Im Doppeldecker durch Shanghai

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Sightseeing in Shanghai

Der letzte Tag bricht an. Gleich nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Anke. Ein Abschied der uns nicht leicht fiel. Bis zur Sicherheitskontrolle der U-Bahn gingen wir noch mit um sicher zu stellen, dass man ihr ihre Kampfmesser nicht abnehmen würde.

Für uns vier stand der Tag dann im Zeichen des Sightseeing. Zu Fuß bewegten wir uns den Bund hinauf zur Mündung des Suzhou Creeks wo in regelmäßigen Abständen einer von etlichen Sightseeing Bussen losfuhr.
Noch ganz in Gedanken bestellte ich auch für Anke ein Ticket. Zum Glück bemerkte ich meinen Fehler früh genug und konnte es noch umtauschen.

Auf dem Dach des Busses fuhren wir dann durch Shanghai, genossen die Aussicht und hörten der Stimme aus dem Kopfhörer zu, die uns etwas über Häuser erzählte, an denen wir längst vorbei gefahren waren, oder Shanghais Dynamische Entwicklungskraft anpries.

An der Nanjing Lu (Straße) stiegen wir aus, holten uns einen Kaffee und schlenderten dann über eine der meist besuchten Einkaufsmeilen Chinas. Bummelbahnen fuhren herum und ständig musste man aufpassen wo man lang läuft. Auf shoppen verzichteten wir, da wir noch eine andere Sightseeing Linie fahren wollten, die durchs Messe- und Business Viertel ging.

Zuerst einmal mussten wir bald eine halbe Stunde auf den Bus warten und dann funktionierten die Audioguides leider nicht. Wir mussten die Impressionen dann ohne Kommentar auf uns wirken lassen.

Nach dem wir auch damit fertig waren, dann ein Abstecher in die Yu Gärten. Wieder eine Altstadtanlage, in der es vor allem ums Shoppen geht. Architektonisch höchst interessant, auch wenn es vermutlich auch alles vor ein paar Jahren erst renoviert wurde. Altes Holz glänzt einfach nicht so schön.

Als wir vor den eigentlichen Gärten ankamen stellten wir fest, dass wir A) am falschen Ausgang waren und B) nur noch zehn Minuten bis zum letzten Einlass hatten. Der Eingang war auf der anderen Seite und wir wollten unbedingt rein. Also nichts wie hin. Sämtliche gute Manieren über Bord werfend bahnten wir uns einen Weg durch die Menge. Lediglich auf Alte, Schwangere und Kinder versuchten wir Rücksicht zu nehmen. Wir schafften es tatsächlich, aber der Ticketverkäufer sagte uns, dass wir nur eine halbe Stunde hätten um die Gärten zu betrachten. Bei fünf Euro Eintritt doch ein bisschen zu wenig Zeit.

Unverrichteter Dinge zogen wir also ab. Dann noch ein wenig erfolgreicher Versuch ein paar Stofflampen zu erstehen. Unsere erprobten Handelstaktiken, nämlich grübelnd und zweifelnd vor der Ware zu stehen, Qualitätsmängel anzukreiden und der vorgetäuschte Rückzug machten wenig bis gar keinen Eindruck auf die Verkäufer. Das haben sie sicherlich alles schon hunderttausend mal gesehen.

Unser letztes „Abendmahl“ nahmen wir dann wie schon so oft in einem Restaurant der Sichuan-Küche ein. Diese ist zwar berühmt für ihre scharfe Kost, aber gleichzeitig auch Heimat von Palasthühnchen und einigen anderen Gerichten, die bei uns immer auf den Tisch kamen. Es schmeckte zum Abschluss noch einmal richtig gut.

Über den Wolken

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Flug nach Shanghai, Fahrt auf den Shanghai Tower

Früh morgens um fünf standen wir alle auf der Matte oder vielmehr auf der Kreuzung und warteten auf unseren Fahrer. Der kam auf die Minute genau.
Stockduster war es, als wir uns langsam von Kunming verabschiedeten. Am Flughafen noch ein erstes Frühstück, bestehend aus Hörnchen von Carrefour und dann durch die Security. Diesmal ging nicht ein Messer verloren.

Schon der Landeanflug auf Shanghai bot ein ganz anderes Bild, als der Himmel über Yunnan. Hier blickten wir auf eine der am dichtesten besiedelten und am weitesten entwickelten Gegenden Chinas.

Am Flughafen angekommen waren wir äußerst erstaunt, dass unsere fünf Koffer alle hintereinander aufgereiht auf dem Band lagen. Was für ein Zufall. Und dann noch die ersten. Bald begriffen wir, dass wir einfach die letzten waren…

In einem geräumigen Bus fuhren wir dann in Richtung Bund wo unser Hotel steht. Durch Shanghai zu fahren ist mehr als beeindruckend. Ein Häusermeer, das einfach nicht enden will. Über eine gigantische Brücke fuhren wir über den Huangpu-Fluss und kamen kurz nach Mittag an.

Mit diesen ersten Impressionen ausgestattet, die uns vermuten ließen, dass wir hier ganz andere Dinge erleben sollten als in Yunnan machten wir uns dann auf Erkundungstour.

An der Altstadt entlang, durch ehemaliges Kolonialgebiet, wo man deutlich die europäischen Einflüsse erkennen konnte bewegten wir uns am Fluss entlang. Zu Mittag aßen wir in einem unscheinbaren Restaurant in einer Seitenstraße. Es schmeckte erstaunlich gut. Die Besitzer waren darüber hinaus sehr erfreut uns als Gäste zu begrüßen. Anscheinend hatten wir auch eine gewisse Werbewirkung. Der Laden, der bis zu unserer Ankunft noch leer war, füllte sich sehr bald.

