Nuwakot

An den Hängen des Himalaya, 10.03. bis 05.04.2017

78 km von Kakani nach Nuwakot und dann nach Trisuli Basaar. Hügelig bis steil bergig (für einige Teilnehmer)

Es gibt Orte, die hinterlassen nachhaltigen Eindruck. Nuwakot gehört dazu.

Das kleine Städtchen Nuwakot ist wohl die am wenigsten besuchte Top-Sehenswürdigkeit in Nepal. Selbst zur Hochsaison sieht der Ort kaum mehr als ein Dutzend ausländische Besucher.

Nuwakot ist zusammen mit Gorkha die Wiege des heutigen Nepals. Von Gorkha kommend, eroberte der Gorkha-König Prithvi Narayan Shah im Jahre 1744 Nuwakot und nutze die Stadt als Ausgangspunkt seiner Kampagne gegen das Kathmandu-Tal. In den Jahren zwischen der Eroberung Nuwakots und dem Angriff auf Kathmandu bauten die Gorkha die Stadt zu einer imposanten Festung aus und orientierte sich hierbei an der Architektur Gorkhas. Ebenso wie das Vorbild thront die Festungsanlage hoch oben auf dem Bergrücken, eine Manifestation von Stärke in roten Ziegeln und Holz.

Das war vor dem Erdbeben. Von der Festung steht noch einiges, wenn auch reichlich windschief und notdürftig abgestützt. Die teilweise mehr als 100 Jahre alten Tempel rund um den Marktplatz sind nur noch ein einziger Schutthaufen, auch fast zwei Jahre nach dem Erdbeben. Von allen Orten, die wir bisher besichtigt haben, zeigen sich hier die Zerstörungen (noch) am deutlichsten, auch weil Nuwakot nur wenige Touristen sieht und daher wohl nicht auf der Prioritätenliste steht. In drei Jahren, so erklärt ein Schild, soll zumindest einer der Tempel wieder aufgebaut sein. Fast 500.000 Euro kostet das. Für EINEN Tempel wohlgemerkt. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis Nuwakot wieder in alter Pracht erstrahlt. Wenn das überhaupt irgendwann wieder der Fall sein wird.

Die Stimmung ist dementsprechend auch getrübt, obwohl der Tag bis dato recht schön war. Der Himalaya hängt sich leider weiterhin in Wolken und die lange Abfahrt von Kakani ins Trisuli-Tal ist ein Flickenteppich aus Asphalt, Baustelle und unbestimmtem Sandgruben. Doch die grandiosen Aussichten über die filigranen Terrassenfelder, über Generationen von den Berghöhen ins Tal geschlagen, machen die zuweilen etwas anstrengende Fahrt trotzdem zu einem Erlebnis.

Das neue Hotel in Trisuli Basaar verwöhnt uns mit ausgezeichnetem Essen, so reichlich, dass die Hälfte der Gruppe beschließt, mit dem Bus nach Nuwakot zu fahren. Einige wackere Radler fahren mit mir die knapp 500 Höhenmeter über steile Serpentinen bis zur Festung. Und werden mit einer rasanten Abfahrt belohnt, die uns die Premiumplätze beim Schmutzbier beschert.

Beim Abendessen auf der Hotelterrasse mit Blick auf den Trisuli ist die Stimmung dann wieder blendend.
Nur der eine oder andere Gedanke geht wehmütig Richtung Nowakot.


Track folgt!

Ab durch die Mitte – und dann steil bergauf

An den Hängen des Himalaya, 10.03. bis 05.04.2017

69 km von Balthali nach Kakani

Bei der Pilottour 2013 sind wir auch durch Kathmandu gefahren. Ebenso 2014. Dann kam das Erdbeben und keine weiteren Nepaltouren mehr.

Nun also wieder die alte Aufgabe: Wie kommen wir durch Kathmandu, ohne von marodierenden Überlandbussen, Stadtrostlauben oder übereifrigen Motorrollern vom Fahrrad geholt zu werden?

