Venedig des Ostens

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Suzhou Stadtbesichtigung. 12 km

Das Wetter stand heute schon eher auf unserer Seite. So gingen wir das Programm für Suzhou an. Als erstes besuchten wir den Garten des bescheidenen Beamten, der als eines der größten und schönsten Gärten von Südchina gilt. Dem Namen nach zu urteilen, scheint Ironie ja hier doch keine vollkommen unbekannte Kunst zu sein. Der etwa 50,000 m² große Garten entzückt mit einer wunderschönen Anlage und lädt einen an jeder Ecke ein, sich für ein Weilchen hinzusetzen, das Grün um sich zu genießen und dem Touristischen Treiben zuzuschauen. Beeindruckend ist auch riesige Kollektion von Penjing (chin. Bonsai).

Anschließend ging es zur nahegelegenen Nordtempelpagode, auf dem man einen guten Überblick über die Stadt bekommt. Wir konnten jedoch auch schon erahnen, was uns auf unseren nächsten Fahrradtagen bevorsteht: Ein Meer aus Beton, soweit das Auge (in dieser Dunstglocke) reicht. Im Teehaus des Tempels kehrten wir ein und ließen uns einlullen von der Atmosphäre und der Guqin Musik aus den Lautsprechern. Vor uns ein malerisches Bild mit weißen Tauben, die von Tempeldach zu Felsen flogen über einem Teich mit plätschernden Fischen. Dazu jeder eine Tasse grünen Tee. Das nenn ich mal Meditieren für Anfänger!

Wir rissen uns irgendwann nach 1,5 Std. dann doch aus unserer Trance und stärkten uns mit fantastischen frittierten Teigtaschen. Vergebens versuchten wir das Rezept den süßen Knet- und Faltdamen zu entlocken. Sie boten uns jedoch an, ein 2 wöchiges Praktikum dort zu machen, um die hohe Kunst des fluffigen Teiges zu lernen. Leider hatten wir dafür nicht die Zeit und fuhren in Richtung Fluss auf der Suche nach einem Bootanleger. Fündig wurden wir, nach dem wir am Kanalufer einige Male hin und her geschickt wurden, in der belebten 7-Meilen-Shantang Straße und tuckerten schließlich den Kanal entlang. Der Kapitän betätigte die chinesische automatisierte Reiseleiterin, welche dann während der Fahrt erzählte von besonders alten Brücken, Wu-Gräbern und Handelszentren während der Blütezeit.

Die Stadt Suzhou wird in manchen Reisebroshüren auch mit Venedig des Ostens beschrieben, ein Vergleich, den viele andere Länder Asiens kennen, wie z.B. meine Heimat Bangkok, obwohl ich das nie nachvollziehen konnte. Die Zeit in der die Kanäle Bangkoks mal romantisch waren, liegt wohl schon länger zurück. Suzhou jedoch kommt da der Sache schon ein bisschen näher, auch wenn Motoren statt Gondolieres benutzt werden.

Eigentlich war für den Abend Grillbuffet geplant. 39 Yuan all you can grill schien jedoch auch einer Menge anderer Leuten zuzusagen, sodass wir ausweichen mussten und uns mit u.a. zarten Kaninschen-Schenkel zufrieden geben mussten. Welch ein Drama!


Neue alte Stadt

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Ruhetag in Datong mit ausführlichem Stadtspaziergang, Sonnenschein bei 25 Grad.

Selten ist ein Frühstück so bemerkenswert wie hier im Hotel in Datong. Der Kaffee kommt aus einer italienischen Espressomaschine, es gibt frische Baguette, Butter, Käse, Sushi, Salt und Obst und diverse warme chinesische Gerichte. Wir brauchen mehr als eine Stunde zum Schlemmen. Unser Fahrer wird zum ersten Mal im Leben mit Brot, Butter und Käse konfrontiert und ist, im Gegensatz zu vielen anderen Chinesen begeistert. Heute erklären wir ihm, wie essen bei uns funktionieret. Danach ist uns eher zu einer weiteren Runde Schlaf zumute, als zu einem Stadtspaziergang, doch wir brechen eisern auf.