Auch wenn Shanghai recht international ist, und man Ausländer an jeder Ecke sieht, ist es doch auch hier immer noch recht einfach aufzufallen. Man muss nur ein wenig die ausgetretenen Pfade verlassen.

Bummelnd bewegten wir uns zum Bund vor. Die Skyline, also der Blick nach Pudong, dem Finanzviertel rüber, ist ein äußerst unbeständiger. Vor 30 Jahren stand hier kaum etwas. Dann kam der Pearl Tower hinzu und bald hatte sich eine der eindrucksvollsten Hochhauslandschaften der Welt dort etabliert. Und sie verändert sich stetig. Als ich vor vier Jahren dort war, war das Financial Center, oder der Flaschenöffner, wie ihn viele aufgrund seines Aussehens nennen noch der höchste Turm in Shanghai. Jedoch wurde er durch den Shanghai Tower abgelöst, welcher zu meiner Zeit in Shanghai noch im Bau war.

Wir hatten nun die einmalige Gelegenheit uns auszusuchen, welchen der Türme wir erklimmen und die Wahl fiel uns nicht schwer. Den höchsten natürlich. Zuerst aber einmal durch den Sightseeing-Tunnel auf die andere Seite.

Was genau man sich dabei gedacht hat, ist etwas unklar. Man fährt mit einer Gondel unter dem Fluss und an die Wände werden bunte Farben projiziert. Dazu mystisch, bisweilen pscychedelische Musik, immer wieder Stimmen im Hintergrund und ab und an ein finsteres Lachen. Eine Art Geisterbahn. Schnell weiter.

Im Schatten der Bürotürme konnten wir erst richtig begreifen, wie groß diese wirklich sind. Monumental, beschreibt es ganz gut. Je näher man ran kommt, desto mehr verändert sich die Perspektive. Endlich kamen wir dann am Shanghai-Tower an und mussten erst mal warten. 17 Leute passen gleichzeitig in den Aufzug. Dieser ist angeblich der schnellste der Welt. Die 550m bis nach oben macht er in weniger als einer Minute und erreicht dabei eine Geschwindigkeit von bis zu 10m/s. Das drückt ganz schön auf den Ohren.

Der Himmel hatte sich zugezogen und wirklich sehr weit konnte man nicht sehen. Weit genug um die Größe Shanghais zu begreifen. Das wahre Spektakel begann jedoch erst als die Sonne unterging. Die Gebäudefassaden erwachten zum Leben und ein Lichtermeer entstand zu allen Seiten, an dem man sich kaum satt sehen konnte. Teils schienen die Häuser sich gegenseitig zu übertrumpfen, teils waren die Lichter perfekt aufeinander abgestimmt. Und die Schiffe auf dem Fluss leuchteten in allen Farben.
Was das kosten muss?!! Und der Energieverbrauch!! Darum scheint man sich in der Weltstadt Shanghai wenig Gedanken zu machen. Schön ist es allemal.

Auf dem Rückweg gingen wir noch einmal die Strecke, die wir gekommen waren. Ankes letzter Abend stand an und sie wünschte sich eine besondere Spezialität. Den Eichhörnchen-Fisch. Ein Fisch der teils frittiert und teils karamellisiert ist. Eine schöne Idee.
Das der am Ende nicht ganz so toll schmeckte war nur eine Randnotiz. Wir hatten wieder einiges erlebt. Und so langsam kommt Abschiedsstimmung auf.

Der Steinwald ist steinalt

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Ausflug zum Naigu-Steinwald

Unsere Reise durch China geht langsam aber sicher ihrem Ende entgegen. Hier in Kunming sollten wir noch ein letztes Highlight erleben. In etwa 60 km Entfernung von Kunming liegt der Steinwald, eine Ansammlung von interessanten Steinfornationen, die sich über 270 Millionen Jahre durch Erosionsprozesse gebildet haben. Haben wir diese Erosionsprozesse verstanden? Nein. War es trotzdem ein tolles Erlebnis? Ja.

Tatsächlich gibt es mehrere dieser Steinwälder in unmittelbarer Entfernung zueinander. Wir beschlossen den etwas weniger frequentierten Naigu-Steinwald zu besuchen und wurden einerseits mit einem deutlich niedrigeren Eintrittspreis als auch mit einer wundervollen Ruhe belohnt. Dafür mussten wir damit leben unterwegs keine Snacks kaufen zu können. Auch von Trödel- und Postkartenverkäufern keine Spur. Sehr schade.

Die Steinformationen faszinierten uns vom ersten Moment an. Manche der Formationen tragen fantasievolle Namen wie, „Die acht Heiligen“, „Watschelnde Elefanten“ oder „Liebende Löwen“. Bei manchen brauchte man recht viel Fantasie um darin etwas zu erkennen. Nichtsdestotrotz war der Steinwald ein Ort, der ebenso anderweltlich erschien wie die Karstfelsen in Yangshuo. Besonders genossen wir den Ausblick von einem Aussichtspunkt. Verwundert beobachteten wir, wie ein Mann mit einem Speer in der Hand erschien. Recht schnell wurde klar, was er dort tat: Müll aufsammeln. Das war allerdings nicht ganz ungefährlich, da er über etliche Felsen klettern musste. Sicherlich eine schweißtreibende Arbeit. Ob er dies im Auftrag des Staates tat, oder auf eigene Faust konnten wir nicht herausfinden.