Bisher hatten wir den „Augen-zu-und-durch-Ansatz“ gewählt, mit dem Hauptverkehr auf kürzester Strecke über die Ringstraße, nun wartet die Meisterprüfung auf uns: Im Zickzack durch das Zentrum, durch schmale Gassen, Hinterhöfe und Schleichwege.

Und siehe da: Es klappt! Gegen Ende hängen dann die Nerven zwar gewohnt ein wenig schief, was wir aber mit einer Schokoladenpause gut in den Griff bekommen. Ich übersetze die lautstarke Kommunikation des Tante-Emma-Ladens mit der Schokoladentheke frei so:

„Hab‘ ich doch gesagt, irgendwann kommt hier mal eine ausländische Radlergruppe vorbei und kauft alle Schokoladenvorräte, für viel Geld!“

„Und wieviel Schokolade ist uns schon unverkauft geschmolzen?“

„Du musst in größeren Dimensionen denken, im Herbst kommt garantiert wieder ein Gruppe!“

„Davon träumst Du!“

„Besser träumen als nörgeln!“

Und ja, im Herbst wird wieder eine unserer Gruppen durch diese hohle Gasse kommen. Und Schoki geht immer!

Nach Kathmandu geht es dann in Serpentinen stetig nach oben, die Straße war auch schon einmal besser, ist aber gut zu fahren und der Verkehr geht gegen null.

Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir in Kakani und freuen uns über den warmen Ofen im Restaurant.

Das Dhal Bhat war lecker!

P.S. Und auch der Reiseleiter, sprich meine Wenigkeit, ist wieder pedalfähig!


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Der kranke Mann vom Himalaya

An den Hängen des Himalaya, 10.03. bis 05.04.2017

Einmal Tibet und zurück mit ein paar Ausfällen, 105 km mit dem Bus und 70 km mit dem Fahrrad

Unsere Radtour beginnt mit einem Transfer zur nepalesisch-chinesischen Grenze. Das ist so geplant, da die Entfernung recht weit ist und die Strecke zwischen Kodari und Dulikhel bergab deutlich angenehmer zu fahren ist.

Inwieweit sie überhaupt mit dem Rad zu bewältigen ist, wollen wir ausprobieren. 2014 verschüttete ein Erdrutsch bei Barbise Teile der Stadt und ein etwas 5 Kilometer langes Stück der Straße, die allgemein als „Friendship Highway“ bekannt ist und Lhasa mit Kathmandu oder anders gesagt China mit Nepal verbindet. Bis zum Erdbeben 2015 die einzige Straßenverbindung zwischen beiden Ländern.

Seit 2015 unterbrochen. Zhangmu, die Grenzstadt, ist in Gefahr, komplett vom Hang zu rutschen, an dem sie sowieso nur recht hemdsärmlich klebt.

Eine Wiedereröffnung des Grenzüberganges ist wohl nicht geplant, eine Bergkette weiter, im Trisuli-Tal gibt es inzwischen einen neuen Grenzübergang, der angeblich noch dieses Jahr für Ausländer geöffnet wird. Schön wäre es, auch weil wir mal wieder Lust auf unseren Klassiker Auf dem Dach der Welt haben.

Erstaunlicherweise ist die Straße in einem leidlich gutem Zustand. Nach einer Nacht im Last Resort kurz vor der Grenze lassen wir rollen. Über planierte Erdrutsche, kleine Bergdörfer, denen man die ausbleibende Kundschaft durch den fehlenden Fernverkehr ansieht. Und über die eine oder andere Baustelle, der man den chinesischen Bauherren schon von weitem durch die chinesischen Schriftzeichen, die an den Hängen prangen, ansieht.

Eisenbahnbau, mutmaßen wir. China baut die Tibetbahn weiter nach Kathmandu und plant den Lückenschluss mit dem indischen Schienennetz. Überhaupt ist die VR China in Nepal sehr aktiv, vor allem, seit Indien, der gemeinsame Erzfeind, 2015/16 die Blockade Nepals durch indischstämmige Minderheiten im Terai zuließ.

