Wenn Engel am Yangzi radeln

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Traumtag im Yangzi-Tal, 107 km, hügelig von Tacheng nach Shigu

Was sich gestern schon angedeutet hat, ist heute Gewissheit: Die Regentage sind vorbei, Herbst in Yunnan ist angesagt und wird uns die nächsten Wochen begleiten. Alles mehr als zwei Regentage bis Saigon wäre eine Überraschung.
Wir beklagen uns auf jeden Fall nicht!
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Hopp, skip und wieder am Yangzi!

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Es klart auf! 87 km von Weixi zum Yangzi

Manchmal fehlen mir die Worte! So nach dem gestrigen verregneten Tag, den ich damit verbracht habe, von Weixi mit dem Taxi 200 km hin und 200 km zurück nach Zhongdian zu fahren, um endlich an Geld zu kommen. Die Banken in Deqin und Weixi haben uns trotz gegengesetzter Kennzeichnung (Visa, Master, Maestro) nicht gemocht, und wir waren schlichtweg blank. Habe ich also einen kleinen Geldkoffer in Zhongdian gezogen, nebenbei eine tolle neue Route am Yangzi entlang erkundet und war tatsächlich pünktlich zum Garküchengelage wieder in Weixi.
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Lhatse

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke, km, Wetter

Also gut, solange unten lustig gewürfelt wird, wird noch ein wenig Text absgesondert, immerhin besteht heute nochmal die Hoffnung auf Internet, die nächsten Tage eher nicht mehr…schwierig, denn es war ein Tag, der so dahingleitet, schön und pannenfrei.

Bestes Wetter, das obligatorische Gruppenfoto bei KM 5000 (von Shanghai aus, auf der Staatsstraße 318), ein machbarer Pass und die dazugehörige Aussicht, ein entzückendes Picknick mit neugierigen Zuschauern, dann lange Geraden durch tibetische Landwirtschaft und schließlich Ankunft in Lhatse. Das Hotel ist nett, mit einem ruhigen Innenhof, das Städtchen macht am Anfang nicht viel her (chinesischer Beton) aber wird interessant auf den zweiten Blick. Morgen müssen wir früh raus, es geht auf den höchsten Punkt der Tour und rein in das Everest-Gebiet.


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Sonne

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke ca. 80km, Wetter: hervorragend

Das Wetter war bisher von regelmäßiger Durchwachsenheit. Morgens kühl und bewölkt, dann eine kurze Regenphase, nachmittags aufklarend und teilweise ziemlich heiß. Abends hat es sich dann wieder zugezogen und nachts teilweise heftig geregnet. Das ist sonderbar, sehr späte Ausläufer des Sommermonsuns, die es über das Hochgebirge geschafft haben. Andere Reisende, überland von Nepal herkommend, haben den Himalaya-Hauptzug nur in Wolken und Regen erlebt, also gar nicht. Aber jetzt: siehe da, alles klart auf, die Wetterprognose zeigt nur noch Sonnen und wir starten in den nächsten Abschnitt der Reise unter blauestem Blau.

Losgelegt haben wir erst nach dem Mittagessen, eine kurze Etappe und ein elendiges Straßendorf zum Übernachten, das Radfahren war herrlich und ruhig. Als wir an dem Übernachtungsort ankamen, mussten wir leider feststellen, dass dieses recht verschranzte Teehaus kurz zuvor von der Regierung für die Bauarbeiter konfisziert worden war, die müssen hier gerade Kanäle buddeln. Also noch eine gute Stunde weiter in der Hoffnung, im nächsten Kaff irgendwo unterzukommen.

Wie so oft hat sich alles gefügt, die kleine Herberge war nett und sauber, die Betreiber-Familie war ganz toll. Für die Kinder waren wir wie vom anderen Stern, aber irgendwann haben sie Zutrauen gefasst. Genauso wie die Hauskatze, die nicht mehr von Rosi und Jürgen lassen wollte. Lhaba hat in der Küche geholfen, abends haben wir das Sho-Spielen gelernt (das tibetische Nationalspiel, Würfeln). Das alles in einer Szenerie ähnlich der von No Country for Old Men (Vergleich stammt auch von Jürgen und trifft).


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Fitow und Danas

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Shanghai am 7.und 8.10.2013

… heißen die beiden Taifune, deren Ausläufer wir am Montag und Dienstag in Shanghai zu spüren bekommen haben.