Auch nachdem wir alles gesehen hatten, blieben wir noch eine Weile um die wundervolle Ruhe und natürlich das gute Wetter zu genießen. China kann bisweilen recht laut sein und so eine kleine Auszeit tut einfach gut.

Nach einer Weile fuhren wir dann doch zurück. Die Altstadt wollten wir doch noch einmal im Hellen sehen. Auch wenn sie langsam restauriert wird und nach und nach das Alte verschwindet ist noch relativ viel alte Bausubstanz vorhanden. Wir besuchten noch eine Kirche, die wiederum sehr schlicht eingerichtet war. Auf Protz und Prunk wird hier komplett verzichtet.

Nach einem Ausflug auf das Dach des Einkaufscenters, von dem wir uns die Altstadt noch einmal genau anschauen konnten, aßen wir dort noch gleich zu Abend. Es fiel diesmal etwas schärfer aus als sonst. Normalerweise nimmt man auf uns Ausländer Rücksicht. Diesmal nicht. Geschmeckt hat es trotzdem.

Bei Carrefour deckten wir uns noch für die Reise ein. Morgen früh geht der Flieger nach Shanghai und es heißt Abschied nehmen von Yunnan. Ob es in Shanghai auch nur annähernd so schön wird wie hier ist ungewiss. Zumindest das Essen wird weniger scharf sein.

Stadt des ewigen Frühlings

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Zugfahrt nach Kunming, Spaziergang durch den Park, 350km

Heute stand die Zugfahrt von Dali nach Kunming an. Die Abfahrt aus Dali war spannender, als wir es uns erhofft hatten. Unser Fahrer war im Stau stecken geblieben und verspätete sich um mehr als eine halbe Stunde. Wir wurden etwas unruhig. Der Mitarbeiter vom Hotel, der immer sehr zuvorkommend uns gegenüber gewesen war, versuchte uns zu beruhigen. Es war ihm sichtlich peinlich. Immerhin hatte er mir gegenüber die Pünktlichkeit der Fahrer von Dali mehrmals gerühmt und ich sollte mir überhaupt keine Sorgen machen.

Naja, am Ende ging es alles gut. Wir kamen rechtzeitig am Bahnhof an. Dort angekommen, das nächste Problem. Es gab einen Security Check und es wurden Taschenmesser gefunden, deren Klinge länger als 5 cm waren. 6 um genau zu sein. Die staatlichen Vorgaben sagen aber, dass solche Messer nicht mitgeführt werden dürfen. Zuerst wurde vorgeschlagen, ich sollte doch einfach die Klinge entfernen. Aber wäre es dann noch ein Taschenmesser gewesen? Nach einigem Betteln und Flehen durften wir unsere Messer dann behalten, aber nur wenn wir sie ganz tief in der Tasche lassen. Gar kein Problem.

Unsere Fahrt mit der berühmten Gaotie (Hochgeschwindigkeitszug) stand einem ICE in nichts nach. 200 km/h war die Spitzengeschwindigkeit und nach knapp zwei Stunden hatten wir dann auch die 350 km nach Kunming hinter uns gebracht. Empfangen wurden wir von eher schlechtem Wetter. Von unserem Fahrer keine Spur. Wir telefonierten mit ihm und versuchten uns gegenseitig zu finden. Wir gingen durch eine Tiefgarage, aber von ihm keine Spur. Das Rätsel wurde letztlich gelöst. Er war am anderen Bahnhof. Wie konnte das bloß passieren? Leider wusste ich nur zu gut, wie das passieren konnte. Wir warteten in einem Restaurant auf ihn und überbrückten die Zeit mit einem Mittagessen, dass sicherlich nicht zu den kulinarischen Glanzstunden dieser Reise zählte. Er kam dann nach genau einer Stunde und holte uns ab. Sein Ärger war anscheinend schon verraucht. Er machte aber auch nicht den Eindruck eines Cholerikers.

Kurze Ankunft im Hotel und dann gingen wir in den nahegelegenen Cuihu Park. Auf dem Weg kamen wir an einer Kirche vorbei, die wir uns kurz anschauten. Viel zu sehen gab es nicht, eine simple Einrichtung, vermutlich protestantisch. Wir hörten kurz einer Orgelspielerin beim Üben zu und waren wieder auf unserem Weg.

Der Park bot auf den ersten Blick nicht viel. Die versprochenen Tänzer und Musikanten waren zwar dort, aber viele waren es am Ende nicht. Mag auch am Wetter gelegen haben. Der Park hatte dafür eine besondere Tierwelt zu bieten. Eichhörnchen, von denen wir gar nicht glauben wollten, dass es Eichhörnchen sind, Gänse mit Höckern auf dem Schnabel und schwarze Schwäne. Wunderschöne Tiere und diese Exemplare waren so gar nicht aggressiv, wie man es von vielen „deutschen“ Schwänen gewohnt ist. Liegt sicher am Wetter.

Zum Abend kehrten wir in eine kleine Gaststätte ein, die sich auf Reisnudeln spezialisiert hatte. Es schmeckte eigentlich nur mir. Zum Glück gab es noch genug Alternativen in der Umgebung. Den Rest des Abends verbrachten wir individuell in der Altstadt. Hier gibt es viele unrestaurierte Gebäude, in denen auch Leute wohnen. Ein Teil wird allerdings bereits restauriert. Wer weiß, wie lange das authentische Flair noch bestehen bleibt.