Nepal ist arm, und das Erdbeben 2015 war da nicht gerade hilfreich. Hilfe aus Indien, so denn vorhanden, wird in Nepal mit Vorsicht gesehen, Unterstützung aus China kommt da gerade recht. Wobei diese auch nicht ganz uneigennützig ist, aber das ist westliche Entwicklungshilfe ja auch nie.

Nepal ist also der kranke Mann am Himalaya.

Und ich mache dem Land den Titel leider streitig.

Der erste Radtag lässt sich schon nicht gerade gut an. Kurz nach dem Mittagessen steht die Pannenstatistik bei drei Kettenrissen, einem Mantelriss, einer kaputten Kurbel und zwei Platten. Dann geht mir beim Anstieg nach Dulikhel fasst die Luft aus. Den Berg bin ich schon zweimal gefahren, ohne Probleme. Heute fühlt es sich an, als müsste ich den Mt. Everest mit dem Rad erklimmen.

Am Tag drauf dann die Gewissheit: Ein fiebriger Infekt, 39 Grad Fieber und Schüttelfrost. Für die wunderschöne aber auch sehr anstrendende Wanderung rund um Balthali hat es noch gereicht. Dann geht nichts mehr. Peter und Udo beseitigen dankenswerter Weise die letzten Spuren des Pannentages, die Gruppe, zumeist putzmunter, streckt die Nasen in die Frühlingssonne. Erholt sich von dem einen oder anderen LKW-Auswurf, der beim Schalten pechschwarz aus dem Auspuff schießt.

Morgen dann einmal quer durch das Kathmandutal nach Kakani.

Hoffentlich ohne weitere Ausfälle!

Strecke 16.03.2017 (Last Resort – Dhulikhel)
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Strecke 17.03.2017 (Dhulikhel – Balthali)
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Dürfen Sadhus Fahrrad fahren?

An den Hängen des Himalaya, 10.03. bis 05.04.2017

Ein Tag in Kathmandu – Wetter für Götter!

Wir sind alle angekommen, in Kathmandu. Nachdem ich in den zwei Tagen, die ich schon hier verbracht habe, die Wolken für die Gruppe ausgewrungen habe, gab es gestern schon bei Ankunft Kaiserwetter. Heute setzt sich das fort. Strahlender Sonnenschein, um die 20 Grad tagsüber. Passt!

Gegen Jetlag hilft nur Sightseeing, und das machen wir heute intensiv wie immer in Kathmandu. Die Altstadt rund um den Durbar Square, Pashupatinat, das hinduistische Heiligtum, mit den Ghats, an denen die Verstorbenen verbrannt werden. Und zum Abschluss Bodnat, jenes „Kleintibet“ im Norden der Stadt mit der nach dem Erdbeben frisch restaurierten Stupa.

Fast die Hälfte der Gruppe war schon einmal hier, so bleibt dann Zeit für philosophische Betrachtungen. Über das Leben, den Tod, die Konsistenz von Affenscheiße, eingebracht von unserer sächsischen Fraktion, und die zentrale Frage: Wenn Sadhus, die kiffenden, fotoposierenden Wanderheiligen im Dienste Shivas, nicht Autofahren dürfen, ist ihnen dann Fahrrad fahren erlaubt? Essentiell, die Frage. Ich sehe schon eine Sadhu-Armada die indischen Highways entlangklingeln, auf zwei Rädern, unterwegs im Auftrag des Herrn Shiva, der Legalisierung von Cannabis und für den Umstieg auf das Fahrrad.

Nein, der Schreiber dieser Zeilen hat beim Schreiben nicht an einem Joint gezogen. Er bevorzugt den leicht torfigen nepalesischen Single Malt „Old Durbar Chimney“.

