Legaler Kinderhandel

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Shanghai. Ankunft.

Nach einer leicht strapaziösen Reise, einem verpassten Flugzeug-Frühstück und einem vermissten Koffer treffe ich endlich am Shanghai Pudong Airport auf Martin, mit dem ich vorerst das 2er Team bilde und durch das Yangzi-Delta fahren werde.

Wir entschlossen uns mit der Magnet-Schwebebahn (man vertraut auf deutsche Siemens-Technik) in die Stadt zu fahren. Leider erwischten wir den Zeitrahmen, indem die Bahn nur mit läppischen 300 km/h daher tingelt. Das 430 km/h Zeitfenster hatten wir leider verpasst. Weiter ging es dann mit dem Taxi (VW natürlich… wieder die gute deutsche Technik) zum Hotel.

Was macht man bloß in Shanghai? Richtig, man geht als allererstes direkt zum Bund (auf den/die/das Bund?? Ich weiß es immer noch nicht grammatikalisch korrekt zu benutzen) und begutachtet DAS China-Bild der 2000er Jahre. Auf der einen Seite des Haungpu-Flusses stehen die alten Pracht-Kolonialbauten vom Anfang des 20. Jahrhunderts der damaligen Kolonialherren, wie Zollhaus, Banken, Schifffahrtsgesellschaften etc. Und auf der anderen Seite präsentiert China seinen wirtschaftlichen Aufschwung mit modernen Hochhäusern und einem Fernsehturm, wie aus den Sciencefiction Filmen der 90er Jahre. Die Symbolik hier beißt einem geradezu in die Augen. Hinzu kommt, dass auf jedem der Kolonialbauten die chinesische Flagge weht, als wollten sie alle stets daran erinnern, dass sie nun ihre eigenen Herrscher über den Handel und die Finanzen sind. Stimmt ja auch…

Anschließend einen Spaziergang durch die Haupteinkaufsstraße Nanjinglu und zu unserer ersten kulturellen Kuriosität, dem Hochzeitsmarkt im Volkspark (Renmin Gongyuan). Hier treffen sich Eltern von Kindern in heiratsfähigem Alter, die der Meinung sind ihren Kleinen bei der Partnersuche unter die Arme greifen zu müssen. Auf Schirmen sind die Steckbriefe der Kandidaten angeheftet mit Grundinformationen wie Name, Alter, Größe, Gewicht, Sternzeichen, Beruf, etc. Aber der wichtigste Punkt ist wohl das Einkommen. Wenn das nicht stimmt, braucht man auch gar nicht erst anfragen. Das Alter der Kandidaten reicht von Anfang 20 bis Ende 50. Aber bei dem Aufgebot muss doch für alle was dabei sein, sollte man meinen. Die Kinder selber fragt natürlich keiner. Ein interessanter aber auch etwas trauriger Einblick.

Ein Ankunft-Bierchen gönnten wir uns in Xintiandi. Ich übersetze das mal sehr frei (mit einem leichten Unterton) mit Brave New World. Hier wurden alte Shanghaier-Häuser (Shikumen) renoviert und zu einem, wie Martin sagt, Bierdorf, umgewandelt, indem Restaurants, Bars und Boutiquen für die süper-chics zu finden sind. Mit einem Gefühl leicht deplatziert zu sein, schlürften wir unser kleines 40-RMB Bier aus und fuhren zu einem Kungfu-Restaurant für unser erstes chinesisches Abendmahl… ein ganz erfolgreicher Einstieg in Shanghai würde ich mal sagen.

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