Auf den Berg

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Wanderung am Cang Shan, Fahrt mit der Seilbahn

Wie beginnt ein guter Tag in China? Mit einem deutschen Frühstück. Brötchen mit Butter, Käse, Salami und Kaffee. Man könnte denken, wir hätten schon ein halbes Jahr auf diese Dinge verzichten müssen, dabei sind doch erst zwei Wochen vergangen. Aber auch zwei Wochen können eine lange Zeit sein, besonders wenn sie angefüllt sind mit tausenden Eindrücken, die zu verarbeiten man kaum Zeit hatte. Ein Stück Heimat kann einem dabei ein wenig helfen.

Gut gestärkt machten wir uns dann auf den Weg zum Cang Shan, den wir diesmal zur Abwechslung nicht ersteigen wollten, sondern mit der Seilbahn vorlieb nahmen. Auch das war ein Erlebnis. Mit zitternden Händen machten wir ein paar Fotos. Wenn jetzt was runterfällt, dann war es das. Aber nichts passiert.

Die Bahn lief quer durch einen Wald, indem sich etliche Gräber befanden. Manche schienen älter zu sein, andere waren jüngeren Datums. Hoffentlich waren das nicht die Gräber derjenigen, welche sich zu weit aus der Gondel gelehnt hatten.

Oben angekommen hätte es gleich einen Tempel zu besichtigen gegeben. Aber uns ging es mittlerweile so, wie es den Chinesen geht, die nach Deutschland reisen. Eine Kirche nach der anderen und irgendwann hat man genug. Unser Erlebnis auf dem Steinschatzberg hätte ohnehin nicht getoppt werden können.

Wir wanderten auf einem Höhenweg entlang, begleitet von den ständigen Warnungen vor Steinschlag. Nach dem wir eine Weile gewandert waren und sich einfach kein Ausblick anbieten wollte, blieben wir stehen, kehrten um und machten an einer sonnenverwöhnten Stelle ein Picknick. Unseren wohlverdienten Ausblick sollten wir dann auf dem Weg runter mit der Gondel endlich bekommen.

Kurz zurück ins Hotel und dann trennten sich auch schon unsere Wege. Die einen konnten sich noch nicht von den Fahrrädern trennen, die anderen wollten noch ein wenig durch die Stadt schlendern.

Der Abend kam in einem kleinen Gasthaus zu seinem Ende. Gegessen wurden die üblichen Verdächtigen wie etwa Palasthühnchen und Aubergine. Der Schnaps fehlte auch nicht.

Das letzte Mal auf dem Rad

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Fahrt am Erhaisee entlang nach Dali

Früh aufstehen ist nun seit ein paar Tagen an der Tagesordnung und das ist auch gut so, schließlich will man im Urlaub etwas erleben. Früh morgens um 7 ist man allerdings noch nicht davon überzeugt. Als wir das Hotel verließen um zu Frühstücken merkten wir, dass in Yunnan viele Menschen gerne länger schlafen, was auch damit zu tun hat, dass es in ganz China nur eine einzige Zeitzone gibt. Das führt dazu, dass die Sonne hier später auf- und untergeht als in der Hauptstadt Peking, nach der die Zeit ausgerichtet ist.
Die Menschen passen sich auf ihre eigene Weise daran an.

Nach einem Frühstück chinesischer Art, welches wir mit reichlich Pulverkaffee aufpeppten ging es los Richtung Dali.
Es war kalt, aber gleichzeitig schien die Sonne. Ein reges Jacken an- und ausziehen verhinderte ein allzu schnelles vorankommen.

An einer schönen Uferstraße fuhren wir am Erhaisee entlang und genossen es richtig wieder auf den Rädern zu sein. Unterwegs trafen wir auch andere Radlergruppen, die uns als Brüder und Schwestern im Geiste erkannten und herzlichst begrüßten. Sie waren sehr viel besser als wir ausgerüstet. Schneller waren sie nicht unbedingt.

Die Gegend wird dominiert von vielen kleinen Siedlungen, weißen Häusern im alten Stil und der Volksgruppe der Bai, von denen erstaunlich viele in ihren traditionellen Gewändern umherlaufen.
Häufiger bei Frauen, und dort besonders die älteren. Ob es so gewollt ist, kann ich nicht sagen, aber zumindest bei mir führt diese Tracht dazu, dass ich jenen Damen mit besonderem Respekt entgegentrete.

In Xizhou, einer Ortschaft ungefähr auf der Hälfte des Weges, machten wir eine längere Pause. Eine kleine Altstadt und wie es sich für chinesische Altstädte gehört, ein buntes Markttreiben. Was einen dann doch erstaunt ist, dass auf all diesen Märkten immer wieder sehr ähnliche Produkte angeboten werden. Kämme aus Rinderhorn, Jadeschnitzereien und alte Münzen. Wenn man genau hinguckt, dann findet man doch auch ein paar lokale Unikate. Leckere Snacks findet man fast überall.
Das schöne an diesem Markt war die ethnische Vielfalt. Verschiedene Minderheiten, Bai, Naxi, Muslime, Ausländer aus aller Herren Länder und natürlich Han-Chinesen.

Wir aßen wieder, die von uns geliebten gezogenen Nudeln beim hiesigen Moslem, machten uns noch über ein Softeis her und waren dann wieder auf den Rädern.