Aber wenn selbst Hans Beimer aus der Lindenstraße genußvoll THC-Wolken ins Familienfernsehn blasen kann und selbst seine Ex-Taube involviert ist, dann sind die Sadhus wohl Trendsetter. Räder für Asketen, höre ich mich rufen! Kann zumindest in Berlin, aber definitiv in Kathmandu nicht schaden.

Daher rauf auf die Räder, morgen geht es gegen Norden, und dann übermorgen stehen die ersten Bergprüfungen an.

Chaihos!

Laotische Entspanntheit in Jinghong

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Tagesausflug auf Schusters Rappen durch Jinghong bei bestem Wetter

Der Morgen beginnt mit einer Debatte. Sollen wir in das Café westlichen Stils frühstücken gehen oder sollen wir unserer allmorgendlichen Nudelsuppe treu bleiben? Die Nudelsuppe trägt schließlich den Sieg davon. Westlich frühstücken können wir in zwei Tagen wieder zuhause.

Frisch gestärkt schlendern wir die Manting Road hinunter zum gleichnamigen Park. Der kostet stolze 54 RMB Eintritt (etwa 7,50 EUR) aber dafür wird auch eine kunterbunte Dai-Show geboten. Die Gesänge sind nicht unbedingt die Erfüllung unserer westlichen Ohren aber dafür ist das Spektakel wie schon gesagt schön bunt. Weiter schlendern wir durch den weitläufigen Park, vorbei an der weißen Pagode und einem großen Binnensee zum Manting-Tempel, der Hauptattraktion des Parks. Die Bauten der Dai-Nationalität und der Tempel sind unverkennbar im Südostasiatischen (laotischen) Stil.

Gestern waren wir in einem Radladen um Rad-Shirts mit chinesischer Schrift zu kaufen. Da der Laden keine solchen Shirts hatte, empfahl er uns zu der anderen Zweigstelle zu gehen, die könnten solche Hemden haben. Da wir glauben in der Nähe des Ladens zu sein, machen wir uns nach der Parkbesichtigung auf den Weg dorthin. Wie sich zeigt ist es doch nicht ganz um die Ecke. Auf dem Stadtplan sieht das näher aus. Was das schlimmste ist, der Weg ist völlig umsonst, denn die Zweigstelle hat auch keine chinesischen Radhemden. Dafür aber welche in Deutsch von Max Hürzeler.

Am Nachmittag fahren wir zum Mekongufer in der Hoffnung eine Dampferfahrt machen zu können. Gibt’s aber leider nicht. Dafür beobachten wir etliche Motoradfahrer, die ihre Maschinen im Mekong waschen. Sogar ein Auto wird zum waschen in den Mekong gefahren. Später entdecken wir noch ein Damen-Kricket-Tournier und schauen dort ein wenig zu. Alles ganz entspannt wie die Dai bzw. die Laoten so sind. Nur keine Eile. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Musikgeschäft vorbei. Da Jörg Schlagzeuger ist, schauen wir uns das Instrumentarium mal an. Der Ladenbetreiber ermuntert uns mal zu spielen. Also machen Jörg und ich eine kleine Session mit Schlagzeug und Gitarre. Blues in E. Der Ladenbesitzer ist so erfreut, dass er uns bittet heute Abend nochmal zu einer Session vorbeizukommen.

Wir essen heute am Mekongufer zu abend. Schönes Ambiente aber das Essen lässt leider etwas zu wünschen übrig. So ist das manchmal in so schicken Läden. Die einfachen Restaurants sind meist doch die besten. Gleich gegenüber des Restaurants befindet sich ein deutsches Bierhaus mit selbstgebrautem Bier. Ich frage den Wirt ob er die Braukunst in Deutschland gelernt habe. Er bejaht es, kann aber erstaunlicherweise kein Wort Deutsch. Macht nichts. Das Bier ist auf jeden Fall recht süffig. Auf dem Rückweg kommen wir wieder absolut rein zufällig an dem Musikladen vorbei. Unsere Groupies, Uwe und Lutz, bedrängen uns förmlich doch nochmal was zu spielen. Also machen wir das. Es ist noch ein anderer chinesischer Musiker da der auch spielt. Der kann irgendwie alles ein wenig. Gitarre, Saxophon und Schlagzeug, ein richtiger Tausensasser. Wir machen nochmal eine etwas ausgedehntere Session und der Ladenbesitzer bedauert, dass wir morgen schon heimfliegen. Aber so ist das leider meistens. Wenn‘s am schönsten ist, muss man wieder nachhause.