Die ganze Innenstadt ist eine große Baustelle, wie wir gestern schon bei der Einfahrt gesehen haben. Ehemals gab es im Zentrum einige Viertel mit niedrigen Häusern und kleinen Höfen, in denen in engen Zimmern bis zu vier Familien wohnten, dann gab es die „Kachelhäuser“ aus den 80ern und einige mehr oder weniger moderne Gebäude aus den letzten Jahren. Bis auf einige wenige der neuen Häuser ist man dabei wirklich alles wegzureisen und durch ein neue Altstadt zu ersetzen. Dabei wird ein so dermaßen historisches Zentrum errichtet, wie es die Stadt mit seiner mehr als 2000jährigen Geschichte noch nicht gesehen hat. Doch der Reihe nach. Zuerst durchlaufen wir noch einen der wenige Straßenzüge mit den chinesischen Wohnhöfen. Wir werfen einen Blick in die engen Höfe, wo es immer eine Mischung aus Messiwirtschaft und Blumenliebhaberei gibt. In den engen Höfen wurde in den letzten Jahren alles angesammelt, was aus der Wohnung flog, alte Fenster, kaputte Töpfe, Baumaterial. Das macht die nur 5 oder 6 Quadratmeter großen Höfe noch kleiner. Dazwischen blühen schöne Herbstastern in großen Blumentöpfen. Die Toilette, die sich 50 Meter die Straße runter befindet, riecht man auch gegen den Wind. Doch schon in der zweiten Straße wartet die Abrissbirne und eine Straße weiter ist das neue alte Zentrum schon im Wachsen. Prachtvolle Häuser im klassischen Stil und wo früher ein kleiner Tempel war, da steht heute ein großer.

Insgesamt will man in die Altstadt 6 Mrd. Euro pumpen und die Stadt zu einer touristischen Größe in China umbauen. Wir haben kaum Zweifel, dass das gelingen wird. Zuerst verweilen wir auf dem neu geschaffenen Platz im Zentrum. Hinter uns plätschern Mozart und Tschaikowsky in Popversionen und vor uns die Fontänen eines Springbrunnens. Jetzt am Vormittag hat sich hier lediglich eine Hand voll Inlineskater eingefunden, um technisch versiert Runden zu ziehen. Das sind keine Jugendlichen, sondern alles ältere Leute um die 60. Gekleidet wie für einen Wettkampf der Olympischen Spiele zeigen sie, was sie können und es sieht richtig gut aus.

Gleich gegenüber liegt der Huayan Tempel. Auch hier wurde viel investiert, aber für die fetten 80 Yuan Eintritt, das sind, nach dem unser Euro in den letzten drei Jahren gegenüber dem chinesischen Geld um 30% abgemerkelt wurde, immerhin 12 Euro, aber dafür bekommt man auch eine toll renovierte Anlage zu sehen. Nur an Leben fehlt es noch im Tempel, lediglich im letzten Tempel wurde gerade eine kleine Zeremonie für eine Pilgergruppe abgehalten. Dann wandeln wir weiter durch die neue Prachtstraße, die Gebäude sind alle fertig, aber noch nicht bezogen, so dass auch hier noch alles leer und tot wirkt, aber in zwei Jahren wird es hier zugehen wie in Berlin auf dem Weihnachtsmarkt. Als nächstes lassen wir uns von einer rüstigen 80 Jährigen durch die Moschee führen, die von Außen kaum von einem buddhistischen Tempel zu unterscheiden ist, lediglich auf den zwei Minarett-Pagoden thront obenauf der Halbmond.

Eins der berühmtesten Denkmale der Stadt enttäuscht ein wenig, die Neun-Drachen-Wand, ein vielleicht dreißig Meter Langes Kachelrelief mit 9 Drachen. Da rundherum alles renoviert ist, verblasst der Charme der wirklich alten Anlage ein wenig.

Einen weitern Tempel nehmen wir uns für heute vor. Der Kofuziustempel mit Gebäuden aus der Yuan Dynastie, also aus dem 14 Jahrhundert. Auch hier kräftig renoviert, aber auch viel alte Bausubstanz erhalten. In den Tempeln werden der Gründer der Religion und seine Beschützer dargestellt und angebetet, die Figuren sind dabei mythisch massiv erhöht und recht furchteinflößend. Auch hier im Tempel dösen alle in der Nachmittagshitze vor sich hin und wir sind die einzigen Touristen. Wir lösen unseren Stadtrundgang dann hier auf und vertagen uns auf den Abend, schließlich haben wir noch einen weiteren verdienten Ruhetag hier.