Es war eine sehr flache Strecke und wir haben machten schnell Kilometer gut. Immer am Wasser lang, wo sich nicht eine Badestelle befand. Dafür immer wieder Panoramastraßen, an denen Bänke, Schaukeln und Hängeschalen aufgestellt waren. Dort fanden sich etliche Pärchen ein, um ihre Hochzeitsfotos zu schießen.

Am Ende waren wir sehr überrascht, dass die Strecke statt der von mir versprochenen 80km nur etwa 60km lang war. Ich denke die Teilnehmer konnten den Verlust verkraften.

Da wir sehr früh hier waren, ließ der Tag noch genug Zeit um Dali ein wenig besser kennenzulernen. Auch Dali hat wie Lijiang eine sehr intakte Altstadt. Nicht jedes Gebäude mag alt sein, doch die strikten Bauvorgaben sorgen dafür, dass sich neue Gebäude architektonisch eingliedern müssen.
Hier kommt echtes Chinaflair auf. Nicht, dass das woanders nicht aufkommen würde, doch hier scheint etwas vom alten China überlebt zu haben, oder zumindest was man sich darunter vorstellt. Bei allen Klischees und der teilweise übertriebenen Vermarktung, ist Dali sehr hübsch anzusehen und die Leute hier wirken äußerst entspannt.

Zum Abendessen sollte es heute endlich mal Feuertopf geben. War es eine gute Idee unbedingt den aus Chongqing zu probieren, der für seine Schärfe berühmt ist? Nein, war es nicht. Allen war es viel zu scharf und ich konnte kaum schlafen vor Schärfe.
Wir haben es einfach mal als Erlebnis verbucht.

Pilgerfahrt

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Ausflug zum Steinschatzberg, Fahrt nach Shuanglang

Die Nacht war kalt. Zwar hat die Heizdecke getan, was sie konnte, doch gegen die Kälte, die immer wieder durch Lücken in der Bettdeckenpanzerung eindrang, konnte sie wenig ausrichten. Das kalte Wasser aus der Dusche half dann in jedem Fall wach zu werden. Ganz langsam wurde es auch etwas wärmer.

Zum Frühstück dann wieder Pancakes. Frau Naxi, die Chefin des Hauses hatte eine ganz eigene Interpretation davon, was Pancakes sind. Wir fanden, dass sie eher wie Brote aussahen und schmeckten. Aber Streit wollten wir deswegen nicht mehr anfangen.

Gut versorgt machten wir uns dann auf den Weg um unsere beiden Autos zu treffen. Eines, welches das Gepäck von Sean bringen sollte und das andere mit dem wir die heutige Fahrt antraten. Das Naxi Guesthouse war mit dem Auto nicht zu erreichen, da die hinführende Straße weiträumig abgesperrt war. Die Straße wurde erneuert. Die zuständigen Bauarbeiter waren wohl weit vor uns aufgestanden. Sie sahen auch nicht danach aus, als ob mit ihnen gut Kirschen Essen wäre. Immerhin stoppten sie ihre Bagger, um uns vorbei zu lassen.

Die Wanderung dauerte bald 40 Minuten und unsere geschundenen Knie waren nicht begeistert. Aber auch das ging vorbei. Wir wurden dann von Xiao Zhao( Kleiner Zhao) in Empfang genommen. Eigentlich müsste ich ihn Lao Zhao ( Alter Zhao) nennen, da er ja fast ein Jahr älter ist, als ich. Aber andererseits zwei Köpfe kleiner. Außerdem nimmt man es nicht so genau.

Mit seinem neuen Auto fuhr er uns zum Steinschatzberg. Wir erwarteten ehrlich gesagt nicht viel, ein kleines Kloster auf einem Berg gelegen, nichts außergewöhnliches. Doch wir wurden angenehm überrascht. Eine große Anlage, die mehrere Klöster auf verschiedenen Bergen umfasste breitete sich vor uns aus.

Das größte Kloster, das Bao Xiang, lag zum Glück auch am nächsten. Auf dem Weg nach oben warteten zu beiden Seiten Affen darauf, von den Reisenden gefüttert zu werden. Da die Affen wohl immer wieder aggressiv auftraten in der Vergangenheit, wurden vorsorglich Stöcke an die Pilger verteilt. Die alleine reichten schon aus um die Biester auf Abstand zu halten. In unserer Symphatie für die Affen war die Gruppe mehr als zweigeteilt.

Wir schafften es ohne größere Verluste nach oben. Da wir sahen, dass die Klosterküche noch in Betrieb war, fragten wir vorsichtig, ob wir etwas zu Essen haben können. Sofort wurden wir angewiesen uns zu setzen und ein seltsamer Brei wurde zusammen mit Reis aufgetragen. Woraus der Brei genau bestand, konnten wir nicht herausfinden. Er schmeckte jedoch sehr gut. Es war ein einfaches, aber ehrliches Essen. Unser Versuch zu bezahlen, wurde deutlich abgelehnt. Schließlich hätten wir große Mühen auf uns genommen, das Kloster zu erreichen. Eine schöne Geste, die ein Gefühl des Willkommenseins bei uns erzeugte.

Die Spitze des Berges hatten wir noch längst nicht erreicht und wir wollten wissen, was ganz oben ist. Also wieder einmal die Treppen hoch. Die Beine sind es längst gewohnt. Der Ausblick oben war gut, konnte unsereins aber nicht mehr vom Hocker reißen, nach allem was wir gesehen hatten. Das Kloster, welches sich ganz oben befand, machte jedoch auch diese Bergerklimmung zu einem Erlebnis.