Wie in einem anderen Land

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Fahrt nach Jinghong, ca 43 km hügelig, bei bedecktem Himmel

Die heutige Etappe schließt den Bogen. Schon die erste Etappe war eine reine Überbrückungsetappe, die heutige ist es ebenfalls. Wir radeln auf einer Schnellstraße nach Jinghong. Die Strecke ist relativ kurz, so dass wir sie in kapp über zwei Stunden bewältigt haben. Zwei längere Anstiege sind dabei aber sonst überwiegend bergab. Jinghong empfängt uns mit seinem südostasiatischen Charme. Die Häuser sind von der Bauweise denen in Laos sehr ähnlich und die Vegetation ist es ebenfalls. Hier leben die Dai. Diese Minderheit ist ethnisch eng mit den Laoten verwandt. Die Grenze zu Laos ist ja auch nur rund 170 km entfernt. Man kommt sich hier vor, als sei man plötzlich in einem anderen Land.

Nach dem Mittagessen schlendern wir durch die Stadt, schauen uns einen Radladen an und kehren in einem schicken Café ein. Dort gibt es hervorragenden Kaffee und sogar Bienenstich. Nach drei Wochen rein chinesischer Küche, eine willkommene Abwechslung.

Am Abend zieht es uns ans Flußufer. Jinghong liegt am mythenbeladenen Mekong. Am Ufer dort ist ein Nachtmarkt der so ziemlich alles bietet. Der Markt zieht sich über mindestens einen Kilometer und hat an mehreren Stellen kleine Fressmeilen. An einer lassen wir uns nieder und lassen uns begrillen und trinken Beer Lao. Das hat ein paar Umdrehungen mehr als das chinesische Leichtbier. Da merkt man wenigstens, dass man was getrunken hat. Der perfekte Schlummertrunk.


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Wer soll ‘n das alles saufen?

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Fahrt nach Sanchahe, ca 110 km sehr bergig

Wer soll ‘n das alles saufen? Dieser Ausspruch kommt von Jörg als wir durch Teeplantagen fahren so weit das Auge reicht. Die erste Hälfte der Strecke radeln wir vorwiegend durch Teeplantagen. Bergauf und bergab insgesamt sind es heute 1512 Höhenmeter. Die meisten Anstiege sind nicht so arg steil aber ein paar nette Rampen sind doch wieder dabei.

Wenn wir mal nicht durch Teeplantagen radeln, geht es durch tropischen Wald. In einem kleinen Städtchen machen wir Mittag und prompt sitzt am Nachbartisch eine chinesische Radgruppe aus Hangzhou. Die sind natürlich ganz aus dem Häuschen und müssen unbedingt Fotos mit uns machen.

Nach 110 km einer phantastischen Etappe, strahlende Sonne, frisch asphaltierte Straße und kaum Verkehr kommen wir in Sanchahe in unserer Herberge an. Wir wohnen in einer Familienherberge einer gemischten Dai-Han Familie. Das Management der Herberge ist komplett in Frauenhand. Wir werden von vier Frauen gleichzeitig bekocht. Die Küche ist halb im freien so dass wir jeden Arbeitsschritt beobachten können. Es schmeckt mal wieder ausgesprochen lecker und dazu gibt es wieder den selbst angesetzten Schnaps von Xiao Ding. Wie durch Zauberhand ist die Flasche am Ende des Abends leer. Aber laut Xiao Ding bekommt man von seinem Schnaps keinen dicken Kopf. Wir werden sehen…..