„Flutchaos nach den heftigsten Regenfällen seit 52 Jahren“ titelt die Shanghai Daily an unserem Abflugtag. In der Nacht zum Dienstag sind in Shanghai durchschnittlich 153 mm Niederschlag gefallen, in manchen Stadtteilen waren es über 200 mm. Etliche Straßen überflutet, ein Stück Damm am Huangpu gebrochen, einige U-Bahn Tunnel voller Wasser, 6.000 Feuerwehrleute im Einsatz und 37 gestrichenen Flüge – so die Bilanz in Shanghai nach den beiden Wirbelstürmen, die mehr Regen gebracht haben als die schweren Taifune Haiku im letzten Jahr und Matsa in 2005. Dabei sollte die Taifun Saison im Oktober längst vorbei sein.

Seitdem wir am Montag Mittag gelandet sind, hat es ununterbrochen geregnet bzw. geschüttet. Ich überlege ernsthaft, Gummistiefel oder Wassersandalen auf die Packliste zu setzen – denn so ausgerüstet bewegen sich die Shanghaier durch ihre Stadt. Dem modischen Geschmack sind hier keine Grenzen gesetzt, wir haben sogar das Modell Cowbow-Stiefel gesehen. Was macht man an Taifun-Tagen, wenn man nicht den ganzen Tag im Café oder Hotelzimmer verbringen möchte? Ins Museum gehen zum Beispiel. Nach dem Stadtplanungsmuseum, das einen guten Überblick über Baustile und Stadtentwicklung gibt und dem berühmten Shanghai Museum, in dem wir neben europäischen Impressionisten und Jahrtausenden chinesicher Kunst auch die Tracht und Batiken der Naxi aus Yunnan wiedergefunden haben, wollten wir in die „Realität“ zurück. Parks, Shikumen (Shanghaier Reihenhäuser in chinesisch-englischem Stilmix), ein paar geöffnete Stände auf dem Antik(fake)markt der Dongtai-Straße, das heruntergekommene Altstadtviertel, der quirlige Basar des Yu-Garten – diese Orte sind bei Regen vorteilhaft menschenleer. Nachdem ich die einzig geöffnete Fährlinie ins Neubaugebiet Pudong gefunden habe, setzen wir über. Hier soll in zwei Jahren der Shanghai Tower mit 632 m Höhe seine Nachbarn Jinmao-Tower und den „Flaschenöffner“ um einiges übertreffen. Heute ziehen die Wolkenfetzen tief um das Dreigestirn, und nur ab und wird der Blick frei auf die Baukräne in luftiger Höhe. Unseren letzten Abend feiern wir im 10.Stock der Super Brand Mall, mit einem tollen Blick auf die beleuchteten Kolonialbauten am Bund. Um zehn Uhr werden die Lichter abgeschaltet, Stromsparen ist angesagt, außerdem sind bei Regen sowieso nur eine Handvoll Westler und hartgesottene chinesische Touristen draußen.

An dieser Stelle sei nochmal ein ganz dickes Lob an die Gruppe ausgesprochen, die trotz Regen und Sturm tapfer quer durch die Stadt gestapft ist.

So geht eine schöne Reise zu Ende. Zu Hause werden wir mit einer saftigen Verspätung der deutschen Bahn auf allen Linien begrüßt. Ich hoffe, Ihr seit alle noch am selben Abend heimgekommen. Lieben Gruß und macht`s gut.

Feuchter Abschied

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Auch unser letzter Tag hier in Shanghai versinkt im Regen und wir müssen mehrfach unsere Pläne anpassen. Schon früh sieht es richtig übel aus und wir entscheiden uns, zuerst das Shanghai Museum anzusteuern. In dem exzellenten Museum mit freiem Eintritt kann man locker einen ganzen Tag verbringen, wobei eines der Highlights die Kostüme und Masken der ethnischen Minderheiten Chinas sind, von denen es hier eine schöne Auswahl gibt. Wir nehmen uns heute allerdings nur etwa anderthalb Stunden Zeit und schaffen deshalb nur einen kleinen Bruchteil der Ausstellungen.