Ein unrestauriertes Gebäude, dass durch sein etwas runtergekommenes Äußeres mehr als authentisch wirkte.
Der Steinschatzberg entsprach wirklich dem Bild, dass man von buddhistischen Klöstern hat. Eine stilvolle Architektur, die sich organisch in den Berg einfügt, eine Harmonie mit der umliegenden Natur, und eine Stille, in der echte Spiritualität aufkommt.

Wir hatten für die Besichtigung etwa zwei Stunden angedacht, kamen dann nach ungefähr vier Stunden erst wieder. Xiao Zhao tat uns leid, der so lange gewartet hatte. Er versicherte uns aber, dass er vollstes Verständnis für uns hatte.

Er brachte uns dann schnurstracks nach Shuanglang, einem Ort am Erhai, einem großen See. Hier checkten wir in ein sehr schönes Hotel ein. Geräumige Zimmer, Balkone und Terrassen, wie gemacht für einen Ruhetag. Nur steht morgen die längste Etappe der Tour auf dem Programm, mit knapp 80 km. Höhenmeter gibt es zwar keine, doch man muss zumindest mit Gegenwind rechnen. Aber nach all dem Wandern und Bergsteigen freuen wir uns richtig auf die Räder.

Im Schatten des Jadedrachen

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Wanderung durch die Tigersprungschlucht, ca 20km, 1000Höhenmeter

Auch heute stand Ausschlafen nicht auf dem Programm. 18 km lagen vor uns und zwar keine leichten. Umso besser, dass wir nicht mit chinesischem Frühstück in den Tag starten mussten. Wie schaffen die das? Man braucht doch was ordentliches im Magen. Zum Beispiel Pancakes. Und Kaffee. Genau das gönnten wir uns.

Pünktlich wie die Maurer machten wir uns dann auf den Weg. Anfangs verlief alles noch unspektakulär. Wir verliefen uns ein wenig auf einer Weide. Wir wunderten uns schon, der Weg schien nicht für Menschen gemacht worden zu sein. Zum Glück fanden wir den Weg dann doch und konnten endlich richtig anfangen zu wandern.

Es ging relativ bald steil bergauf und wir fingen schon an zu schwitzen. Gleichzeitig war es noch relativ kalt. Grade rechtzeitig kämpften sich die ersten Sonnenstrahlen über den Berg und wärmten uns ein wenig auf. So ließ es sich aushalten.

Bevor so richtig Freude am Wandern aufkam, stellte sich uns eine erste Herausforderung. An einem Häuschen kam uns eine Herde Ziegen entgegen. Sowohl wir, wie auch die Ziegen blieben stehen um die Situation einzuschätzen. Ihr Anführer blickte uns fragend an. Wir mussten aneinander vorbei, es gab keinen anderen Weg.

Der Ziegenkönig bewegte sich langsam auf mich zu und ich bereitete mich auf einen Kampf vor. Unvermittelt fing er jedoch an mein Bein abzuschlecken. Ein Zeichen des Friedens. Bevor auch noch die anderen Ziegen auf den Geschmack kamen, gingen wir schnell weiter. Die erste Prüfung war überstanden.

Der Trail war sehr angenehm zu wandern, zwischendurch gespickt mit etwas herausfordernden Abschnitten und begleitet von immer imposanteren Ausblicken. An einigen Stellen flossen Bäche den Berg hinunter. Das Wasser war klar, kalt und lud zum Trinken ein. Nach und nach begegneten wir auch anderen Reisenden. Viele Europäer, viele Koreaner und auffallend wenig Chinesen.

Wir lagen gut in der Zeit und gönnten uns neben einer längeren Mittagspause auch noch eine Auszeit für einen Kaffee. Über uns immer wieder der Jadedrachenschneeberg, der immer weiter ins Blickfeld rückte und die Kulisse sehr alpin erschienen ließ. Grade als wir uns so richtig entspannten donnerte es auf der anderen Seite und eine Gerölllawine toste den Berg runter. Schön, dass das so weit weg war.

Am Nachmittag wurde auch die Vegetation zunehmend alpiner. Vorher Sträucher, jetzt Nadelgehölz. Zwischendurch aber auch Kakteen und kleinere Bambuswälder. Sehr abwechslungsreich.

Dann auf einem engen Weg standen plötzlich drei Pferde. Oder waren es Esel? Oder Maultiere? Was immer sie auch waren, sie standen im Weg und machten keine Anstalten Platz zu schaffen. Sich eng an ihnen vorbei drängen wollten wir nicht. Hätten sie nach uns ausgeschlagen, hätte das nicht nur sehr weh getan, wir wären auch die Schlucht hinunter gepurzelt. Ich hätte gerne von meinem Bambusstock Gebrauch gemacht, der mich treu durch den Tag begleitet hatte. Dirk jedoch bewies, dass Gewalt keine Lösung ist, redete den Tieren gut zu und lotste uns ohne Probleme vorbei. Ein kleiner Hieb konnte trotzdem nicht schaden.

Der Wanderweg war zwischendurch immer wieder anstrengend, belohnte jedoch jeden Aufstieg mit fantastischen Ausblicken über das Tal. Mehr Spaß kann Wandern fast nicht machen. Das sahen längst nicht alle Reisenden so: Immer wieder begegneten wir Touristen, die sich von Pferden, Eseln und Maultieren den steilen Pfad hoch tragen ließen. Über so was konnten wir nur den Kopf schütteln.