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Tee-Pampa

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Fahrt nach Chaboyuan, ca 28 km, bergig

Unser Hotel in Pu’er ist ausgesprochen gut. Sowohl was den Komfort der Zimmer angeht, als auch das Frühstück heute morgen. Den Vormittag verbringen wir noch in Pu’er und schlendern etwas durch die Stadt. In einem Café trinken wir Bananenshake, andere außer Apfel haben sie gerade nicht. Ich fühle mich etwas an das „Meiyou Spiel“ von früher erinnert. In den Restaurants gab es vor 20 Jahren von den Speisen auf der Karte immer nur einen kleinen Bruchteil tatsächlich. Man musste deshalb solange bestellen, bis das Wort „Meiyou“ (haben wir nicht) nicht mehr fiel. „So ähnlich war das auch in diesem Café. „Mango bitte“, „Meiyou“ „und Erdbeere?“, „Meiyou“, “Ananas?“, „Meiyou“. „Was gibt’s denn?“, „Nur Banane und Apfel“.

Gegen Mittag machen wir uns langsam auf den Weg. Die Etappe ist kurz aber knackig. Auf den 28 km haben wir fast 700 Höhenmeter zu bewältigen. Drei der Anstiege sind steiler als alles was wir bislang auf der Tour hatten. Aber um halb vier kommen wir dann in Chaboyuan an. Die Etappe verläuft durch jede Menge Teeplantagen und wir wohnen sogar in Mitten von Teeplantagen in einer parkähnlichen Anlage. Die beherbergt auch ein Teemuseum. Alles dreht sich hier um Tee, sonst gibt es hier nichts. Das Tee-Museum reizt uns allerdings nicht allzu sehr nach der etwas tristen Erfahrung im Salzmuseum in Heijing.

Nach dem Abendessen gehen wir noch ein paar Meter außerhalb der Anlage spazieren und finden ein Ladenzeile, die ein Restaurant, einen kleinen Supermarkt und einen Internet Service beherbergt. Wir kaufen noch ein paar Bierchen im Supermarkt bei der alten Dame mit dem ruppigen Charme und trinken das Bier vor dem Restaurant. Die Läden scheinen alle in der Hand einer Familie zu sein. Es ist heute Abend nicht so kalt und es ist nett den Abend draußen sitzend bei einem Bier zu beenden.


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Großstadt feeling

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Fahrt nach Pu‘er, ca 106 km sehr bergig (1650 Höhenmeter), unsere Königsetappe

Gestern noch Sonne, heute kalt und neblig. So kann‘s gehen in den Bergen. Es ist laut Wetterbericht sogar Regen angesagt aber wir lassen uns nicht beirren und radeln trotz aller schlechter Prognosen los. Es ist zwar kalt und neblig aber der Regen bleibt aus. Das ist das wichtigste, denn bei Regen macht radeln einfach keinen Spaß. Insbesondere weil wir heute reichlich Steigungen vor uns haben. Wir müssen etwas über 1650 Höhenmeter bewältigen auf einer Strecke von 106 km.

Die Strecke ist herrlich. Und dass die Bergspitzen im Nebel verschwinden hat sogar etwas mystisches. In Ning’er essen wir zu Mittag, wie meist gebratenen Reis mit Ei und Gemüse. Als wir weiter fahren kommt sogar die Sonne heraus. Da macht der letzte große Anstieg dann sogar richtig Spaß und bei der langen Abfahrt frieren wir nicht. Allen Prognosen zum Trotz war es ein zwar anstrengender aber richtig schöner Radtag.