Auf unserem Weg hinüber zum Yu-Garten, einem hervorragenden Beispiel chinesischer Landschaftsgestaltung inmitten der Reste der Shanghaier Altstadt, machen wir auch noch unseren letzten Nudelsuppenstopp. Da es mittlerweile wieder stärker angefangen hat zu regnen, dezimiert sich unsere Gruppe weiter und wir landen schließlich nur noch zu siebent an der ehemaligen Residenz eines hochrangigen Beamten des Kaiserhofs. Der Garten macht auch im Regen noch eine gute Figur bzw. hat er hierbei seinen eigenen Reiz und der Besuch lohnt sich auch heute wieder.

Der Regen lässt jetzt nur noch selten und ganz kurzzeitig etwas nach, also werden sämtliche Außenaktivitäten gestrichen und wir suchen am frühen Abend unser Heil in der Shanghaier Gastronomie. Die hat eine große Auswahl zu bieten und so suchen wir uns schonmal was Passendes für einen langsamen Übergang zu den bekannten Verhältnissen, die uns zu Hause erwarten – ein Gläschen Wein beim Italiener und danach ein Abendessen auf Thailändisch. Morgen geht es dann zurück in die Heimat, zu Schwarzbrot, Käse und richtigem Kaffee.

Mafan

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

„Mafan“ ist ein chinesischen Wort, das Ärger und Ungelegenheiten in unterschiedlichem Ausmaß bezeichnet. Unser Busfahrer hier in Wuhan scheint ein recht ruhiger, wenn nicht sogar phlegmatischer Zeitgenosse zu sein. Trotzdem habe ich ihn bereits gestern mehrfach was von „mafan“ vor sich hin brabbeln hören. Das Wort heute Morgen innerhalb von zwei Minuten schon wieder aus seinem Mund zu vernehmen, ist ein ganz schlechtes Zeichen. Gestern meinte er noch, der Bahnhof sei ganz in der Nähe und es wäre überhaupt kein Problem dahin zu kommen. Eine Stunde reiche dabei völlig aus. Nach einigem Hin und Her habe ich noch eine Viertelstunde früher herausgehandelt, obwohl man sich in der Regel eigentlich auf die Einschätzungen der Fahrer verlassen kann. Wir sind keine hundert Meter gefahren, als wir plötzlich eingekeilt im Blechgewühl stecken. Ein kleiner Unfall mit Blechschaden hat die Straße so blockiert, dass nur noch PKWs vorbeikommen und zurück geht auch nichts mehr. Zwei überforderte Hilfspolizisten kurz vor dem Ruhestand laufen ziellos um die Unfallstelle und versuchen den unbeeindruckt um sie herumströmenden Verkehr zu lenken. Sämtliche Appelle, doch mal die Straße frei zu machen, sind zwecklos. Schließlich muss ja erst die Polizei kommen, um den Unfall aufzunehmen. Nach einer Viertelstunde schafft es unser Fahrer dann doch noch umzulenken und auf einem Umweg erreichen wir kurz vor Abfahrt des Zuges den Bahnhof.

Während in Wuhan noch die Sonne schien, bewahrheiten sich bei der Zugfahrt langsam die schlechten Wetterprognosen, es wird grau am Himmel und schließlich setzt ein stärker werdender Regen ein. Die südöstlichen Küstenprovinzen einschließlich Shanghai werden derzeit von den Ausläufern eines bzw. sogar mehrerer Taifune heimgesucht. In diesem Fall darf man der Regenvorhersage des chinesischen Wetterbericht wohl ohne Abstriche vertrauen. Genauso ist es auch, aber ein bisschen Glück haben wir doch, denn nach einer späten Ankunft in Shanghai und einem ganz guten Abendessen mit Shanghai-Küche und diversem Meeresgetier machen wir noch einen trockenen Spaziergang über den abendlichen Bund, dessen gegenüberliegende Seite Pudong mit ihren in die Wolken stoßenden Hochhäusern und der allabendlichen Lichtshow einen imposanten Anblick bietet.

Steinwald – ja oder nein

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Spaziergang im Steinwald und Stadtrundgang in Kunming

Wieder einmal habe ich mich überzeugen lassen, dass sich ein Besuch im Steinwald lohnt. Entstanden vor etwa 270 Millionen Jahren auf dem Grund des Meeres, hat sich der Kalkstein mit der Verschiebung der Kontinentalplatten allmählich gehoben und regt mit seinem dunkelgrauen, hohen, oft zackig geformten Steinsäulen die Fantasie an. Hier ist ein Kamel, dort eine Schildkröte, weiter hinten befinden sich Romeo und Julia auf Chinesisch, man könnte tagelang Geschichten erfinden.

