Große und kleine Schluchten

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Zweiter Tag an Bord unseres Yangzi-Dampfers

Das Frühstück war wieder so früh wie gestern. Ausschlafen ist nicht drin. Nach dem Frühstück konnten wir wieder von Bord und uns in einem kleinen Örtchen umschauen. Gegen 11:30 Uhr fuhren wir in die erste der drei berühmten Schluchten, die Qutang-Schlucht, ein. Die ist so berühmt, dass sie auf dem 10 Yuan Schein abgebildet ist. Die Qutang Schlucht ist nur 8 km lang, sodass wir auch noch die zweite, die Wu Schlucht, die nach chinesischer Ansicht die malerischste der drei Schluchten ist, schafften.

Der Nachmittag bestand zu einem großen Teil aus einem Ausflug in eine der kleinen Schluchten des Yangzi, in den Shennüxi-Fluss. Wir fuhren mit kleinen Booten in die sehr enge und steile Schlucht und wurden dann am Wendepunkt der Fahrt mit einer Musik und Tanzeinlage der lokalen Minderheit, der Tujia, unterhalten. Man durfte natürlich auch mittanzen, was einige unserer Gruppe auch wahrnahmen. Vor allem unser Jüngster in der Gruppe ist ein leidenschaftlicher Tänzer und nimmt jede Möglichkeit zu Tanzen war. Es ist toll für ihn, dass auch die Chinesen leidenschaftliche Tänzer sind und es deshalb recht viele Möglichkeiten gibt. Die Nebenflüsse waren ursprünglich mal nur ein bis zwei Meter tief, durch die Aufstauung des Stausees sind sie aber nun zum Teil rund 80 Meter tief. Früher wurde man mit kleinen flachen Booten wegen der vielen Stromschnellen in die kleinen Schluchten gerudert, heute wird man mit Motorbooten hineingefahren.

Nach dem Abendessen gab es wieder eine Crew-Show, die neben traditionellen Darbietungen auch moderne Beiträge wie Breakdance oder einen Zauberer bot. Ab 22:00 Uhr fuhren wir in die Schleuse des Drei-Schluchten-Staudammes ein. Diese gewaltige Schleuse ist 1,6 km lang und überwindet in 5 Staustufen je nach Wasserstand etwa 100 m Höhenunterschied. Das war schon echt beeindruckend zu beobachten. Das gesamte Prozedere dauerte etwa drei Stunden.

Schiff Ahoi

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Erster Tag an Bord unseres Yangzi-Dampfers

An Bord herrscht ein straffer Rhythmus. Um 07:00 Uhr ist Frühstück, um 08:30 Uhr das Briefing zu den Sicherheitsbestimmungen an Bord. Anschließend gab es einen Vortrag über chinesische Medizin und um 12:00 Uhr war Mittagessen. Vor dem Mittagessen hatten wir noch die Gelegenheit uns etwa anderthalb Stunden in Fengdu herumzutreiben und kleine Einkäufe zu machen. Um 15:00 Uhr war dann die „Captain’s Welcome Reception“ und um 16:30 ein Landausflug zu der historischen Festung „Shibaozhai“. Die lokale Führerin zeigte uns auf einem alten Foto von 1980 wo ihr ehemaliges Haus stand bevor es vom Drei-Schluchten-Stausee verschluckt wurde. Um 19:15 Uhr wurde das Abendessen serviert und um 20:45 Uhr führte die Crew eine Las Vegas artige schrill bunte „Chinese Dynasties Show“ auf. Zeit für Langeweile war also nicht.

Gedanken auf gar nicht so hoher See

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Meine Erinnerungen an Schifffahrten sind meist positiv.

Mit Interrail von Patras nach Brindisi, Deckpassage, neben mir drei attraktive Schwedinnen und mehrere Flaschen Rotwein.

Um die 30 Mal den Yangzi flussabwärts von Chongqing nach Wuhan, immer wieder ein Erlebnis.

Mit dem Seelenverkäufer den Mekong und seine Nebenflüsse entlang.

Und selbst die recht seelenlose Fähre von Hoek van Holland nach Harwich im Rahmen der Hongkong-London-Tour hatte ihre romantischen Momente.

Entsprechend stellte ich mir die Überfahrt von Yantai nach Dalian vor. Sonne, Promenadendeck und fröhlich tollende Töchter, während Zornica und ich einen kühlen Chardonnay genießen.