Sonderzug nach Pank-zhou

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Zugfahrt nach Suzhou

Als wir heute Morgen aus der Hoteltür blickten, war die Tagesstimmung bereits leicht getrübt: Es regnete und die Wolkendecke hing tief über den Hochhäusern von Shanghai. Nun ja… wir mussten ja auch erstmal nur Zug fahren. Allerdings hatte mir der Restaurantbesitzer vom Vorabend doch ein wenig optimistische Zeitangaben gemacht, als er meinte, wir kämen in allerhöchstens einer halben Stunde zum Bahnhof. Mit einer großzügigen Zeitplanung stiegen wir in unser Taxi, dessen Fahrer nervös aufs Gaspedal trat, als er hörte, wann unser Zug los fuhr. Trotz Regen und stockendem Verkehr kamen wir für 15-Mio-Menschen-Stadt-Verhältnisse relativ gut durch. Die Tore zu unserem Gleis wurden uns jedoch vor unserer Nase zu gemacht. In China aber alles kein Problem: Neue Karte, neues Glück. Eine halbe Stunde Verzögerung lässt sich doch ganz gut verkraften. Die Szenerie, die an einem vorbeirauschte bei Tempo bis 243 km/h war nichts weltbewegendes, wirkte aber in diesem Dunst von Grau und Regen doch etwas trist. Endlich kamen wir in Suzhou an und machten uns gleich auf unsere Räder. Vom Sattelenthusiasmus ergriffen, fuhren wir kreuz und quer durch die Gassen Suzhous. Das Wetter wollte jedoch nicht so richtig mitmachen, so entschlossen wir die Sightseeing-Tour auf morgen zu verschieben und machten uns einen entspannten Tag.

Als Trost gab es wunderbare Flusskrebse im Glutamatmantel und gezapftes Bier aus großen 0,6 l Gläsern. So was sieht man auch nicht alle Tage in China. Ein Dankeschön an Andreas für den tollen Tipp!


Bollwerk gegen die Barbaren

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

68 Kilometer von Fengzhen nach Datong, 400 Höhenmeter bei sonnigen 25 Grad, Besichtigung der Yungang Groten.

Wir verlassen auf etwas verschlungenen Wegen die Stadt, direkt vorbei am großen Kohlekraftwerk, dass die ganze Stadt überragt. Davor arbeiten die Kohlehändler und schaufeln Kohle von ankommenden LKW und dann wieder auf kleiner Trecker. Wir nähern uns massiv der Provinz Shanxi, in der sich große Kohlevokommen befinden und wir verlassen die Innere Mongolei. Für die Herrschenden war diese Linie in den Jahrhunderten der chinesischen Dynastien mehr als wichtig. In den Steppen lebten die Nomadenvölker, die die nördlichen Teile des Landes regelmäßig verwüsteten und plündert und während der Yuan Dynastie sogar die Herrschaft über die Chinesen übernahmen.

Deshalb begann man vor mehr als 2000 Jahren schon mit dem Bau der Großen Mauer. Immer wieder wurden neue Abschnitte gebaut, weitere Linien kamen dazu, andere verfielen. Wenn man von Fengzhen kommt, könnte man den „10.000 Meilen Langen Wall“ ohne Probleme übersehen, denn hier ist außer ein paar Lehmmauern und aller 500 Meter den kläglichen Lehmresten von Wachtürmen nicht mehr viel übrig geblieben. Trotzdem zelebrieren wir unsere nun definitive Einfahrt ins Reich der Mitte auf den Resten eines etwa drei Kilometer zurück gelagerten Forts. In den Ruinen liegt idyllisch ein Dorf und die Ziegeln, die einst die Festung ummantelten wurden alle abgetragen und zum Bau der Häuser verwendet, wie überall dort, wo die Mauer nicht restauriert wurde.