Nach mehr als 20 km kamen wir dann endlich am Naxi Family Guesthouse an, wo wir herzlich empfangen wurden. Eine Terrasse gab es auch wieder. Dies wird wohl vorerst das letzte Mal sein, dass wir zum Jadedrachenschneeberg hinauf blicken. Immerhin haben wir mehr als genug Fotos aus wirklich jeder Perspektive gemacht. Hoffentlich tröstet uns das.

Hinunter in die Schlucht

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Fahrt in die Tigersprungschlucht, erste Erkundungstour, ca 5km

Früh um 07:00 ging es raus und um halb acht wartete schon der Fahrer auf uns. Wir hätten also ohne Probleme losfahren können, doch die Rezeptionistin sah das anders. Ein total verschmutztes Handtuch sollte uns angelastet werden. Wir waren uns keiner Schuld bewusst und in solchen Fällen gibt es nur eine Strategie. Hartnäckig bleiben, bis die Gegenseite nachgibt. Leider waren wir unter Zeitdruck. Und die Rezeptionistin schien mehr als entschlossen. Dann kamen aber hinter mir mindestens zehn weitere Gäste, die es wie wir sehr eilig hatten und letztlich hieß es dann: „OK, seht zu, dass ihr wegkommt.“ Etwas höflicher formuliert natürlich. Wir waren sehr begeistert, unseren Fahrer vom Vortag wieder zu sehen. Seine freundliche, aufgeschlossene Art war ein schöner Kontrast zu den vielen brummigen Typen, die wir bis dahin erlebt hatten.

Unser Ziel war die Tigersprungschlucht. Eine enge Schlucht des langen Flusses, der hier Goldsandfluss heißt, an deren engster Stelle einst ein Tiger auf der Flucht vor einem Jäger, sich mit einem beherzten Sprung in Sicherheit brachte. Dass Tiger vor Menschen flüchten ist mir zwar neu, aber die chinesischen Tiger sind etwas kleiner gewesen, als die uns bekannten Bengalischen. Mittlerweile sind chinesische Tiger ausgestorben, vor denen brauchten wir also keine Angst haben.

Unser Fahrer warnte uns vor den vielen anderen Gefahren, die auf uns lauern, loser Boden unter den Füßen und Steinschlag von oben. Auf der Straße lagen in der Tat einige Brocken, unter denen man nicht drunter liegen möchte. (Grade als ich die Zeilen hier schreibe, geht auf der anderen Seite des Flusses eine massive Steinlawine herunter.)

Recht früh erreichten wir Seans Guesthouse. Die Betreiber waren sehr sympathisch und wir waren froh, dass es keine ganz einfache Berghütte war, sondern doch eine recht passable Herberge. Ohne lange Vorbereitung machten wir uns auf den Weg in die mittlere Tigersprungschlucht. Vorbei an Terrassenfelder und einem Haus, wo man sich anscheinend auf eine Hochzeit vorbereitete. Ein gerade geschlachtetes Schwein wurde ausgenommen, ein Huhn gerupft und mehrere auf einmal geschlachtet. Ein barbarischer Anblick, man kann es nicht anders sagen. Schnell durch und weiter.

Der Weg führte uns immer steiler an die Schlucht heran. Das GPS versagte bisweilen und so verließen wir uns auf die unregelmäßig verteilten Plastikflaschen die hier und da den Weg säumten. Unterwegs dann die erste Zollstation. Niemand da. Also weiter. Am Ende einer in den Fels gehauenen Passage mussten wir dann doch zahlen. Wir taten es ohne zu murren, schließlich stellten die Betreiber auch Bänke zur Verfügung, sowie eine Toilette.

Unten an den Stromschnellen bot sich uns ein atemberaubendes Bild. Die Wassermassen tosten an uns vorbei, preschten mit voller Wucht gegen die Felsen, wodurch ein Donnergrollen entstand, gegen das man schon anschreien musste, wollte man gehört werden. Es war auch klar, fällt man hier rein, ist die Überlebensschanche gleich Null. Um darüber Gewissheit zu haben, warfen wir ein Stück Treibholz in die Fluten. Es verschwand sofort. Die Stromschnellen hatten eine beinahe hypnotische Wirkung auf uns. Man versuchte das Zentrum der nassen Hölle zu finden, doch immer wieder taten sich neue Wellenungeheuer auf, die den Blick gefangen nahmen.

Wir blieben noch eine Weile in der Nähe, einerseits weil der Ort uns nicht los ließ, andererseits weil die Himmelsleiter auf uns wartete. Ein steiler Aufstieg aus der Schlucht raus, für den wir gerüstet sein wollten. Tatsächlich gab es an einem Abschnitt sogar eine echte Leiter, die früher wohl der einzige Zugang zur Schlucht war. Christiane und ich wagten den Aufstieg, während die anderen den daneben liegenden Pfad wählten. Wie langweilig… Auf halber Höhe dachte ich noch einmal über meine Entscheidung nach, doch es war längst zu spät. Augen zu und durch.

Als wir den Aufstieg geschafft hatten fing ein kräftiger Wind an durch die Schlucht zu peitschen. Gutes Timing mal wieder. Auf ebener Straße gingen wir zu Sean’s Guesthouse zurück. Auf der Terrasse genossen wir die Aussicht auf die Berge und lauschten dem Fluss, den man bis hierhin hören konnte.

Das Abendessen war so ganz anders als wir es aus den städtischen Restaurants gewohnt waren. Viel weniger Öl, weniger stark gewürzt, dafür mit viel Liebe gemacht. Und etwas Ziegenkäse.