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Die größte Stadt der Welt

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Stadterkundung in Chongqing bei strahlendem Wetter um 30°C

Chongqing ist die größte Stadt der Welt, zumindest auf dem Papier. Im Jahre 1997 wurde Chongqing aus der Provinz Sichuan herausgelöst und zur regierungsunmittelbaren Stadt ernannt. Das bedeutet, dass die Stadt Provinzstatus hat. Dabei wurde Chongqing soviel Umland eingemeindet, dass die Stadt nun auf knapp 30 Millionen Einwohner kommt. Die Fläche ist so groß wie in etwa Österreich. Die Stadt selber hat eigentlich nur knapp 8 Millionen Einwohner. Diese Stadt, die bei uns in Deutschland eigentlich kaum jemand kennt, erkundeten wir heute zu Fuß und mit öffentlichen Bussen.

Als erstes schauten wir uns die „Große Halle“ an. Diese war immer wieder Tagungsstätte der regionalen Regierung und ist heute in erster Linie ein Theater. Anschließend machten wir uns auf die Suche nach Resten von Altstadt. Man schickte uns in ein Gebiet, in dem noch Altstadt vorhanden sein sollte, allerdings waren das alles auf historisch gemachte Touristenstraßen. Eigentlich nur durch Zufall entdeckten wir dann noch ein kleines Viertel mit echter bewohnter Altstadt. Aber vermutlich wird das in einigen Jahren auch nicht mehr da sein und der Modernisierung zum Opfer gefallen sein.

Der Nachmittag war dann zur freien Verfügung und wir trafen uns um 16:00 Uhr im Hotel um mit 3 Taxen zu einem Treffpunkt zu fahren, von dem wir abgeholt werden sollten um zu unserem Schiff für die Yangzi-Kreuzfahrt zu gelangen. Ab Mai wird der Stausee des Drei-Schluchten-Staudammes abgesenkt, um Platz zu schaffen um eventuelle Hochwasser aufzufangen. In dieser Zeit können größere Kreuzfahrtschiffe nicht bis nach Chongqing fahren. Deswegen hatten wir einen 2,5 stündigen Bustransfer nach Fengdu, wo wir an Bord gingen. Auf dem Schiff waren 370 Passagiere und etwa 150 Besatzungsmitglieder. Also schon ein ganz ordentlicher Kahn. Die Nacht verbrachten wir dann an Bord.

Grottengut

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Transfer von Chengdu nach Chongqing mit unserem Begleitbus und Besichtigung der Steinskulpturen von Dazu

Unser Begleitfahrzeug war gerade groß genug dass wir alle hinein passten. So konnten wir gemütlich mit unseren beiden Begleitern nach Chongqing fahren. Gestern Abend hatten uns die beiden noch reichlich mit Tee aus ihrer Heimat beschenkt was eine recht rührende vorgezogene Abschiedszeremonie war. Der Tee war so reichlich, dass er etwas die Kapazitäten unserer Koffer sprengte.

Die Fahrt war angenehm und kurzweilig. Es ging durch schöne Landschaft und je näher wir den Grotten von Dazu kamen, desto schöner wurde sie. Bei den Grotten angekommen, mussten wir feststellen, dass man diese für einen Mega-Ansturm rüstete. Es wurde ein riesen Eingangsbereich gebaut, der noch gar nicht fertig war. Wir fragten, wo der Eingang denn sei und wurden von einem der vielen Fahrzeuge für 5 Yuan pro Person zum etwa 2 km entfernten Eingang gefahren. Wir kauften die Tickets und wanderten in Richtung Grotten. Wir verliefen uns etwas und es dauerte eine Weile bis wir den Eingang fanden. Dort angekommen stellte sich heraus, dass wir gar nicht mit dem Auto hätten fahren müssen, denn der eigentliche Eingang lag nur wenige Meter von dort entfernt wo wir in das Auto eingestiegen waren und bei diesem Eingang konnte man auch Tickets kaufen.

Die Grotten selbst waren schön ruhig und wir konnten sie in Ruhe genießen. Die Ursprünge der Grotten von Dazu gehen bis ins Jahr 650 zurück in die frühe Tang Dynastie. Allerdings wurde über mehrere Jahrhunderte dort an den Grotten gemeißelt. Die schönsten und aufwändigsten Grotten entstanden im 10. Jahrhundert zum Beginn der Song Dynastie. Seit 1999 stehen die Grotten auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe.

Nachdem wir die Grotten verlassen hatten und auf dem Rückweg zu unserem Bus waren, stolperten wir in einem kleinen Dorf noch in eine Dorfhochzeit. Wir wurden eingeladen mitzufeiern, aber leider hatten wir keine Zeit, denn wir mussten ja noch weiter nach Chongqing. Am Abend gegen 20:00 Uhr erreichten wir dann unser Hotel.