Nach ein paar Hügeln, liegen dann vor uns die Yungang Grotten, auf Deutsch „Wolkengrat-Grotten“. In einem Tal befindet sich eine Tempelanlage, die sich über mehr als einen Kilometer hinzieht. Am Eingang haben die Chinesen mit hohem Aufwand historisiert, dass heißt, zu den alten Anlagen kamen pompösere neue im alten Stil hinzu. Wir wandeln durch eine Straße, die rechts und links von steinernen Säulentragenden Elefanten gesäumt ist. Dann folgt ein großzügiger Tempelkomplex mit interessanten Figuren, da alle Buddhas und Bodhisattvas aus Holz gearbeitet sind und deshalb auch nicht bemalt wurden. Ein toller Kontrast vor den kunstvoll bemalten Wänden. Erst hinter diesem Tempel befindet sich die historische Anlage. Vor 1500 Jahren begann man in mehreren Phasen mit der Anlage der über 250 Nischen und Grotten mit 51.000 Statuen und Skulpturen. Vieles wurde von der Zeit zerfressen und zernagt und es lässt sich die einstige Pracht nur schwer erahnen. Doch je weiter man vorankommt, desto größer werden die Grotten im Sandstein, manche beherbergen bis zu 15 Meter hohe Buddhafiguren. Die Grotten im mittleren Teil der Anlage sind am besten erhalten und hier leuchten die Figuren und Wandmalereien in bunten Farben. Fast zwei Stunden brauchen wir für die Anlage, was den hohen Eintrittspreis von 20 € rechtfertigt.

Bis nach Datong ist es dann nur noch ein kleiner Schritt, nur noch 20 Kilometer und wir werden von der 3 Millionen Stadt eingesaugt. Wir kommen gut durch den lebhaften Verkehr und holpern durch die Innenstadt zum Hotel. Die Altstadt wird komplett saniert und ist deshalb eine riesige Baustelle.

Am Abend genießen wir den Luxus in einem gehobenerem Lokal, die Gerichte sind extravagant und fein, der Fisch ist auf die Sekunde frittiert, das rauchige Aroma der Aubergine war perfekt, ebenso wie der Spinat mit Hirse und das Lammfleisch.


Kleinstadtmilieu

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

77 Kilometer von Jining nach Fengzhen, frischer Rückenwind bei 22 Grad, 300 Höhenmeter.

Eigentlich wollten wir heute auch auf einer winzigen Straße die Landschaft genießen, aber irgendwo wird wieder eine Autobahn gebaut und so sind hunderte von schweren Lastern, beladen mit Erde unterwegs, was den ersten teil der Strecke nicht zu erquicklich macht. Als wir dann wieder auf der großen Straße sind, ist der Verkehr dafür erstaunlich ruhig, so haben sich heute die üblichen Verhältnisse einmal gedreht.

Um nicht schon wieder zu zeitig einzutrudeln lassen wir uns beim Mittag in einem winzigen Lokal ordentlich Zeit, danach besuchen wir noch einen winzigen Tempel, der an einem Berghang klebt. Die oberen Anlagen verfallen, aber man rüstet langsam zur Rekonstruktion, einige Buddhafiguren stehen unten noch verpackt in den Nebenräumen des Tempels. Im Tempelchen gibt es nur zwei Mönche und keine Gäste. So läuft das Leben beschaulich und überall wird Gemüse gezogen.

Auch in Fengzhen herrscht reges Leben, zwar gibt es hier keine schönen Boutiquen, aber auch Laden an Laden und überall geht es quirlig zu. Wir genießen unseren langen Spaziergang und enden bei einer kleinen Flasche Kräuterlikör und ein paar leckeren Gerichten.


Über alles erhaben

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Shanghai. Stadtbesichtigung.

Welche Attraktion in Shanghai nicht fehlen darf ist der Yu-Garten – eine verhältnismäßig kleine Gartenanlage im Herzen von Shanghais Altstadt, die ursprünglich noch aus dem 16. Jahrhundert stammt. Trotz der kleinen Fläche schafft es der Garten geräumig zu wirken, indem er verwinkelte, kleine Einzelteile aufgeteilt wurde. Als wäre er extra für den großen Besucheransturm erbaut, fühlt man sich hier nie erdrückt von den Massen und man findet überall noch eine kleine gemütliche Ecke um etwas die Seele baumeln zulassen.