Danach wieder auf die Terrasse und Sterne gucken. Es war ein toller Tag.

Gute Aussichten

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Stadtrundgang in Lijiang, Besteigung des Elefantenhügels

Heute mal ein spätes Frühstück. Zumindest ich war spät dran, der Rest der Gruppe war schon fast fertig. Das Essen war nicht weiter bemerkenswert, doch durch das Fenster sahen wir zum ersten Mal an diesem Tag den Jadedrachenschneeberg, oder Yulongxueshan was mir persönlich leichter von den Lippen geht. Ein echter 5000er. Für mich etwas ganz besonderes, komme ich doch aus dem Flachland und hatte noch nie einen gesehen.

Wir bewegten uns in die Stadt und waren kurz davor, unseren Stadtbummel zu beginnen. Doch uns wurde schnell klar, dass wir keinen großen Spaß dabei haben würden. Die Interessen sind einfach unterschiedlich. Eine will Postkarten, der andere „alte“ Münzen. Statt uns also dem Altstadtwahnsinn auszusetzen, entschieden wir uns den Schwarzdrachenteich aufzusuchen. Der Name war verheißungsvoll. Den Weg erfuhren wir von einem Freiwilligen der Kommunistischen Partei. Diese Freiwilligen standen überall herum und gaben Auskunft. Das war auch bitter nötig, die Altstadt von Lijiang ist mehr als verwirrend.

Der Teich war sehr gut gepflegt. Im Park drumherum spielten Musikanten, liefen Frauen in Traditioneller Kleidung herum und vom Teich aus bot sich uns ein herrlicher Ausblick auf den Jadedrachenberg. Die 80 RMB Kurtaxe hätten sich schon jetzt gelohnt. Dann erblickten wir einen Aufgang zu einem Berg. Die Freude in der Gruppe war groß. Bei mir war sie noch verhalten. Vielleicht sollten wir unsere Kräfte für die Tigersprungschlucht schonen, versuchte ich einzuwenden. Ich sollte es doch lieber als Training betrachten, wurde mein Einwand abgeschmettert.

Hoch also auf den Elefantenhügel. Auf dem Weg noch ein nettes Pläuschen mit einer chinesischen Reisegruppe, der aber nicht über die üblichen Plänkeleien und Höflichkeiten hinausging und schon waren wir oben. Der Weg hatte sich gelohnt. Von hier oben konnten wir wirklich alles sehen. Die Altstadt mit ihren hölzernen Dächern, umgeben von der modernen Stadt, die sie gefällig umschließt und nicht versucht sie durch Hochhäuser zu übertrumpfen, ringsherum Gebirge und vor uns der majestätische Jadedrache.

Ein Anblick den man nicht vergisst. So viele schöne Landschaften gab es schon auf unserer Reise, aber dieser Berg vermochte es uns aufs Neue zu begeistern. Hinzu kam, dass der Blick auf den Gipfel völlig frei war. Nur ein paar Wolken umspielten ihn. Wären wir auch nur eine Stunde später gekommen, hätten wir das so nicht erlebt. Zur Sicherheit gingen wir noch auf den anderen Gipfel und schauten uns die Altstadt an. Runter gab es zwei Wege. Der, den wir gekommen waren und ein uns noch unbekannter. Als Reiseleiter war die Sache für mich klar. Die Sicherheit der Gruppe hat oberste Priorität. Also den selben Weg zurück.

Dirk suchte jedoch das Abenteuer. Ich versuchte zu warnen, schließlich wüsste er nicht was ihn erwartet. Wassergräben, Wegelagerer, oder möglicherweise ein Drache, doch meine Warnungen blieben unerhört. Am Ende kam Dirk dann zwanzig Minuten vor uns an. Falls er Freude darüber empfunden hat, ließ er sie sich nicht anmerken.

Das Mittagessen war mal wieder eine Mischung aus gewohntem und neuem. Das Palasthühnchen durfte nicht fehlen. Ein Gemüse, dass im Wörterbuch mit „leichtes Mädchen“ übersetzt wird, welches außerordentlich gut schmeckte und ein Gericht, welches wir als grünes „Schwabbelschwabbel“ bezeichneten. Letzteres werden wir wohl nicht wieder bestellen.

Den Rest des Tages verbrachten wir dann mit der Erkundung der Stadt. Anke und ich suchten ein Museum für traditionelle Naxi-Trachten, welches wir nicht fanden. Wie auch, es existierte nicht mehr. Immerhin kamen wir den Piktogrammen etwas näher. In einem kleinen Museum erzählte man uns über die Tradition, die dahinter steckte. Was uns besonders gut gefiel, war die Tatsache, dass die Männer sich traditionell mit dem Erlernen der Schrift beschäftigten, während die Frauen harter körperlicher Arbeit nachgingen. Interessant…

Zum Abend gingen wir wieder in eine Foodmall. Es gibt doch nichts schöneres als sich von allen Seiten anschreien zu lassen, während man isst. Herumexperimentiert wurde diesmal kaum und so landeten alte Bekannte wie Tofu, Nudeln und Kartoffeln auf unserem Tisch.

Die Altstadt von Lijiang ist wirklich sehr schön anzusehen. Natürlich geht es hier auch touristisch zu. Da man nun selber Tourist ist, wäre es heuchlerisch sich darüber zu beschweren. Aber im Vergleich mit Yangshuo ging es hier doch sehr viel gediegener zu. Eine willkommene Abwechslung.