Nachtrag

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Epilog

Ein letztes Mal treffen wir vier uns zum Frühstück in dem Hotelrestaurant, das seine besten Zeiten offensichtlich auch schon lange hinter sich hat. Mark kommt gerade vom Bund zurück und berichtet begeistert von den letzten Eindrücken und dem schönen Abschied, den er so für sich von China und dieser Reise genommen hat. Der Abreisetag – blauer Himmel, die Sonne scheint – es verspricht nochmal ein schöner Tag zu werden. Mark berichtet von seinen morgendlichen Erlebnissen. Von den sportreibenden Shanghaiern, die joggend, tanzend und Kampfsport betreibend die Uferpromenade bevölkern. Auch die touristische Altstadt hat er noch einmal besucht. Ein ganz anderes Bild hat sich ihm da offenbart. Die gestern noch dicht gedrängten, vom Touristen-Rummel erfüllten Straßen und Gassen waren offen und frei und die Anwohner haben Netze zum Federball-Spiel aufgespannt.

Nun ist es 10 Uhr vormittags. Gerade habe ich mit Eckart Günther und Mark verabschiedet, die bereits Richtung Flughafen fahren und hoffen in Frankfurt trotz des Lokführerstreiks ihre Anschlusszüge zu bekommen.

Eckart plant noch eine Fussmassage in seinem Shanghaier Haus- und Hof-Massage-Salon, dann wird der er den Tag gemütlich ausklingen lassen, bevor auch ihn spätabends sein Flug in die Heimat zurückbringen wird.
Ich -zu guter Letzt- werde die kommenden drei Tage noch in Shanghai verbringen und die Eindrücke unserer Reise nachklingen lassen.

Wo ist Kungfu Panda?

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Besuch der Panda-Forschungsstation bei bestem Sonnenschein und ein entspannter freier Nachmittag

Am heutigen Tag stand eigentlich nichts auf dem Programm, aber alle hatte Lust, wenn man schon mal in Sichuan ist, sich die größte Panda Forschungsstation der Welt anzusehen. Der Panda, Chinas Nationaltier, ist ja recht selten zu sehen, da er leider vom Aussterben bedroht ist. Es leben angeblich weniger als 10 Pandas außerhalb Chinas. So fuhren wir mit dem öffentlichen Bus in die recht außerhalb liegende Panda-Station. Schon die 45 minütige Busfahrt war ein Erlebnis.

Die Panda Forschungsstation ist ein weitläufiges Gelände mit zahlreichen Gehegen und Häusern, in denen Pandas aller Altersstufen gehalten werden. Insgesamt sind es über 80 Tiere. Wir konnten sie beim Spielen, Fressen oder Schlafen beobachten, aber Kungfu konnte keiner. Die Pandas waren eher ziemlich relaxt, ließen sich nicht stören von all dem Rummel und kauten gemütlich ihre Bambusschösslinge. Was ich bislang nicht wusste war, dass es auch rote Pandas gibt. Die sehen eher wie Katzen aus als wie Bären, gehören aber auch zur Familie der Pandas.

Der Nachmittag war dann wie im Programm angekündigt zur freien Verfügung. Die meisten von uns setzte sich in ein Teehaus in einem der Parks in der Nähe des Hotels und entspannten, oder ließen sich Massieren oder gar die Ohren ausputzen.

Sich treiben lassen

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Stadtbesichtigung in Shanghai

Heute wird ein entspannter Tag. Wir treffen uns nach einem für unsere Verhältnisse späten Frühstück gegen halb zehn in der Lobby und planen unseren Tag. Draußen nieselt es noch etwas, aber der starke Regen der Vergangenen beiden Tage ist es nicht mehr und so begeben wir uns in den nahegelegenem mingzeitlichen Yu-Garten, einer kontemplativen Oase in der hitzigen Großstadthektik Shanghais. In der Sehenswürdigkeit tummeln sich Touristen verschiedenster Nationen mit Tablets und Smartphones vor dem Gesicht, immer auf der Jagd nach dem besten Motiv.

Danach werfen wir uns für ein Stündchen in das Getümmel der touristischen „Altstadt“. um uns später in der Nähe zu einem leichten Dumpling Snack/Essen wieder zu treffen. Nach dem Mahl trennen sich unsere Wege. Mark will noch ein wenig durch die Gassen schlendern und Eckart plant mit Günter bei Kaffee und Massage zu entspannen.