Um den Yu-Garten befindet sich ein riesiger Andenken- und Touri-Krams-Markt, dass alles zu bieten hat, was ein Tourist sich wünscht. Leider sind wir ja gerade erst angekommen und waren noch nicht vom Souvenir-Kaufrausch ergriffen. Also zielten wir einen anderen Markt an: der Pflanzen- und Tiermarkt. Dieser war etwas unscheinbar in einer kleinen Halle untergebracht und hatte unter anderem, Katzen, Vögel, Hamster, Eichhörnchen, Schildkröten, Fische, Blumen vor allem eines zu bieten: Grillen! – Kampfgrillen, um genauer zu sein. Der Züchter testet immer wieder seine Exemplare auf Beweglichkeit und Aggressivität und teilt diese dann in Kategorien ein. Mit diesen werden dann in kleinen Arenen Kämpfe veranstaltet und gewettet was das Einkommen hergibt. Eine normale Grille kostet um die 10 Yuan. Aber für echte Gladiator-Grillen ist der Preis nach oben offen.

Ein kleiner Abstecher noch in den nahegelegenen Antiquitätenmarkt und es hatte sich für uns für den Tag ausgemarktet. Wir erholten uns von dem ganzen Überangebot im Fuxing Park und schauten der älteren Generation bei dem zu, was man eben in dem Alter in China im Park so macht: Chineisches Schach/Mahjong/Go spielen, Teetrinken, Musizieren, Tanzen, Diabolo spielen, Drachen steigen…

Für den Abschied von Shanghai haben wir uns das Beste zum Schluss aufgehoben und gingen auf die Aussichtsplattform des World Financial Center Shanghai, dem höchsten Hochhaus Chinas und schauten zu, wie die Sonne im Dunst der Stadt verschwand und künstliche Beleuchtung allmählich eingeschaltet wurde um das Gesamtbild der Shanghaier Skyline zu bilden. Um Punkt 7 kam als allerletztes der krönende Abschluss, als die Perle des Orients (Shanghaier Fernsehturm) sein farbenfrohes Lichtspiel anschmiss. Ein Anblick, der vor allem von oben Assoziationen mit Phillip K. Dick-Stadtbilder auf LSD hervorruft. Wir gönnten uns wieder einmal ein kleines 40-RMB Bier und stießen auf den „Höhepunkt“ unseres Lebens an (474 m).

Mit der Fähre ging es dann zurück Richtung Hotel. Vorher natürlich noch das obligatorische Abendmahl um dann anschließend gemütlich in die Federn zu plumpsen.

Shang Hai = „Aufs Meer“

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012
Im letzten Tag unserer Tour muss noch einmal viel untergebracht werden. Da Shanghai mittlerweile der größte bzw. umschlagsstärkste Hafen der Welt sein soll, wollen wir uns bei einer Hafenrundfahrt selbst ein Bild machen. Die gut dreistündige Fahrt führt den Huangpu hinunter bis zur Mündung des Yangzi und wieder zurück.
Zunächst aber erweisen wir der chinesischen Gartenbaukunst unseren Respekt und machen einen Ausflug zum Yu-Garten, einem der schönsten seiner Art aus dem 16. Jahrhundert, der als eine Art Oase der Ruhe inmitten einer Einkaufszone am Rande der Shanghaier Altstadt liegt. Von hier aus begeben wir uns auf die Suche nach einem Stoffladen, welchen unsere Hobbyschneiderin Ulrike unbedingt noch um einige Ballen erleichtern möchte. Im Dunstkreis der Altstadt werden wir erwartungsgemäß fündig und können für ein freudestrahlendes Gesicht sorgen.

Jetzt aber endlich auf zum Hafen. Unser Ausflugsdampfer tuckert gemächlich den Huangpu hinunter und langsam kommen die ersten großen Frachter in Sicht. Der eigentliche Höhepunkt ist allerdings die Yangzi-Mündung, obwohl sie nur ganz kurz gestreift wird. Man glaubt kaum, sich noch auf einem Fluss zu befinden, sondern hat eher das Gefühl, aufs Meer hinauszufahren und am Horizont lassen sich im Dunst die Krananlagen der großen Containerterminals erkennen. Leider müssen wir hier schon wieder umdrehen und den Rückweg antreten. Insgesamt waren wir fast vier Stunden unterwegs und es ist Abend geworden. Zu guter Letzt machen wir uns auf den Weg in die ehemalige französische Konzession um mit einem Ausflug in die thailändische Küche einen würdigen Schlusspunkt für unsere Reise zu finden. Danach noch ein Absacker in der Jazzkneipe – Adieu Shanghai, bis zum nächsten Mal!