In China gibt es nennenswerte Karstformationen in Guilin/Provinz Guangxi, in Libo/Privinz Guizhou und eben den Steinwald bei Kunming in Yunnan. Im offiziellen Prospekt – der Naigu Steinwald ist Unesco Weltnaturerbe – kann man nachlesen, dass es sich an dieser Stelle vor allem um Dolomitkalk handelt, der wasserresistenter als reiner Kalk sei und nur an wenigen Orten auf der Welt ähnlich geartete Felsformationen gebildet hat. So reiht sich der Naigu Steinwald in die (zumindest laut Henning) bekannten „pinnacle Karste“ Gunung Mulu in Malaysia, Bemaraha in Madagaskar und den Mt Kaijende in Papua Neuguinea ein. Wir wandern gute drei Stunden auf kleinen Wegen durch den Karst und nutzen auch die gesähte Blütenbracht, um das eine oder andere Foto zu machen.

Auf dem Rückweg haben wir unerwarteterweise nicht im Stau gestanden und noch genügend Zeit, um den nahen Yuantong-Tempel, die Altstadt und sämtliche Märkte und Fußgängerzonen Kunmings zu erkunden. Morgen müssen wir in aller Frühe aufbrechen, dann geht es nach Shanghai, der Stadt der Superlative.

Strom gibt es Strom abwärts!

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Den Mekong flußabwärts und dann ein giftiger Schlußanstieg. 138 km. Wetter verbesserungswürdig

Eigentlich wäre das Mekongtal idyllisch! An beiden Ufern grüne Hügel, die in hohe Berge übergehen. Mal tibetische Dörfer, mal Dörfer der Naxi und dazwischen ein paar hanchinesische Straßendörfer, die sich, wenn auch modern, ganz nett in die Landschaft fügen.
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Renhainaji

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Ein beschaulicher Tag in der Stadt Xigaze, bevor es wieder auf die Piste geht und wir uns den Widrigkeiten auf dem Weg zum Mahalangur Himal stellen, wo dann die sehr hohen Berge auf uns warten. Xigaze ist die zweitgrößte Stadt der Provinz Tibet und wächst: die gestrige Einfahrt führte durch endlose Baustellen, die Verlängerung der Tibet-Bahn von Lhasa aus ist mittlerweile fast abgeschlossen. Man könnte also bald von Peking direkt nach Xigaze durchfahren, in etwa 50 Stunden. Und von hier aus wird die Trasse weiter in Richtung indischer Grenze verlegt werden, vielleicht sogar den Friendship Highway entlang nach Nepal. Nepal selber hat etwa 20 Bahnkilometer zu bieten, ganz im Süden des Landes.

Wir waren in Tashilunpo, dem großen Kloster der Stadt und offizieller Sitz des Panchen Lama, dessen chinatreue Version sich allerdings lieber in Peking aufhält (die andere, „eigentliche“ Inkarnation ist seit über 20 Jahren samt Familie verschwunden). Wieder mal eine mächtige Anlage, der Vibe kam diesmal aber nicht so gut rüber…die Mönche schienen vor allem mit Geldzählen beschäftigt und eher genervt von den Pilgern, wohlgenährt und ständig am Telefonieren, die ganze Sache hat einen ziemlich geschäft- smäßigen Eindruck gemacht.

Nach einem ausführlichen Stadtbummel war ich mit Lhaba und Reinhard dann noch im Militärkrankenhaus, das Volkskrankenhaus hat während der Feiertage nur vormittags auf. Reinhard hat Atem- und Schlafprobleme, er hält sich tapfer und würde nie jammern, aber ein paar Nächte fast ohne Schlaf zermürben noch jeden. Also wollten wir das checken lassen, bevor es in die Pampa geht…wir sind mit ein paar Medikamenten von dannen gezogen und der kurze Besuch war glaube ich sogar für Reinhard amüsant. Wie immer standen andere Patienten hochinteressiert um ihn herum, wie immer wurde man hin- und hergeschickt und besondere Freude löste bei allen Beteiligten sein Name aus, den Lhaba bei der Anmeldung aus dem Stegreif ins Chinesische übersetzt hatte: „Renhainaji, das ist doch kein Name. Was ist denn das für ein Name?“