujubeln. Hier waren wir Aliens, Unikate ! Wir litten unter der Hitze und dem Staub Zentralburmas und atmeten dankbar freier in der frischeren Luft auf den Höhen des Shan Plateaus. Wir genossen die herrliche Landschaft dort oben, die verträumten Flussfahrten, auch den malerischen Inle-See. Wir bekamen Einblicke in unzählige rein handwerkliche Fähigkeiten der Menschen. Wir genossen die Rundumversorgung durch unsere Reiseleiter Jan, Maungmaung und Aungaung (bei letzteren beiden war viel Kreativität und Kombinationsgabe beim Verständnis angesagt). Allerdings : Fahrradfahren durften wir noch selber und da waren wir alle ein eingespieltes rasantes Team. Spaß hats gemacht!“

Und nun Daniela:
„ Mein persönliches Resümee? Ein großes Staunen bleibt zurück. Als vielreisender Deutscher meint man alles schon mal gesehen, gerochen, gehört zu haben. Aber so ein Land- dass es das noch gibt… Keine Banken, Geldautomaten, Postämter, kaum Internet, kaum Handys…dafür die hunderttausend Buddhas, Pagoden und Stupas, die von der überwiegend bettelarmen Bevölkerung liebevoll gepflegt werden. Statussymbole der anderen Art. Eine buddhistische Gesellschaft, die ihre Kraft aus dem Glauben zieht. Einem Glauben, der uns kühlen Europäern manchmal „abergläubisch“ und kindlich vorkommt, der aber etwas schafft, was uns so schwerfällt: dem Gast ein Gefühl des echten Willkommenseins zu vermitteln, des Angenommenseins, des Schutzes. Niemals haben wir uns bedroht gefühlt, niemals blöd angemacht, immer wurde einem freundlich geholfen, ein Tee ist immer da und für jeden. Von Herzen wünsche ich diesen Menschen in Zukunft ein leichteres Leben. Mögen sich die politischen Verhältnisse endlich zum Besseren wenden, damit diese Menschen ihre Kraft nicht auf das geduldige Ertragen materiell schwierigster Verhältnisse verwenden müssen. Möge ihnen endlich, nach einer langen Zeit des Leidens unter ausbeuterischen politischen Verhältnissen, ihr eigenes Land, reich an Bodenschätzen und Nahrung, zur Verfügung stehen. Und sollte es ihnen wirklich gelingen, materiell reicher zu werden – hoffentlich opfern sie ihren anrührenden emotionalen Reichtum und ihre beeindruckenden mitmenschlichen Fähigkeiten nicht dafür.“

Genau!
We a fenix [we are finished].

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Ein Kommentar:

  1. Wenn ich das so lese, bekomme ich schon wieder Fernweh. Würde aber Uwe ins Schlepptau nehmen (Er stöhnt.). Vielleicht würde auch er so eine Reise als Kur empfinden, wie einst Lisa.

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