Mittelstadtmilieu

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

80 Kilometer von Shangdou nach Jining, 250 Höhnemeter bei kühlen 18 Grad und Wolken und ein wenig Sonne.

Der Regen hat heute Morgen nachgelassen und dann hat es ganz aufgehört, es ist schließlich Sonntag. Kühl und frisch ist es trotzdem. Im Hotel gibt es kein Frühstück, doch um die Ecke gibt es ein Lokal mit frittiertem Gebäck, Sojamilch und Teigtaschen, das sättigt ordentlich und gibt Kraft für den Tag. Dann verlassen wir die kleine Stadt und biegen auf eine kleine Straße ab. Ersat geht es durch eine flache Landschaft mit viel Landwirtschaft, vor allem Mais wird angebaut. Dann dominieren ein paar Dörfer, in denen die Leute vom Schneiden von Steinplatten aus den umliegenden Steinbrüchen leben. Rechts und links der Straße sind große Brocken aus den Brüchen oder fertig geschnittenen Steinplatten gestapelt. Der Bruch wird verwendet und Gartenzäune in ungewohnten Dimensionen zu errichten.

Wir haben wieder Rückenwind, deshalb sind wir am frühen Nachmittag schon am Ziel. Bei der Einfahrt in den Ort staunen wir. überall werden Hochhäuser gebaut. Siedlungen für vielleicht 20.000 Leute, wo sollen die alle herkommen. Ein kleines Lokal betete Teigtaschen und ein paar leckere Gerichte an, dann sind wir auch schon schnell im Zentrum. Gleich gegenüber dem Hotel befindet sich ein Radladen und so kann ich nach 800 Kilometern endlich wieder einen Schalthebel erstehen. Der schaltet zwar nur 8 von 9 Gängen, aber das ist viel besser als die zwei Gänge, die ich in den letzten 10 tagen zur Verfügung hatte. Bei unserem Spaziergang durch die Stadt bekomme ich dann auch innerhalb von 30 Minuten einen Reißverschluss neu eingenäht.

In der Stadt gibt es eine Art Sehenswürdigkeit, den Tigerhügel mit zwei großen Tigerskulpturen, den besteigen wir mit den ausflugswilligen Lokals und genießen heute noch ein wenig Sonne. Das Leben in der Stadt ist beeindruckend, überall gibt es unendliche reihen von Läden, überall wird gewerkt, gebastelt und geschraubt, eine Straße weiter gibt es Grillstand an Grillstand und viele Karaokebars, die eine Nachtleben einer Großstadt abdecken könnten.

Das Seafoodlokal neben dem Hotel ist ausgezeichnet, Martina begeistert sich für die Shrimps und alles andere ist auch sehr lecker. Essen kann in China zur Leidenschaft werden, denn fast alles ist lecker, egal ob an Straßenständen oder in kleinen und großen Lokalen. Und selbst die Preise sind mehr als angenehm niedrig, in der Regel legen wir zu dritt für ein Abendessen mit Bier zwischen 10 und 20 Euro auf den Tisch. Trinkgeld wird strikt abgelehnt, im Gegenteil, oft wird die Rechnung abgerundet.


Legaler Kinderhandel

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Shanghai. Ankunft.

Nach einer leicht strapaziösen Reise, einem verpassten Flugzeug-Frühstück und einem vermissten Koffer treffe ich endlich am Shanghai Pudong Airport auf Martin, mit dem ich vorerst das 2er Team bilde und durch das Yangzi-Delta fahren werde.

Wir entschlossen uns mit der Magnet-Schwebebahn (man vertraut auf deutsche Siemens-Technik) in die Stadt zu fahren. Leider erwischten wir den Zeitrahmen, indem die Bahn nur mit läppischen 300 km/h daher tingelt. Das 430 km/h Zeitfenster hatten wir leider verpasst. Weiter ging es dann mit dem Taxi (VW natürlich… wieder die gute deutsche Technik) zum Hotel.