Am Abend schlendern wir durch Pu’er auf der Suche nach einem Restaurant. Wir wohnen in einem neugebauten Viertel, das eine neue Ausgehmeile beherbergt. In einem kleinen Restaurant mit Außenbewirtung lassen wir uns nieder. Kurz darauf kommt die Wirtin mit ihrem 13 jährigen Sohn und erklärt uns, dass er Englisch üben solle. Er muss 10 Sätze mit uns wechseln und sie zählt eisern mit. „Das waren jetzt 6 Sätze, noch 4. Los!“ Der arme kleine bringt ziemlich verlegen und stotternd dann schließlich seine 10 Sätze zusammen und ist froh als es vorüber ist. Zum Abschluss müssen wir noch ein Gruppenfoto mit der kleinen Tochter der Familie machen. Wie es scheint, verirren sich nicht viele Ausländer nach Pu’er.

Ein letztes Bier trinken wir noch in einer schick gestalteten kleinen Kneipe in der Country Music läuft. Das hier ist er erste Ort seit Kunming, der richtige Bars und Kneipen hat. Pu’er ist auch der größte Ort seit Kunming. Man sieht hier, die Entwicklung und Modernisierung Chinas zieht sich schon bis in die entlegensten Winkel des Landes, sogar in den äußersten Südwesten.


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Palindrom

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Fahrt nach De‘an, ca 85 km, erst hügelig und später bergig bei strahlendem Wetter.

Das heutige Ziel ist mein Ort, eigentlich… Nur haben die den falsch herum geschrieben. Mein chinesischer Name lautet Ande aber die haben meinen Ort De’an genannt. Die chinesischen Schriftzeichen stimmen nur eben falsch herum. Also ein chinesisches Palindrom. „An“ heißt Frieden und „De“ heißt Tugend (bei meinem Namen übrigens vollkommen passend, ich bin katholisch…) also wohnen wir heute im Dorf des tugendlichen Friedens. Mit anderen Worten, hier ist tote Hose. Der Ort hat zwei Straßen in der einen wohnen wir.

Aber dafür ist das Hotel zwar schlicht, aber sauber und hat eine gute Küche. Aber nochmal zum Anfang. Wie inzwischen bei uns Tradition haben wir uns beim Frühstück verquatscht und fahren mit einer halben Stunde Verspätung los. Ist nicht schlimm meint Xiao Ding, die Etappe ist total flach und nur 86 km lang. Die 1100 Höhenmeter unterschlägt er mal eben. Aber wie sich herausstellt, ist es tatsächlich nicht schlimm, denn wir sind unglaublich fit. Wir fliegen nur so die Berge am Ende der Etappe hinauf. Allen voran Lutz. Ich strample mit einen ab und habe einen verkrampften Gesichtsausdruck und da fliegt Lutz in doppeltem Tempo an mir vorbei und so entspannt, als säße er bei einer Tasse Kaffee. Dass er nicht noch singt und pfeift ist auch alles. Oben angekommen wartet er immer schon auf uns mit den Worten: „Das hat doch richtig Spaß gemacht, oder?“. Hat es heute auch, denn wir haben perfektes Wetter und eine richtig schöne Etappe.

Mal sehen wie es morgen wird, da kommen noch ein paar hundert Höhenmeter und weitere 20 km obendrauf. Beim Abendessen im Hotel ist recht ausgelassene Stimmung dank Xiao Dings Schnaps. Er und seine Frau nutzen die Stimmung um uns ein paar Geschenke zu machen. Auch das hat mittlerweile Tradition. Inzwischen beschränken sie sich glücklicherweise auf Geschenke, die man mit dem Flugzeug auch mit nachhause nehmen kann. Wir bekommen jeder eine Packung Tee aus eigener Produktion mit einem kleinen Vortrag wie der Tee geerntet und verarbeitet wird. Außerdem bekommt jeder eine Packung getrockneter Mu’er Pilze. Das ist echt rührend und wir lernen eine Menge über chinesische Gastfreundschaft. Ein wenig beschämt es uns, dass wir nicht auch Gastgeschenke haben, aber Xiao Ding und Xiao Luo machen uns deutlich, dass die auch gar nicht erwartet werden. Wir sind die Gäste in China. Xiao Ding meint: „Wenn ich nach Berlin komme, kannst Du mir auch was schenken.“


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