Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017
Stadtrundgang durch das historische Yaowan
Es ist Sonntag. Und wie sich das für einen Sonntag gehört, startete der Tag mit einem Gottesdienst in der Kathedrale von Yaowan. Diese wurde 1905 von Kanadiern begründet und 1909 fertiggestellt. Sie wurde mehrfach zerstört und 1980 schließlich komplett abgerissen. 2010 wurde sie dann auf Betreiben der Gemeinde von Xüzhou wieder aufgebaut. Sie gehört der staatlichen patriotischen katholischen Kirche Chinas an, das heißt, man kann dort unbehelligt Gottesdienste feiern. Die anwesende Gemeinde bestand aus 6 Frauen, einem Messdiener und dem Pfarrer. Recht überschaubar. Wir verdoppelten die Gemeinde quasi und wurden mit einem netten Applaus als ausländische Glaubensbrüder und –schwestern begrüßt. Man merkte deutlich die Nervosität der Gemeinde, dass Ausländer an der Messe teilnahmen. Das kam anscheinend noch nicht vor. Ganz rührend war, dass mitten im Gottesdienst eine der anwesenden Damen uns ihre eigene Kniebank, die in der Kirche etwas rar gesäht waren, zur Verfügung stellte damit wir unsere Knie schonten. Der Gottesdienst unterschied sich von der Liturgie her eigentlich nicht großartig von den Gottesdiensten in Deutschland. Es fehlte ein wenig die Orgelmusik aber einen Organisten schien die Gemeinde nicht zu haben. Im Anschluss erzählte uns der Pfarrer noch ein wenig von der Geschichte der Kirche, die sich doch etwas von der offiziellen Darstellungen auf den Erklärungstafeln unterschied. Das abschließende Gruppenfoto war natürlich Pflichtprogramm.
Nach dem Frühstück in der Altstadt machten wir nun den eigentlichen Stadtrundgang und besuchten die Museen der Stadt (sofern wir sie finden konnten, denn der Ort ist ganz schön verwinkelt). Als erstes begegnete uns die Schnapsbrennerei. Dort wurden verschiedene Schnäpse gebrannt von Sorghum (Rotkolbenhirse) über Reis, Mais oder Weizen. Als nächstes fanden wir die Sojasoßen-Manufaktur. Ziemlich geruchsintensiv der Produktionsprozess. Ein bischen verwunderlich war es schon, dass dabei etwas so wohlschmeckendes heraus kam. Es folgten das Heimatmuseum, das Postmuseum, das Gildehaus sowie eine Galerie für traditionelle chinesische Malerei.
Sogar ein Kaffeehaus bot der Ort, was uns immer gelegen kommt. Das Abendessen nahmen wir dann in einem Restaurant am Kaiserkanal ein. Wir saßen im Innenhof obwohl es ein wenig frisch am Abend wurde. Wir wollten zur Feier des Tages mal eine Flasche Rotwein trinken aber der Nachbartisch hatte die letzten beiden Flaschen Rotwein vor unserer Nase weggekauft. Als die Runde am Nebentisch mitbekam, dass wir beim Rotwein leer ausgingen, kam einer der jungen Herren herüber und schenkte uns eine der beiden Flaschen. Eine tolle Geste aber es war uns natürlich schon ein wenig peinlich. Wir schenkten uns ein Gläschen ein und gaben die noch halbvolle Flasche zurück und bedankten uns artig und stießen sehr zur Freude der jungen Herren mit ihnen an. Nach dem sich der Nachbartisch verabschiedet hatte, kam nochmals einer der jungen Männer zurück und lud uns zu einer Geburtstagsfeier in einer Bar ein. Wir lehnten höflich ab, denn wir müssen ja am nächsten Morgen wieder auf die Räder. Aber wir waren natürlich sehr gerührt von der Einladung. Das pasiert einem ja auch nicht alle Tage. Als wir dann selber bezahlen wollten, nahm die Chefin kein Geld von uns an, denn wir seien doch schon alte Freunde wo doch letztes Jahr schon mal eine Gruppe von uns bei ihr gewesen sei. Ich bin immer wieder beeindruckt wie gastfreundlich Chinesen oft sind. In Deutschland ist mir das in einem Restaurant noch nie passiert. Das sind Erlebnisse die man nie vergisst.