Was macht man bloß in Shanghai? Richtig, man geht als allererstes direkt zum Bund (auf den/die/das Bund?? Ich weiß es immer noch nicht grammatikalisch korrekt zu benutzen) und begutachtet DAS China-Bild der 2000er Jahre. Auf der einen Seite des Haungpu-Flusses stehen die alten Pracht-Kolonialbauten vom Anfang des 20. Jahrhunderts der damaligen Kolonialherren, wie Zollhaus, Banken, Schifffahrtsgesellschaften etc. Und auf der anderen Seite präsentiert China seinen wirtschaftlichen Aufschwung mit modernen Hochhäusern und einem Fernsehturm, wie aus den Sciencefiction Filmen der 90er Jahre. Die Symbolik hier beißt einem geradezu in die Augen. Hinzu kommt, dass auf jedem der Kolonialbauten die chinesische Flagge weht, als wollten sie alle stets daran erinnern, dass sie nun ihre eigenen Herrscher über den Handel und die Finanzen sind. Stimmt ja auch…

Anschließend einen Spaziergang durch die Haupteinkaufsstraße Nanjinglu und zu unserer ersten kulturellen Kuriosität, dem Hochzeitsmarkt im Volkspark (Renmin Gongyuan). Hier treffen sich Eltern von Kindern in heiratsfähigem Alter, die der Meinung sind ihren Kleinen bei der Partnersuche unter die Arme greifen zu müssen. Auf Schirmen sind die Steckbriefe der Kandidaten angeheftet mit Grundinformationen wie Name, Alter, Größe, Gewicht, Sternzeichen, Beruf, etc. Aber der wichtigste Punkt ist wohl das Einkommen. Wenn das nicht stimmt, braucht man auch gar nicht erst anfragen. Das Alter der Kandidaten reicht von Anfang 20 bis Ende 50. Aber bei dem Aufgebot muss doch für alle was dabei sein, sollte man meinen. Die Kinder selber fragt natürlich keiner. Ein interessanter aber auch etwas trauriger Einblick.

Ein Ankunft-Bierchen gönnten wir uns in Xintiandi. Ich übersetze das mal sehr frei (mit einem leichten Unterton) mit Brave New World. Hier wurden alte Shanghaier-Häuser (Shikumen) renoviert und zu einem, wie Martin sagt, Bierdorf, umgewandelt, indem Restaurants, Bars und Boutiquen für die süper-chics zu finden sind. Mit einem Gefühl leicht deplatziert zu sein, schlürften wir unser kleines 40-RMB Bier aus und fuhren zu einem Kungfu-Restaurant für unser erstes chinesisches Abendmahl… ein ganz erfolgreicher Einstieg in Shanghai würde ich mal sagen.

Frühstart mit Hindernissen

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012
Heute nun steht unser letztes Reiseziel auf dem Programm – es geht in die Metropole Shanghai. Der Flieger startet wieder mal zu empfindlich früher Stunde, aber die hohe Erwartungsfreude macht das leicht wieder wett. An den Flughafenschaltern herrschen leicht chaotische Zustände und der halbe Flughafen scheint sich auf zwei Reihen Abfertigungsschalter zu verteilen. Außerdem macht unser Gepäckscanner Probleme, worauf ein Gepäckstück das Ziel verfehlt und ins knapp 500 entfernten Hefei verfrachtet wird. Dafür funktioniert dann das Nachschicken reibungslos und wir können es am Abend wieder im Hotel in Empfang nehmen.

Wir halten uns nicht lange im Hotel auf, sondern begeben uns sogleich auf Stadtrundgang. Zuerst statten wir dem alten Postamt aus Kolonialzeiten gleich gegenüber einen Besuch ab, um Briefmarken zu kaufen und dann geht es gleich weiter zu Shanghais berühmter Uferpromenade, dem Bund – rechts die alten Kolonialbauten, links übern Fluss die neue Skyline von Pudong. Da auch das Wetter heute mitspielt, setzen wir mit der Fähre über und lassen uns mit dem Aufzug in den 100. Stock des Shanghai World Financial Center, auch der „Flaschenöffner“ genannt, bringen, wo sich in 474 m Höhe die beste Aussichtsplattform der Stadt befindet.
Am Fuße des Flaschenöffners gönnen wir uns noch eine Kaffeepause und nehmen dann die U-Bahn zurück auf die andere Seite, um einen Blick auf die verbliebenen Teile der Shanghaier Altstadt zu werfen und eine erste Gelegenheit zu Shoppen wahrzunehmen. Schließlich bummeln wir zum Abschluss dieses Tages noch einmal bei Dunkelheit den Bund entlang.