Pünktlich gegen Sechs treffen wir uns wieder. Es ist unser letzter Abend, aber wir planen kein großes Abschiedsessen. Stattdessen Schlendern wir durch belebte Altstadtgassen und schnabulieren das, was uns an diversen Ständen über den Weg läuft und unseren Appetit anregt. Weiter geht‘s zum Bund. Mittlerweile ist Dämmerung hereingebrochen und das gegenüberlegende Pudong erstrahlt wieder in allen Farben des Regenbogens. Wir lassen die Szenerie eine Weile auf uns Wirken, dann springen wir in das nächste Taxi Richtung Pudong.

Allerdings begeht Mark den Fehler auf der linken Seite ins Auto einzusteigen. Offenbar ist das Shanghai verboten und der Chauffeur ist so erbost, dass er uns um ein Haar wieder hinauswirft. Letztendlich können wir ihn aber beschwichtigen und er bringt uns zum Jin Mao Tower, dem dritthöchstem Gebäude der Stadt, wo wir in einer Bar im 87. Stockwerk mit phänomenalen Blick über das nächtliche Shanghai den Abend und unserer gemeinsamen drei Wochen ausklingen lassen.

Phantomschmerz

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Ich stehe im Aufzug, die Türen sind zu und er bewegt sich nicht. Irritiert schaue ich auf die Digitalanzeige.

Keiner hat die Knöpfe gedrückt. Denn meine Kinder sind schon in Yantai.

Nachts schlafe ich mit Licht im Badezimmer und angelehnter Badezimmertür, damit die Kinder den Weg zur Toilette finden.

Zuweilen erwische ich mich dabei, wie ich in einer brenzligen Situation in den Rückspiegel blicke und nach den Kindern schaue.

Phantomschwerzen eines alleinreisenden Vaters, der die letzten Wochen mit zwei kurzen Ausnahmen fast jede Sekunde mit den Kindern verbracht hat. Immer darauf geachtet hat, dass Nora den Fahrstuhlknopf draußen und Sarah den Knopf innen drückt.


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Der Alte an der Grenze verliert sein Pferd

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Erneute Gipfelbesichtigung bei strahlender Sonne und anschließende Fahrt mit dem Begleitbus zurück nach Chengdu.

塞翁失马 (Sai Weng Shi Ma)“ (Der Alte an der Grenze verliert sein Pferd) ist ein altes chinesisches Chengyu (Sprichwort) und bedeutet sinngemäß übersetzt „Wer weiß, wozu es gut ist„. Dazu gibt es natürlich eine Geschichte, die von einem alten Bauern handelt, der nahe der Grenze im Norden wohnte. Eines Tages lief ihm sein einziges Pferd weg. Die Leute aus dem Nachbardorf kamen alle herbei und bemitleideten ihn. Er sagte aber nur: „Wer weiß wozu das gut ist?“. Einige Tage später kam das Pferd mit einem zweiten zurück. Der Sohn des Bauern machte sich sofort daran es einzureiten. Dabei fiel er vom Pferd und brach sich ein Bein. Wieder kamen die Leute herbei und bemitleideten ihn. Und wieder sagte er nur: „Wer weiß wozu es gut ist?“. Eine Woche später kam ein Herold in die Gegend und verkündete, dass Krieg ausgebrochen sei und alle wehrfähigen jungen Männer sich melden müssten. Der Sohn mit dem gebrochenen Bein war natürlich aus dem Schneider.

Das passte heute hervorragend zu unserem Vormittag. Eigentlich wollten wir nach dem Auschecken gleich mit der Gondel und dem Bus wieder hinunter fahren, wo wir abgeholt werden sollten. Die Rezeptionistin sagte aber, dass die Seilbahn direkt neben dem Hotel heute nicht fährt, sondern nur die oben auf dem Gipfel. Also kämpften wir uns die Treppen hinauf, nur um festzustellen, dass die obere Seilbahn defekt war und nun doch die untere fuhr. Erst wollte ich mich darüber aufregen, doch dann meinten die anderen, es sei nach dem Regen heute Nacht so schönes Wetter, dass man doch noch etwas hier oben bleiben könne um die Fotos zu machen, die gestern nicht gemacht werden konnten. So war es dann tatsächlich Glück im Unglück, dass man uns falsch geschickt hatte.

Die Fahrt nach Chengdu am Nachmittag verlief fast reibungslos. Das einzig nervige war, dass wir für die Stadteinfahrt wegen des Feierabendverkehrs und eigentlich permanentem Staus über zwei Stunden brauchten.